Eventname: Heinzelmännchen Hoflärm Festival
Bands: Black Lung, Grin, Mondo Generator, Ghost Woman, Mars Red Sky, Earth Tongue, Zahn, Madmess, Rotor, Hällas, Truckfighters, Karloff, Speck, Slomosa, Old Horn Tooth, Firebreather, Swan Valley Heights, Messa, Acid King, Eremit
Ort: Obersalterberger Hof 1, 57577 Marienthal
Datum: 10.08. – 12.08.2023
Kosten: 99 Euro (3-Tages-Ticket) zzgl. Gebühr und Steuer
Genre: Stoner Rock, Hard Rock, Heavy Rock, Heavy Metal, Retro Rock, Proto Metal, Doom Metal, Psychedelic Rock
Besucher: 666
Veranstalter: Heinzelmännchen Hofcafé
Link: https://www.facebook.com/events/583432620099196/
Fans von Stoner Rock, Hard Rock, Heavy Rock, Heavy Metal, Retro Rock, Proto Metal und Doom Metal finden sich seit 2019 zum Hoflärm Festival (Heinzelmännchen Hofcafé), Obersalterberger Hof 1, 57577 Marienthal ein.
Dieses Jahr steht also ein Jubiläum an: das fünfte Hoflärm Festival. Dabei dürfte das Hoflärm Festival eins unter den wenigen Festivals sein, die während der Coronajahre eine (Backyard) Ausgabe hatten. Ich freue mich sehr, für Time For Metal von Anfang an dabei zu sein. Hier bereits einen herzlichen Dank an Caspar und Reiner für die Einladung und tolle Aufnahme in die „Hoflärm Familie“.
Die Veranstalter haben sich wieder mächtig ins Zeug gelegt, damit das Hoflärm Festival im Westerwald in aller Stoner-Munde ist und der Hof bebt. Vom 10.08. bis 12.08.2023 rockt in Marienthal das Hoflärm Festival wieder gewaltig, erneut sind es drei Tage, wie erstmalig letztes Jahr. Für mich stehen die drei Tage im wahrsten Sinne des Wortes auf Messers Schneide. Am 10.08. bin ich im Krankenhaus und erfahre, dass ich am 11.08. operiert werden soll. Am 11.08. nochmals ins Krankenhaus und kann den OP-Termin auf den 14.08. verschieben, sodass ich das diesjährige Hoflärm Festival doch noch zumindest in Parts mitbekommen kann.
Wegen der ganzen Untersuchungen im Krankenhaus schaffe ich den Beginn des heutigen Tages leider nicht. Black Lung und Mondo Generator muss ich sausen lassen. Die Jungs von Black Lung treffe ich noch am Merchstand, wo ich ebenfalls noch Nick Oliveri (Ex-Kyuss, Ex-Queens Of The Stone Age, Mondo Generator) begegne. Den Kerl am Merchstand kenne ich doch, aber nicht von Mondo Generator. Es ist Michael Amster, der war letztes Jahr mit Nebula hier, denn er ist deren Schlagzeuger. Das sage ich ihm auch. „Klar“ sagt er, „dieses Jahr muss ich bei Mondo Generator ran“.
So sind es also Ghost Woman, die die erste Band sind, die ich heute hier live erleben kann. Obwohl ich noch nicht so ganz richtig aufnahmefähig bin, ein toller Einstand. Ghost Woman begeistern mit ihrem Psychedelic-Folk-Rock-Sound und füllen hier Zeit und Raum. Die Band macht ihrem Namen alle Ehre und beamt die Fans mit verträumten Gitarrenlicks, Fuzz-Effekten und Soundcollagen in andere Sphären. Im Kern sind Ghost Woman der kanadische Multiinstrumentalist Evan John Uschenko, der heute mit Ille van Dessel am Schlagzeug auftritt. Eigentlich ist live noch Uschenkos langjähriger Mitstreiter Nick Hay an den Saiten dabei, dieser fehlt heute jedoch. Das Duo auf der Bühne wirft eine tolle Reminiszenz an Captain Beefheart, Can oder The Velvet Underground in die Fans. Eine Platte hätte ich mir gerne von ihnen mitgenommen, aber leider nichts gesehen. Das kann allerdings darin liegen, dass ich selbst immer noch unter „Strom“ stehe.
Jetzt heißt es endlich einmal alle liebgewonnenen Freude zu begrüßen, herzen und zu umarmen. Ich freue mich jedes Jahr, sie alle wiederzutreffen, manche sehe ich allerdings zwischendurch auch hin und wieder.
Es folgen die Franzosen Mars Red Sky. Wer Sleep und deren Song Dragonaut kennt, wird wissen, woher der Bandname der Franzosen kommt. „Ride the dragon toward the crimson eye / Flap the wings under Mars red sky“ lauten die Eröffnungsverse des Sleep-Songs. Julien Pras (Gitarre, Gesang), Jimmy Kinast (Bass, Gesang) und Mathieu Gazeau (Schlagzeug), die Stoner Mars Red Sky aus Bordeux, gründeten sich bereits 2007. Seitdem gibt es für die Jungs kein Halten mehr. Man hat mit allen Stoner Bands gespielt, die Rang und Namen haben, auch mit ihren Namensgebern Sleep. Live sind alle renommierten Festivals wie Roadburn, Hellfest, Desertfest, SXSW und Sziget dabei und nun auch zum ersten Mal das Hoflärm Festival hier im Westerwald. Die drei Jungs bringen einen Wahnsinns-Sound hier auf die Bühne. Stoner mit Doom Anleihen und auch ein wenig Psychedelic ist dabei. Für mich das erste Mal, dass ich die Franzosen sehe und ich bin direkt begeistert.
Jetzt kommt es auch schon zum Abschluss des heutigen Tages. Die Berliner Grin sind dran. Bei Grin handelt es sich um das Berliner Duo/Ehepaar Sabine und Jan Oberg. Den beiden sympathischen Menschen bin ich das erste Mal auf einem Konzert im Kesselhaus in Wiesbaden begegnet, allerdings waren sie dort mit ihrer anderen Band unterwegs: Earth Ship. Dort werden sie zum Trio und aktuell durch André Klein am Schlagzeug ergänzt. Damit nicht genug, denn das Ehepaar Oberg ist auch noch unter dem Bandnamen Slowshine (ebenfalls mit André Klein am Schlagzeug) unterwegs. Mit Earth Ship und Slowshine habe ich sie die letzten beiden Jahre auf dem Hoflärm Festival in Marienthal live gesehen und dieses Jahr endlich mit Grin. Dass sie dieses Jahr dabei sind, hatte mir Veranstalter Caspar bereits in einem Interview verraten. Den beiden bin ich vorhin vor dem Gig bereits begegnet und die Freude ist groß. André Klein ist natürlich ebenfalls wieder dabei, er übernimmt den Merch von Grin. Immer wieder toll, die drei Lieblingsmenschen zu treffen, das letzte Mal war auf dem diesjährigen Freak Valley Festival, wo sie mit Earth Ship auf der Bühne standen. Mal schauen, was den Berlinern einfällt, um nächstes Jahr wieder beim Hoflärm Festival dabei zu sein?
Mit Grin sind Sabine und Jan seit 2018 unterwegs. Nach dem Debütalbum Revenant im selben Jahr folgte mit Transluscent Blades bereits zwei Jahre später 2020, kurz vor der Coronakrise, der Nachfolger. Erneut zwei Jahre später mit Phantom Knocks das dritte Album von Grin. Die Obergs servieren am heutigen Abend einen erstklassigen gespenstischen Heavy Psych Doom. Ein schweres, übernatürliches, atmosphärisches Soundgebilde umhüllt die einzelnen Songs. Die Fans des Dooms, speziell des Psych Dooms, haben hier ihre Freude. Passend dazu auf dem nun dunklen Hoflärm rotes und manchmal blaues Licht, welches die Atmosphäre geprägt von verzerrten und wabernden Soundgebilden toll untermauert. Wir sind begeistert. Heute ist ja bereits früher Schluss als an den nächsten Tagen. So können wir recht früh nach Hause, morgen steht ja ein weiterer Termin im Krankenhaus an.
Nach dem Termin, der sich doch etwas gezogen hat, geht es wieder ab aufs Hoflärm Festival. Allerdings auch heute die ersten beiden Bands Madmess und Earth Tongue verpasst.
Heute geht es Zahn auf Zahn 😉 Quatsch, die erste Band für uns ist heute Zahn aus Berlin. Zahn ist eine neu gegründete instrumentale Noiserock Band, allerdings mit altbekannten Gesichtern der deutschen experimentellen Szene. Schlagzeuger Nic Stockmann und Bassist Chris Breuer sind normalerweise in der Noiserock-Formation Heads vorzufinden, Gitarrist Felix Gebhard ist Teil der aktuellen Live-Band der Industrial-Noise Combo Einstürzende Neubauten. Das Trio spielt hier eine kongeniale Mischung als Neo Krautrock, Noiserock und Post-Punk. Absolut mein Ding, vielleicht nicht jedermanns Sache, aber mir persönlich gefällt es gewaltig.
Auf Berliner folgen weitere Berliner. Jetzt zocken die Berliner Rotor. Rotor lässt direkt seine Rotoren kreisen. Rotor ist eine rein instrumentale Stoner Band, also Gesang, wie bei Zahn, Fehlanzeige. Dafür müssen sie sich mit ihren Instrumenten halt sehr ins Zeug legen, was ihnen von Beginn an sehr gut gelingt. Das zeigt mal wieder, dass Musik nicht immer Gesang braucht, um ihre Wirkung zu haben. Bei der Performance von Rotor vermisst man zu keinem Zeitpunkt eine Stimme. Dafür sind die Instrumente zu prägnant und bestimmend. Rotor rotieren die Fans wirklich in eine andere Sphäre. Rotor haben mittlerweile eine große Fanbase, das merkt man auch auf dem Hoflärm Festival. Rotor sind mittlerweile bei Album Sieben angelangt, ja Rotor nummerieren ihre Alben tatsächlich nur durch. Rotor sind übrigens momentan als Trio (und damit in Originalbesetzung) unterwegs, da ihr Gitarrist Martin zurzeit krankheitsbedingt ausfällt.
Nachdem Rotor hier ihren tollen Gig beendet und den Rotor ausgestellt haben, wird die Bühne zum Landeplatz der gewaltigen Truckfighters.
Truckfighters haben bereits 22 Jahre auf dem Buckel und sind mittlerweile eine Institution in Sachen Stoner/Fuzz Rock. Neben unzähligen Konzerten haben sie wohl auch so fast jedes Festival gespielt. Außer den Stoner Festivals auch Wacken und heute das Hoflärm Festival. Truckfighters sind zwar immer als Trio unterwegs, sind aber eigentlich ein Duo. Gitarrist Niklas „Dango“ Källgren und Bassist Oskar „Ozo“ Cedermalm benötigen halt für ihre Liveauftritte auch einen Schlagzeuger. Und da die Schlagzeuger keine feste Instanz bei Truckfighters sind, wechseln diese sehr oft. Daher war auch der Titel ihrer letzten Tour: Who’s Drumming On This–Tour! Die Liste der bisherigen Drummer ist schon sehr lang: Paco, Franco, Frongo, Pedro, Pezo, Poncho oder Enzo. Wenn ich richtig liege, müsste es dieses Mal wieder Johan „Toro“ Marberg sein, der auch bei der vorangegangenen Tour dabei war.
Wer mal bei einem Truckfighters-Konzert war, der weiß, dass es bei den Jungs sehr schweißtreibend wird. Nicht nur für die Band auf der Bühne, sondern auch für die Fans vor der Bühne. Die Fuzz-Stoner aus dem hohen Norden bringen hier heute Abend die erwartet heiße Show. Während Oskar „Ozo“ Cedermalm seine Parts mit Bass und Gesang cool und abgezockt bringt, ist HB-Männchen Niklas „Dango“ Källgren meist im „Sprung“ unterwegs. Er hebt permanent ab und ist ununterbrochen in Bewegung. Man könnte meinen, der Song Jump von Van Halen wäre nach einem Konzertbesuch der Truckfighters entstanden. Kaum vorstellbar, wie Dango bei solcher Akrobatik bei Songs wie Altered State, Gweedo-Weedo, 1 Manhattan Project oder Desert Cruiser überhaupt noch seine Gitarre spielen kann. Dabei immer ein Grinsen im Gesicht. Für die Show der Truckfighters ist heute extra auch Kumpel Alex angereist.
Nach der Show treffe ich mich Backstage mit Ozo und Dango, die mir noch Fotos vom letzten Gig in Köln signieren. Die beiden können ihre Begeisterung kaum zurückhalten und machen selbst Fotos davon.
Zu später Stunde wirken natürlich solche liebevoll angebrachten Details wie die illuminierten umgekehrten Kreuze an dem Bühnenrand ganz besonders. Auch das einsame (umgekehrte) Kreuz auf der etwas weiter weg gelegenen gegenüberliegenden Wiese hat seinen Charme, ebenso wie die Beleuchtung in den Bäumen. Das Hoflärm Festival hat schon ein besonderes Ambiente zu bieten.
Hällas sind nun an der Reihe. Hällas kommen nicht, wie es der Name vermuten lässt, aus Griechenland, sondern wie auch die eben abgehobenen Truckfighters aus Schweden. Hällas durfte ich vor Jahren bereits beim Der Detze Rockt und 2019 auf dem Desertfest in Berlin und in diesem Jahr auf dem Freak Valley Festival live erleben. Hällas sind mittlerweile richtig angesagt. Auf dem Freak Valley Festival habe ich auch erfahren, dass sie auf dem Hoflärm Festival in diesem Jahr dabei sein werden. Die Jungs von Hällas stehen in auffälligen Fantasykostümen und geschminkt auf der Bühne. Insgesamt läuft da eine tolle audiovisuelle Show ab. Progrock/Metal mit psychedelischen Attitüden. Die Show ist großes Kino für Augen und Ohren. Hardrock mit psychedelischen Einflüssen der Siebziger ist angesagt. Uriah Heep meets Wishbone Ash and many more. Mittlerweile für mich allerdings keine Überraschung mehr, da wohl zu oft gesehen.
Der zeitliche Ablauf ist leider etwas nach hinten geraten. Daher beschließen wir, nach Hällas nach Hause zu fahren und uns das Late Night Special mit Karloff nicht mehr anzusehen. Das ist zwar recht schade, denn die Black/Punk Band aus Oldenburg hat mir auf dem Der Detze Rockt sehr gut gefallen. Das dürfte hier als Late Night Special mächtig abgehen. Aber ich möchte aufgrund meiner momentanen gesundheitlichen Einschränkungen den morgigen Tag mit den genialen Messa unbedingt noch live erleben.
Heute verpasse ich die erste Band Old Horn Tooth, von der mir meine Freunde Rene und Michael vorschwärmen. Da ich heute Geburtstag habe, erhalte ich eine Menge Geburtsgratulationen. Ich bin echt überwältigt. Auch die Berliner Freunde Jan und Sabine Olberg und André Klein gehören zu den Gratulanten. Für heute habe ich eine Schwarzwälder Kirschtorte bei Katrin geordert, die wir nachher Backstage schlemmen werden.
Heute hat es bereits geregnet und so ist das Grün auf dem Infield etwas matschig. Das wird auch nicht besser, denn immer wieder gibt es zum Teil kräftige Regenschauer. Regen ist auf dem Hoflärm Festival allerdings eine Premiere. Hier und da muss man aufpassen, dass man nicht ausrutscht.
Die erste Band, die ich heute hier auf dem Hoflärm erlebe, sind Speck. Speck nennen ihre Mucke high-energy Space Kraut Rituale. Seit 2019 sind die Wiener/in unterwegs und haben schnell auf sich aufmerksam gemacht. Einen großen Fan, der schon lange von ihnen schwärmt, haben sie in Volker Fröhmer, dem alten Rock-Haudegen, Ansager und Freund des Freak Valley Festivals. Die letzten Jahre auch immer auf dem Hoflärm, fehlt er dieses Wochenende leider aus privaten Gründen. Marcel Cultrera (Gitarre), Lisa Winkelmüller (Bass) und Patrick Säuerl (Schlagzeug) rocken hier das Ding. Gute Idee von Veranstalter Caspar, die aufs Hoflärm Festival einzuladen. Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch Fans. Zumindest mich und ein paar andere. Volkers Begeisterung kann ich nun verstehen.
Nach Speck wird die Torte Backstage angeschnitten und ich bekomme mein Ständchen. Schön, Grin auch mal singen zu hören 😉 Eine geniale Torte, die mir Katrin, die fleißige Küchenfee, hier auf dem Hoflärm Festival gemacht hat! Lieben, lieben Dank!!!
Weiter geht es mit den Münchenern Swan Valley Heights. Aus dem Death Valley von München, welches neben solchen Bands wie Colour Haze (können wohl als die Münchener Urstoner schlechthin betrachtet werden) und Dune Pilot schon einige tolle Stoner Bands hervorgebracht hat, kommen Swan Valley Heights. Das Trio war bereits 2020 auf dem damaligen Hoflärm Bakckyard während Corona hier. Daher für uns keine Unbekannten mehr. Verlangsamte Hardrock-Gitarrenriffs treffen auf ein schleppendes Schlagzeug und einen rollenden Bass. Das ist die Grundlage, auf der sich Gitarrist und Sänger David Kreisl bewegt und auch austobt. Kein monotones Geschrammel, was manchmal dem einen oder anderen Stoner Altmeister nachgesagt wird. Nein, Swan Valley Heights bieten da schon eine coole Abwechslung. Das würde natürlich zur trockenen Hitze des Westwood Desert hier in Marienthal gut passen, leider regnet es aber.
Als Nächstes sind Firebreather dran. Ach ja, Schweden hatten wir ja heute noch nicht 😉 Das Trio auf der Bühne besteht heute allerdings nur aus 2/3 aus Schweden, denn da oben steht am Bass noch ein Berliner. Ja, manche aus dem Publikum reiben sich wohl die Augen, denn den Kerl haben sie doch am Donnerstag noch mit Grin am Schlagzeug gesehen. Jan Oberg hatte mir das vorher schon verraten, daher muss ich mir die Augen nicht reiben. Das klappt augenscheinlich richtig gut mit den Schweden und Jan Oberg. Geiler krachender Stoner/Doom Metal gibt es auf die nassen Öhrchen. Im Publikum auch Sabine Olberg und André Klein, die ihren Bandkollegen da oben anfeuern.
Jetzt sollten eigentlich Messa folgen. Aber es gibt noch eine große Überraschung vorher. Da, wo gestern noch der Merchstand aufgebaut war, ist jetzt eine kleine Bühne, auf der nun als Secret Guest Slomosa einen Gig haben. Das wusste im Publikum allerdings niemand und so ist die Überraschung umso größer. Die, die eingeweiht waren (unter anderem ich), haben dichtgehalten. Alles eilt dorthin. Trotz des Regens wird hier mit Slomosa ausgiebig gefeiert. Slomosa mit ihrem Markenzeichen, dem Kamel, können mit ihrem abwechslungsreichen Stonerrock begeistern. Slomosa sind eine der Lieblingsbands von Caspar und der ist natürlich sehr happy, sie erneut hierzuhaben. Spaß wird bei Slomosa großgeschrieben. Bassistin und Sänger haben permanent ein Lächeln im Gesicht.
Nun folgt die großartige (von mir erwartete) unheilige Messe mit Messa. Sara und ihren Mitspielern bin ich eben Backstage bereits begegnet und ich habe ihnen gesagt, dass ich mich freue, sie wieder live erleben zu dürfen nach ihrem Gig in Bochum vor ein paar Monaten. Schnell ist das Publikum elektrifiziert, die meisten hier dürften Messa bisher noch nicht live erlebt haben. Tiefe, unter die Haut gehende Riffs werden hinausgeschleudert, und wenn Sara ans Miko geht, ist es tatsächlich um einen geschehen. Messa ordnen sich dem Scarlet (Übersetzung: scharlachrot) Doom zu, wobei ich jetzt keine weitere Band wüsste, die sich diesem Subgenre zuordnet. Ich würde dann auch dem, was Messa machen, den Stempel eines Alleinstellungsmerkmales aufdrücken. Nicht nur ich bin total gefesselt, die Liveumsetzung ihrer Songs ist im wahrsten Sinne ungeheuerlich. Wie ein Sog ziehen die Songs die Fans regelrecht in ihren Bann. Songs wie If You Want Her to Be Taken, Babalon oder Suspended sind fesselnd, haben ein Maximum an Dramatik und vermitteln einem den totalen Doom/Untergang.
Neben Saras betörender Stimme ist es Alberto, der das musikalische Geschehen mit seiner Gitarre bestimmt. Er kann sowohl überharte Riffs raushauen, als auch im jazzigen Gefrickel versinken oder auch folkloristische Elemente einfließen lassen. Sara ist auf der Bühne immer wieder mit ihrem Schlagzeuger Rocco in einer (nonverbalen) Kommunikation. Später erklärt mir Rocco, dass sie sich schon seit der Kindheit kennen und ein besonderer Spirit zwischen beiden besteht. Das Quartett Sara (Gesang), Rocco (Schlagzeug), Marco (Bass) und Alberto (Gitarre) spielt eine Wahnsinns Messa heute hier im Westerwald. Als langjähriger Fan dieser Band habe ich mir bereits alle Alben in Bochum signieren lassen. Heute nutze ich die Möglichkeit, das neue (noch nicht im Handel erhältliche) Livealbum am Merchstand mitzunehmen und es mir von der Band, neben ein paar Fotos vom Konzert in Bochum, signieren zu lassen.
Ziemlich feucht und schlammig ist es nun hier auf dem Gelände des Hoflärms. Ich beschließe, nur noch Acid King anschließend zu sehen und das Late Night Special von Eremit für mich ausfallen zu lassen, das sage ich auch den Jungs von Eremit, mit denen ich mich vorhin am Merchstand unterhalten habe. Als Entschädigung nehme ich mir noch die opulente Vinylbox der Band mit.
Die nun aufspielenden Acid King sind natürlich eine Legende und stehen schon lange auf meiner To-do-Liste. Caspar sei Dank, kann ich heute Abend endlich einen Haken daran setzen. Acid Kind ist natürlich Lori S. (Steinberg), das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Band. 1993 in San Francisco gegründet, ist diese Stoner Doom Band wegweisend und Lori so etwas wie die Grande Dame der Szene. Ihr und ihren aktuellen Mitspielern Jason Willer (Schlagzeug) und Bryce Shelton (Bass) bin ich eben schon begegnet und durfte mit ihnen ein Selfie machen. In dieser Besetzung wurde auch das aktuelle Album Beyond Vision eingespielt. Der Name der Band geht übrigens auf Ricky Kasso (auch bekannt als The Acid King) zurück, einem amerikanischen Teenager, der im Sommer 1984 seinen Freund Gary Lauwers bei einem angeblichen „satanischen Opfer“ ermordete.
Nach der Doom Messe von Messa eben, folgt hier nun ein Doom Massaker. Langsame, tief gespielte und stark verzerrte Gitarrenriffs und dazu die hypnotische Stimme der Sängerin Lori S. Zwei komplett verschiedene Doom-Stile, beide genial. Acid King zerfurchen hier den bereits matschigen Acker, alles ist dem Doom geweiht.
So beenden für mich zwei großartige Doom Bands den heutigen Abend, an dem ich mir natürlich gerne noch Eremit als Late Night Special mitgenommen hätte. Aufgrund des Wetters und meines gesundheitlichen Zustandes siegt jedoch die Vernunft.
Danke nochmals an Caspar und Reiner und die vielen helfenden Hände für dieses großartige Festival. Nochmals einen Dank an Katrin für die tolle Geburtstagstorte. Wir von Time For Metal sind im nächsten Jahr bei der sechsten Ausgabe, für die der Termin (08.08. – 10.08.2024) bereits steht, natürlich gerne wieder dabei, wenn es in Marienthal doomt!