Event: Satan – UK/Europe Tour 2024
Bands: Satan, Haunt, Hell Fire
Ort: Bambi Galore, Öjendorfer Weg 30a, 22119 Hamburg
Datum: 27.09.2024
Kosten: VVK 30 €, AK 33 €
Zuschauer: ca. 120
Genre: Heavy Metal, Speed Metal, NWoBHM
Links: https://kulturpalast.live
Setlist Satan:
- Trial By Fire
- Blades Of Steel
- Ascendancy
- Burning Portrait
- Break Free
- Sacramental Rites
- The Devil’s Infantry
- Incantations
- Era (The Day Will Come)
- Ophidian
- Twenty Twenty Five
- Turn The Tide
- Into The Mouth Of Eternity
- Testimony
- Alone In The Dock
- Siege Mentality
- Kiss Of Death
Eine der Legenden der NWoBHM sind Satan, die mit dem 1983er-Album Court In The Act als Wegbereiter für Speed- und Thrash Metal gelten. Es gibt noch eine weitere Besonderheit bezüglich des Quintetts aus dem nordenglischen Newcastle. Es gab einiges an Kunstpausen in ihrer Karriere, aber die Herren, die heute Abend auf der Bühne des Bambi Galore stehen, haben vor 41 Jahren den wegweisenden Dreher kreiert. Dazu gesellen sich zwei US-Metal-Bands mit Haunt und Hell Fire. Eigentlich sollte der kleine Undergroundschuppen heute aus allen Nähten platzen. Tut er aber nicht. Für einen Freitagabend sind circa 120 Menschen eine Enttäuschung. Es soll sich am Ende niemand beschweren, wenn derartige Acts in Zukunft nur noch auf den bekannten Festivals zu erleben sind. Klar, in Hamburg gibt es reichlich Konkurrenz zum Beispiel mit den dänischen Death-Metallern Illdisposed im Logo. Trotzdem: Wenn einige Menschen aus Berlin den Weg in den Billstedter Keller finden, dann sollten 180 Leute aus dem norddeutschen Ballungsgebiet der NWoBHM-Legende ihre Gunst erweisen, zumal der Eintrittspreis mit 30 € human ist.
Um 20:30 Uhr steht der erste Act des Tages an. Hell Fire aus den USA sind für die meisten Metalheads ein unbeschriebenes Blatt. Dass die Truppe nicht zu Unrecht im Billing des Keep It True Rising auftaucht, unterstreichen die Herren am heutigen Abend.
Seit 2010 existieren Hell Fire und liefern ein überraschendes Feuerwerk zwischen Speed- und Heavy Metal, wo die kurzzeitigen technischen Probleme am Ende nur eine Randnotiz sind. Mit Kai Sun gibt es ein bekanntes Gesicht. Der Herr stand mit Space Vacation 2023 auf der Bühne des Headbangers Open Air. Vier Longplayer haben die Herren bisher veröffentlicht. Aktuell ist Reckoning aus dem Jahr 2022.
Sieben Nummern gibt es auf die Ohren, wo vor allem Gitarrist Tony Campos vor Energie zu platzen scheint. Der Herr springt auf der Bühne umher, als wenn er heute zum Mittag Sprungfedern verschluckt hat. Es ist ständig Bewegung bei Sänger Jake Nunn und Campos, während Sun stoisch seinen Bass zupft. Nummern wie Thrill Of The Chase, Victims und das nach Hamburg passende Warpath (nein, der Song hat nix mit der Hamburger Band zu tun) sorgen für ein abgehendes Publikum und der einhelligen Meinung: Das war mal richtig gut. Eine nahezu unbekannte Band liefert circa 45 Minuten einen astreinen Abriss.
Haunt waren vor circa sechs Monaten bereits im Bambi Galore, damals als Co-Headliner mit Screamer aus Schweden. Der Gig war relativ enttäuschend, sodass die heutigen Erwartungen gering sind. Um es vorwegzunehmen: Haunt brennen kein Feuerwerk ab, liefern aber einen soliden Gig, der deutlich besser als der im Frühjahr des Jahres rüberkommt. Sänger Trevor William Church spricht den Abend an. Er erläutert, dass alle Fans in sicherer Entfernung zu stehen hatten. Er war übel krank, sodass sich die schwächere Perfomance erklärt.
Haunt haben wie Hell Fire circa 45 Minuten Spielzeit und ebenfalls Probleme mit der Technik. Die zusammengeflickte Verbindung scheint nach dem ersten Song jeweils schlappzumachen. Wie auch immer, Haunt gelingt der Restart genauso gut wie Hell Fire. Die Truppe aus Fresno ist bezüglich Studioarbeit sehr aktiv und legt ständig neues Material auf den Tisch. Das 2024er-Werk nennt sich Dreamers, wovon der Opener Steel Mountains performt wird. Sonst gibt es einen Ausflug über die reichhaltige Diskografie. Hearts On Fire ragt heraus, wobei es sich nicht um ein Hammerfall-Cover handelt. Nicht so intensiv wie Hell Fire, aber mehr als gut liefern Haunt heute im Bambi Galore ab.
Die Augen sind auf die englischen Altmeister gerichtet, die den Laden gleich richtig einheizen. Anscheinend denken sich Brian Ross und seine Mitstreiter, was Dave Hill und Demon können, das können wir auch. Demon starten momentan die Gigs mit dem Übersong Night Of The Demon. Die Antwort aus Newcastle nennt sich Trial By Fire und Blades Of Steel. Die Dinger sind mehr als 40 Jahre alt, haben aber nichts von ihrer Faszination eingebüßt.
Bekannt sind Satan und Sänger Ross für die Redebeiträge, die den schwarzen englischen Humor ans Tageslicht fördern. Bei dem einen oder anderen Spruch schießt Ross über das Ziel hinaus, sodass sexistische Anspielungen im Jahr 2024 unnötig sind. Auf der anderen Seite scherzt Ross schwarz über den politischen Alltag wie Brexit und die englische Monarchie. Es entwickelt sich zu der Musik ein munterer Dialog zwischen Publikum und Band.
Etwas überraschend ist, dass der aktuelle Dreher Songs In Crimson mit nur zweieinhalb Tracks berücksichtigt wird. Era (The Day Will Come) verschmilzt mit Ophidian, dazu gibt es das leicht punkige Turn The Tide und Sacramental Rites auf die Ohren. Auf der Scheibe ist vor allem die Saitenarbeit unorthodox. Live kommen die Dinger deutlich gradliniger daher.
Knapp 100 Minuten stehen die Herren auf der Bühne und beenden den Gig mit ihrer ersten Single. Kiss Of Death veröffentlichten die Herren 1982. Wer die Originalversion von Guardian Records n‘ Tapes besitzt, wird sich eventuell über den Sänger wundern. Der ist nicht Brian Ross, sondern Trevor Robinson. Unter tosenden Applaus verlässt das Quintett die Bühne. Was für ein Gig! Die Performance, der Sound und Spielfreude begeistern die Menschen vor der Bühne. Wenige Minuten später sind alle Bands im Club unterwegs und signieren Tonträger und stehen für Bilder oder ein kurzes Gespräch zur Verfügung. Die englischen Altmeister zeigen einmal mehr, dass Satan noch nicht zum alten Eisen gehören.