Polyphia und Plini am 16.06.2024 in der Grosse Freiheit 36 in Hamburg

Die Brillanz von Polyphia überträgt sich schnell auf das Publikum

Eventname: Polyphia – Tour 2024

Bands: Polyphia und Plini

Ort: Grosse Freiheit 36, Hamburg

Datum: 16.06.2024

Kosten: ab 51,00 €

Genre: Progressive Rock, Instrumental

Besucher: ca. 800 Besucher

Veranstalter: Karsten Jahnke Konzertdirektion GmbH

Link: https://kj.de/artist/6051/Polyphia.html

Am 16.06.2024 erleben wir einen mitreißenden Abend, an dem wir die Virtuoso-Bands wie Plini und Polyphia wieder mal in Hamburg erwischen. Der Abend startet mit Plini aus Australien. Wer den Namen bisher nicht gehört hat, muss wohl unter einem Stein leben. Der Gitarrist bietet einen der interessantesten Ansätze in den modernen, progressiven Sphären. Durch Melodienkaskaden, elegant durch Harte verfeinert, zeigt uns die Band, wie diese Konstruktion für sich allein stehen kann, ohne jegliche Hilfe der bekannten Hervorhebungen, wie die von einer singenden Stimme.

Plini – Hamburg – 2024

Dass Plini ein herausragender Gitarrist und Komponist ist, bleibt kein Geheimnis für die Anwesenden in der Grossen Freiheit. Er und seine Band überzeugen mit aufwendigen Kompositionen, die jedoch nicht die notwendige Eingängigkeit vermissen lassen. Zwar kommuniziert er wenig mit dem Publikum, jedoch neckt er es immer wieder mit Wünschen. Die Menge soll bitte etwas tun, da ja die Musik sich dafür anbietet, vielleicht sogar einen Circle Pit gestalten. Nach einer kurzen Pause betont er, Circle würde ja reichen, auch wenn man nur rumsteht und sonst nichts tut. Nicht nur durch die komplexe Musik, sondern auch durch die leichte Art der Charaktere überzeugt die Band richtig.

Plinis Gitarrensound, insbesondere in den vielen Leadpassagen, ist unglaublich vielfältig: teils cremig-sanft, dann auch wieder sägend-brachial. Etwas schade ist, dass Plini selbst im Gesamtmix des Livesounds klar im Fokus steht und seine Band oftmals untergeht. Denn alle Musiker in der Band bewegen sich auf höchstem Niveau, sodass ein ausgewogenerer Sound definitiv zu einem noch besseren Konzerterlebnis beigetragen hätte.

Ganz anders ist es hingegen bei Polyphia. Der Sound ist kristallklar und trotzdem sehr ausgewogen, jedes Instrument und jeder Musiker der Band hat einen angemessenen Platz im Mix. So überträgt sich auch die gesamte Brillanz der Band auf das Publikum. Wie schon zuvor bei Plini, so bestechen auch Polyphias Kompositionen durch ein enorm hohes technisches Niveau, jedoch immer gepaart mit einem extra hohen Spaßfaktor, der direkt auf das Publikum überspringt.

Polyphia – Hamburg – 2024

Dies führt dazu, dass der heutige Konzertabend in einer großen Party endet. Die Band betritt die Bühne, um ein schreiendes Publikum zu begrüßen. Dass dieses noch so laut werden kann, obwohl kaum ein Ton von der Band kommt, ist wirklich kaum zu glauben. Nachdem der Nebelvorhang langsam verschwindet, erkennt man die Gesichter wieder. So fängt die Band mit Loud an und unterbricht dies kurz, um Anweisungen zu verteilen: Alle, die in der Lage sind, sollen bitte nach vorne kommen und crowdsurfen, damit die Sicherheitsbeauftragten etwas mehr zu tun haben.

Es geht weiter mit Chimera und Goose, bis hin zu Champagne, wo Tim Henson die Zuhörer nach nicht einmal gefühlt 15 Sekunden Spielzeit in den Wahn treibt und sie, als wäre es ein Instinkt, anfangen, die Hauptmelodie mitzusummen. Das ist heute Beweis genug, um zu zeigen, wie weit komplexe, dennoch gefühlvolle und gut überlegte Musik kommen kann.

Bedeutend eingängigere Kompositionen wie ABC finden auch Platz in der Setlist, die im Original von Sängerin Sophia Black begleitet wird, wofür aber dieses Mal die Stimme aus der Band reichen soll. Es fühlt sich so an, als wäre der Zenit des Abends schon erreicht, bis die Menge den Refrain laut wiederholt und mitspringt. Als die Band die Bühne verlässt, wird die Hartnäckigkeit der Zuschauer in Hamburg belohnt, nicht mit einem oder zwei Liedern als Encore, sondern sogar mit drei ganzen Liedern, wie Gitarrist Scott LePage stolz ankündigt. Die Band wird mit einer riesigen Wall of Death verabschiedet, pünktlich zu Playing God genau dann, als man dachte, es wäre vielleicht Zeit, runterzukommen.