In Flammen Open Air vom 11.07. bis 13.07.2024 am Entenfang Torgau

Der Garten am Entenfang steht erneut lichterloh in Flammen

Eventname: In Flammen Open Air 2024

Bands: Alfahanne, Assi Assassin, Benediction, Bloody Vengeance, Brutal Sphincter, Carnivore A.D., Chemicide, Ciemra, Desaster, Death Cult 69, Deserted Fear, Escarnium, Escuela Grind, Endonomos, Firtan, Gruesome, Impaled Nazarene, Iron Walrus, Hangle Rot, Kilatus, Krisiun, Manos, Mezzrow, Mýrdal, Napalm Death, Ondtfødt, Pentagram Chile, Ratos De Porão, Rebaelliun, Sabbat, Sear Bliss, Severoth, Shape Of Despair, Teratoma, Total Hate, Uada, Ultima Necat, Verwoed, Vulture

Ort: Entenfang 1, Torgau

Datum: 11.07. – 13.07.2024

Kosten: 87 €

Besucher: ca. 6.000

Genres: Thrash Metal, Death Metal, Black Metal, Doom Metal, Grindcore

Das erste Mal vom In Flammen Open Air habe ich 2011 oder 2012 gehört. Damals war Veranstalter Thomas in meiner Gegend auf Promoter und hatte mich eingeladen, aber bis zur diesjährigen Ausgabe ist es leider aus diversen Gründen nie gekommen. Ich bin also trotz aller Festivalerfahrung gewissermaßen ein IFOA-Frischling und entsprechend megagespannt. Das Gelände ist mir bereits bekannt, da ich im vergangenen Jahr die Ehre hatte, in der Crew eines weiteren von Thomas und seiner lieben Frau veranstaltetem Festivals – dem Stella Nomine – als Crewmember mitzuwirken, was nebenbei bemerkt schon mal eine fantastische Erfahrung war, auch wenn die Mucke seinerzeit nicht so ganz meine Baustelle gewesen ist. Ich bin jedenfalls schon Wochen vor Beginn megagehyped, da das Billing mit jeder Neuankündigung vielversprechender wird und sich auch mehr und mehr liebe Freunde und Bekannte zur Teilnahme entschließen.

Donnerstag

Am Anreisetag holt mich mein Kumpel um die Mittagszeit ab und nachdem das Marschgepäck ordnungsgemäß verstaut ist, geht die wilde Fahrt los. Ein kurzer Halt noch, wir stärken uns mit einer letzten halbwegs zivilisierten Mahlzeit, bevor die erste knapp einstündige Etappe Richtung Leipzig beginnt. Hier ist noch recht flüssiges Durchkommen. Hinter der Messestadt geht es weniger schnell voran, da uns der Weg über zahlreiche Dörfer führt, leider oft hinter Lkws her, doch biegen wir nach gefühlt einer weiteren Streckenstunde endlich in den Entenfang ein, wo uns bereits eine kleine Autoschlange erwartet. Die überwinden wir dank des zügig arbeitenden Einlasses erstaunlich schnell, der Part mit Platzsuche und Lagerbau erweist sich als deutlich zeitintensiver.

IFOA: Kilatus

Daher verpasse ich leider auch die erste Band des Tages, welche die Warm-up-Party auf der Hauptbühne eröffnet, und laufe erst für Kilatus auf dem Bühnengelände ein. Im Vorfeld hatte ich mich ein wenig mit dem Billing auseinandergesetzt und hatte mehrere Bands ausgemacht, die ich bis dato weder live noch von Platte kenne. Die malaiischen Schwarzwurzelschäler gehören in diese Kategorie. Auch wenn die Jungs aus einem anderen Kulturraum stammen, scheinen sie sich zumindest stilistisch eher an die Gefilde des skandinavischen Black Metals anzulehnen, was für mich zwar klargeht, nur in kleinen Teilen meinem regelmäßigen metallischen Speisezettel entspricht. Das Ganze ist mir beinahe schon zu eintönig, hier dominieren Blastbeats, Doublebassattacken und typisches Gebellfer. In den kleinen Momenten, in denen es auffällig melodisch wird, bin ich aber direkt dabei, denn das gefällt dem Sohn meiner Eltern richtig gut, ist nur leider die Ausnahme.

IFOA: Pentagram Chile

Auf Pentagram Chile freu ich mich, seit die ins Programm gehievt worden sind. Die südamerikanischen Deaththrasher hab ich seit etwa 2000 auf dem Schirm, als mir ein damaliger Schulfreund zwei Demos auf Tape überspielt hatte; im April dieses Jahres kam eine aktuelle Platte heraus, die überraschend geil klingt, aber das wirklich überraschende für mich war, dass die Band, von der ich nur zwei Endachzigerdemos von Tape kannte, tatsächlich noch existiert. Die Chilenen thrashen sich gutgelaunt durch ihr dreiviertelstündiges Set. Vor der Bühne sehe ich hauptsächlich Old School Metaller und gemeinsam feiern wir die Band mächtig ab. Jetzt bin ich vom Gefühl her wirklich auf dem Festival angekommen und der übliche Alltagswahnsinn ist definitiv ausgeblendet. Bisschen schade, dass der Stagemanager streng auf die Uhrzeiten achtgibt und keine Zugabe zulässt, aber die Disziplin kann halt nur gewahrt bleiben, wenn man keinen Schlendrian einreißen lässt und es kommen an diesem Wochenende noch eine Masse an Geilereien.

IFOA: Gruesome

Die nächste bockstarke Kante ist im Florida Death Metal verortet und schon länger keine Unbekannte mehr. Ja, ich weiß, nicht alle Mitglieder von Gruesome stammen aus dem Sunshine State, aber die Band hat sich nun mal bei Gründung die Verehrung des leider viel zu früh von uns gegangenen Chuck Schuldiner und seiner Band Death auf die Fahnen geschrieben, und das hört man nach wie vor überdeutlich. Pfeilschnell gespielter Todesblei mit frickeligen Gitarrenläufen und einer gelegentlich progressiv agierenden Rhythmusfraktion lassen mich direkt in die todesmetallhaltigen Neunziger eintauchen, obwohl ich seinerzeit ja kaum dabei war. Guter Metal ist halt zeitlos, irgendwie. Neben den sauber akzentuierten Growls von Frontmann Matt Harvey macht Bassistin Robin Mazen ordentlich Eindruck auf mich. Mädels an der Bassgitarre machen immer eine ausnehmend gute Figur. Das war weiland schon bei Jo Bench und Bolt Thrower so. Dass die beiden Damen zudem absolute Könner ihres Faches sind, steht ganz außer Frage. Die Amis geben richtig Gas und bringen die dankbare Meute ohne Schwierigkeiten richtig zum Kochen.

IFOA: Sabbat

Als Highlight des heutigen Abends steigen die japanischen Black Thrash-Urgesteine Sabbat in den Bühnenring. Frontsirene Gezol schießt mit seiner Kluft, bestehend aus einer Art Ledertanga und einem ledernen Harness, wie immer den Vogel ab, bevor der erste Akkord überhaupt erklingt. Musikalisch bricht eine extrem speedlastige Thrash Metal-Granate über uns herein. Zwar düster bis schwarz, aber das Kulttrio versteht es, die gesamte Show in eine amüsante und leicht alberne Nummer zu verwandeln. Die Jungs nehmen sich selbst nicht im Mindesten ernst und allein dafür kann man die Drei einfach nur feiern. Alt geworden und doch Kind geblieben. Die Menge feiert und regelmäßig werden „Sabbat, Sabbath“-Rufe skandiert, das Publikum ist mehr und mehr am Ausflippen. Leider sind 60 Minuten viel zu kurz, um auch nur ansatzweise einen guten Querschnitt aus der vierzigjährigen Bandgeschichte unterzubringen und so beschränken sich Sabbat auf einen kleinen, vermutlich halbwegs repräsentativen Querschnitt ihres Schaffens. Im Endeffekt reißt es beinahe allein die Bühnenperformance des Trios raus und ich glaub, heut haben die Jungs eine Menge Fanliebe geerntet.

Auf der Bühne endet die Warm-up-Party, doch an der Bar geht es noch eine Weile mit Hits aus der Konserve und dem einen oder anderen gekühlten Erfrischungsgetränk weiter. Ich genieße nun auch die eine oder andere Hopfenkaltschale und eine Menge lieber Gespräche. Gegen drei verstummt die Musik, die Bar schließt und entlässt uns in die Nachtruhe. Bis morgen!

Freitag
IFOA: Escuela Grind

Der Tag beginnt ganz gemächlich. Ich hab mir gestern nach Ankunft das Flatrate-Bändchen für das Wischi-Waschi-Camp gegönnt. Ist zwar nicht das WC oder die Dusche, die man von zu Hause gewöhnt ist, aber für das Wohlbefinden ein guter Kompromiss. Danach gibt’s einen Kaffee vom italienischen Kaffeemobil und ich geselle mich zu einigen bereits (oder noch?) wachen Gästen, die bereits wieder bleihaltige Getränke in die Gurgel einführen und vertreibe mir die Zeit mit vergnüglichen Plaudereien. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon schallmeien die ersten Töne des Soundchecks übers Gelände. Ich bewaffne mich langsam mit meinem Werkzeug und schlendere langsam zur Hauptbühne. Kurz vor dreiviertel eins betritt Veranstalter Thomas die Bühne und begrüßt alle Besucher zu einem neuen Festivaltag und kündigt eine US-amerikanische Untergrundgrindkombo namens Escuela Grind an. Noch während der erst E-Gitarrenakkord ertönt, schießt Frontfrau Katerina Economous grunzend und wie ein Flummi über die Bühne. Bis zum Ende der Show wird dieser kleine Wirbelwind gefühlt nicht mehr zum Stillstand kommen. Die meisten Stücke sind musikalisch waschechter Grindcore mit einem Hauch Slam Death, zwischendrin wird’s öfter mal modern und groovig, beinahe tanzbar. Aber nur, um gleich darauf wieder in den genretypischen Irrsinn zu verfallen. Das Publikum verlustiert sich einen Großteil des Gigs in Circlepits und artverwandten Tanzstilen und die Genreliebhaber leben sich durch das Tragen skurriler Kostüme und Gadgets aus, Stichwort Seifenblasenmaschine in Form eines Spielzeugrasenmähers. Erzeugt bei mir ziemlich viel Kopfschütteln, ist aber auch irgendwie lustig.

IFOA: Manos

Offensichtlich eine Menge Zuschauer scheinen extra für die Kultkapelle Manos angerückt zu sein. Wer die Kultentertainer der harten Fun-Metal-Szene kennt, weiß auch warum. Die meisten der Songs sind rein textlich halbgarer Nonsens und die Mucke erst mal relativ gewöhnungsbedürftig, aber die Kapriolen, welche die Band selbst und oft auch ihr Publikum abziehen, dafür würden Showrunner wie Monty Python und Kollegen eine Menge Geld zahlen. Gerade haben Andrew, Eule und Ratze mit ihrer Show begonnen – Ratze stilecht mit Fliegerhaube, Hemdchen, Vogelbauer als Tornister und eine Art Stehlampe am Bass festgezurrt und die ersten Knaller zum Besten gegeben, da zieht sehr zügig eine Unwetterfront heran, erste Tropfen nieseln herab und im Hintergrund gibt’s erstes Wetterleuchten. Veranstalter Thomas betritt die Bühne, unterbricht den Auftritt vorläufig und bittet alle auf dem Platz, sich von den umstehenden Bäumen zu entfernen und Schutz zu suchen. Währenddessen setzt für eine kleine Weile regelrechter Starkregen ein und verwandelt den Platz vor der Bühne nebst weiten Teilen des Fotograbens in eine gigantische Pfütze. Viele interessiert das nicht, da die meisten aufgrund der vorangegangenen Tageshitze Schlappen tragen. Der Platz ist wie leergefegt, im Bühnengraben ist es kuschelig und wir haben schwarzhumorigen Spaß. Was willst du auch groß machen? Wirklich kalt ist es ja nicht, nur ein klein wenig unangenehm. Auf den Campgrounds ist die Lage an manchen Stellen etwas prekärer. Zum Teil haben der Sturmböe Zäune und Pavillons nicht standgehalten und viele auf den Plätzen versuchen krampfhaft zu halten und zu retten. Und so schnell, wie die Wetterattacke gekommen ist, ist sie auch schon wieder vorbei. Der Niederschlag endet nahezu vollständig, der Sturm reduziert sich auf beinahe null und es kommt am Horizont sogar die Sonne wieder leicht durch. Die Stagehands entfernen die Schutzplanen von der Technik und für Manos wird für die letzten verbleibenden Minuten die Bühne wieder freigegeben. Es sind zwar viele geile Nummern sprichwörtlich ins Wasser gefallen, aber für Kranker Tannenbaum und die Rutschennummer musste noch unbedingt Platz sein. Und die Fans sind wie die Guppys zu Der Fuchs Schleicht Durch Den Wald, Drehrumbum und Konsorten im Akkord gerutscht. Absoluter Oberkult!

Nachdem ich vorsichtshalber auf Regenjacke und Gummistiefel umgesattelt habe, die Flut auf Platz und Graben nur langsam wegtrocknet, ist’s Zeit für eine Runde Old School Thrash Metal. Ich bin dankbar, dass die Schweden von Mezzrow immer noch – oder vielleicht besser, wieder – existieren. Das Wetter bleibt uns gnädig gesonnen und so kann das schwedische Abrisskommando das Publikum unter Feuer nehmen und macht dabei keine Gefangenen. Eine Mischung aus Testament, alte Metallica und einem Hauch Kreator prügelt uns ordentlich Energie in die müden Knochen zurück. Mir geht bei solcher Mucke ja immer das Herz auf und so stehe ich an der Absperrung und lasse den Nacken ordentlich kreisen. Die Thrash-Bewegung hat ja schon das eine oder andere Jahrzehnt auf dem Buckel, entsprechend alte Säcke stehen da auf der Bühne, aber die machen richtig Alarm und am Ende des Gigs sind nicht nur die Musiker nassgeschwitzt. So macht das richtig Spaß!

IFOA: Ondfødt

Auf die nun folgende Band hatte mich eine befreundete Promoterin aus Schweden gebracht. Ondfødt ist ein finnisches Black-Metal-Quartett und es fühlt sich immer ein klein wenig sonderbar an, derlei finsteren Klängen bei bestem Sommerwetter und gefühlten 30 Grad zu lauschen, da isses für mich trotz des typisch skandinavischen Schwarzwurzelsounds schwierig, die innere Stimmung entsprechend anzugleichen. Und leider hat die Band auch beinahe den gesamten Gig über mit leichten technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, derer die Stagecrew verzweifelt versucht, Herr zu werden. Die Jungs versuchen trotz allem ihre Show sauber abzuwickeln und schaffen’s auf die eine oder andere Weise auch. Und ich bin ziemlich glücklich, dass der eine oder andere Part ein klitzeklein wenig melodisch hervorblickt. Ihr wisst ja vermutlich mittlerweile schon, dass man mich damit auch beim hasserfüllten BM-Irrsinn glücklich machen kann. Auf jeden Fall werd ich mir die Jungs irgendwann noch mal geben, um ihre Show mal störungsfrei zu genießen, denn professionell ist der Stoff allemal. Ich denke, für die erste Tourerfahrung der Jungs war das große Klasse!

Auch die nachfolgende Band ist großteils im Black Metal verwurzelt. Dass dieses Genre sehr facettenreich ist und eine Menge Seitenarme besitzt, muss ich wahrscheinlich keinem hier extra sagen. Die Einflüsse des Punk Rock sind zwar im klassischen Schwermetall beinahe Grundvoraussetzung, waren mir aber im BM eher neu. Mit Spannung erwarte ich also den Auftritt der Schweden Alfahanne. Das erklingt ein finster angehauchtes Intro, die Musiker besetzen ihre Gefechtspositionen und unterdessen schmettert Pehr Skjoldhammer, seines Zeichens Sänger der Alfas, mit einer scheinbaren Stinkwut im Bauch seine offene Wasserflasche voller Wucht auf die Bühnenbretter und schreit sich mit Inbrunst in die erste Nummer der Band ein. Wow, eine derartige Punkattitüde, wenn auch vermutlich ein Showelement, hab ich hier nicht erwartet. Diese rotzige Art und Weise erlebe ich während des Gigs noch häufiger, allerdings überwiegt die typische Black Metal-Monotonie, allerdings begleitet, beziehungsweise verstärkt durch punkrocktypisches Drei-Akkorde-Geschruppe. Ich mag es, auch im Metal mal überrascht zu werden, und für mich fällt diese Neuentdeckung in exakt diese Kategorie. Danke dafür.

IFOA: Sear Bliss

Grundsätzlich fällt die nun folgende Band gleichfalls in die Black Metal-Schublade. Rein stilistisch hab ich zwar einige Platten, die in das Subgenre des Atmospheric Black Metal fallen und hab auch schon den einen oder anderen entsprechenden Gig genießen dürfen, das Besondere ist aber hier genau ein Instrument, das auf der Bühne für mich sehr ungewöhnlich ist. Das, was uns die Ungarn Sear Bliss darbieten, ist eine sehr entspannte Melange aus Melodic Black Metal mit vielen doomig-epischen Anteilen. Aber auch wenn die Band ein Keyboard zum Einsatz bringt, kommt die meiste Epik von einer waschechten Posaune. Hab ich auf einer Bühne bei einem Metalgig noch nie erlebt und verursacht jedes Mal Gänsehaut, wenn Zoltán Pál das Blech ansetzt. Das Gesamtkunstwerk erinnert mich teilweise an Summoning, die sich mit Therion gepaart haben, auch wenn es das bei Weitem nicht trifft. Ich bin während dieses Gigs innerlich ganz weit weg, da ich hier gefühlt der Vertonung düsterer Geschichten lausche. Sear Bliss haben wahnsinnig Tiefgang!

IFOA: Deserted Fear

Im Anschluss wird es wieder sehr viel direkter. Deserted Fear haben für mich einen besonderen Stellenwert, da mich die sympathischen Thüringer bereits seit ihrem 2020er-Demo begleiten. Seit dem Release der letzten Platte – Doomsday – freue ich mich drauf, die Jungs endlich mal wieder live auf der Bühne erleben zu dürfen. Das Trio hat ganz offensichtlich ihre immerwährend gute Laune nicht verloren, denn auch während der Show auf dem In Flammen sind alle Bandmitglieder immer nur am Grinsen und die Ansagen sind immer irgendwie humorig. Eigentlich alles wie immer. Die Setlist setzt sich schön gemischt zusammen. Neben Nummern der älteren Alben liegt das Hauptaugenmerk auf dem jüngsten, deutlich melodischeren Release. Letzteres kommt echt super an, aber egal welcher Song heute zu Gehör gebracht wird: Alle gehen straff nach vorn und geben den Zuschauern ordentlich eins auf die Zwölf, sodass es allen Schwedentod-Kapellen, die über die Jahre Pate gestanden haben dürften, zur absoluten Ehre gereicht.

IFOA: Ratos De Porao

Das Line-Up ist dieses Jahr in der Tat voller geografischer Exoten. Und einer davon ist jetzt fällig. Ich bin sehr erfreut, endlich einmal die brasilianischen Hardcorethrasher Ratos De Porão live zu erleben. Und ich kann euch sagen: João Gordon und sein Abrisskommando ebnen den Torgauer Garten mit ihrer unglaublichen Show spielend ein. Die Zuschauer drehen völlig frei, moshen sich die Nacken zu Staub und ein Circlepit jagt den nächsten. Einige Zuschauer ehren die Band durch das Schwenken einer riesigen Brasilienflagge und die Musiker spielen, je mehr Verehrung ihnen zuteilwird, umso wilder und energischer. Ich bin übrigens froh, dass die Brasilianer die ihnen eigene politisch linke Ausrichtung nicht plakativ heraushängen lassen. Nicht, dass ich da was gegen hätte, ganz im Gegenteil. Aber wenn das Festival selbst möchte, dass unter anderem jegliche Politik vor dem Eingang bleiben möge, ist es schön, wenn das auch durch die Künstler nicht unterwandert wird. Hier regiert für mich ausschließlich geile Mucke und das nicht zu knapp!

IFOA: Krisiun

Wir bleiben für die nächste Band noch in Brasilien. Angesagt sind die Todesblei-Veteranen Krisiun, welche ich nur einige Wochen zuvor bereits auf dem Chronical Moshers Open Air kennenlernen durfte. Dieses Mal beschließe ich, nachdem ich einige Eindrücke fotografisch festgehalten habe, das Konzert aus der Menge heraus zu genießen. Auch heute bewundere ich die extreme Präzision, mit der die Lateinamerikaner zu Werke gehen. Wie ich bereits im Frühling erwähnt hatte, stehen die Jungs ganz sicher auf Augenhöhe mit ihren nordamerikanischen Genrekollegen, die Show ist erneut ein Totalabriss und selbst einige Reihen weiter hinten sehe ich reihenweise Nacken kreisen und Pommesgabeln im Akkord fliegen. Ich selbst lass es etwas ruhiger angehen, da ich mir noch etwas Energie für die nächste Band aufsparen möchte und mein Akku bereits gefühlt im Reservemodus läuft.

IFOA: Napalm Death

Über den Co-Headliner des Tages bin ich etwas zwiegespalten. Napalm Death hatten in den späten Achtzigern und über die gesamten Neunziger mit Sicherheit einen hohen Relevanzfaktor, live auf der Bühne genau wie die Platten, leider haben letztere in der Güteklasse zumindest für mich in den Folgejahren mehr und mehr abgebaut, Smear Campaign und vielleicht noch Time Waits For No Slaves hatten noch brauchbare Titel drauf und wo wenigstens Livegigs früher immer ein Garant für innere und äußere Befriedigung waren, so musste man nun schon seit Jahren darauf hoffen, dass die Jungs eine gute Tagesform haben. Ich bin also extrem gespannt, was das gleich wird. Die Band scheint in hervorragender Stimmung zu sein, Shouter Barney Greenway plappert munter mit dem Publikum, während er etwas hibbelig auf und ab läuft. Das Set besteht zu Großteilen aus Klassikern, offensichtlich haben die Birminghamer Jungs verstanden, dass ihr altes Material noch immer das Brauchbarste ist. Munter grinden sich die Jungs durch die Songs, und in der zweiten Hälfte des Gigs trauen sich dann auch einige Crowdsurfer, die Sicherheitskräfte mit Arbeit zu versorgen. Gegen Ende kommt das unvermeidliche Dead Kennedys-Cover Nazi Punks Fuck Off aufs Tablett, eine Nummer, die auf einem Napalm Death-Konzert schon obligatorisch ist, zu meinem Bedauern noch immer nicht so aufgefasst wird, wie von Jello Biafra seinerzeit ursprünglich gemeint. Fuck politics in metal! Na ja, Spaß hat der Gig trotzdem gemacht, war mal wieder einer der besseren.

IFOA: Shape Of Despair

Bereits im Vorfeld hatte die direkte Abfolge einer Grindcoreband und einer Doom-Metal-Kapelle wie Shape Of Despair für etwas Unverständnis gesorgt. Ich finde die Position der letzten Band des Abends zumindest wirklich mutig. Klar, dürfte es allein der Uhrzeit geschuldet sein, dass sich der Platz vor der Bühne merklich geleert hat, aber nach einer Band, deren Songs jeweils um die zwei Minuten oder weniger dauern und voll ins Mett hauen, danach eine Band auf die Bühnenbretter zu stellen, wo gefühlt keine der zähen Nummern weniger als zehn Minuten geht, ist für mich wirklich ein sehr gewagtes Unterfangen. Damit sage ich definitiv nicht, dass es sich um einen schwachen Gig handelt, im Gegenteil. Ich finde sogar, dass der Auftritt alles hat, was ein großartiges Doom-Metal-Konzert tun sollte, nämlich einen sanft runterzubringen. Natalie Koskinen, Henri Koivula und ihre fantastische Instrumentalfraktion schaffen für mich sogar die Gratwanderung, mich nicht allzu weit runterzuziehen, was ja im Doom manchmal beabsichtigt, guter Festivallaune aber eher abträglich ist. Auch der Wechsel zwischen Klargesang und harschen Vocals ist hier angenehm ausgewogen. Da ich allerdings den ganzen Tag auf den Beinen bin, beschließe ich irgendwann, eine der Bierbänke, die um den Zuschauerplatz herumstehen, zu nutzen, das Konzert zu genießen, während ich mich entspannt mit einer anderen Festivalbesucherin über die Bands des Tages unterhalte. Ich liebe diese spontanen Kontakte unter Gleichgesinnten. Danke auch dafür!

Als Tagesabschluss gönne ich mir ein wohlverdientes Feierabendbierchen und verbringe noch eine Weile bei netten Gesprächen mit lieben Menschen im Barbereich, bevor ich mich müde und glücklich in meiner Folienbehausung eingrabe.

Samstag
IFOA: Hang over run

Meine Morgenroutinen wie Dusche und spartanisches Frühstück sind heute zügig beendet, denn es steht ab 10:00 Uhr der angekündigte Hang-over-Lauf an, dessen Start ich nicht verpassen möchte. Nicht, dass ich vorhabe, den selbst zu absolvieren, aber ich bin tatsächlich gespannt, wie viele Gäste sich an diesem Unterfangen beteiligen werden. Überraschenderweise sind es deutlich mehr als das prognostizierte Dutzend. Nach der kurzen Begrüßung und Einweisung starten um die 30-40 in Sportkluft gewandeten Mädels und Jungs zu einer etwa einstündigen Runde. Gerüchten zufolge sollen es einige wenige mit einer zweiten Runde probiert haben. Ich selbst widme mich nach dem Start einem weiteren Kaffee und halte ein Schwätzchen mit einem sympathischen Portugiesen.

IFOA: Chemicide

Der Vormittag tröpfelt träge dahin, aber irgendwann erklingen die Töne des ersten Linechecks und die MainStage bereitet sich auf den Auftritt der costa-ricanischen Thrasher Chemicide vor. Die Jungs kann man zwar eher der jüngeren Garde des Genres zuordnen, allerdings haben die Jungs schon eine um die 18-jährige Geschichte auf der Uhr und bei vier vollwertigen Alben und einigen kleineren Releases eine Menge geiles Material für eine amtliche Liveshow in petto. Ich kannte die Band bis heut noch nicht, aber ich mag diese schöne Mischung aus Kreator-artiger Aggression und der Geschwindigkeit anderer Jungthrasher wie Havok. Das ist für mich genau das Richtige, um mir die Restmüdigkeit aus dem Gerippe zu prügeln und ganz offensichtlich ist das auch die Meinung zahlreicher anderer Gäste, die erst skeptisch schauen, aber dann nach und nach die Matte kreisen lassen. Shouter Frankie wünscht sich zudem für seinen letzten Gig in Deutschland für den letzten Song einen Circlepit und der Wunsch wird ihm gern erfüllt. Die Zugaberufe müssen dann wie zumeist an diesem Wochenende unerfüllt bleiben, da kennt der Bühnenmanager keine Gnade, nicht so früh am Tage.

IFOA: Preisziehung

Denn schon betritt Veranstalter Thomas die Bühne für das große Gewinnspiel. Bis kurz vorher konnten auf dem Gelände Lose erworben werden, es war eine megageile handgefertigte In Flammen-Plastik ausgelobt. Um Unparteilichkeit zu garantieren, holt Thomas nun eines der ständig an der Bühne herumwuselnden Kids auf die Bühne, welches als Glücksfee die Ziehung ausführen wird. Das gezogene Los Numero Uno ist leider nicht anwesend und nach angemessenem Zeitablauf wird neu gezogen. Der Glückliche befindet sich auf dem Platz und bekommt die Figurine direkt überreicht. Danach gibt’s die mittlerweile obligatorische Einladung an die wohl längste metallische Kuchentafel diesseits der Alpen. Für die nächste Stunde wird angeregt bei Kaffee und Kuchen geplaudert, ansonsten herrscht gefräßige Stille.

IFOA: Brutal Sphincter

Diese trügerische Ruhe endet mit gut gelaunter, maximaler Härte – Brutal Sphincter mitten zum Goregrind-Tänzchen. Alles, was irgendwie den Begriff Grind enthält, ist eigentlich von Haus aus gewaltig drüber. So weit, so bekannt und auch gewollt. Diese verrückten Belgier scheinen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, alle extremen Gesangstechniken zu präsentieren und selbst ein dezentes Inhale/Exhale-Massaker gelingt überraschend gut. Thematisch nimmt man streckenweise den Islam ganz schön aufs Korn, in der Normalogesellschaft würde es dafür garantiert mindestens virtuelle Backpfeifen hageln, aber Grind steht weit außerhalb jeder Norm und dafür liebt es das Publikum und feiert jede einzelne Nummer ausgelassen mit Circlepits und anderen liebenswert-bekloppten Aktionen. Hier hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder man lässt sich von dem Strudel mitreißen oder tritt beiseite und beobachtet das Ganze belustigt oder fassungslos. Ich tue ehrlich gesagt letzteres, da mir für dieses Genre noch der nötige Draht fehlt. Faszinierend ist das Ganze aber allemal.

IFOA: Vulture

Band Nummer drei des Tages erwarte ich mit Hochspannung, denn die vier Studioalben von Vulture sind genau das, was ich unter richtig gutem Speed Metal verstehe und ich bin gespannt, wie die Dortmunder das live umsetzen werden. Als die Band die Bühne entert, sieht man bereits an den Outfits einiger beteiligter Musiker, dass die ganze Geschichte eine echte Verneigung vor dem Old School Metal der Achtziger wird. Bereits die ersten Akkorde bestätigen das. Pfeilschnelle Gitarrenriffs, knackige Bassläufe und böllernde Drums begleiten den teils airraidartigen Gesang. Absolut zum Niederknien. Im Auditorium hat sich zudem hauptsächlich die jüngere Fan-Garde eingefunden, zu der ich mich zugegebenermaßen auch noch irgendwie zähle. Also Fans, welche die erste Blütezeit des Metal nicht oder nur noch am Rande miterleben durften. Die Band drückt während ihres 40-minütigen Spots konstant das Gaspedal durch und lässt viele Köpfe kreisen. Fäuste und Pommesgabeln werden gereckt und so einige singen sogar manche Titel recht textsicher mit. Ich finde das meiste irgendwie anders, als die Platten versprochen haben, aber grundsätzlich extrem geil. Ist leider viel zu schnell vorbei und Vulture hinterlassen eine Menge glücklicher Gesichter.

IFOA: Iron Walrus

Offensichtlich war bei der Erstellung der Running Order manchmal der Kontrastgedanke ein gewisser Leitfaden. Nach einem klassischen Hochgeschwindigkeitsbrett folgen nun also die Sludge-Doomer Iron Walrus aus Osnabrück. Von denen hatte ich mal was in einem Magazin gelesen und mal den einen oder anderen Song gehört, nun also gleich eine ganze Livepackung. Ich bin sehr gespannt, da Downtempo-Gigs ja absolut super sein können, aber leider auch das komplette Gegenteil. Die eisernen Walrösser betreten die Bühne, und das im wahrsten Wortsinn. Alle Musiker sind einheitlich schwarz gekleidet und bis auf Frontdoomster Sven „Aufi“ Aufermann tragen alle Sturmhauben mit Walrosszahnapplikationen. Die erste Hälfte des Sets ist geprägt von ziemlich monotonen Stücken und gerade beim Bass habe ich den Eindruck, dass die Bassklampfe nur eine Saite bräuchte. Im zweiten Teil der Show wird’s dann aber durchaus abwechslungsreicher und die Songs gewinnen die eine oder andere angenehme Facette hinzu. Zudem führt Sänger Aufi ruhig und sympathisch durchs Programm, das fühlt sich für den Zuschauer sehr entspannt und angenehm an. Zusammenfassend muss ich zwar leider sagen, dass mich das Ganze nicht komplett abgeholt hat, aber es war auch alles andere als verschwendete Lebenszeit.

IFOA: Ciemra

Nun wird’s wieder richtig finster. Sprichwörtlich. Die Weißrussen Ciemra zelebrieren eine beinahe sakrale Form des Black Metals und sogar den Bandnamen kann man mit Dunkelheit übersetzen. Das komplette Quintett betritt in vollständig schwarzer Vermummung die Bühne. In Teilen erinnert der Sound an normalen Schwarzmetal: kreischende Gitarren, Doublebase, langsamer, fieser Gesang. Aber zusätzlich wird das Ganze von einem Klangteppich getragen, der sehr an Drone Doom erinnert. Sängerin Malains schneidende Stimme geht einem durch Mark und Bein. Zusammen mit den Outfits bildet das Ganze eine ganz eigene, völlig untypische und doch ganz eindeutig im Black Metal verortete Bühnenshow und ich bin wieder einmal überrascht, wie vielfältig Black Metal sein kann.

Da ich vor zwei Jahren mit dem Gig auf dem Chronical Moshers Open Air die Ami-Deathheads Jungle Rot lieben gelernt hab, freue ich mich ganz gewaltig, Dave Matrise und seine Truppe mal wieder live erleben zu können. Genau wie vor zwei Jahren tritt die Band Ärsche im Multipack und jagt eine Todesbleigranate nach der anderen über den Platz. Das Auditorium ist gut gefüllt und viele der Anwesenden wandeln die musikalische Energie der Dschungelfäule mal wieder in pure Bewegungsenergie um. Und immer, wenn Fronter Dave beginnt, „Oldschool!“ zu skandieren, antwortet ihm das Publikum ebenso leidenschaftlich und lautstark. Ich liebe ganz besonders jede Jungle Rot-Nummer, die spürbare Thrash-Metal-Einflüsse enthält, hier sind oft wundervolle Kreator-Vibes hörbar, die sich mit den Genrehelden von Obituary über Vader bis Benediction paaren. Einfach nur ultralecker!

Zeit für Erinnerungen an einen großartigen Musiker und Teile seines Schaffens. Da ich das Original nie live erlebt habe, bin ich auf Carnivore A.D. schon extrem gespannt. Schon allein das Auftreten des Sängers erinnert mich sehr stark an Pete Steele und soweit ich das mitbekomme, werden heut auch nur Originalsongs präsentiert. Weiß jemand, ob A.D. auch ohne Pete noch Songs geschrieben haben oder besteht die Band „nur“ noch als Memory-Formation? Wie auch immer, es ist ein klasse Auftritt und ich finde es fast ein bisschen erschreckend, dass es nur verhaltene Reaktionen gibt, als der Fronter das Publikum mit den Worten „but you will never see the light because“ zu einer Antwort provozieren will. Natürlich ist nun der Bandklassiker God Is Dead von der ersten, selbst betitelten Platte angesagt. Dazu ist die Bühne beinahe völlig in grünes Licht getaucht, eine weitere Hommage an Pete Steeles zweite Band Type O Negative. In solchen Momenten kriecht mir dicke Gänsehaut am gesamten Körper entlang. Als der Sänger zum Abschluss des Gigs eine Gedenkrede auf Pete Steele hält, ist es totenstill im Publikum und man hätte eine Stecknadel fallen hören können, was dann aber durch immer lauter werdende „Pete, Pete, Pete!“ Rufe und tosenden Applaus beendet wird.

IFOA: Uada

Bedauerlicherweise befinden wir uns nun schon im letzten Drittel des Abschlusstages. Auf dem Plan steht nun mit Uada eine Band, deren melodische Spielart des Black Metal ich wirklich sehr liebe. Deswegen besitze ich auch alle vier Scheiben der Ami-Formation, die sich seit meiner Entdeckung der Band sehr häufig durch meine PA fräsen durften. Das Faszinierende an der Band ist, dass Monotonie und Melodie nicht unbedingt in Widerspruch stehen müssen, was heut Abend einmal mehr unter Beweis gestellt wird. Ich bin, genau wie viele andere, hauptsächlich am Genießen und Träumen, weniger am Abgehen. Das Programm besteht naturgemäß nicht aus kurzen Hits, sondern aus ausladenderen Titeln, die beinahe schon als episch bezeichnet werden müssen. Leider hat die Band durch ihre längeren Songs gefühlt gerade mal Zeit für um die fünf Titel, aber erzeugt damit noch vor Ende des Gigs sofort Lust und Motivation, einen weiteren Konzertbesuch auf die persönliche Agenda zu setzen. Einziges Manko während dieses Gigs ist eigentlich, dass sich immer mal ein Schwall des Räucherwerks Bahn bricht, welches mit Beginn des Auftritts entzündet wurde. Sicher zur Untermalung der rituellen Atmosphäre, mir verursacht es leider nur dezenten Brechreiz.

IFOA: Desaster

Nun steht ein weiteres persönliches Freudenfest an. Es ist zwar noch keine zwanzig Jahre her, dass ich auf die Koblenzer Chaoten von Desaster gestoßen bin, aber jedes Mal, wenn ich die Chance sehe, einen Gig von den Jungs zu besuchen, krieg ich schon immer ein kleines Leuchten in den Augen. An diesem Abend trümmert uns die Band in den ihnen zur Verfügung stehenden knapp 50 Minuten ein wahres Best-of aus reichlich 36 Jahren schwarze Thrash-History um sie Ohren und mein damaliges Einstiegsalbum Satan’s Soldiers Syndicate wird dabei ebenso bedacht wie ihr neuestes, mittlerweile schon wieder drei Jahre altes Release Church Without Saints. Chefröhre Guido „Sataniac“ Wissmann und seine desaströsen Sympathen wüten sich extrem gut gelaunt durch den Gig, dass es eine wahre Freude ist. Zu wundervollen Hochgeschwindigkeitsgitarrenläufen lasse ich den Schädel kreisen und quittiere die fiesen Schreie mit weit irre aufgerissenen Augen und der einen oder anderen Pommesgabel. Meine Fresse, das ist immer noch genauso wunderbar wie damals in Markkleeberg, als ich Desaster zum ersten Mal noch mit etwas anderer Besetzung erleben durfte. Wahnsinn!

IFOA: Impaled Nazarene

Ein letztes Mal Co-Headlinerzeit. Auf dem Programm steht eine Band, mit der mich unser leider viel zu früh von uns gegangene, liebe Enrico „Ennie“ Haagen vom Skullcrusher Dresden e.V. vertraut gemacht hatte. Rest in power! Ich glaube, ohne seine mitreißende, vehemente Agitation hätte ich mich bis heut nicht an Impaled Nazarene rangewagt, da bin ich ehrlich. Denn gerade live sind die Finnen eigentlich ein Sinnbild an Bösartigkeit im Black Metal, nicht von der Art der Bühnenshow, sondern tatsächlich aus dem Inneren heraus. Ok, es schafft aber wahrscheinlich auch kaum eine Genreband, diese Bösartigkeit gleichzeitig so gut gelaunt zu präsentieren, was mir auch dieses Mal wieder gehörig Eindruck und Respekt abnötigt. Mein wieder einmal ungläubiges Staunen sieht vermutlich ziemlich belämmert aus, bei all dem Irrsinn fällt das aber hoffentlich nicht allzu sehr auf. Das Ganze ist für mich übelst faszinierend, nur die abartigen Höhen, die sich von allen an diesem Wochenende auftretenden Bands abheben, sind mein persönlicher Endgegner, aber das kann mich bei all der Ermattung nicht mehr schocken, da müssen schon Bäcker kommen und keine Brötchen.

IFOA: Benediction

Zum glorreichen Finale dürfen dann die Engländer Benediction blasen, eine Death-Metal-Kapelle, die bereits in den für das gesamte Genre extrem wichtigen frühen Neunzigern ihre Duftmarken mit den Kultalben Subconscisious Terror und The Grand Leveller setzen konnte. Und im Gegensatz zum Chronical Moshers Open Air vor zwei Jahren fahren die Briten das Publikum noch mal richtig hoch und schaffen es tatsächlich, das gesamte Infield noch mal richtig mit ihrem Oldschool-Todesblei zu aktivieren. Mir gefällt es vor allem, mit wie viel Humor Sänger Dave Ingram auf der Bühne zu Werke geht. Schon die Nummer mit seinen Stiefeln beinahe zu Beginn des Gigs ist eigentlich Stoff für eine Legendenbildung, hätte die Band nicht längst Legendenstatus. Das Wahnsinnsset tangiert Albenklassiker und manchmal eher durchwachsene Werke gleichermaßen, setzt das Ganze zu einer perfekten Mischung zusammen und alle Zuschauer noch mal so richtig in Brand. Ich headbange bis zum letzten Akkord wie ein Irrer und vor der Bühne genau wie im Bühnengraben gerät die Party außer Rand und Band. Als dann nach reichlich Überziehung irgendwann tatsächlich endgültig der Hammer fällt, hat mit Sicherheit keiner mehr auch nur den Hauch einer Restenergie. Missionsziel absolut erfüllt!

Wunderbare drei Tage und Nächte haben wir feinsten harten Metal genießen dürfen. Klingt schön ausgedehnt, war dann plötzlich doch viel zu schnell vorbei. Ich danke allen altbekannten Metalheads und den vielen neuen Mitheadbangern, mit denen ich das eine oder andere Mal kräftig abfeiern durfte. Ganz großes Dankeschön geht raus an Thomas und Christina für euere herzliche Gastfreundschaft. Ich verneige mich vor dieser fantastischen Festivalcrew, ohne euch wäre so ein familiäres Festival mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht möglich. Und das letzte große Chapeau gilt den zahlreichen großartigen Bands aus der ganzen Welt, ihr habt den Garten wieder einmal so richtig zum Brennen gebracht. Ich hoffe, viele von euch 2025 am Entenfang wiederzutreffen, ihr seid alle großartig!

Metal ist Freiheit!