Myrkur – Folkesange

Sinnlicher Overkill

Artist: Myrkur

Herkunft: Dänemark

Album: Folkesange

Spiellänge: 47:06 Minuten

Genre: Nordic Folk

Release: 20.03.2020

Label: Relapse Records, Sony

Link: https://www.facebook.com/myrkurmyrkur/

Bandmitglieder:

Gesang und Instrumente  – Myrkur

Tracklist:

  1. Ella
  2. Fager Som En Ros
  3. Leaves Of Yggdrasil
  4. Ramund
  5. Tor I Helheim
  6. Svea
  7. Harpens Kraft
  8. Gammelkäring
  9. Hous Carpenter
  10. Reiar
  11. Gudernes Vilje
  12. Vinter

Die dänische Songwriterin, Sängerin und Multiinstrumentalistin Myrkur führt uns in eine neue Session mit dem Namen Folkesange. Das neue Album der Künstlerin erscheint in wenigen Tagen über Relapse Records und Sony. In 47 Minuten bringt sie ihre ganze Klasse in Stellung, sowohl an den Instrumenten als auch am Mikrofon. Ihr innovativer Black Metal hat seine Wurzeln im Nordic Folk. Mit ihrer ersten Schwangerschaft fand sie die innere Mitte. Skandinavische Erzählungen und traditionelle nordische Folk Musik schlichen sich immer tiefer in die akustisch veranlagten Werke. Die Liedersammlung zeigt Myrkur von einer ganz anderen Seite, die wir nun andächtig durchlaufen möchten.

Einfach wird diese Reise wahrlich nicht. Viel Rauch und noch mehr Schleier versprüht der tappende Ausritt in das weite Land mit seinen kargen Landschaften und felsigen Küsten. Das Artwork gibt nur bedingt das wider, was die Sängerin auf dem Langeisen zusammenführt. Zwar scheint die Sonne zwischen den einzelnen Klängen, trotzdem wirkt die ganze Struktur nordisch düster mit einer gewissen Kälte und Einsamkeit. Die dahingleitenden Akte greifen ineinander, lassen viel Platz zum Träumen. Auf den ersten Blick ist das Korsett sehr eng gezogen. Taucht man in die Welt von Folkesange, lernt man viele Facetten der nordischen Kultur kennen und erneut lieben. Im ersten Anlauf wollte ich tatsächlich abbrechen und das wiederum ist mir in zwölf Jahren nur einmal widerfahren. Nach kurzem Abstand und dem nächsten Anlauf kommt der erneute Sprung ins kalte Wasser umso besser. Mit geschlossenen Augen kann man Geist und Seele ohne Einschränkungen herunterfahren. Die schnelllebige Zeit rückt in den Hintergrund und der Stress von gestern war eben gestern. Myrkur lässt Leaves Of Yggdrasil, Ramund und Tor I Helheim einfach in einem Fluss den Bach herunterfließen. Die Stücke greifen sehr direkt die Naturverbundenheit auf und geben diese authentisch an den Hörer wieder. Der dichte Teppich aus gewebten Melodien, die aus verschiedenen Instrumenten stammen, legen sich wärmend auf die feuchte Haut. Der Tau tropft leise von der Grasspitze gen Boden und zerspringt in tausend Teile – das kann man eins zu eins auf Folkesange projizieren. Unzählige kleinste Teilchen formen diesen Silberling, der einen klaren Weg hat, feine Höhepunkte parat hält und zwischen den schwermütigen Nuancen auch kleine Sonnenstrahlen zulässt.

Myrkur – Folkesange
Fazit
Wie schon gesagt, ich habe gebraucht, um mich auf Folkesange einlassen zu können. Im Nachhinein bin ich jedoch sehr froh darüber, da es wohl eins der erfolgreichsten Nordic Folk Alben des Jahres werden könnte. Das Potenzial ist definitiv da. Myrkur schafft ganz bodenständig eine Ebene, auf die man nach anfänglichen Schwierigkeiten seinen Geist einstellen kann. Harmonisch, liebevoll wie eine behütende Mutter, bringt sie dem Hörer ihre Sicht der Dinge nahe, ohne mahnende Worte zu verlieren. Vertraut gehen die fast fünfzig Minuten zu Ende, ohne groß für Furore zu sorgen. In der Ruhe liegt die Kraft und in feinen Details kann man emotionale Ebenen verschieben, ohne gnadenlos aus der Bahn geworfen zu werden. Um ein Ergebnis zu finden, muss ich tief in mich gehen. Neben dem grandiosen Finale schwelgt immer noch der schwere Einstieg im Hinterkopf.

Anspieltipps: Fager Som En Ros und Reiar
Rene W.
8
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10
8
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