Headliner: Jimmy Eat World
Vorband: PUP
Ort: Schlachthof, Wiesbaden
Datum: 08.11.2024
Genre: Post Hardcore, Emo Rock, Punk Rock, Hardcore Punk
Besucher: 2.300 (ausverkauft)
Link: https://schlachthof-wiesbaden.de/
Jimmy Eat World gehören für mich zu den Bands, die Anfang der 2000er meinen Musikgeschmack nachhaltig mitgeprägt haben. Umso verwunderlicher ist es, dass ich diese Band bis dato noch nie live gesehen habe, obwohl ich so viele Erinnerungen an alte Zeiten habe. Seien es die nie endenden Nächte in unserem Jugendraum oder lange Zocker-Sessions mit Tony Hawk oder Burnout, die Band aus Arizona war damals auf jedem guten Soundtrack vertreten, der nur ansatzweise alternativ angehaucht war. Dass die wenigen Konzerte dieser kleinen Tour fast komplett ausverkauft sind, dürfte somit auch niemanden verwundern. Ich habe die Ehre, für Time For Metal in Wiesbaden dabei zu sein und einen der wenigen Fotopässe ergattert.
Doch bevor wir Jim Adkins und seine Kollegen auf der Bühne sehen, eröffnet eine Band den Abend, die mir bis dato noch überhaupt nichts sagt: PUP, was ausgeschrieben Pathetic Use Of Potential bedeutet. Die Kanadier werden vorrangig dem Punk Rock zugeschrieben, experimentieren allerdings gerne und so kann man in den Songs der Band auch Elemente Pop, Hardcore und Indie ausmachen, was zu einem sehr fassettenreichen Sound führt. Die Halle des Schlachthofes ist zu Beginn auch schon recht gut gefüllt und unter den anwesenden Gästen gibt es sichtlich einige Fans, die sich über die Supportband freuen, wenn auch generell die Stimmung anfangs relativ verhalten wirkt. Doch gerade aus den vorderen Reihen bekommen PUP einiges an Jubel zu hören und die Songs werden mit Applaus erwidert. Die schnelleren Stücke gehen auch mir sehr gut ins Ohr und laden zum Tanzen ein, was zum Teil auch einige Gäste bereits animiert. Circa 40 Minuten hat die in Toronto gegründete Band, um dem deutschen Publikum ihre Songs zu präsentieren, ehe man die Bühne für den Headliner des Abends räumt.
Nach einer kurzen Umbaupause erklingt das elektronische Intro und Jimmy Eat World starten mit dem Kracher Pain ihr Set. Die verhaltene Stimmung ist direkt wie weggeblasen, denn die Rockband aus Arizona hält mit Just Tonight das Tempo aufrecht. Von Futures geht es noch ein Stückchen weiter zurück zu dem Jahr 2002, denn mit Sweetness steht der erste Song der legendären Platte Bleed American auf der Setliste, bevor man sich mit Something Loud allmählich dem neueren Material zuwendet. Jim, Tom, Zach und Rick, die live noch durch Robin Vining verstärkt werden, wissen genau, wie sie ihre Fans bei Laune halten und so ist es auch nicht verwunderlich, dass die fünf Musiker den Großteil des Abends Klassiker aus den frühen 2000er-Jahren spielen.
Ebenfalls beachtenswert ist die Freude, die die Herren an den Tag legen. Und obwohl sich Jim mit Ansagen eher zurückhält, ist er sich hin und wieder für einen kurzen Plausch mit den Fans nicht zu schade. Das erzeugt eine ganz eigene, zwischenmenschliche Beziehung und unterstreicht die Dankbarkeit der Musiker. Dass die Band nicht nur aufs Gaspedal drückt, beweist Jim bei der radiotauglichen Single 555, die er allein mit einer Akustikgitarre zum Besten gibt. Die wichtigsten Songs der Bandgeschichte heben sich Jimmy Eat World allerdings bis zum Ende auf, um mit Bleed American und The Middle ihre Fans noch mal zum Tanzen zu bewegen. Wer jetzt denkt, dass nach 19 Songs Schluss sei, der wird eines Besseren belehrt, denn die Herren aus Arizona kommen für zwei Zugaben noch mal zurück auf die Bühne.
Alles in allem ein großartiges Set, das keinerlei Wünsche offen lässt. Ich bin überglücklich, diese alte Jugendliebe endlich erlebt zu haben und hoffe, dass ich nicht erneut 20 Jahre warten muss, diese tolle Liveband live zu sehen.