Listening Event und Interview mit Kerry King zum neuen Album „From Hell I Rise“

The King of the Castle

Unsere Redakteurin Martha W. war beim Listening Event mit Kerry King, dem legendären Gitarristen von Slayer, zu Gast und durfte ebenfalls ein kurzes Interview führen. Anlässlich des ersten Albums seines Soloprojekts Kerry King präsentierte das Lable Reigning Phoenix Music für die von vielen sehnsüchtig erwartete Platte From Hell I Rise ein ganz besonderes Event. Diese intime Veranstaltung fand in der Nähe von Stuttgart in Hamberg statt, wo ausgewählte Gäste die seltene Gelegenheit hatten, Kerry persönlich zu treffen. An diesem Tag wurde nicht nur das neue Album mit Kerry gemeinsam gehört, sondern auch Geschichten aus Kerrys langer Karriere geteilt.

Die Anfrage kam relativ spontan und klang ein wenig verrückt. Ich sollte in eine kleine Stadt in der Nähe von Stuttgart fahren, um ein kurzes Interview mit Kerry King von Slayer zu führen und das neue Album seines neuen Projekts in einem Schloss anzuhören. Ich war gerade auf dem Rückweg aus Berlin und meine Stimmung war eher schläfrig, aber ich entschied mich trotzdem dort hinzufahren und bin immer noch sehr glücklich über meine Entscheidung.

Also fuhr ich nach Stuttgart und wurde am Flughafen zusammen mit Rich Hobson von Metal Hammer UK abgeholt. Wir fuhren zu einem wunderschönen Restaurant und Hotel in Hamberg. Andere Pressevertreter aus ganz Europa waren ebenfalls da und es herrschte eine super internationale Atmosphäre.

Auf der Fahrt dorthin wusste ich bereits, dass ich Kerry King wahrscheinlich gleich nach meiner Ankunft interviewen würde, also schrieb ich die Fragen auf meine Hand, falls ich vergessen sollte, was ich fragen wollte. Dann betrat ich den Raum des Interviews und Kerry kam herein, setzte sich und war einfach eine supernette, offene und direkte Person. Ich weiß nicht, wie viele Interviews er an diesem Tag schon gegeben hatte, aber ich denke, sie begannen ziemlich früh morgens. Aber er war nicht nur sehr professionell, sondern auch sehr schnell. Ich hatte drei Fragen vorbereitet und wir hatten zehn Minuten Zeit, aber er war schon nach vier Minuten fertig. Das Interview fand auf Englisch statt, ich habe es für euch sinngemäß übersetzt. Das originale Interview könnt ihr in der Folge vom Bleeding Metal Podcast hören.

Martha W.: Dein neues Album behandelt auch ernste Themen wie Religion und Krieg. Was ist deine Botschaft und was willst du den Leuten damit sagen?

Kerry King: Ehrlich gesagt, es gibt nicht direkt eine Botschaft. Ich bin nicht so der Typ, der predigt. Ich bringe lieber Themen ins Gespräch. Nehmen wir heute: Viele wachsen ja mit dem Glauben auf, den sie von ihren Eltern oder Freunden übernehmen. Ich werfe einfach Ideen ein, die Leute dazu bringen, das zu hinterfragen. Jeder sollte sich seine eigene Meinung bilden. Wenn es überhaupt eine Botschaft gibt, dann die: Denk selbst nach, egal ob es um Politik oder Religion geht – sei einfach du selbst.

Martha W.: Cool, und wie ist es so, als Solokünstler zu arbeiten? Konntest du neue Einflüsse oder Styles in deine Musik einbringen, die wir jetzt auf dem Album hören können?

Kerry King: Also, meine musikalischen Einflüsse sind eigentlich die gleichen wie vor 40 Jahren. Klar, unterwegs kommt immer mal was Neues dazu. Aber dieses Projekt fühlt sich für mich einfach wie das nächste Album an. Ich wollte nichts Bestimmtes erreichen, was ich nicht schon erreicht habe. Ich möchte einfach Musik machen, die meinen Fans gefällt. Wenn ich 95% von ihnen glücklich machen kann, dann war das ein guter Tag.

Martha W.: Gibt es etwas, das du musikalisch oder sogar persönlich mit diesem Soloprojekt erreichen möchtest?

Kerry King: Eigentlich nicht, nein. Ich freue mich mega darauf, bald live zu spielen. In etwa zehn Tagen geht’s los. Ich muss noch üben, aber ich kann es kaum erwarten, mit den Jungs zusammenzuspielen. Wir haben zwar schon ein Video gedreht, aber live waren wir noch nie zusammen. Das wird echt spannend. Ich fliege Samstag zurück und muss dann direkt an die Westküste zum Proben. Es wird eine heftige Woche, aber ich freue mich riesig darauf, im Proberaum zu stehen und dann endlich live vor Publikum zu spielen und allen die neue Band zu zeigen.

Martha W.: Super, das klingt echt spannend. Das waren auch schon alle meine Fragen.

Kerry King: Na, das ging ja flott. Danke! Ich freu mich schon darauf, später das ganze Album zu hören.

Martha W.: Ich freu mich auch, danke und bis später dann!

Nach dem Interview hatten wir eine kleine Pause mit Kaffee und Essen, und dann gingen wir zu diesem sehr alten Schloss, nicht weit vom Hotel entfernt. Dort gab es ein Feuer, Getränke und eine kleine Fotokabine. Jeder konnte ein Bild mit Kerry machen, und dann gingen wir in einen alten Gewölbekeller für die Listening Session und hörten uns das gesamte neue Album mit Kerry anwesend an. Das war wirklich cool. Danach hatten wir eine Q&A-Session und Kerry sprach immer noch sehr offen über alle Themen, insbesondere darüber, wie das Album dem neuen Slayer-Album nahekommt, weil er die meisten Songs für das nächste Slayer-Album geschrieben hatte, das nie veröffentlicht wurde.

Ein Highlight für mich war eine Frage zu den Emotionen auf dem Album, und er antwortete im Grunde, dass er Kerry King sei und keine Emotionen habe, was natürlich ein echtes Klischee ist. Aber er ist ein so fürsorglicher Mensch, der viel für seine Fans tut und sie wirklich glücklich machen will. Außerdem erzählte er eine Geschichte vom Album über die Situation eines Soldaten im Krieg und wie es sich anfühlt, und er fragte einen Freund, der diese Erfahrung gemacht hat, darüber. Für mich klang das sehr emotional.

Auch musste ich sehr lachen, wie alle anderen auch, als er über die musikalischen Einflüsse auf dem Album sprach und im Kontext der Weiterentwicklung von Punkrock sagte: „Punkrock entwickelt sich nicht weiter, deshalb lieben wir ihn.“

Eine weitere Geschichte bezog sich auf Vladimir Putin, der, als er noch nicht so relevant war wie heute, im selben Hotel wie Slayer übernachtete. Er verglich es mit dem amerikanischen Geheimdienst, der überall präsent war und rumwuselte. Und er machte in diesem Zusammenhang eine klare Aussage gegen Putin und den Krieg.

Es gab noch so viel mehr, ich könnte wahrscheinlich stundenlang darüber berichten, aber das gesamte Q&A wird auf dem YouTube-Kanal von Reigning Phoenix Music, Kerry’s Label, zu sehen sein, daher verweise ich mal darauf.