Kanonenfieber und Panzerfaust am 06.12.2024 im Aladin in Bremen

Ohne Gefangene: Kanonenfieber entfesseln in Bremen ein Schlachtfeld aus Black und Death Metal

Headliner: Kanonenfieber

Vorband: Panzerfaust

Ort: Aladin, Bremen

Datum: 06.12.2024

Kosten: 33,70 € VVK (Ausverkauft)

Genre: Death Metal, Black Metal

Besucher: ca. 1550 Besucher

Veranstalter: River Concerts GmbH (https://www.riverconcerts.de/)

Link: https://www.aladin-bremen.de/veranstaltungen/kanonenfieber/

Kanonenfieber Setlist::

  1. Großmachtfantasie
  2. Menschenmühle
  3. Sturmtrupp
  4. Der Füsilier I
  5. Grabenlieder
  6. Der Maulwurf
  7. Panzerhenker
  8. Ubootsperre
  9. Kampf Und Sturm
  10. Die Havarie
  11. Die Feuertaufe
  12. Lviv Zu Lemberg
  13. Waffenbrüder
  14. Verdun
  15. Ausblutungsschlacht
  16. Als Die Waffen Kamen

Kurz vor Ende der Die Urkatastrophe Tour macht diese mit Kanonenfieber und Panzerfaust im Aladin in Bremen Halt. Bereits zum späten Nachmittag bildet sich die erste kleinere Schlange vorm Eingang, die bis 19 Uhr bis zur nahegelegenen Brücke anschwillt. Der Grund liegt auf der Hand: In den letzten zwei Jahren wuchsen Kanonfieber zum grandiosen Live-Akt und konnten in diesem Sommer in ganz Europa auf diversen Festivals punkten. Das Resultat spiegelt sich am Interesse wider. Das aktuelle Album Die Urkatastrophe (HIER! geht es zum Review) ging durch die Decke, mit dem positiven Nebeneffekt des dritten Platzes der deutschen Albumcharts.

Panzerfaust – 2024 – Bremen

Kaum verwunderlich, dass bei den Amerikanern Panzerfaust die Bude schon gerappelt voll ist. Die 2005 in Mississauga in Kanada gegründete Band serviert pünktlich um 19:30 Uhr einen giftigen Black Metal, der in einem brachialen Sound gipfelt. Das Licht ist brutal gedimmt, die Künstler stehen nahezu im Dunkeln, um ihr Set aus den Boxen zu drücken. Dichte Nebenbänke ziehen durchs Aladin. The Day After ‚Trinity‘ und The Hesychasm Unchained bringen Sänger Goliath und seine Weggefährten schnell in Stellung. Scharf wird zurückgeschossen und keine Möglichkeit ausgelassen, den Feind empfindlich zu treffen. Einmal ins Rollen gebracht, lassen sich die Nordamerikaner nicht mehr stoppen. Tödliche Basslines und deftige Schlagzeugbeats hämmern in die Magenkuhle. Occam’s Fucking Razor drückt jedem Widersacher in Handumdrehen mit doomigen Atmosphären die Kehle zu. Goliath hält die Zügel von Panzerfaust fest in seinen Händen und löst unermüdlich den Auslöser. The Far Bank At The River Styx sprengt tiefe Krater in die Festung vom Aladin, mit dem Ergebnis, dass die Köpfe in den ersten Reihen immer stärker zu drehen beginnen. Die zunächst noch einzelnen Fäuste bekommen immer mehr Gesellschaft, sodass nach jeder donnernden Passage mehr gen Himmel fliegen. Panzerfaust machen ihren Job gut, leben vom gelungenen Klangbild und werden heute neue Fans dazugewonnen haben, wie es die ordentliche Schlange vorm Merchandise Stand bestätigt.

Kanonenfieber – 2024 – Bremen

Trotz der aufwändigen Bühneneinrichtung bleibt eine lange Pause aus. Schon kurz nach dem Panzerfaust-Auftritt sprinten Kanonenfieber, angeführt von Noise, auf die Stage. Das Intro Großmachtfantasie, gepaart mit dem Track Menschenmühle ebnet den Weg in eine geschichtliche Aufarbeitung des Ersten Weltkrieges, der in Death und Black Metal Klängen vertont wird. Sofort brechen alle Dämme. Während die ersten Feuerbälle gen Hallendecke ziehen, drücken sich die Körper an die Gitter der Bühnenabsperrung. Grölend wird Menschenmühle gefeiert, während die Welt im Krieg versinkt. Bedrohlich weht das weiße Backdrop im Hintergrund und erinnert mit seiner Grafik an den neuen Song Ritter Der Lüfte, der leider keinen Platz im Set findet. Der Schützengraben vibriert unter den intensiven Kampfhandlungen, Sturmtrupp lässt keine Fragen aufkommen. Kanonfieber sind nach Bremen gekommen, um keine Gefangenen zu nehmen. Die beiden Flakgeschütze zielen angriffslustig auf die Menge. Mastermind Noise ist heiß und turnt permanent zwischen den Sandsäcken und Stacheldrahtabsperrungen hin und her. Agil ist die ganze Formation, die ihre Kompositionen nicht nur spielt, sondern auf der Bühne leben.

Kanonenfieber – 2024 – Bremen

Zum Klassiker Der Füsilier I feuert der Sänger über einen Schneewerfer kalte Schneeflocken in den Himmel, die langsam auf das Publikum herniedergleiten. Nicht durch Waffengewalt gefallen, sondern im Feindesland erfroren. Bei der Performance kann sich jeder vorstellen, wie sich ein Füsilier im hoffnungslosen Kampf gegen den Winter gefühlt haben muss. Unermüdlich arbeiten die Musiker in den Werken weiter, dafür benötigen sie keine Ansagen, die Sampler sprechen Bände und sorgen für eine bedrohliche Stimmung. In der Dunkelheit gräbt sich Der Maulwurf in die Tiefe. Mit passendem Outfit nehmen die Protagonisten ihren Platz in der Stellung ein. Schwitzende Körper reiben aneinander, kleinere Pits ziehen durch die Halle. Gemosht und geheadbangt wird Panzerhenker gefeiert. Immer wieder schießen Flammen in die Luft, je nach Thematik ziehen dichte Nebelbänke auf oder es rieselt eiskalter Schnee von der Decke. Zur Ubootsperre und Kampf Und Sturm inszenieren die Fans eigenständig eine Wall Of Death, die scheppernd zusammenprallt. Unaufhaltsam nehmen Die Havarie und Die Feuertaufe ihre Position ein. Sowohl auf als auch vor der Bühne ist von Müdigkeit im brechendvollen Aladin nichts zu sehen. Vor ausverkauftem Haus ist das Finale nah. Lviv Zu Lemberg und Waffenbrüder vom aktuellen Langeisen Die Urkatastrophe drücken den dreckigen Finger tief in die eiternde Wunde. Das Grauen des Ersten Weltkrieges ist zu jeder Sekunde greifbar, bis das Verdun-Intro, gepaart mit Ausblutungsschlacht das blutige Kapitel schließt. Kanonenfieber werden einmal mehr dem Anspruch der Anhänger gerecht, die zufrieden mit dem Outro Als Die Waffen Kamen, die Location verlassen.