Event: Steel Held High Festival 2025
Bands: Cloven Hoof, Phantom Spell, Meurtrières, Kerrigan, Sintage
Ort: KufA Haus, Westbahnhof 13, 38118 Braunschweig
Datum: 22.03.2025
Kosten: VVK 35 € plus Gebühren, AK 40 €
Zuschauer: ca. 300
Genre: Heavy Metal, NWoBHM, Hard Rock
Links: https://kufa.haus/
Setlisten:
- Dawn Of Mind
- Up The Tower
- Dragon’s Dream
- Seven Sided Mirror
- Keep On Running
- Palantiri
- Black Spire Curse
- Blood Becomes Sand
- Redeemer
- The Fugitive
- The Gates Of Gehenna
- Cloven Hoof
- Vendetta
- Nightstalker
- Astral Rider
- Inquisitor
- Sabbat Stones
- Curse Of The Gypsy
- Running Free (Iron Maiden Cover, Dedicated to Paul Di’Anno)
- Mistress Of The Forest (Dedicated to Russ North)
- Crack The Whip
- Nova Battlestar
- Highlander
- Laying Down The Law
- Reach For The Sky
Warum fahren Metalheads aus Hamburg oder Kiel einige Kilometer nach Braunschweig, um ein kleines Festival zu besuchen? Das Steel Held High Festival im KufA Haus hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht und kann 2025 mit einer Besonderheit aufwarten. Cloven Hoof mit Sänger Harry „The Tyrant“ Conklin, der vor allem als jahrzehntelanger Sänger von Jag Panzer bekannt sein dürfte, sind Headliner. Cloven Hoof und Conklin konnten 2024 mit Heathen Cross ein ausgezeichnetes Album auf den Tisch legen, sodass die bekannten Gesichter von Keep It True und Headbangers Open Air auch in Braunschweig zu finden sind.
Einige Worte zum Veranstalter und der Location. Der Veranstalter ist offiziell Hotel666, ein Verein von Metalfans aus Braunschweig und Umgebung. In dem Verein sind Jung und Alt, Black Metal bis Old School Metal, zu finden. Die Menschen vereint die Freude an der Musik und wenn es das eigene Festival ist, dann befindet sich auch der Todesbleifan in der Hütte und erfreut sich am Hard Rock von Phantom Spell. Tipp für die Anhängerschaft von extremen Tönen. Ebenfalls in Braunschweig findet das Stygian Pilgrims statt, wo es deutlich dunkler und härter zur Sache geht.
Dann zum KufA Haus: Die Bühne ist für eine derartige Veranstaltung nahezu riesig im Vergleich zum Publikumsraum. Dazu gibt es eine Empore, die heute geschlossen ist (Ausnahme gilt für die Fotografenschar). Etwas verbaut, aber durchaus mit Charme, kann die Location punkten. Abzüge gibt es beim Sound, der zum Beispiel mit einer Markthalle in Hamburg natürlich nicht mithalten kann. Hier würde sich eher der Vergleich zum Hamburger Logo anbieten, sowohl von der Beschallung als auch von der Kapazität.
Sehr positiv ist die Gastro, die gegenüber dem Konzertsaal zu finden ist. Hier gibt es vegane, vegetarische und fleischige Kost. Aber auch Kaffee und Kuchen sind verfügbar. Getränke sind ebenfalls in allen Varianten vorhanden. Von Bier über härteren Alkohol bis zu den alkoholfreien Verköstigungen findet der Metalhead alles zu einem schmalen und überschaubaren Taler. Die Gastro ist nahezu vorbildlich, sodass sich fast alle großen und kleinen Festivals einen Blick in die Organisation des Steel Held High Festivals werfen sollten. Um 16:30 Uhr ist es so weit, dass sich mit Sintage die erste Band auf die Bühne schwingt.

Sintage kmmen aus Leipzig und haben sich 2019 gegründet. Mit der EP The Sign und der LP Paralyzing Chains hat das Quintett zwei Releases auf der Habenseite. Bei einer knappen Stunde Spielzeit ergibt sich das Set somit von selbst. Der Saal ist bereits gut gefüllt und auf die Ohren gibt es einen Mix aus Heavy Metal mit gelegentlichen Speed-Metal-Akzenten. Sänger Randy keift ordentlich aus den Boxen und sorgt bereits früh für fliegende Haare im Publikum. Der jungen Band fehlt die Bühnenerfahrung und nur über mehr Spielzeit können sich Sintage weiterentwickeln. Es ist kein perfekter Gig und an der einen oder anderen Stelle haben die Herren Luft nach oben. Das macht aber nichts. Wichtig ist, dass es junge Musiker gibt, die die Fackel des 80er-Jahre-Metals weitertragen, sodass auch zukünftige Generationen in den Genuss derartiger Klänge kommen, ganz ohne KI und Animationen.
Von einem Newcomer zum anderen Newcomer. Kerrigan waren aber bereits auf der Bühne der Markthalle beim Geburtstagsfest zu zehn Jahren Hell Over Hammaburg und auch beim Keep It True Rising war die Truppe zu erleben. Hinter Kerrigan verbergen sich zwei Doom-Fans, die mit Lone Wanderer bereits in dunkleren Gefilden reichlich Live-Erfahrungen sammelten. Im Herbst 2023 sorgte Bloodmoon dafür, dass Kerrigan – auf der Scheibe als Duo aktiv – den Titel Newcomer des Jahres 2023 beim Deaf Forever erhielten. Logisch, dass die Erwartungen mit jedem Gig steigen.

Zunächst gilt es, die technischen Probleme in den Griff zu bekommen. Kerrigan starten etwas hinter dem eigentlichen Zeitplan, lassen aber ein sehr gediegenes Brett folgen. Weit weniger ungestüm als Sintage, dafür mit Melodien, die an andere Newcomer der NWoTHM erinnern, holen die Freiburger die Menschen vor der Bühne ab. Vor allem Forces Of The Night und das epische Against The Westwind sind in Braunschweig absolute Kracher und die Fans feiern die Nummern ab.
Kerrigan sind an neuem Material dran. Gelingt es der Truppe aus dem Südwesten eine ähnliche Qualität auch auf den zweiten Longplayer zu bringen, könnten sich Kerrigan zur Speerspitze der NWoTHM-Szene des Landes entwickeln. Einer der Hoffnungsträger der Zukunft verabschiedet sich nach circa 45 Minuten und neun Nummern von der Bühne.

Beim Hell Over Hammaburg 2024 räumte eine Band aus Frankreich als Opener ab. Meurtrières liefern eine Punk-Metal-Mischung. Allen voran Frontdame Fiona sorgt mit ihrer Energie und Schwert dafür, dass die Fans sich auf ihre Aktivitäten fixieren. Technisch ist das französische Quintett zum Beispiel Kerrigan klar unterlegen. Es rumpelt weit mehr und die Punkattitüde wird gepflegt. Es geht um Energie, Toben und Spaß haben, sowohl für Fans als auch für die Band selbst. Das Repertoire ähnelt dem von Sintage mit einer EP und der LP Ronde De Nuit. Kurzweilig ist der circa 45-minütige Gig, energetisch ebenfalls. Bei den spielerischen Fähigkeiten sind Meurtrières nicht in den Top-Ligen beheimatet.
Seven Sisters aus London haben sich als NWoTHM-Band in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Sänger Kyle McNeill hegt aber auch eine Vorliebe für Classic Rock. Dafür gibt es eine zweite Band mit Namen Phantom Spell.

Ein Keyboard kommt zum Vorschein und das Quintett liefert einen Kontrast zu Meurtrières.
Dass Bühnenerfahrung ein wichtiger Punkt ist, zeigt sich bei Phantom Spell, die einen ganz anderen Sound liefern als die drei bisherigen Bands. Von der spielerischen Finesse betrachtet, sitzt jeder Handgriff und die Stücke kommen mit einem ganz anderen Volumen aus den Boxen. Ein Hauch von 70er und 80er-Jahre-Flair wabert durch das KufA Haus und der Geist von Uriah Heep und Thin Lizzy schwebt von der Bühne. Acht Songs liefern Phantom Spell, was sich bei der Veröffentlichung einer LP und einer EP quasi von selbst erklärt.
Sachen wie Keep On Running oder Black Spire Curse kommen exzellent rüber und die Herren rechtfertigen den verhältnismäßig hohen Slot auf dem Steel Held High Festival. Wer grundsätzlich etwas mit Classic Rock der 70er und 80er oder mit Namen wie Wytch Hazel, Hällas oder Tanith etwas anfangen kann, der sollte das Material von Phantom Spell dringend antesten.
Gerade erst hat das Festival angefangen, schon steht der Headliner auf der Bühne. Festivals wie das Steel Held High haben ein Problem. Die gehen einfach viel zu schnell vorbei. Trotzdem ist die Freude auf Cloven Hoof und Harry „The Tyrant“ Conklin spürbar, auch wenn der eine oder andere Metalhead dem Tag Tribut zollen muss. Zum Start und Redeemer haben sich die Reihen im Publikum reichlich ausgedünnt. Das verbessert sich im Laufe des Gigs, aber trotzdem hätten Cloven Hoof eine volle Hütte verdient.

Cloven Hoof gehören irgendwo auch zur NWoBHM, aber genauso auch zum Power Metal oder mit dem aktuellen Werk und Conklin am Mikro auch zum US-Metal. Die Scheiben der Band klingen fast alle unterschiedlich, was auch an den vielen verschiedenen Sängern in der Cloven-Hoof-Geschichte liegt. Das Vorgängeralbum Time Assassin aus dem Jahr 2022 singt noch George Call. Logisch, dass sich in der aktuellen Setlist keine Nummer mehr vom 2022er-Release im Set befindet. Cloven Hoof und Bassist und Bandgründer Lee Payne setzen auf die Klassiker der 80er und 90er-Jahre und das aktuelle Werk Heathen Cross.
Soundtechnisch können Cloven Hoof nicht mit der Vorstellung von Phantom Spell mithalten. Dafür entschädigen aber Nummern wie The Gates Of Gehenna oder Cloven Hoof, die bereits früh im Set erklingen. Zur Erinnerung: Die Dinger stammen aus dem Jahr 1984. Dass Conklin ein anderer Sänger ist als Russ North, macht sich erstmals bei Astral Rider bemerkbar. Noch deutlicher wird es zum Ende und dem Hit Reach For The Sky. Eine Stimme aus dem Publikum bringt es auf den Punkt: Das klingt, als würde Michael Kiske Metal Invaders singen. Nicht falsch verstehen, Conklin ist ein fantastischer Sänger. Russ Noth hatte aber ein sehr markantes Organ, was zum Beispiel Reach For The Sky einen besonderen Spirit verleiht.

Zu den Höhepunkten der Show gehören zwei Verneigungen vor großen englischen Sängern, die kürzlich die Bühne des Lebens für immer verlassen haben. Running Free widmen Cloven Hoof Paul Di’Anno und richtig emotional wird es mit Mistress Of The Forest von der A Sultan’s Ransom. Lee Payne kann bei der Ansage bezüglich des Gedenkens an Russ North kaum seine Tränen zurückhalten. Hier stehen Menschen mit Herz und Seele auf der Bühne. Das wird niemals eine KI oder ein Algorithmus einfangen können. Das sind genau die Momente, wofür es sich immer wieder lohnt, vor die Bühnen zu pilgern und Bands wie Cloven Hoof abzufeiern.
Gute 90 Minuten und 17 Tracks liefern die Herren, dann ist der musikalische Teil des Festivals zu Ende. Lee Payne und die anderen Herren von Cloven Hoof mischen sich genauso unter das Volk, wie alle anderen Bands. Berührungsängste oder Starallüren gibt es hier nicht. Je nach Lust und Laune endet das Festival gegen circa 23:30 Uhr oder es gibt noch einen Absacker an der bereits beschriebenen Bar.
Welche Menschen sollten sich das Steel Held High für 2026 vormerken? Generell alle Fans vom Keep It True und Headbangers Open Air kommen hier voll auf ihre Kosten. Das Publikum ist fachkundig und größere Ausfälle oder rechte Arschlöcher wurden nicht beobachtet. Wer Spaß an einer kleinen Bühne hat, der kann bedenkenlos ins KufA Haus wandern.































