Saltatio Mortis – Finsterwacht

Neues Konzeptalbum mit "Das Schwarze Auge"

Artist: Saltatio Mortis

Herkunft: Karlsruhe, Deutschland

Album: Finsterwacht

Spiellänge: 42:03 Minuten

Genre: Folk Rock, Mittelalter Rock, Rock, Deutschrock, Mittelalter Metal

Release: 07.06.2024

Label: Prometheus Records

Link: https://saltatio-mortis.com

Bandmitglieder:

Gesang, Dudelsack, Schalmei, Gitarre, Maultrommel, Didgeridoo – Jörg Roth (Alea der Bescheidene)
Dudelsack, Schalmei, Drehleier, Gesang – Gunter Kopf (Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein)
Dudelsack, Schalmei, Uilleann Pipes, Low Whistle, Binioù – Christian Sparfeldt (El Silabdor)
Bassgitarre, Chapman Stick – Frank Heim (Bruder Frank)
Schlagzeug, Perkussion, Keyboard, Gitarre, Gesang – Jan S. Mischon (Jean Méchant, der Tambour)
Dudelsack, Schalmei, Whistles, Klavier – Robin Beisenbach (Luzi Das L)
Gitarre, Irish Bouzouki, Gesang – Till Grohe (Till Promill)

Tracklist:

1.⁠ ⁠Finsterwacht (feat. Hansi Kürsch/Blind Guardian)
2.⁠ ⁠⁠Schwarzer Strand (feat. Faun)
3.⁠ ⁠⁠Vogelfrei
4.⁠ ⁠⁠Grimwulf (Interlude)
5.⁠ ⁠⁠Der Himmel Muss Warten
6.⁠ ⁠⁠Aurelia
7.⁠ ⁠⁠We Might Be Giants (feat. Cristina Scabbia/Lacuna Coil & Peyton Parrish)
8.⁠ ⁠⁠Feuer Und Erz
9.⁠ ⁠⁠Genug Getrunken (feat. Knasterbart)
10.⁠ ⁠⁠Carry Me (feat. Tina Guo)
11.⁠ ⁠⁠Oh Treues Herz

Das Album Finsterwacht von Saltatio Mortis sollte am 31.05.2024 erscheinen. Nun verschiebt es sich auf den 07.06.2024 und hat mir damit noch ein bisschen mehr Zeit gelassen, mich in dieses Werk zu vertiefen. Es ist nicht nur eine Sammlung neuer Songs, die uns da präsentiert werden, sondern ein komplett durchdachtes Konzept und vermutlich für jeden Fan von Saltatio Mortis und dem Rollenspiel Das Schwarze Auge ein absolutes Muss. „Dieses Projekt mit Das Schwarze Auge und den Autoren Bernhard Hennen und Torsten Weitze ist aus Freundschaften und Begegnungen über die Jahre entstanden und war ein absoluter Traum“, schwärmt Sänger Alealese ich im Pressetext. Die Sammelbox kommt mit CD und Autogrammkarten, aber auch mit Roman, Spiel, Alea als Spielfigur und speziellen Würfeln. Der Preis der Box liegt bei 69,99 Euro und ist vielleicht gerechtfertigt, für Nichtgamer aber sicher eine Hausnummer, denn einzeln gibt es die CD nicht. Da es ein Soloabenteuer ist, sollte es auch für Neulinge auf dem Gebiet spielbar sein, ohne dass man irgendein Grundspiel in der Schublade hat. Ich ergoogle noch kurz, dass es dieses Spiel bereits seit 40 Jahren gibt und als ich mich dann noch auf eine große Verkaufsplattform wage, bin ich schlicht überfordert mit der Masse der verschiedenen Artikel. Ich bleibe dann erst mal bei der Musik und überlasse die Orks und Krieger euch Profis. Und für die anderen Nur-Zuhörer gibt es dann das Album ja auch auf den üblichen Streamingplattformen (wobei ich ja einfach immer noch gerne eine CD in den Händen halte).

Das Album startet mit Finsterwacht und der Unterstützung von Hansi Kürsch von Blind Guardian. Es ist mit über neun Minuten das längste Stück und beginnt mit einer Art Hörspiel, untermalt von mittelalterlichen Klängen. Dann beginnt der musikalische Teil und überrascht mich nicht wirklich. Der typische Saltatio-Sound mit dramaturgischem Thema und den gewohnten Dudelsack-Klängen, wie man ihn kennt und mag. Sieht man den gleichen Song mit dem zugehörigen und noch mal zwei Minuten längeren Video, so kommt das Ganze deutlich epischer und kraftvoller rüber. Es ist mega aufwendig produziert und zieht einen komplett in seinen Bann. Als Luzi nach noch nicht mal vier Minuten ermordet wird, bin ich wirklich entrüstet. Das können die doch nicht machen! Das Gemetzel und Gemorchel zieht sich durch die komplette Laufzeit. Wer gedacht hat, dass Alea zum Schluss als Held das Happy End einläutet, der hat sich leider getäuscht. Auch er wird dahingerafft, trotzdem schafft der letzte Krieger es schließlich, die Türme zu entzünden und die Menschen vor den Orks zu warnen (zumindest versteht die Blondine das so). Insgesamt sehr düster und grausig, aber diese Kostüme sind echt der Hammer und der Song gewinnt durch den Kurzfilm sehr an Ausdruck!

Weiter geht es mit Schwarzer Strand feat. Faun. Der Song wirkt eindringlich und durch den vordergründigen Gesang der Künstlerinnen fast anmutig. Im ersten Moment konnte ich nicht viel damit anfangen, aber wenn man sich eingehört hat, ist er sehr stark und gefällt mir mit jedem Durchlaufen besser.

Vogelfrei geht mit voller Power los. Im Gesangsteil muss ich zunächst über den Text schmunzeln. Dann beginnt es in meinem Kopf Bilder zu malen. Ein Anführer und sein Gefolge, die durch einen Wald stampfen und singen, oder vielleicht auch eine Mannschaft, die beim Rudern angefeuert wird? Es macht mir Spaß zuzuhören und ich freue mich, dass bei diesem Album zwar ein Grundthema vorhanden ist, aber es nicht die ganze Zeit so düster wie am Anfang bleibt.

Wenn man nicht genau hinhört, merkt man erst gar nicht, dass das Zwischenstück Grimwulf angefangen hat. Der instrumentale Kurzsong könnte auch einfach das verlängerte Ende von Vogelfrei sein.

Nun folgt Der Himmel Muss Warten und dies ist mit Abstand das beste Stück, was ich bislang von diesem Album gehört habe. So ein Ohrwurm! Kaum ertönen die ersten Takte, tanzt mein Lütter durch die Bude und es macht einfach Spaß, wie die gute Laune aus den Boxen strömt. Ich freue mich jetzt schon drauf, das mal live zu sehen und zu hören, wie das Publikum den Chorus singt. Außerdem hat der Song bei mir schon vorab eine Menge Pluspunkte gesammelt, als Alea und Luzi ihn jeweils mit Partnerin in Dauerschleife auf einer Autofahrt über vier Stunden gehört haben. Ich musste so lachen! Tatsächlich habe ich mich aber auch immer wieder gefragt, was die armen Frauen wohl verbrochen haben, dass sie solch einem Martyrium ausgesetzt wurden? Mich zieht der Song jedenfalls total mit und ich höre ihn immer wieder gern.

Aurelia startet fast schlagerpoppig und ist witzig im Text. Ansonsten haut es mich zwar nicht aus den Schuhen, läuft aber als Okay durch.

Ganz anders startet dann We Might Be Giants. Es ist deutlich kraftvoller und metal-lastiger. Die Einflüsse von Sängerin Christina Scabbia von Lacuna Coil und Sänger Peyton Parrish geben dem Ganzen das gewisse Etwas. Die Füße wippen wie von selbst mit, und auch wenn der Dudelsack natürlich nicht fehlen darf, ist das Stück in sehr positivem Sinn einfach anders und gefällt mir richtig gut.

Es folgt leider direkt die Entschleunigung durch Feuer Und Erz. Was langsam beginnt, wird immer treibender und kraftvoller. Warum auch immer, erinnert es mich sofort an Herz Aus Stahl von Manowar. Ich glaube, es ist dieser epische Gesang und diese eindringliche Musik, die quasi zum Aufbruch rufen. Ich mag es, hätte an dieser Stelle aber gerne mit einer schnelleren Nummer weitergemacht.

Mit Knasterbart im Gepäck folgt Genug Getrunken und ich erwarte, dass es jetzt lustig wird. Und ich werde nicht enttäuscht: „Genug getrunken, jetzt wird gesoffen, wir tanzen nackt auf jeder Theke…“ Hach schön, wenn es auch mal etwas leichter dahergeht und einfach der Quatsch im Vordergrund steht. Macht Spaß!

Bei Carry Me ist Tina Guo mit dabei und wer die Dame bei Wikipedia sucht, findet eine schier endlose Liste namhafter Künstler, mit denen sie schon die Bühne geteilt hat. Die Cellistin war unter anderem mit den Foo Fighters bei den Grammy Awards und mit Sabaton als Headliner auf Wacken. Der Song ist rockig, holt mich aber nicht wirklich ab und ich weiß gar nicht, warum das so ist. Vielleicht war einfach das Drumherum schon so viel, dass ich nichts mehr aufnehmen kann.

Mit Oh Treues Herz sind wir nun auch am Ende angelangt. Dies ist kein Gute-Laune-Kracher. Sehr nachdenklich und traurig zieht mich der Gesang mit und der schwere Inhalt lässt mich bedrückt zurück. Also schnell noch mal zu Der Himmel Muss Warten und zack, ist die gute Laune wieder da und ich schaue zufrieden auf das Gesamtwerk, mit dem Saltatio Mortis uns da beschenkt haben.

Saltatio Mortis – Finsterwacht
Fazit
Das Album Finsterwacht wird mit Sicherheit einige Kritiker auf den Plan rufen. Ist gar nicht mehr genug Mittelalter - viel zu teuer, weil nur in der Box – nicht dies, nicht das. Mir hat es aber wirklich Freude gemacht. Nicht, weil ich jeden einzelnen Song gefeiert habe oder es von vorn bis hinten einfach meins war. Nein, aber es ist sehr abwechslungsreich, hat sich auch auf die Einflüsse der befreundeten Künstler eingelassen und man merkt, dass es mit viel Herzblut und Seele erschaffen wurde. Es ist nicht da, um irgendjemandem zu gefallen, es wurde nicht zusammengestellt, um dem Ur-Fan seine Erwartungen zu erfüllen. Es ist ein Zusammenschnitt aus dem, was die Band mag, was ihr wichtig ist und woran sie Spaß hat. Und dieses bunte Gemisch aus Stilen und Themen, aus epischen Videos und eben diesem Spiel in der Box, das ist es, was es so besonders macht. Schön, dass die Band das auslebt und sich nicht verbiegen lässt, um irgendein Klischee zu erfüllen.

Anspieltipps: Der Himmel Muss Warten, We Might Be Giants und Genug Getrunken
Alex D.
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