Northlane – Alien

Düstere Atmosphären

Artist: Northlane

Herkunft: Sydney, Australien

Album: Alien

Spiellänge: 43:22 Minuten

Genre: Metalcore

Release: 02.08.2019

Label: UNFD, Rise Records

Link: https://northlaneband.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Marcus Bridge
Gitarre – Jon Delly
Gitarre – Josh Smith
Bassgitarre – Brendon Padjasek
Schlagzeug – Nic Pettersen

Tracklist:

1. Details Matter
2. Bloodline
3. 4D
4. Talking Head
5. Freefall
6. Jinn
7. Eclipse
8. Rift
9. Paradigm
10. Vultures
11. Sleepless
Eine Weile hatte es gedauert, bis Fans und Folger der Band Northlane endlich neues Material erhalten sollten, wurde das letzte Album Mesmer doch 2017 veröffentlicht. Doch nun, nach knapp zwei Jahren, lassen die Australier nicht länger auf sich warten und veröffentlichten am 9. August 2019 ihr nunmehr fünftes Studioalbum Alien, wobei sie auch gleichzeitig eine World Tour ankündigten, die Ende des Jahres auch einige Stopps in Deutschland machen wird:

22.11.2019 – Karlsruhe, Weiße Rose
10.12.2019 – Hamburg, Markthalle
11.12.2019 – Berlin, SO36
13.12.2019 – Leipzig, Conne Island
17.12.2019 – München, Backstage
20.12.2019 – Köln, Essigfabrik
21.12.2019 – Wiesbaden, Schlachthof

Mit den meisten Terminen im Dezember reicht die noch übrige ‚Wartezeit‘ perfekt, um sich mit jedem Wort des neuen Albums Alien vertraut zu machen – und die nähere Betrachtung der neuen Platte der Australier lohnt sich auf jeden Fall, verliert man sich doch sehr schnell in den düsteren Atmosphären und den ergreifenden Lyrics.

Der Opener des Albums Alien, Details Matter, nimmt sich nicht lange Zeit, um die Zuhörer mit Gitarren und elektronischen Effekten zu begrüßen, wobei hier vor allem die Vocals und die elektronischen Elemente im Vordergrund stehen. Letzteres wird von Northlane bewusst gewählt, wodurch das Album nicht an Härte verliert oder gar zu ‚poppig‘ wirkt, sondern die Härte sowie die Chaotik der Songs nur noch zuzunehmen scheinen. Die Vocals des Sängers Marcus Bridge sind leicht verzerrt, scheinen fast gewollt rau. Die düstere Atmosphäre erinnert ein wenig an Marilyn Manson, ohne jedoch falsch oder abgeguckt zu wirken. Northlane zeigen bereits mit dem ersten Song, dass sie sich von Genregrenzen nicht unbedingt einschüchtern lassen.

Ähnlich stark, wenn auch zu Beginn etwas ruhiger, zeigt sich die Single-Auskopplung Bloodline – ein Song, welcher wohl einer der persönlichsten Songs auf der Platte ist und dementsprechend umso tiefer unter die Haut geht („I was raised in hell, I made it out only by myself.„). Der persönliche Bezug, welcher wohl den meisten Fans von Northlane durchaus bewusst ist, hüllt den Zuhörer noch tiefer in die düsteren Ebenen der Musik, insbesondere dadurch, dass der Song im Vergleich zum Vorgänger fast schon ruhig und kontrolliert wirkt, dafür aber mehr Emotionalität und Schmerz auszudrücken scheint.

4D lehnt sich wieder deutlicher den elektronischen Elementen zu und auch wenn dieser Wechsel nach Bloodline durchaus willkommen ist, so scheint der Song fast schon ein wenig zu beladen, wodurch vor allem die Vocals und damit leider auch die Lyrics etwas zu häufig im Hintergrund verschwinden. Was 4D nicht schafft, wird von Talking Heads wieder deutlich besser umgesetzt. Während der Chorus durch starke Vocals überzeugen kann, werden die Instrumentals wieder düster angelegt, ohne dabei jedoch zu viel zu wirken oder irgendetwas zu überspielen.

Der wohl stärkste Song auf der Platte kommt nach dieser Vielfalt recht überraschend in Free Fall. Hin und her gerissen zwischen Clean Vocals und fast schon schmerzerfüllten Screams, werden die Emotionen auf die Höhe getrieben, wobei diese zwei Gegenpole sich in einem Song wunderbar zu ergänzen scheinen. Free Fall nimmt sich die Zeit, alle Elemente, welche Northlane besitzen, miteinander zu vereinen, ohne dabei zu viel von einem Song abzuverlangen. Free Fall wirkt echt, düster und schmerzvoll, wobei der Wechsel in Jinn so fließend arrangiert ist, dass der Abbruch natürlich wirkt und man quasi das Gefühl hat, den zweiten Akt einer Geschichte zu betrachten. Dieser zweite Akt scheint stärker kontrolliert, weniger von Emotionen zerrissen, wobei die düsteren Atmosphären dennoch erhalten bleiben.

Eclipse zeigt sich wieder vor allem instrumental experimentierfreudig, kann jedoch nicht ganz mit Free Fall und Jinn mithalten, da sich der Fokus doch stark von den Vocals wegbewegt. Live könnte dieser Song wohl noch am spannendsten sein, erscheint die Instrumentalität doch sehr einnehmend und dürfte sehr gut als Interlude innerhalb eines Sets fungieren. Mit Rift wird es dann zunächst deutlich ruhiger – weit weg von lauten Gitarren und schreienden Texten, folgt Marcus Bridge mit fast schon zarten Vocals einem simplen Beat, der quasi eine Pause widerspiegelt – eine Pause, ein Innehalten zwischen den Emotionen.

Mit Vultures sowie Sleepless wird das Album beendet, wobei Vultures wohl den meisten Zuhörern bereits vertraut ist, wurde diese Single doch vor einiger Zeit veröffentlicht. Während Vultures weder besonders elektronisch noch emotional ausgelegt ist, zeigt sich Sleepless noch einmal von der emotionalen Seite, um das Album entsprechend stark zu beenden. Es ist ein Song, der im Kopf bleibt, aber auch abschließend wirkt und ein wenig im Kopf haften bleibt. Insgesamt scheint der Song fast schon eine kleine Reise in eine andere Atmosphäre abzuschließen und mit Sleepless wacht man als Zuhörer langsam wieder in dem Hier und Jetzt auf.

Northlane – Alien
Fazit
Mit ihrem fünften Album Alien schafften es Northlane, sich von dem Genre Metalcore sowie den dazugehörigen Grenzen etwas loszulösen. Der rote Faden des Albums scheint mal da, mal nicht - Northlane scheinen keinem direkten Konzept folgen zu wollen. Und trotz der unterschiedlichen Songs lassen sich nicht nur passende Übergänge, sondern auch atmosphärische Muster erkennen. Die Zerrissenheit kreiert eine Emotionalität, die durch die elektronische Instrumentalität vor allem düster und einnehmen erscheint, wenn auch diese an wenigen Stellen etwas zu viel wird. Mit Alien haben Northlane auf jeden Fall bewiesen, dass sie in ihrem Genre noch immer Einzigartigkeit liefern können und durch ihren Sound deutlich aus der Masse hervorstechen - ein würdiger Nachfolger der Gruppe, der die Fans sowie Neuhörer der Band bestimmt überzeugen wird.

Anspieltipps: Free Fall, Bloodline und Sleepless
Anabel S.
9
Pro
Contra
9
Punkte