Everdawn – Cleopatra

Handwerklich starkes Symphonic Metal Album der Amerikaner

Artist: Everdawn

Herkunft: New Jersey, USA

Album: Cleopatra

Spiellänge: 52:17 Minuten

Genre: Symphonic Metal

Release: 19.02.2021

Label: Sensory Records

Link: https://www.facebook.com/EverdawnOfficial

Bandmitglieder:

Gesang – Alina Gavrilenko
Gitarre – Richard Fischer
Bass – Mike LePond
Keyboard – Boris Zaks
Schlagzeug – Dan Prestup

Tracklist:

01. Ghost Shadow Requiem
02. Stranded In Bangalore
03. Cleopatra
04. Your Majesty Sadness
05. Infinity Divine
06. Pariah’s Revenge
07. Lucid Dream
08. Heart Of A Lion
09. Toledo 712 A.D.
10. Rider Of The Storm
11. The Last Eden

Schon wieder eine neue Symphonic-Metal-Band? Nur im ersten Moment. Bereits 2016 veröffentlichte die Band ein Album als Midnight Eternal, tourte mit Größen wie Queensrÿche und Therion. Unschöne Streitigkeiten mit Sängerin Raine Hilai und Basser Greg Manning veranlassten die anderen, unter einem neuen Namen weiterzumachen. Den Gesang übernahm die Russland-Kanadierin Alina Gavrilenko, den Bass übernahm Rückkehrer Mike LePond, der sich unter anderem schon bei Symphony X einen Namen gemacht hat.

Cleopatra ist, anders als bei vielen Symphonic Bands üblich, kein Konzeptalbum. Zwar sind alle Songs um die ägyptische Königin herum gebaut, alle Songs sind aber eigenständig und haben nichts miteinander zu tun. Der Opener Ghost Shadow Requiem beginnt schon einmal stark. Etwa eine Minute bereitet eine instrumentale Einführung den Weg, bevor Alina Gavrilenkos Sopran einsetzt. Alina hat an der Western University in London, Ontario ein Studium in klassischer Stimme und Belcanto bei dem kanadischen Bariton James Westman absolviert. Ihre stimmliche Ausbildung kommt dem gesamten Album zugute, denn sie wird niemals langweilig und überzeugt durch Stimmlagenvielfalt. Sie weiß die Stimmlagen hervorragend einzusetzen und erzeugt dadurch immer wieder andere Stimmungen. Beim ersten Hören dachte ich unwillkürlich an die Once-Ära von Nightwish.
Starke Melodien, schwere Instrumentalisierung und perfekte Soli ziehen sich durch das Album. Aber auch ein namhafter Gastmusiker nimmt an dem Projekt teil. Der Song Your Majesty Sadness gewinnt unglaublich durch Alinas Duett mit Therions Thomas Vikström. Klar, erfinden Everdawn den symphonischen Metal mit Operngesang nicht neu, aber hier zählt der Faktor der Unterhaltung und der ist groß. Progressiver Power-Metal wird hervorragend in Szene gebracht. Eine Eigenständigkeit ist hierbei uneingeschränkt vorhanden. Eigene Ideen, viel Instrumentalisierung und reichlich Soli von Gitarrist Richard Fischer zeugen von herausragenden Musikern. Auch das Keyboard-Solo von Boris Zaks im Song Pariah’s Revenge ist absolut irre. Manchmal wäre etwas weniger Sopran mehr gewesen, aber das ist ja eh eine viel diskutierte Geschmackssache. Der Gesangspart von Alina wurde an nur drei Studiotagen auf das fertige Album aufgenommen. Dafür Respekt, aber ist es auch Entschuldigung für Unzulänglichkeiten? Dafür gibt es lange gesanglose Passagen und den instrumentalen Track Toledo 712 A.D.. Die Geschichte zu dieser Schlacht in Hispanola wird also nicht mit einem Text vermittelt. Gottlob gibt es Wikipedia… Im Großen und Ganzen unterscheiden sich die Songs nicht wesentlich, aber Fans von epischem Synthesizer Metal kommen genau wie Symphonic Power Metal Fans voll auf ihre Kosten. Ein Kollege nannte als ähnelnden Vergleich die finnische Band Amberian Dawn, die ich allerdings nicht kenne und die Aussage nicht verifizieren kann.

Das neue Album wurde bereits 2019 aufgenommen und anschließend von Dan Swanö (Opeth, Evergrey, Oddland, Omnium Gatherum) gemischt und gemastert. Das schöne und detaillierte Cover ist von Gyula Havancsák von Hjules Illustration and Design aus Budapest, der auch schon unglaubliche Arbeiten für Accept, Annihilator, Ensiferum, Stratovarius und vielen anderen abgeliefert hat. Erhältlich ist das Album hauptsächlich digital auf allen bekannten Streaming- und Downloadkanälen. Physikalische CDs gibt es unter anderem bei der Band direkt unter  https://lasersedge.bandcamp.com/album/cleopatra-2. Eine Auflage in Vinyl soll es vorerst nicht geben.

Everdawn – Cleopatra
Fazit
Cleopatra ist ein handwerklich starkes Album. Es fehlt einzig der Wow- oder Hit-Faktor, der das Album von anderen unterscheidet oder über andere herausragen lässt. Ich war selten so unentschlossen bei einer Bewertung. Hier hilft glaube ich, einfach nur selber mal reinzuhören. Die digitalen Kanäle machen es einem ja heutzutage sehr leicht.

Anspieltipps: Pariah's Revenge, Rider Of The Storm und Your Majesty Sadness
Norbert C.
8.5
Leser Bewertung1 Bewertung
8.5
8.5
Punkte