Interview mit Jesper und Jens Nicolai Gräs von Iotunn

Interessante Einblicke auf die musikalischen Wurzeln der beiden Gitarristen

Artist: Iotunn

Herkunft: Farö und Dänemark

Genre: Progressive Doom Metal

Bandmitglieder:

Gesang – Jón Aldará
Gitarre – Jesper Gräs
Gitarre – Jens Nicolai Gräs
Bass – Eskil Rask
Drums – Björn Wind Anderson

Passend zur Veröffentlichung des neuen Meisterwerkes Kinship (Review hier) gibt es hier ein bereits vor einiger Zeit geführtes Interview mit den beiden Gitarristen der Band. Jasper und Jens Nicolai Gräs berichten bereitwillig über ihre musikalische Herkunft und dem, was da nun Ende der Woche kommen wird.

Time For Metal / Kay
Schön, dass es heute klappt. Hatte mich erst spät für das Interview gemeldet. Erzählt doch mal, wie seid ihr zur Musik gekommen und welche sind eure musikalischen Wurzeln?

Iotunn / Jesper
Wir lebten in Dänemarks Norden auf einem Bauernhof mit Milchwirtschaft. Durch Krisen mussten wir das aber aufgeben und unsere Familie zog um. Ich war zu dem Zeitpunkt ungefähr acht Jahre alt. Einer unserer neuen Nachbarn hat mir dann Sad But True von Metallica vorgespielt und mir wurde klar, welchen Weg ich beschreiten muss.

Time For Metal / Kay
Musikalische Früherziehung. Es hätte auch viel schlechter gehen können.

Iotunn / Jens
Das stimmt, aber als jüngerer hat mich das noch nicht richtig erreicht. Das kam erst etwas später.

Iotunn / Jesper
Für mich war damit klar, wie es weitergehen muss, auch wenn ich dafür eigentlich noch etwas jung war, aber meine Richtung wurde so vorgegeben. Ich wollte so Gitarre spielen wie Kirk Hammet. Als erstes „Instrument“ hatte ich dann einen alten Tennisschläger von meinem Onkel, auf dem ich dann so tat, als wäre es eine Gitarre.  Wir genossen die Abende, wenn mein Onkel mit eigener Gitarre dänische Volkslieder vortrug, und auch das hat uns geprägt. Später haben wir dann aber mit klassischer Gitarre angefangen, bevor es irgendwann zur elektrischen reichte.

Time For Metal / Kay
Aber nicht nur Metallica waren prägend, sondern welche Bands haben euch begleitet?

Iotunn / Jesper
Ach, da war kaum etwas, was nicht gut zu hören war. Da wir uns kaum Musik kaufen konnten, haben wir Musik-CDs und -LPs auf Kassetten überspielt. Eine der Kassetten hatte auf der einen Seite Metallicas Black Album und auf der anderen Seite AC/DCs Who Made Who.

Time For Metal / Kay
Das ist ja ein nicht so schlechter Anfang. Interessante Mischung. Und wie ging es dann weiter?

Iotunn / Jesper
Musikalisch kamen dann Guns n’ Roses dazu und mit AC/DC und Metallica sind das die musikalischen Wurzeln. Allerdings beschäftigte ich mich auch intensiv mit Musik aus den 60ern und 70ern, wovon ich so angetan war, dass ich eine eigene Band wollte.  Ich hatte mir zunächst eine Space Rock Band vorgestellt, aber durch die vielen Einflüsse hatten wir noch nicht so den richtigen Weg gefunden. Bis 2011 haben wir dann herumexperimentiert, bis es dann zu Iotunn wurde.

Time For Metal / Kay
Das ist ein interessanter Werdegang. Wie ging es weiter?

Iotunn / Jesper
Nachdem dann mein Bruder Jens bei einem Konzert als Aushilfe eingesprungen war, beschloss er zu bleiben. Damit haben wir dann 2016 unsere erste EP The Wizards Fall herausgebracht. Einflüsse sind deutlich zu hören, obwohl wir natürlich versucht haben, eigene Wege zu beschreiten. In der Zeit zwischen 2011 und 2016 haben wir dann unseren Weg gefunden und vor allem zu dem Sound, den wir jetzt haben.

Iotunn / Jens
Ja und so sind auch meine ersten musikalischen Berührungen, die ich durch meinen Bruder damals bekommen habe. Das hat geprägt. Du bist ja etwas älter, müsste doch ähnlich sein, zumindest der Werdegang?

Time For Metal / Kay
Ja, ähnlich, ich bin mit dem Classic Hard Rock von Deep Purple, Black Sabbath, Uriah Heep und Led Zeppelin aufgewachsen. Hätte ich mich damals musikalisch entfalten wollen, wäre das meine Richtung geworden. Aber ich kann kein Instrument spielen. Der eine halbherzige Versuch scheiterte kläglich. Aber ihr beherrscht die Gitarre meisterlich, wie auf dem letzten Album Acess All Worlds bewiesen wird.

Iotunn / Jens
Das bedeutet üben, üben, üben, und nicht nur elektrisch, sondern auch akustisch. Klassische Gitarre, das ist ein guter Lehrmeister, da darfst du dich nicht verspielen, das hört man.

Time For Metal /Kay
Als Gitarrist hat man ja eigentlich auch Vorbilder oder sagen wir mal Gitarrenhelden, wer ist das so bei euch?

Iotunn / Jens
Vor allem Gitarristen, die aus dem Blues, Rock oder Metal kommen. Hendrix, Randy Rhoads, Jimmy Page oder Marty Friedmann. Es gibt noch einige mehr und es werden auch immer mehr. Ich entdecke immer mal wieder einen neuen guten Gitarristen für mich.

Iotunn / Jesper
Ich hätte da noch David Gilmour, Angus Young oder auch Stevie Ray Vaughan im Angebot. Aber das sind nur einige. Wie ist es bei dir?

Time For Metal / Kay
Es gibt schon einige Gitarristen. Ganz vorne David Gilmour und Ritchie Blackmore, zumindest zu Deep Purple und Rainbow Zeiten. Dann Hermann Li oder auch von der deutschen Prog Band RPWL Kalle Wallner. Ich bin aber nicht so sehr nur auf Gitarristen fixiert. Es gibt viele gute, aber auch Bassisten und Drummer sind wichtig, ebenso wie der Sänger.  Nun aber weg von mir zurück zu euch. Iotunn, ein nicht so einfacher Name. Woher stammt der? Für mich klingt es nach etwas Nordischem.

Iotunn / Jesper
Genaugenommen ist Iotunn das nordische Wort für Riese. Das hat uns gut gefallen und da in unserer Musik auch nordische Mythologie enthalten ist, passte der einfach.

Time For Metal / Kay
Auf Access All Worlds ist euer Sänger Jón Aldará dazugekommen. Er hat so etwas Bestimmtes in seiner Stimme, die den Songs noch mehr Tiefe und Gefühl gibt. Da habt ihr einen guten Fang gemacht.

Iotunn / Jens
Ja, das war ein Glücksgriff. Er versteht es genau, die Stimmung wiederzugeben, die in den Songs vorkommt.

Time For Metal / Kay
Wie würdet ihr euren Stil denn beschreiben? Ich finde sehr viel Doom Anteile darin, aber auch die progressive Richtung ist nicht zu leugnen. Dazu dann auch mal harte Gitarren.

Iotunn / Jesper
So genau kann ich das gar nicht sagen. Ich glaube eher, es ist progressiver Metal mit ein paar doomigen Anleihen. Black Sabbath hat da wohl auch etwas mit hineingespielt, denn auch die haben uns von Anfang an begleitet. Und wenn man sich die ersten Alben anhört, ist da schon die Basis für den jetzigen Doom zu finden. Aber ich möchte mich da gar nicht so festlegen. Wir tüfteln immer wieder an unserem Sound.

Time For Metal / Kay
Wer schreibt bei euch die Musik? Oder ist die Gemeinschaftsarbeit?

Iotunn / Jens
Das ist Gemeinschaftsarbeit. Wir überlegen uns Sachen und spielen die dann. Oftmals sind wir uns nicht ganz sicher, aber finden trotzdem die richtige Art, wie es klingen soll. Unsere neue Platte ist ebenso entstanden. Viele gute Ideen, die dann zu den Songs werden, die auf Kinship zu hören sind. Einen ersten Aufschlag hatten wir ja bereits mit Mistland, der ja im letzten Jahr erschien und sich schon in die richtige Richtung entwickelte. Danach haben wir uns die weiteren Schritte überlegt. Trotzdem ist es nicht immer leicht, so eine Scheibe zu machen. Wir haben alle Familie, einen Job oder andere Verpflichtungen. Trotzdem fühlt es sich gut an, wenn das Ergebnis fertig ist. Und wir müssen nicht, wie andere Bands, jedes Jahr eine neue Platte machen. Mit Kinship haben wir ein neues Kapitel aufgeschlagen und die Platte ist so geworden, wie wir uns das vorgestellt haben.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Vielen Dank an Jesper und Jens Nicolai Gräs für das schöne und interessante Gespräch.