Festivalname: Haste Open Air
Bands: Liederkranz Haste, Lichterfeld, FRAUPAUL, Drei Meter Feldweg, Hi! Spencer, Do Not Bleach, Damona, Tripkid, Liedfett, Das Lumpenpack
Ort: Osnabrück-Haste
Datum: 06.09. – 07.09.2024
Kosten: Kombiticket im Early Bird 35 Euro / weitere Preiskategorien
Genre: Rock, Punk
Besucher: 1.200 Besucher pro Abend (ausverkauft)
Veranstalter: Haste Open Air Christus König Gemeinde
Link: www.hasteopenair.de
Heute dürfen wir zum dritten Mal vom Haste Open Air berichten und mittlerweile ist es uns schon fast egal, welche Bands spielen. Dieses Festival ist so unfassbar entspannt, familiär und gut organisiert, dass man immer gerne herkommt. Und die Veranstalter schaffen es jedes Jahr wieder, gute Musiker auf die Bühne zu holen. Selbst wenn das Genre mal nicht ganz unseren Geschmack trifft, müssen wir zugeben, dass die Bands durch die Bank gut sind und Spaß machen.
Doch wir starten unseren Bericht gar nicht im Heute, sondern gucken mal schnell 21 Stunden zurück. Nachdem im letzten Jahr aus einer spontanen Idee heraus Donnerstagsabend ein Gottesdienst zum Auftakt stattgefunden hatte (zeitgleich mit der Partnergemeinde auf Kuba), sollte es in diesem Jahr ähnlich ablaufen. Um 19 Uhr am Donnerstag gab es auf der Bühne einen ca. 25-minütigen Gottesdienst, einen Auftritt des Chors CreDur der Christus König Gemeinde und anschließend eine Tanzdarbietung der in diesem Jahr anwesenden Delegation aus Kuba. Rund 100 Gäste hatten sich eingefunden und entgegen der Erwartung klang dieser erste Abend erst gegen 23:30 Uhr aus.
Zurück ins Heute: Wir sind schon kurz nach Einlassbeginn vor Ort, denn wir wissen, wie rar die Parkplätze vor der Kirche sind. Bei dieser Location ist es immer ein guter Rat, mit den Öffis anzureisen oder zum Fahrrad zu greifen, wenn man die Chance hat. Am Eingang warten schon die fleißigen Helfer der Christus König Gemeinde Osnabrück und der Partnergemeinde San Judas Havanna. Mit vier Personen sind die Kubaner vor Ort und sichtlich begeistert davon, was hier passiert, um sie und ihre Gemeinschaft zu unterstützen. 75 % der Einnahmen fließen immer zu ihnen und der Rest geht an gemeinnützige Organisationen in Osnabrück. Zusätzlich kann man in diesem Jahr noch ein Supporter-T-Shirt kaufen, von dem 5 Euro direkt in der Kuba-Kasse landen.
Ein erster Blick über das Gelände zeigt, dass doch einiges umstrukturiert wurde. Die Toiletten und der Einlass sind auf die Wiese gerutscht, das Merch hat einen neuen Platz und es gibt erstmalig einen Haste Open Air Merchstand. Die Sitzgelegenheiten hinter der Kirche sind auf die gegenüberliegende Seite gewechselt und stehen nicht mehr so im Laufweg. Im Innenhof ist auch deutlich mehr Platz. Die Bühne ist etwas höher und größer und konnte dadurch etwas nach hinten verlagert werden. Man wusste ja schon seit Anfang März, dass beide Abende ausverkauft sind und hat sich entsprechend vorbereitet. Auch an der Würstchenbude gibt es jetzt eine Warteschlangenkette, sodass die Hungrigen nicht mehr unkoordiniert durchs Infield stehen. Insgesamt wirkt alles noch mal viel durchdachter und zeigt einfach, dass sich die Orga wirklich Gedanken macht und aus den Vorjahren Verbesserungen erarbeitet.
Um 17:15 Uhr startet der Liederkranz Haste wie immer das Opening. Heute werden sie unterstützt vom Männerchor Lechtingen und die insgesamt 30 Männer haben schon eine echte Stimmgewalt. Durch den Nieselregen, der von uns absolut nicht eingeplant war, ist unverdient wenig Publikum vor der Bühne, aber aus den trockenen Bereichen der Bierstände wird ordentlich gejubelt. Sie starten mit Drunken Sailor und gehen dann über in das schmissige Barbara Ann von den Beach Boys. Das älteste Chor-Mitglied ist 87 Jahre alt und hat für den diesjährigen Auftritt einen Rap geschrieben, der als Hommage an Haste dargeboten wird. Kappe nach hinten gedreht, Schlagzeug und Gitarre und ab geht’s. Der Song wird vielleicht kein Welthit, aber hier passt er hin, ist witzig und rundet den Auftritt noch mal ein Stück ab. Nach zehn Minuten und einer lautstark eingeforderten Zugabe verlassen die Männer die Bühne und machen Platz für die erste Band des Abends.
Die Osnabrücker Lokalmatadore von Lichterfeld beginnen um 17:40 Uhr ihr Set und der Platz füllt sich während des Auftritts deutlich. Songs wie Gutes Leben, Alaska und Applaus zeigen ihre Bandbreite aus Indie-Punk und Deutschrock. Zu Unser Platz weisen sie noch mal deutlich darauf hin, wie wichtig Vielfalt und Sub-Kultur sind. Schließlich beenden sie ihren Auftritt mit Scotty.
Als nächste stürmen FRAUPAUL aus Hamburg die Bühne und starten sofort durch. Ihre punkig-rotzigen Texte und der schnelle Sound bringen das Publikum ordentlich in Fahrt. Sie verarbeiten Jobfrust und Depression und drücken den Finger in die Wunden der Gesellschaft. Die Songs machen gute Laune und die beiden Frontfrauen haben so eine Power, dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Ich mache mich langsam auf den Weg zum Merchstand und entdecke wirklich abwechslungsreiche Artikel und eine Reihe witziger Aufkleber, einer davon mit dem Text, der mir grad von der Bühne hinterherschallt „Nimm Deine Hand aus meiner Hose, ich rede grad mit Dir…“ Alles in allem ein absolut sehenswertes Trio, das so eine positive Energie von der Bühne sendet und aufs Publikum überträgt, dass es einfach nur die Stimmung heben kann.
Ein Blick auf die Preislisten der Food- und Getränkestände zeigt deutlich, wie fair hier mit dem Besucher umgegangen wird. Bier für 3,50 Euro und alk-frei Drinks für 2,50 Euro sind wirklich human. Und wer zu viel getankt hat, bekommt ein Zwischenwasser aus der Leitung kostenlos. Weißwein und Bowle liegen bei 4 Euro und auch das finde ich absolut im Rahmen. Dazu gibt es keinen Becherpfand, was einem das lästige Pfandholen erspart. Crêpes, Falafeltasche oder die gute alte Mantaplatte, habe ich in diesem Jahr auf keinem Festival zu diesen Knallerpreisen gesehen. Kein Wunder, dass bei den Besuchern die Lust auf Merchartikel ungetrübt ist und die Shirts Schlag auf Schlag unter die Gäste gebracht werden.
Pünktlich um 20:20 Uhr starten Drei Meter Feldweg und auf die bin ich echt gespannt. Mit Pauken Und Trompeten beginnen sie und ich werde nicht enttäuscht. Der Deutschpunk der Musiker aus der Lüneburger Heide macht wirklich Spaß und der Pogopulk wird immer größer. Trotz all dem Spaß und der Feierwut wird aber trotzdem auf die zahlreichen Kinder im Publikum Rücksicht genommen und das macht es hier einfach aus. Jeder ist willkommen und darf mittendrin dabei sein. Was Uns Bewegt, Urlaub Vom Urlaub oder Eine Lovestory – jeder Song feuert das Publikum weiter an. Beim (inzwischen bei den Bands so beliebten) „alle in die Knie“ geht fast der ganze Platz auf den Boden und auch die eingeforderte Polonaise zieht sich durch die komplette Location. Hier haben einfach alle Bock. Besonders stark finde ich Gib Niemals Auf und freue mich, dass es dazu am Merchstand das passende Festivalband für schmale 3 Euro gibt. Mit Sommer Sonne Bier beenden Drei Meter Feldweg ihren einstündigen Slot.
Als fünften und letzten Act des Abends sehen wir um 21:50 Uhr dann noch die Osnabrück Indie-Rock-Band Hi! Spencer. Das Infield hat sich ein wenig geleert, was sicher den kleineren Kindern geschuldet ist, die ihre Eltern nun so langsam ins Bett bringen müssen. Die Stimmung ist trotzdem weiterhin super, nur mit etwas mehr Bewegungsfreiheit. Hier in Haste ist nicht nur das gesamte Team auf Zack, auch die Securitys haben alles im Auge. Und als eine Freundin einen Hustenanfall bekommt, sind sie sofort mit einer Flasche Wasser zur Stelle. Danke dafür! Richtung Norden und Platten machen gute Laune und auch Hallo Jolien vom aktuellen Album wird begeistert gefeiert. Um 23 Uhr endet der Auftritt und wieder bleibt uns nur zu sagen: Gutes Händchen für die Bands und ein insgesamt schöner Abend, an dem einfach alles rundum super war. Wir freuen uns jetzt schon auf morgen mit fünf weiteren Bands und dem Vorverkaufsstart fürs nächste Jahr.
Hier kommt ihr zum Bericht von Tag 2:
Haste Open Air am 06.09. und 07.09.2024 in Osnabrück – Haste Tag 2