Majesty – Legends

Selbsternannte Legenden sterben einsam

Artist: Majesty

Herkunft: Lauda, Deutschland

Album: Legends

Spiellänge: 47:55 Minuten

Genre: Heavy Metal, Power Metal, True Metal

Release: 28.06.2019

Label: Napalm Records

Link: http://majesty-metal.de

Bandmitglieder:

Gesang, Keyboard – Tarek Maghary
Gitarre – Emanuel Knorr
Gitarre – Robin Hadamovsky
Bass – Arthur Gauglitz
Schlagzeug – Jan Raddatz

Tracklist:

01. The Will To Believe
02. Rizing Home
03. Burn The Bridges
04 We Are Legends
05. Wasteland Outlaw
06. Church Of Glory
07. Mavericks Supreme
08. Words Of Silence
09. Last Brigade
10. Blood Of The Titans
11. Stand As One

We Are Legends! Die deutschen Power/True Metaller Majesty sind zurück und erheben sich selbst in den Legendenstatus. Das alleine sollte uns zu denken geben. Es gab Tage, da galt die Band als hoffnungsvoller Nachfolger der selbst ernannten Kings Of Metal, Manowar. Tarek und seine Jungs waren maßgeblich an der Rückkehr des traditionellen Metals beteiligt und legten auch einen recht sauberen, ausbaufähigen Start hin. Bei den frühen Auftritten am Keep It True Festival konnte man durchaus begeistern und hätte man den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt, hätte man vielleicht irgendwann den Legendenstatus erreichen können. Irgendwie kamen die teutonischen Power Metaller dann aber vom rechten Weg ab und schlugen auf den letzten Veröffentlichungen immer mehr einen Weg ein, der dem wahren True Metaller so ganz und gar nicht schmecken wollte. Man experimentierte und öffnete sich neuen Stilrichtungen und gab einen Grundkurs, wie man eine einst hoffnungsvolle Band Stück für Stück erfolgreich demontiert.

Nun ist der Selbstvernichtungskreuzzug offenbar abgeschossen und mit Legends legt man das mittlerweile neunte Studioalbum vor. Zwar konnte man auch mit dem neuen Output wieder auf #33 der deutschen Albumcharts einsteigen, doch das beweist wieder einmal nur, dass der deutsche Michel (Nationale Personifikation der Deutschen aus der Renaissance, der heute nur noch in der Karikatur Verwendung findet) immer noch frisst, was er vorgesetzt bekommt. Um es vorwegzunehmen, die seichten, eingängigen Schunkelmelodien vom letzten Album Rebels (2017), setzen sich auf Legends fort und von der deutschen Antwort auf Manowar ist fast nichts mehr übrig geblieben. Stattdessen schwimmt man im Fahrwasser von Bands wie Sabaton, Beast In Black und Battle Beast, allerdings weit hinter diesen. Nun kann ich Battle Beast durchaus einiges abgewinnen und ich gehöre auch nicht zu den Sabaton-Hatern, aber solch eine billige Kopie braucht niemand!

Inhaltlich befasst sich Legends mit einem post-apokalyptischen Wasteland Endzeitszenario und um auf die Thematik einzustimmen, beginnt Legends mit The Will To Believe, einem sphärischen Sabbel-Intro, das die Metalwelt nicht braucht. Ein ordentlicher Brecher mit entsprechenden Lyriks zu Beginn hätte die Thematik ebenso und besser vermittelt. Auch der Opener Rizing Home kann dann nicht wirklich zünden, zwar geht es nun kraft- und druckvoll nach vorn, mit einem einprägsamen aber völlig banalen Refrain. Wer nun immer noch auf die Initialzündung wartet, wird auch mit Burn The Bridges enttäuscht nach Hause geschickt. Hier wird es noch poppiger und eingängiger, auf geradezu peinliche Art und Weise werden besagte drei Bands, Sabaton, Battle Beast und Beast In Black kopiert. Unmittelbar muss ich an letzten Sonntag zurückdenken, wo die Metalqueen Doro mit Freunde Fürs Leben einen weiteren deutschen Song und Double Crush Syndrome das unsagbar peinliche Die Berühmten Drei Worte von Andy Borg einem alternden Schlagerpublikum im ZDF-Fernsehgarten präsentierten. Das glattgebügelte, mit Keyboard-Stakkatos und einem grausigen Refrain ausgestattete Burn The Bridges kann nur ein Majesty-Bewerbungsschreiben für den nächsten ZDF-Fernsehgarten sein, denn dort kann man vielleicht noch punkten. Die ständigen Burn-Wortwiederholungen kann die Band unmöglich ernst meinen. Die Midtempo-Nummer We Are Legends, zu der es auch ein Video gibt, passt dann zumindest mit der düsteren Atmosphäre zur Albumthematik, hat sonst aber auch nichts Überzeugendes zu bieten. Hier wird im Wasteland für eine bessere Zukunft gekämpft, die an Majesty aber definitiv vorbeigegangen ist. Auch die nächste Nummer wurde vorab als Single veröffentlicht. Wasteland Outlaw ist ein erstes kleines Highlight, ein simpel gestrickter Song, der Ohrwurmcharakter hat. Auch hier geht es wieder mit den gewohnt poppigen Keyboardklängen zur Sache, die so gar nicht zu früheren Veröffentlichungen passen wollen, doch die Nummer wird live vermutlich gut funktionieren. Warum nur fühle ich mich melodie-technisch ständig an Mike Oldfield`s Moonlight Shadow erinnert …, Alles Nur Geklaut??? Mit dem leicht progressiven Church Of Glory wird es dann wieder peinlich, solch eine Nummer würden nicht einmal Sabaton, Battle Beast und Beast In Black mit auf`s Album nehmen. Die Keyboards können unmöglich ernst gemeint sein?! Auch Mavericks Supreme bietet sich wieder für den ZDF-Fernsehgarten oder Immer Wieder Sonntags, die Europa-Park-Lachnummer, an. Ultra-eingängiger Schlagermetal, der im Verlauf hymnischer wird, dann aber mit fürchterlichem Refrain versaut wird. Doch alles ist steigerungsfähig, selbst schlechte Songs, denn mit der sich langsam aufbauenden Ballade Words Of Silence neige ich dazu, die CD in den Schredder zu stecken und dem Sondermüll zuzuführen. Gänsehaut garantiert, aber nicht, weil der Herz-Schmerz-Song so emotional gut gelungen ist. Die Nummer fällt selbst auf dem nächsten Metal Ballads-Sampler durch! Mit Last Brigade wird dann endlich mal aufs Gaspedal getreten und lässt ein wenig an alte Zeiten denken. Jedoch nicht nur der Songtitel erinnert hier stark an den Schweden-Panzer Sabaton. In bester Doubebass-Manier geht es herrlich treibend nach vorne, bevor man dann im ruhigen Mittelteil durch ein verträumtes Klavier ausgebremst wird und auch dieser Song getrost abgehakt werden kann. Einer der besseren Songs auf diesem Output, wenn man konsequenter geblieben wäre. Bei Blood Of The Titans fühlt man sich ein wenig an Hammerfall erinnert und, wer hätte es gedacht, an Battle Beast und seinen Ableger Beast In Black, bevor es mit Stand As One ins Finale geht. Die etwas besseren Songs hat man sich zum Schluss aufgehoben, zumindest geht es etwas metallischer zur Sache. Hier werden noch einmal alle Trademarks in die Waagschale geworfen, doch wahrscheinlich hält kaum ein Hörer so lange durch.

Majesty – Legends
Fazit
Ein Album, das alte Majesty-Fans keinesfalls befriedigen kann. Hier und da schimmern ein paar gute Ansätze durch, die man aber leider nicht konsequent weitergeführt hat. Was sich mit Rebels schon angedeutet hat, wird hier leider fortgesetzt. Der Sound wurde ein wenig modernisiert, kann aber nicht überzeugen. Den eingeschlagenen Weg würde man im Hause Majesty sicherlich mit Weiterentwicklung begründen, doch in meinen Augen ist es nicht einmal das. Ich ziehe den Hut vor jeder Band, die sich weiterentwickelt, doch solch poppige Disco-Klänge sollte man dann nicht als Majesty-Material auf den Markt werfen. Das Sabaton, Beast In Black und Battle Beast-Klientel wird die neuen Majesty sicherlich feiern und kann hier problemlos zugreifen, Liebhaber von Alben wie Keep It True, Sword & Sorcery und Reign In Glory ..., Finger wech!!!

Anspieltipps: Wasteland Outlaw, Last Brigade, Stand As One
Andreas F.
4.5
Leser Bewertung1 Bewertung
8
Pro
Contra
4.5
Punkte