Event: Reload Festival 2023
Bands: Powerwolf, In Flames, Trivium, Beartooth, Killswitch Engage, While She Sleeps, Stick To Your Guns, Guano Apes, Skindred, Sepultura, Clawfinger, J.B.O., Agnostic Front, Knocked Loose, Sleep Token, Callejon, Terror, Imminence, Mr. Hurley Und Die Pulveraffen, Mantar, Malevolence, Decapitated, Ektomorf, Landmarks, Frog Bog Dosenband, Gatecreeper, Blind Channel, Infected Rain, Orbit Culture, Grailknights, Cockney Rejects, Planlos, 100 Kilo Herz, Get The Shot, Excrementory Grindfuckers
Datum: 17.08. – 19.08.2023
Genres: Metalcore, Death Metal, Power Metal, Heavy Metal, Hard Rock, Fun Metal
Besucher: ca. 14.500
Ort: Sulingen, Niedersachsen
Veranstalter: Reload Event GmbH
Kosten: 139,00 Euro p. P.
Link: https://reload-festival.de/2023
Sulingen, eine charmante kleine Stadt im Herzen Niedersachsens, ist ein Ort, der die Herzen seiner Besucher mit einer Mischung aus Tradition und Moderne erobert. Mit seiner malerischen Landschaft und dem historischen Charme ist Sulingen nicht nur ein Ort zum Leben, sondern auch ein Ort zum Erleben.
Die Stadt ist umgeben von weiten Feldern und grünen Wäldern, die zu ausgedehnten Spaziergängen und Radtouren einladen. Die saubere Luft und die Ruhe der Natur bieten einen perfekten Rückzugsort vom hektischen Stadtleben. Im Zentrum von Sulingen findet man eine harmonische Mischung aus alten Fachwerkhäusern und modernen Gebäuden. Die gepflasterten Straßen und kleinen Geschäfte vermitteln ein Gefühl von Gemütlichkeit und Gemeinschaft. Der Marktplatz, das Herz der Stadt, ist oft der Schauplatz für lokale Feste und Märkte, die den Geist und die Kultur der Gemeinde zum Ausdruck bringen.
Sulingen hat auch eine reiche Geschichte, die in den vielen Museen und historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt lebendig wird. Eines der Highlights ist die St. Nicolai Kirche, ein beeindruckendes gotisches Bauwerk, das bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Obwohl Sulingen klein ist, gibt es hier viel zu sehen und zu tun. Von entspannenden Naturwanderungen über spannende historische Entdeckungen bis hin zu gemütlichen Cafés und Restaurants – Sulingen bietet für jeden etwas und ist gerade für Metalheads aus Niedersachsen einmal im Jahr das, was das Örtchen Wacken für Schleswig-Holstein ist – die Metropole der guten Musik.
Dieses Jahr haben wir es leider nur zu einer Stippvisite zum Festival geschafft und auch wenn das hier der wahrscheinlich späteste Festivalbericht seit Gründung des Magazins ist, möchten wir euch dieses feine Festival nicht vorenthalten.
Die Anreise zieht sich bekanntlich bei allen Festivals ein wenig. So auch beim Reload Festival 2023. Wir stehen also schon gut im Stau und doch, da wir am Freitag erst nach der regulären Arbeit anreisen, verschont uns das, was wir vom diesjährigen Wacken Open Air kennen. Also kein Anreisestau, sondern so eher der normale Wahnsinn, der sich immer freitags zur Rushhour auf deutschen Autobahnen abspielt. Aber sobald wir die letzte Baustelle hinter uns lassen und den Check-in in Sulingen ausfindig machen – der ist wirklich kaum zu übersehen – sind wir voller Vorfreude. Auch wenn heute bereits Acts wie die Excrementory Grindfuckers, Get The Shot, Infected Rain, Landmvrk, Decapitated und Mr. Hurley & Die Pulveraffen das Festival bespielten und wir diese leider verpassten, schaffen wir es gerade wegen der überschaubaren Größe des Festivals mehr als pünktlich zum wirklich genialen Auftritt von Killswitch Engage.
Auch wenn Jesse Leach, Adam Dutkiewicz und Co. nichts wirklich Neues dabeihaben, wissen sie mit einer wirklich perfekten Songauswahl die Metalmeute zu begeistern. Gestartet mit My Curse (der Song ist wirklich bereits vom 2006er-Album As Daylight Dies) über This Fire, Reckoning und den wirklich eher neuen Track The Signal Fire (2019) zeigt die Metalcore-Band aus Massachusetts, dass sie über die Zeit wirklich ein ordentliches Repertoire an Hits produziert hat. Es wirkt alles wie eine Best-of-Setlist. Getoppt wird das Ganze von einer wirklich perfekten Stimmperformance des Fronters Jesse Leach. Da haben wir bereits bei weitem größere Bands mit schlechterem Gesang erlebt. Den Abschluss machen The End Of Heartache, My Last Serenade und das Dio Cover Holy Diver. Ich bin fast schon enttäuscht, dass nach 14 Songs das Set bereits vorbei ist. Von mir aus hätten Killswitch Engage so den ganzen Abend weitermachen können.
Aber na ja, wir sind ja auf einem Festival und die Bühne soll ja Platz für alle sein – so lassen wir Killswitch Engage von Dannen ziehen, um eine nicht wirklich kleinere Band auf der EMP Main Stage zu begrüßen.
Der nächste große Act des heutigen Abends nennt sich Trivium und ich darf hier alles behaupten, nur nicht, dass ich die Band um Frontmann Matthey Heafy nicht mag. Doch ganz ehrlich gesehen ist das Konzert heute hier auf dem Acker in Sulingen leider nicht ganz so dynamisch, wie ich die Herren kenne. Klar gibt es genug Interaktionen zwischen Band und Publikum, doch wirklich 100 % will der Funke für mich nicht überspringen. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die Setlist mit nur knapp 60 Minuten für eine Band wie Trivium kurz bemessen erscheint und dass für mich persönlich wichtige Songs in der Setliste fehlen. So wirkt das Gerüst des Auftritts ein wenig wie eine Playlist der meistgehörten Tracks der Band und nicht wie eine Setliste, die darauf abzielt, die besten Livesongs auf die Bühne zu bringen.
Das, was hier wie eine riesige Kritik klingt, ist aber eigentlich Jammern auf ganz hohem Niveau. So habe ich Trivium jetzt wahrscheinlich mehr als zehnmal live sehen können und habe somit ein paar Vergleiche. Doch ehrlich, das scheint dem Publikum beim Reload Festival 2023 nicht viel auszumachen. So sehe ich Circle Pits, ein paar Moshpits und genug glücklich mitsingende Metalheads vor der Bühne stehen. Gerade beim Abschlusssong In Waves holt der Metalchor (in Form der Gäste vor der Bühne) alles raus, was geht. Zusammengefasst – toller Auftritt, wenn auch nicht der beste, den Trivium jemals auf eine Bühne gebracht haben.
Bevor die Bühne hier gleich in Flammen steht, nutzen wir die Zwischenzeit, um das Gelände ein wenig zu erkunden. Wenn man etwas auf dem Festival nicht wird, dann ist das verhungern. Gefühlt gibt es eine gigantische Auswahl an den üblichen Fastfood-Ständen und für das leibliche Wohl in Form von Bier wird auch an jeder zweiten Ecke gesorgt. Schön finden wir, dass auch genug Alternativen angeboten werden. So muss keiner Cola oder Limonade trinken, nur weil Bier nicht das Lieblingsgetränk ist. Als bestes Benchmark kann man immer nehmen, wenn ein und dieselbe Person direkt mehrfach mit mehreren vollen Bechern vom Cocktail-Stand zurückkommt. Dann scheint die „Mische“ ja allgemein gut anzukommen für den Preis. Laut den alten Hasen, die jedes Jahr hier zu Gast sind, wurden die Preise bereits nach oben korrigiert. Doch im Vergleich zum großen Bruder aus dem Norden (das Wacken Open Air) sind die Preise noch verhältnismäßig günstig (geschätzt 15 – 20 %). Aufgrund der kurzen Wege ist es hier aber auch im Vergleich viel leichter, zwischen den Bühnenauftritten einmal zum eigenen Camp zu gehen, um sich mit Ravioli aus der Dose und Bier selbst zu versorgen.
Aber ehrlich, wenn die Sonne untergeht, dann zeigt sich das Festival erst in seiner wahren Schönheit. So wirkt die Beleuchtung rund um das Eingangstor (siehe Bilder) wirklich einladend und das Festival verwandelt sich in eine total angenehme Grundstimmung. So hätte ich das eher auf einem Weihnachtsmarkt erwartet. Gut, die Veranstalter tun ja auch alles dafür, dass man sich hier wohlfühlt. So sind genug Bierbänke aufgebaut, die Wastland-Ecke holt den einen oder anderen Cosplayer ab und das Fahrgeschäft, welches ein zentraler Punkt vor dem Infield ist, kann als „Kotzmühle“ sicher das eine oder andere Bier an falscher Stelle zum Schäumen bringen. Einzig die Beschilderung könnte man noch ein wenig verbessern, doch wenn das alles ist, was man zu bemängeln hat, dann kann man das quasi unter den (Bier-)Tisch fallen lassen.
Genug vom Grundsätzlichen – zurück vor die Bühne, denn der Headliner In Flames will entfesselt werden. Gut, dass wir die Umbaupause nutzen konnten für den Rundgang, denn auch wenn es jetzt hier vor der EMP Main Stage echt voller geworden ist, haben wir nie das Gefühl, dass man nicht mehr nah genug vor die Bühne kommt. Die schwedischen Melodic Death Metaller starten mit The Great Deceiver und holen uns als eingefleischte Fans des aktuellen Albums Foregone total ab. So fehlt eigentlich nur Meet Your Maker, um den Abend perfekt zu machen. Doch den Gefallen tut man uns leider nicht. Aber mal Hand aufs Herz, Pinball Map, Cloud Connected, State Of Slow Decay, Foregone Pt. 1 und Only For The Weak entschädigen mehr als ausreichend. Das, was wirklich schade ist, ist, dass ab Song zehn (circa) die Stimme von Anders Fridén zu schwächeln scheint. Das ist sogar zum Teil so stark, dass ganze Passagen nur angesungen und dann an das Publikum abgegeben werden. Auch wenn meine Laune darunter nicht leidet, bin ich ein wenig perplex. In Flames sind ja bereits seit 33 Jahren unterwegs und wenn nach zehn Songs die Stimme versagt, dann sollte ein Vollprofi wie Anders Fridén entweder krank sein oder aber das so kaschieren können, dass es nicht auffällt. Bei den beiden letzten Songs I Am Above und Take This Life ist die Stimme dann teils ganz weg – echt komisch. Abschließend war das ebenfalls nicht die beste Performance, die ich von In Flames gewohnt bin. Aber schlecht sind die Herren auch nicht in Erinnerung geblieben.
Den wirklichen Late Night-Headliner (gibt es das Wort überhaupt?) machen Sleep Token. Das Verlegen von der zu kleinen Plaza Stage rüber zur Hauptbühne war sicher auch logistisch nicht ganz ohne. Doch als Sleep Token die Bühne betreten, sind wirklich (trotz der späten Stunde) noch viele Fans versammelt, um sich das Spektakel der Londoner Maskentruppe reinzuziehen. Melancholisch, mit einem atmosphärischen Lichtspektakel und einer Setliste, die so 1-zu-1 auf den vorherigen Festivals funktioniert hat, funktioniert auch hier in Sulingen. So sehen wir niemanden, der enttäuscht den Platz verlässt. Und ja, Sleep Token passen wunderbar ans Ende eines Festivals. Die Stimmung und die Lichtshow brauchen den späten Abend und das Gefühl, dass gleich alles vorbei ist.
Da wir leider am nächsten Morgen wieder abreisen müssen, machen wir uns nun fix auf den Weg ins Zelt, um zumindest ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Als uns die Augen zufallen, sind wir glücklich, dass wir die Tour gemacht haben. Das Reload Festival 2023 ist ein wirklich toller Gastgeber und die kleine Stadt Sulingen kann sich glücklich schätzen, dass sie 14.500 Metalheads an diesem Wochenende glücklich gemacht hat.