Jailbreak Festival am 16.08. und 17.08 2024 im Fængslet, Horsens – Tag 2, Samstag

Musikalisch nicht ganz so interessant wie der erste Tag, aber doch abwechslungsreich

Festivalname: Jailbreak Festival 2024

Bands: Eternal Champion, U.D.O., Firewind, Mr.Big, Dragonforce, Testament, Katatonia, Avantasia, Brian Downey’s Alive And Dangerous, Skarnet, Mikkey Dee, S8nt Elektric, Ugly Kid Joe, Junkyard Drive, Bæst, Royal Hunt, Pretty Maids, Thundermother

Ort: Fængslet, Horsens, Dänemark

Datum: 16.08.2024 – 17.08.2024

Kosten: Zweitagesticket 180 €, Tagesticket 113 €, Camping ab 50 €

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Rock, Hard Rock, Thrash Metal, Doom Metal

Besucher: ca. 3.000 Besucher

Veranstalter: Live Nation

Link: Jailbreak

Tag 2 in Dänemark beginnt schmerzhaft. Der Horsens Treppensturz der vergangenen Nacht (in bin auf der Treppe unserer Unterkunft gestolpert und gestürzt) führte zwar nicht zu einer ernsthaften Krise zwischen den Ländern, aber leicht einschränkend ist er doch. Mit Rücken-Aua geht’s langsam zum Bäcker, um für die morgendlichen Brötchen zu sorgen. Zur ersten Band des Tages sind wir bereits vor Ort und so kommen wir in den Genuss von Skarnet, einer dänischen Hard Rock Band, die auf der kleineren Bühne den Anfang macht. Ich kannte die Truppe bisher nicht, aber aus Dänemark gibt es ja einige gute Bands. Sie haben ein neues Album dabei und passend zum Festivalort heißt es Faengslet I Det Fri. Dänische Texte und klassischer Hard Rock lassen sie hier gut ankommen. Viele Fans scheint es zu geben und so räumen sie ab. Viele Songs stammen vom letzten Album und mit Du Som Er, Provinszombie und SDTT können die Vier aus Storkøbenhavn um den Klasse-Sänger Danny Kroghly überzeugen. Mal wieder eine neue Band entdeckt.

Mikkey Dee, Jailbreak, 17.08.2024, Pic By Kay L.

Weiter geht es dann auf der Hauptbühne mit Mikkey Dee, der heute mal nicht mit den Scorpions unterwegs ist, sondern mit zwei Mitstreitern Motörhead-Songs spielt. Viktor Skatt, Bassist und Sänger der The Drippers und Gitarrist Stig William Rickard spielen sich durch das Motörhead-Material. Bei Stay Clean und Built For Speed ist der Sound noch etwas schräg, aber ab Born To Raise Hell passt das schon. Mikkey erzählt zwischen den Songs immer mal wieder, wie die Tracks entstanden sind, und bei vielen war er ja der Mitinitiator. Bei Born To Raise Hell und Ace Of Spades gibt’s dann Unterstützung von Whitfield Crane, Frontmann von Ugly Kid Joe, die später auch noch dran sind. Insgesamt eine ordentliche Vorstellung, natürlich auch mit Schlagzeugsolo, die zum frühen Mittag für viel Beifall und Menschen im Infield sorgt.

Anschließend sind aber erst mal S8nt Elektric auf der kleineren Bühne am Start. Die Ami Band besteht aus Sängerin Briana Carbajal und Gitarrist Niko Tsangaris. Dazu gehört Slash-Sohn London Hudson an den Drums, zweiter Gitarristen Eric Matt und Bassist Jack Kleinmann, die man eigentlich in die Rockschiene schieben könnte. Die guten Moves von Briana sorgen dann auch für etwas Aufsehen, musikalisch aber doch eher gewöhnungsbedürftig, suchen wir nach einigen Songs dann die wärmende Sonne vor dem Saal auf. Mit dem guten Platz draußen lassen wir die Musik im Hintergrund agieren. Es scheint aber doch einige Fans zu geben, denn vor der Bühne stehen schon einige Menschen. Es geht programmgemäß gleich weiter mit Ugly Kid Joe.

Bevor die starten, suchen wir den Pressebereich auf, wo wir auf Pernille Petersen, unserer direkten Ansprechpartnerin von Live Nation vor Ort stoßen. Da wird noch mal etwas über das Festival im Allgemeinen geredet. Das weitere Bestehen dieses kleinen, aber feinen Events steht noch auf der Kippe. Es sind einfach nicht genügend Gäste da, um dieses Festival finanziell auf feste Beine zu stellen. Lösungsansätze werden diskutiert. Eine Partnerschaft mit einem deutschen Magazin könnte zumindest im Norden von Deutschland für mehr Werbung sorgen, ein Angebot hatten wir letztes Jahr bereits gemacht. Auch Metal.de hat da sicherlich Möglichkeiten, aber da müssten im Nachgang Gespräche geführt werden. Aber wie gesagt, noch steht alles auf der Kippe.

Ugly Kid Joe, Jailbreak, 17.08.2024, Pic By Kay L.

Nun aber zu Ugly Kid Joe. Kein Hard Rock, kein Metal, kein Punk, aber doch von allem etwas. Crossover nennt sich das wohl. Es scheint hier gut anzukommen und Sänger Whitfield Crane, mit Motörhead-Shirt, hat alles gut im Griff. Nach dem Intro geht es mit That Ain’t Living weiter. Die Crowd ist gut gelaunt und Surfer strömen nach vorne. Klaus Eichstadt an der Gitarre und Bassist Cordell Crocket sind noch Gründungsmitglieder und verströmen Gelassenheit, wenn auch mit der nötigen Energie. Ansonsten ist hier handwerklich alles im Lot und das Publikum dankt es ihnen. Der Aufforderung, sich im Kreis zu bewegen, wird nur zu gern nachgekommen. So kommen alle ins Schwitzen. Natürlich darf Cat’s In The Cradle nicht fehlen und wird textsicher im Refrain mitgesungen und auch Everything About You ist dabei. Ansonsten kenne ich persönlich nicht so viel, aber es ist fein anzuhören und anzusehen.

Nach Ugly Kid Joe sind Junkyard Drive angesagt. Dort wurde der Fotograben vergrößert und wir freuen uns bereits, dass es endlich genügend Platz gibt. Leider werden wir eines Besseren belehrt und der Fotograben ist für Fotografen gesperrt. Das mag an der installierten Pyro liegen, wobei das andere Bands auch nicht gestört hat. Nun ja, es ist, wie es ist, und so gibt es nur ein paar Worte. Sie haben hier einen absoluten Favoritenstatus, dem sie gerecht werden. Mit gutem Classic- und Hard Rock können überzeugen, auch wenn ich von der Band nichts kenne. Über Songtitel kann ich nur spekulieren, aber ich denke, es werden Tracks des letzten Albums gewesen sein. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass Birk Hunter von Timechild mal bei Junkyard Drive an der Gitarre war. Da es kaum gute Bilder aus dem Publikum gibt (zu klein, zu voll, zu viel Bewegung), ist der Bericht kurz. Während wir auf die nächste Band warten, gehen wir in den Innenhof, in dem man sich, wie ein Gefangener auf der Flucht, abseilen kann. Aus dem dritten Stock gibt es dann auch ein paar Wagemutige.

Bæst, Jailbreak, 17.08.2024, Pic By Kay L.

Jetzt wieder auf die Hauptbühne. In strahlendem Sonnenschein sind Bæst an der Reihe. Auch die sind hier wohlbekannt und haben die verhinderten Dokken ersetzt. Auf die hatte ich mich zwar gefreut, aber nicht zu ändern. Bæst kommen sozusagen von nebenan, aus Aarhus und haben hier einen ähnlichen Status wie zuvor Junkyard Drive. Nur, dass es jetzt Death Metal gibt. Bæst haben bisher zwei Full Length Alben eingespielt, dazu diverse Singles, EPs und Demos. Somit haben sie genügend Material, um hier aufzutrumpfen. Das lassen sich die Fans nicht nehmen und beschäftigen die Secus ausgiebig. Im 30-Sekunden-Takt geht es über die Köpfe nach vorn und nicht wenige sind mehrfach in der Surferposition. Apokalyptische, religiöse und Gewaltthemen werden in Songs wie Genesis, Colossus oder Necro Sapiens behandelt. Wie beim Publikum ist auch auf der Bühne viel Bewegung und man merkt den Fünfen an, dass sie viel Spaß auf der großen Bühne haben. Bemerkenswert ist Gitarrist Lasse Revsbech, der mit seinem schneeweißen Solar eine fotografengerechte Show liefert. Auch Bassist Mattias Melchiorsen lässt sich nicht lumpen. Nach gut einer Stunde ist das Death Metal Spektakel zu Ende und für uns stehen nur noch zwei Bands an.

Zum einen Royal Hunt, die jetzt die Vestsaalen bespielen. Bisher hatte ich die immer irgendwo ins Amiland gepackt, aber auch sie stammen aus Dänemark. Immerhin gibt es diese Band schon seit Ende der 80er. Einziges verbliebenes Gründungsmitglied ist Keyboarder André Andersen, auch wenn man Sänger D.C. Cooper fast mit dazuzählen kann. Es wird, so munkelt man, Melodic Progressive Metal gespielt, wobei ich es fast schon eher als Hard Rock einstufen würde. Interessant ist die große Keyboard-Anlage, die in bester Keith Emerson-Manier bespielt wird. Insgesamt ist es ein durchwachsener Auftritt, der Songs aus den unterschiedlichen Schaffenszeiten der Band abdeckt. Wir schauen noch mal nach etwas Essbarem und entscheiden uns für Fish & Chips und einen Burger. Das ist ok, und preislich im Rahmen.

Pretty Maids, Jailbreak, 17.08.2024, Pic By Kay L.

Nach der obligatorischen Pause sind die Lieblinge der Dänen Pretty Maids am Start. Es ist bereits dunkel, als diese mit dem Intro zu Mother Of All Lies beginnen. Ronnie Atkins wird gefeiert und dass er scheinbar seine Krankheit im Griff hat, beweist er von Anfang an. Die Annahme, dass er vielleicht keine anderthalb Stunden am Stück singen kann, entpuppt sich als haltlos. Ähnlich sieht es mit dem Gitarristen und ebenfalls Gründer von Pretty Maids Ken Hammer aus, der sich einer Rücken-OP unterziehen musste. Das ist scheinbar auch Schnee von gestern, denn er spielt wie ein Junger auf. Oftmals stehen beide nebeneinander, als wenn sie einander Halt geben in dem Bewusstsein, wie zerbrechlich das Leben sein kann. Sprünge gibt es bei Ken natürlich nicht zu sehen, aber seine Soli sind schon klasse. Ganz im Gegenteil, er hat sichtlich Freude und die Interaktion mit dem Publikum klappt einwandfrei. Kingmaker und als erster Song von Red Hot And Heavy, Back To Back lässt die Stimmung noch höher schlagen. Ich mag die Musik und erinnere mich noch an die Zeit (Mitte der Achtziger) als Future World und Red Hot And Heavy bei mir ständig auf dem Plattenteller lagen. So sind die Erwartungen hoch und es werden auch von beiden Platten einige Songs gespielt. Natürlich gibt es viel Mitsingpotenzial und es bedarf nur weniger Worte, bis Refrains lautstark mitgesungen werden. Heute ist die Zahl der Bierleichen geringer und so können sich Pretty Maids fast ungeteilter Aufmerksamkeit erfreuen. Mit dem lang erwarteten Future World und Love Games verabschieden sich die Gewinner des Tages vom begeisterten Publikum. Für uns heißt es auch Abschied nehmen von dem kleinen und hoffentlich auch 2025 wieder stattfindendem Festival. Thundermother schenken wir uns heute, obwohl sie wohl noch mal ordentlich abgerissen haben. Filippa ist nicht dabei, da sie ja gerade Mutter geworden ist. Aber trotzdem soll es ein guter Auftritt gewesen ein. In unserer Ferienwohnung auf der anderen Seite Horsens ist es noch zu hören.

Hier kommt ihr zum Bericht des ersten Tages:

Jailbreak Festival am 16.08. und 17.08 2024 im Fængslet, Horsens – Tag 1, Freitag