Lionheart – Valley Of Death

Mit einem eiskalten Strahl in die offene Fresse

Artist: Lionheart

Herkunft: Oakland, USA

Album: Valley Of Death

Spiellänge: 24:45 Minuten

Genre: Hardcore

Release: 15.11.2019

Label: Arising Empire / Warner

Link: https://www.facebook.com/lionheartca/

Bandmitglieder:

Gesang – Rob Watson
Gitarre – Evan Krejci
Gitarre – Rob McCarthy
Bassgitarre – Travis Pacheco
Schlagzeug – Jay Scott

Tracklist:

  1. Valley Of Death
  2. Burn
  3. For The Record
  4. When I Get Out
  5. Born Feet First
  6. Stories From The Gutter
  7. Before I Wake (feat. Mr. Jet Black)
  8. In My Skin
  9. Dragging Heaven

Vor 15 Jahren gegründet, sprengten die Hardcore Überflieger Lionheart eine ganze Szene. 2016 dann das böse Erwachen: Die Gruppe strich von einem auf den anderen Tag die Segel und hinterließ ein großes Loch in vielen Herzen des Genres. Damals wusste man nicht, dass diese Pause nur sehr kurzfristig sein sollte. Nur ein Jahr später war dann die Reunion perfekt. Die Jungs um Rob Watson konnten die Abstinenz nicht mehr ertragen und griffen abermals umso wütender an. Der rote Teppich wurde flink ausgerollt und die Monate des Schreckens nach hinten geschoben. Spätestens mit Welcome To The West Coast II war der Schrecken aus den müden Knochen geschüttelt. Diesen Winter heizen die fünf Oaklander mit ihrem kurzen Album Valley Of Death auf. Da bleibt die alles entscheidende Frage: In der Kürze liegt die Würze, oder doch eher eine inspirierte Kurzgeschichte?

Neun Tracks und nur gut 25 Minuten Spielzeit werfen direkt Fragen auf. Wollte man nicht mehr oder geht Lionheart doch die Puste aus? Der Titeltrack spielt den Opener als halbes Intro und erste Dampfwalze. An Emotionen haben Evan Krejci und Rob McCarthy nicht verloren. Kaltschnäuzig gibt es eine frostige Begrüßung. Mit einem gewagten Kopfsprung geht es tief in den Hardcore Pool, wo die fünf Musiker nur die besten Elemente nutzen, um ihre Kompositionen dem Käufer aggressiv wie melodisch wie ein heißes Bügeleisen über den behaarten Rücken zu ziehen. Burn greift den Opener geschickt auf und verschmilzt mit dem Namensgeber des Silberlings. Tiefe Schläge jagt Jay Scott über sein Drumkit in jede leere Magengrube. Nach wenigen Sekunden verschwindet der Zweifel. Lionheart zünden sofort und wissen, was sie wollen. For The Record schiebt weiter an. Rob Watson läuft immer wärmer, die Backvocals untermalen großartig und die Amerikaner beweisen ihren Fans, dass sie nicht als Eintagsfliege zurück auf die Bildfläche geflogen sind. Schöne Hooks drücken die Stimmung in düstere Gefilde. Böse, jedoch nicht bösartig, greifen When I Get Out und Born Feet First nach den Sternen. Der Kopf auf den Schultern fängt an, im Takt zu wippen. Nicht ohne Grund versenken die 25 Minuten Valley Of Death auf den 17. Platz der deutschen Albumcharts in der Releasewoche. Das erste und beste Resultat für das Quintett. Hochwertig und Hardcore stehen oft nicht im Einklang. Stories From The Gutter oder auch Before I Wake (feat. Mr. Jet Black) beweisen genau das Gegenteil. Schnell und präzise braucht man kein Randgeplänkel, um die Spielzeit in die Länge zu ziehen. Normalerweise bekommen bei mir offizielle Studioalben mit einer Spieldauer von unter einer halben Stunde gleich einen Ethikpunkt Abzug. Das Songwriting von Valley Of Death beweist jedoch, dass man auch mit vielen sehr kurzen Hymnen einen Orkan entfachen kann. Die Brechstange in jedem einzelnen Titel im Gepäck, setzt da an, wo es weh tut, und baut einen Spannungsbogen auf, der erst im abschließenden Dragging Heaven seinen Meister findet.

Lionheart – Valley Of Death
Fazit
Wenn der Hardcore ohne Lionheart im neuen Jahrzehnt hätte auskommen müssen, wären wohl viele Gedanken zu Recht im gerade auslaufenden hängen geblieben. So bringen die US-Boys ihre Anhänger wohlbehütet ins Jahr 2020, um dort weiter anzugreifen. Live braucht man überhaupt kein Wort mehr über die Jungs zu verlieren und auch dieser kurze Kraftakt würdigt die Klasse von Lionheart, die nur dann auf die Stage springen, wenn eine völlige Eskalation gewährleistet ist.

Anspieltipps: Burn und Born Feet First
Rene W.
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