Festivalname: Euroblast Festival
Bands: Caligula’s Horse, Northlane, Novelists, Unprocessed, Mnemic, Anima Tempo, Avalanche Effect, Avralize, Ayahuasca, Cauldron, Chaosbay, Defocus, Endgegner, Jakub Zytecki, Kardashev, Ophelia Sullivan, Something Or Other, Trylion, Vower, We Are Perspectives, Floya, Ten65, OU, Avalanche Effect, Consvmer, WalzWerk, Vertex, Dies in The Sky, Kolari, As Living Arrows, Kyros, Naxen, Svynx, Pridian
Ort: Essigfabrik, Siegburger Straße 110, 50679 Köln
Datum: 03.10.-05.10.2024
Kosten: 3-Tages-Festival-Ticket 129 €, Tagestickets ab 39,00 €
Genre: Progressive Metal, Post Metal, Technical Death Metal, Progressive Death Metal, Djent
Veranstalter: Euroblast Collective Schneider & Sprich GbR
Link: https://tickets.euroblast.net
Das Euroblast Festival in Köln ist und bliebt eine Institution im Bereich des Progressive Metal und sorgt jedes Jahr für besondere Erlebnisse, sowohl auf als auch neben der Bühne. Das immer noch vergrößerte Festivalgelände mit Blick bis auf den Rhein und den Dom stand auch in diesem Jahr wieder für die Euroblast Family zur Verfügung und so wurde sich auch bei strahlendem Sonnenschein zwischendurch entspannt und ausgetauscht.
Manchmal fallen die Feiertage perfekt für ein Festival. Der Kalender hat wirklich alles gegeben, mit dem 3. Oktober als Feiertag, sodass das Festival schon am Donnerstag starten konnte und nach drei Tagen am Samstag endet. Dieser Luxus, einen ganzen Sonntag zum Ausruhen zu haben, bevor es wieder an die Erwerbstätigkeit geht, ist eins der vielen Argumente für das Euroblast 2024.
Der erste Tag beginnt direkt um 15:45 Uhr und ich gebe alles, um auch pünktlich da zu sein, denn das Euroblast Opening wird ganz besonders. Ophelia Sullivan spielt als allererstes auf der Main Stage. Schon als ich das Line-Up direkt nach der Veröffentlichung gesehen hatte, habe ich von unten nach oben als Erstes bei Ophelia Sullivan reingehört und war direkt maßlos begeistert. Umso mehr freue ich mich, diese Songs live zu hören, mit vollständiger Band dabei.
Das Set up auf der Bühne sieht schon spannend aus. Die fünf Musiker*innen formen ein M. Links vorne Gitarre, Ophelia hinten links, Keyboard, Klarinette und Gesang in der Mitte. Rechts hinten das Schlagzeug und vorne rechts Bass mit Gesang. Ophelia selber spielt Keys, Gitarren und singt. Das Set up ist insofern spannend, als dass der Mensch, der das Master Mind hinter den Songs hat, sich nicht ins Zentrum der Bühne stellt. Die Show ist gut besucht, denn das Konzert wollten sich noch einige andere nicht entgehen lassen. Das Licht passt perfekt zur Musik und auch der Sound ist besonders gut, trotz der schwierigen Akustik der Essigfabrik. Ich habe auf dieser Bühne ja schon zweistimmigen und dreistimmigen Gesang gesehen, aber der vierstimmige Gesang hier ist wirklich next Level besonders. Mich beschleicht zudem die Vermutung, dass diese Truppe sehr viel geprobt hat. Wie Ophelia später berichtet, ist es die erste Show in der Konstellation, um diese Songs so auf die Bühne zu bringen. Nicht nur dafür, sondern auch allgemein ist das, was die fünf Musiker*innen hier abliefern, einfach perfekt. Es entsteht dieses Gefühl im Raum, dass wir im Publikum mit der Band alle gemeinsam existieren und fühlen, auch wenn wir uns nicht alle sehen oder berühren. Das ist für mich das beste Gefühl, was man in einer Gruppe von Menschen haben kann, und verbindet mich wieder mit der Welt. Nach der Show bin ich einfach sehr berührt und das ganze Festival und die Anreise habe sich schon gelohnt.
Jetzt ist aber auch allerhöchste Zeit für Kuchen.
Danach gucken wir bei WalzWerk auf der Second Stage vorbei. Auch wenn wir die Kust von WalzWerk und die Musiker*innen der Band, die auch privat sehr nett sind, schätzen, ist die Musik leider nichts für uns.
Auf der Main Stage geht es weiter mit Ayahuasca, die wirklich viele Menschen auf der Bühne haben und neben dem Schlagzeug auch noch eine ganze Percussionabteilung aufgebaut ist. Irgendwas scheint beim Soundcheck schon nicht mit der Technik zu laufen. Als der Gitarrist links auf der Bühne dem Tontechniker zuruft, dass sie den Rest dann wohl „on the fly“ machen, denke ich mir schon, dass da gleich ein wohltuender Mix aus den Boxen kommen wird. Und leider behalte ich Recht. Die dumpfe Floor Tom der Percussions ist zu hören und den Rest kann man eigentlich nur erahnen. Nach einer Weile gebe ich auf und komme gegen Ende noch mal wieder. Zwar hört man ein bisschen mehr der Instrumente, aber gut klingt es leider immer noch nicht. Schade, ich wäre sehr neugierig gewesen, wie Tribal Metal so klingt.
Bei der Akkreditierung, die wie immer reibungslos und schnell lief, habe ich den Kollegen Klaus von Betreutes Proggen getroffen und wir unterhalten uns beim senegalesischen Essen.
Gemeinsam gehen wir zu Floya. Die Band kommt mit drei Musikern, Schlagzeug, Gitarre und Vocals aus. Sie tragen alle weiß, bis auf den dunklen Anglerhut und Sonnenbrille des Sängers. Die Outfits passen erstaunlich gut zur Musik und ich erahne da ein Konzept. Kollege Klaus von Betreutes Proggen bleibt auch das weiße Outfit der Band in Gedanken.
Wir gehen sehr pünktlich los in den Keller zur Second Stage, denn der zweite Fund in der Schatzkiste des Euroblast waren im Vorfeld schon Something Or Other aus UK. Ich hatte Paddy, den Bassisten der Band, schon auf dem ArcTanGent Festival in Bristol dieses Jahr kennengelernt und von ihm erfahren, dass die Band beim Euroblast spielen wird. Die Band ist nicht nur ein Zuhause für Transpersonen, sondern hat auch eine klare Message für die Rechte von queeren Menschen, einfach ihr Leben zu leben und gegen den Hass, der ihnen entgegengebracht wird.
Wir sind so pünktlich unten vor der Second Stage, dass wir noch etwas vom Soundcheck mitbekommen und werden von Ollies Vocals schon total vom Hocker gefegt. Auch Gitarristin Avery, die alleine schon 144k Follower auf Instagram hat, ist eine absolute Göttin an der Gitarre und shreddet, was das Zeug hält. Die Performance der Band zieht mich richtig in ihren Bann, und ich finde mich trotz meines gehobenen Alters irgendwie am Rande des Moshpits wieder. Das hatte ich schon eine Weile nicht mehr, aber ich fühle diese Show gerade einfach sehr. Diese Band hat eine ganz eigene Energie, die ich noch nie gespürt habe. Es hat etwas Befreiendes, aber auch sich frei kämpfendes, was vorwärtsdrängt und sich nicht aufhalten lässt.
Der gerade erschienene Song Scapegoat kommt mit einer Ansage: Transmenschen einfach ihr Leben leben zu lassen und nicht als Sündenbock oder Ablenkungsmanöver für andere Dinge verantwortlich zu machen und ihnen Menschenrechte abzusprechen. In diesem Kontext wird auch eine Kinderbuchautorin genannt, die immer wieder gegen Tanspersonen hetzt. Diese Message bekommt Applaus aus dem Publikum und der Song fühlt sich genauso an, wie seine Aussage.
Nach dem Konzert bin ich eine Mischung aus glücklich, verwirrt und nachdenklich. Es war aber sicher nicht das letzte Mal, dass ich Something Or Other live gesehen habe.
Danach geht es dann auch schon zum Headliner des ersten Tages: Unprocessed. Die Band gehört bei mir zu der Sorte Bands, die ich lieber auf Platte höre, als sie live zu sehen. Daran hat sich auch, seit ich sie das letzte Mal hier beim Euroblast auf derselben Bühne gesehen habe, nichts geändert. Musikalisch habe ich absolut nichts auszusetzen, denn die Band um Manuel Gardner Fernandes versteht ihr Handwerk exzellent. Aber die Interaktion mit dem Publikum ist einfach nicht authentisch und holt mich auch dieses Mal nicht ab.
Mein Resümee des Tages ist aber mit Ophelia Sullivan und Something Or Other maßlos begeistert, und ich fahre glücklich nach Hause.
Der zweite Tag beginnt für mich mit Kardashev, die ganz schön brutal daherkommen. Die Vocals sind wirklich auffällig gut, was bei einem Gesangslehrer ja auch so sein sollte. Danach gönne ich mir direkt auch den Kardashev-Kuchen des Tages und stelle fest, dass die Eurokitchen Belegschaft extra eine Stunde Pause gemacht hat, um Kardashev zu sehen. Glücklicherweise bin ich so früh beim Kuchenbuffet und ganz vorne in der Schlange, dass ich das letzte Stück der besonderen Torte ergattern kann.
Nach dem Kuchenschmaus geht es zu Jakub Zytecki, der den Anschein erweckt, der nächste Plini zu werden. Als Nächstes gibt es auf der Main Stage die Franzosen von Ten56. Die Kombination von Deathcore und Testosteron ist auf jeden Fall zu viel für meinen Geschmack und ich freue mich auf die anderen Franzosen, die als Nächstes auf der Main Stage spielen.
Novelists FR sind meine erste Überraschung des Freitags. Seit 2023 ist Camille Sängerin der Band aus Paris und wie es aussieht, kann sie einfach alles. Von Singen bis Schreien, von Springen bis Two-Step und richtig authentische Publikumsanimation. Da könnten sich viele Herren der Schöpfung mal eine Scheibe Skills abschneiden. Ich bin auf jeden Fall sehr motiviert, die Band noch mal live zu sehen.
Als Letztes gibt es heute als Headliner die Australier von Northlane. Die Band bringt eine geballte Ladung Energie mit und das Publikum genießt jede Sekunde.
Der letzte Tag des Euroblast kommt immer viel zu schnell. Als erstes interessiert mich heute die chinesische Band OU. Niemand weiß so genau, wie man sie richtig ausspricht. Eher wie O oder wie U oder wirklich O und dann U? Die Newcomer sind wahnsinnig cool und mischen Livesound mit Teilen aus der Konserve, was besonders bei dem Gesangsarrangement wichtig wird. Ich weiß nicht genau, ob es zum Konzept gehört, aber der Gesang beißt sich teilweise sehr mit der Konserve und für mich Sensibelchen ist das schwer auszuhalten.
Danach gibt es auf der Main Stage die bekannten Gesichter von Chaosbay. Auch wenn manche Songs der Berliner etwas poppig daherkommen, scheinen sie fürs Euroblast die härteren Töne anzuschlagen, was mir auch sehr gut gefällt.
Auf der Side Stage gibt es danach Videospielmusik als Jazz-Version. Endgegner sind wahrscheinlich der Traum eines jeden (Musik)-Nerds und spielen hoffentlich auch mal eine Show mit den Nerd-Metallern von Horizis.
Ebenfalls auf der Side Stage spielen dann noch Kyros, die mich sehr an Voyager erinnern, nur mit weiblichen Vocals. Die Keytar ist auch am Start und vielleicht untermalt das meinen Eindruck. Simmy, die Gitarristin von Voyager, ist lustigerweise auch im Publikum und sieht die Show ebenfalls von hinter dem Mischpult.
Als letzter Headliner spielen die Aussies von Caligula’s Horse. Die Band war auf dieser Tour schon am 23. Mai in Köln, und ich habe den Eindruck, dass ich das Ganze wirklich zum zweiten Mal sehe. Die Abfolge, das Thema der Zeitreise und sogar die Witze von Sänger Jim sind beim zweiten Mal leider weniger spannend. Ich verlinke euch hier noch mal den Bericht zum Nachlesen.
Da heute natürlich Schienenersatzverkehr ist, düse ich auch nach dem Set wieder los, um noch irgendwie nach Hause zu kommen.
Das Euroblast war auch dieses Mal in jeder Hinsicht etwas ganz Besonderes und wunderschön. Ich kann es kaum erwarten, die Euroblast Family nächstes Jahr in Köln wiederzutreffen.