Street Tombs – Reclusive Decay

Punkiger Old School Death Metal aus der San-Miguel-Kapelle

Artist: Street Tombs

Herkunft: USA

Album: Reclusive Decay

Spiellänge: 32:36 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 17.02.2023

Label: Carbonized Records

Link: https://carbonizedrecords.bandcamp.com/album/reclusive-decay

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – David McMaster
Gesang und Gitarre – Damian Jacoby
Bassgitarre – Galen Baudhin
Schlagzeug – Ben Brodsky

Tracklist:

  1. Wretched Remains
  2. Diseased Existence
  3. Devour
  4. Rising Torment
  5. Commanding Voices Of The Damned
  6. Volcanic Siege

Die königliche Stadt des heiligen Glaubens des heiligen Franziskus von Assisi, kurz Santa Fe, ist um eine Band reicher, und zwar schon seit 2018. Ob diese vier Zeitgenossen in der ältesten Kirche der USA, der San-Miguel-Kapelle, abhängen oder sogar proben, wage ich zu bezweifeln, betrachtet man das umgedrehte Kreuz in ihrem Schriftzug. Sei es drum. Nach drei Demos in den Kalenderjahren 2018, 2020 und 2021 wurde es Zeit für das Debütalbum der Band aus New Mexico. Carbonized Records nahmen sie unter ihre Fittiche und hier sind wir jetzt. Dabei handelt es sich um komplett neues Material. Das hört man doch als geneigter Fan gerne.

Der Schriftzug sieht schon einmal nach alter Schule aus und nach den ersten Tönen wird einem klar, dass die Rückschlüsse aus der Betrachtung des Schriftzugs passen. Wretched Remains ist Old School Death Metal ohne Ende – und wen wundert es, mir gefällt es. Hier gibt es keine großen Neuerungen oder Spielereien, sondern Death Metal, wie man ihn kennt und schätzt. Das Hauptaugenmerk wird auf das Riffing gelegt. Die Gitarrenfront bildet das Hauptgerüst, während die Drums den Rhythmus vorgeben und dabei nicht wirklich schnell werden. Es ist treibend und groovend und lädt den Hörer durchaus zum Bangen ein. Der Sound ist dunkel und altbacken, der Gesang tief und vielleicht ein wenig im Hintergrund, stört aber nur am Rande. Wie gesagt, die Gitarrenarbeit steht im Vordergrund. In diesem Song werden typische Death Riffs verwendet, zwischendurch ein fettes melodisches Lead und natürlich darf auch ein wildes Solo nicht fehlen. Ansonsten wäre ja alles irgendwie unvollständig. Der Bass spielt zwar keine Hauptrollen, erledigt aber das, was er erledigen soll. Das wummst ganz ordentlich und drückt dazu.

Wie gesagt, die Band ist sehr an der alten Schule interessiert. Damals verschwammen die Grenzen noch so richtig. Das Eröffnungsriff bei Diseased Existence z.B. ist sehr eingängig und schön thrashig. Hier hört man auch, dass sie auch dem guten alten Punk nicht abgeneigt sind. Das fette Riff wird zum Glück wiederholt. Der Drummer ist fix, ohne aber zu blasten oder so. Dann wird das Tempo herausgenommen und zaubert einen atmosphärischen Groove aus dem Hut. Ja, schön dreckig und böse. So schleicht man ein wenig vor sich hin, begleitet von tiefen Growls. Der Song wird dann langsam mit geilem Riffing wieder aufgebaut. Im Midtempo geht es weiter und klingt richtig schön fies. Ein langes Solo folgt und man verwendet wieder diesen Groove. Und dann ist auch schon Schluss mit lustig. Mit ein paar Geräuschen lässt man den Song ausklingen. Geiles Stück. Kurz und intensiv. So etwas mag ich, wenn auch schon einhundertmal gehört.

Sehr druckvoll legt man bei Devour los und dürfte damit Freunde von Bolt Thrower beglücken. Auch hier glänzen sie wieder mit hervorragendem Riffing. Gerade wenn sie das Tempo quasi fast ganz herausnehmen, können Davin und Damian an der Klampfe glänzen. Diese melodischen Riffs machen schon Laune. Sie werden sehr lange vorgetragen und lullen einen irgendwie ein. Danach drückt man wieder und Kollege Ben bedient sich einer schnellen Uftata, welche immer wieder mit eingebaut wird und den entscheidenden Rhythmus liefert. Die Riffs werden wiederholt und so baut man den Song aggressiv und atmosphärisch auf. Macht absolut Laune, keine Frage. Es fehlt zwar noch irgendwie das gewisse Etwas, aber das Gehörte kann man absolut gebrauchen. Der Endpart, der sehr dunkel und atmosphärisch daherkommt, ist mir dann aber zu lang, auch wenn man das Ende noch kurz abändert. Trotzdem bleibt Devour hängen.

Weiter geht es mit Rising Torment. Der Song schlägt natürlich in die gleiche Kerbe. Geht runter wie Öl, sofern man diese alte Schule mag. Neben dem normalen Rhythmus darf auch hier die Uftata ordentlich mitspielen. Klingt ja immer fett. Wenn man der Band etwas vorwerfen möchte, dann vielleicht, dass sie die Parts ein wenig zu lang spielen. Aber es sind genügend Ideen vorhanden, keine Sorge. Rising Torment flutscht ordentlich.

Commanding Voices Of The Damned und Volcanic Siege beenden dann diese Reise in die Vergangenheit.

Eine gelungene Mischung aus Death Metal, ein wenig Thrash und auch Punk. Bolt Thrower kommen einem öfter in den Sinn, Possessed ebenfalls, aber auch Discharge oder GBH. Klingt definitiv interessant!

Street Tombs – Reclusive Decay
Fazit
Höllenfahrt nach Santa Fe ist ein Western mit John Wayne aus dem Jahre 1939 und 84 Jahre später entsteht der entsprechende Soundtrack dazu, hehe. Das Quartett aus der gerade genannten Stadt bietet old schooligen Death Metal mit Punkeinflüssen, der es durchaus in sich hat und sehr viel Wert auf die Gitarrenarbeit legt. Sechs Songs in knappen dreißig Minuten, die absolut Spaß machen. Ein gutes Debütalbum, allerdings ist auch noch Platz nach oben.

Anspieltipps: Devour und Rising Torment
Michael E.
7.7
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