The Australien Pink Floyd Show am 26.03.2019 in der Sick Arena in Freiburg im Breisgau

Aussie Floyd begeistern mit gigantischer Show in Freiburg

Event: All That You Love 2019 World Tour

Band: The Australien Pink Floyd Show

Ort: Sick Arena, Neuer Messplatz 1, 79108 Freiburg im Breisgau

Datum: 26.03.2019

Kosten: Kat.1 = 68,00 €, Kat.2 = 60,00 €, Kat.3 = 55,00 €, Kat.4 = 48,00 € AK

Genre: Rock, Progressive Rock, Psychedelic Rock, Artrock, Space Rock

Besucher: ca. 1500

Veranstalter: FKP Scorpio https://www.fkpscorpio.com

Link: https://www.facebook.com/events/253128438749058/

Setlist:

Set 1:
01. Obscured By Clouds
02. When You`re In
03. In The Flesh?
04. The Thin Ice
05. Another Brick In The Wall Part 1
06. The Happiest Days Of Our Lives
07. Another Brick In The Wall Part 2
08. Welcome To The Machine
09. Wish You Were Here
10. The Great Gig In The Sky
11. Money
12. Brain Damage
13. Eclipse

Set 2:
14. Shine On Your Crazy Diamonds (Parts I-V)
15. Learning To Fly
16. Pigs (Three Different Ones)
17. Cymbaline
18. Careful With That Axe, Eugene
19. Time
20. One Of These Days
21. Run Like Hell

Encore:
22. Comfortably Numb

Pink Floyd gründeten sich 1965 in London und schufen mit ihrer Musik und der visuellen Gestaltung ihrer Bühnenauftritte einen unverwechselbaren und seinerzeit völlig neuartigen Stil des Progressive- und Psychedelic Rock. Sie trafen den Zahn der Zeit, entwickelten sich zu einer der größten Rockbands aller Zeiten und verkauften über die Jahre annähernd 300 Millionen Alben. Scheiben wie z.B. The Wall, Wish You Were Here oder The Dark Side Of The Moon sind Klassiker und gehören in jede gut sortierte Plattensammlung. Während Roger Waters, David Gilmour und Nick Mason noch gelegentlich auf Solopfaden wandeln, ist die Band eigentlich seit dem Ausstieg Roger Waters im Jahr 1985, spätestens jedoch seit 2015, endgültig Geschichte.

Nicht jedoch das musikalische Erbe von Pink Floyd – denn immer, wenn große Bands in Rockerrente gehen, finden sich meist jüngere Tributebands zusammen, die weiterhin die Flagge hochhalten und die Songs der legendären Vorbilder auf die Bühne bringen. So gibt es natürlich auch eine ganze Reihe von Pink Floyd Cover- und Tributebands, doch die Bekannteste und weltweit Erfolgreichste dürfte die The Australien Pink Floyd Show sein.

Eben diese Jungs aus Adelaide / Australien gehen nun mit ihrem neuen Programm All That You Love auf Tour und machen am 26.03.2019 auch in der Sick Arena der Freiburger Messe Halt. Es ist bereits die zwölfte Produktion, mit der die Australier die hiesigen Pink Floyd Fans begeistern. Bei All That You Love geht es aber nicht, wie bei den vergangenen Tourneen, um die einzelnen Werke der legendären Briten wie z.B. Wish You Were Here, The Dark Side Of The Moon, Animals oder The Wall, sondern es ist ein Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase der Kultband aus London.

Nun kann man zu Cover- und Tributebands stehen, wie man will. Die einen lieben sie, weil sie das Erbe längst vergangener Zeiten und Bands hochhalten, deren Musik weiterhin auf die Bühne bringen und damit Erinnerungen wecken, für die anderen ist es der größte Frevel und sie hassen sie. Manchmal sind die Ticketpreise der Originale aber auch so sehr in Sphären gestiegen, die sie ein normaler Fan gar nicht mehr bezahlen kann oder will. Wie auch immer, die Bands haben durchaus ihre Daseinsberechtigung und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.

Bisher hatte ich nie die Gelegenheit, mir die australischen Pink Floyd, die auch als Aussie Floyd bekannt sind, anzuschauen, doch wenn sie jetzt schon quasi bei mir vor der Haustüre spielen, komme ich als Altrocker und alter Pink Floyd Fan natürlich nicht drum herum, mal schnell in Freiburg vorbeizuschauen. Sonst habe ich von hier aus immer mindestens eine Stunde Anfahrt zu den verschiedensten Konzerten in Pratteln, Straßburg, Colmar, Karlsruhe und Stuttgart, aber es ist schon geil, wenn man losfährt und zehn Minuten später vor der Konzertlocation steht. Der Einlass beginnt um 19:00 Uhr, und als wir gegen halb sieben dort ankommen, ist noch nicht viel los. Die Abendkasse hat jedoch schon geöffnet und so können wir schon mal unsere Karten und meinen Fotopass abholen. Wow, 68,00 € in der Kategorie I ist amtlich für eine Tributeband. Um kurz vor sieben versammeln sich dann auch die ersten Gäste und dann geht es plötzlich ganz schnell: Die Türen öffnen sich und Freiburgs Altrocker kommen aus allen Ecken gekrochen. Pink Floyd ist halt immer noch ein Name, der die Massen begeistert, selbst wenn es nicht, wie in diesem Fall, das Original ist.

Die Sick Arena ist heute bestuhlt und alles ist gerichtet für die größte Altrockerparty Freiburgs. Die meisten Leute, die in die Messehalle strömen, sind Ü 40, nur wenige jüngere Besucher sind auszumachen. Zunächst bleibt aber noch Zeit eine Zigarette zu rauchen, sich mit etwas Flüssigem zu versorgen und mal am Merchstand vorbeizuschauen – doch die Shirts sind flüssig, um nicht zu sagen überflüssig, weil, wer braucht schon Pink Floyd ähnliche Motive, die mit Kängurus verziert wurden!? Nein, dann doch lieber die Originalshirts mal wieder aus dem Schrank kramen, auch wenn die langsam in die Jahre kommen und längst total verwaschen sind.

Punkt 20:00 Uhr geht es dann los und die Band, die erwartungsgemäß ohne Support auftritt, stimmt das etwa fünfminütige Instrumentalstück Obscured By Clouds hinter einem Gazevorhang an und sorgt damit gleich für Verblüffung, denn der Vorhang fällt während des gesamten Songs nicht. Auch eine Art, Spannung aufzubauen, Steven Wilson lässt grüßen. Na super, die ersten drei Songs darf ich fotografieren und beim Ersten gibt es nichts weiter zu sehen, außer ein paar schemenhaften Schattenspielen der Musiker. Die Halle ist mit etwa 1500 Besuchern bestens gefüllt, wenn auch nicht ganz ausverkauft. Auch mit When You`re In bleibt man im Jahr 1972 und nun fällt auch endlich der Vorhang und im Publikum werden unzählige Handys gezückt. Jedoch, kaum wird ein Handy in Position gebracht, ist auch schon die Security vor Ort, selbst Handyfotos sind strikt untersagt. Im Hintergrund der Bühne hängt die typische, runde Leinwand, die auch von den Originalen regelmäßig genutzt wurde. Auf dieser werden laufend Animationen, Bilder und Videos passend zu den Songs gezeigt. Die Beleuchtung, die man hier aufgefahren hat, ist amtlich und auch der Sound ist erstklassig. Schon jetzt lässt sich sagen, dass Frontmann und Gitarrist Steve Mac stimmlich sehr nah am Original ist. Etwas blöd ist vielleicht, dass er nur für seine einzelnen Gesangsparts vortritt ans Mikro und sich dann direkt wieder in den Bühnenhintergrund zurückzieht. Die Musiker um Steve Mac sind hier natürlich austauschbar und halten sich unspektakulär zurück, wobei jeder Einzelne von ihnen einen perfekten Job macht. Zumindest bleiben sie aber am Bühnenrand an ihren Mikroständern stehen, jedoch überwiegend wie angewurzelt. Direkt im Anschluss geht es weiter mit einem großen Block aus dem legendären The Wall Album, welcher die Songs In The Flesh?, The Thin Ice, Another Brick In The Wall Part 1, The Happiest Days Of Our Lives und Another Brick In The Wall Part 2 beeinhaltet. Nun werden sicherlich bei vielen Erinnerungen an die eigene Jugend wach und so ist die Begeisterung im Publikum groß. Pink Floyd sind jedoch nicht nur Musik, sondern ein Gesamtkunstwerk und so zeigen auch die Australier ihren Hang zur Detailverliebtheit. So bläst sich im letzten Teil des The Wall Blocks am rechten Bühnenrand der etwa sechs Meter hohe Teacher auf und droht mit seinem Stock, was Gejohle und einen Applaussturm auslöst. Mittlerweile sind nun auch Handyfotos geduldet, wahrscheinlich aber nur, weil die ständigen Security Ermahnungen extrem gestört haben. Nun gut, mir soll es recht sein, so kann ich wenigstens auch weiter Fotos machen. Die ganz große Stimmungsparty, wie man sie von vielen anderen Konzerten kennt, kommt hier in der bestuhlten Halle natürlich nicht auf, doch bei der Musik der Briten kann man sich eh besser zurücklehnen und genießen. Langweilig ist hier angesichts des satten Sounds und der leidenschaftlichen Show bestimmt keinem, vielmehr hängt jeder irgendwo in seinen ganz eigenen psychedelischen Träumen der 70er-Jahre. Während der ganzen Zeit ist auch immer ein dreistimmiger, weiblicher Backgroundchor unter der Leitung von Lorelei Mc Broom mit auf der Bühne. Die Dame ist vielleicht noch dem einen oder anderen ein Begriff, war sie doch mit der Originalband zwischen den Jahren 1987 und 1989 als Backgroundsängerin auf Tournee. Mit Welcome To The Machine geht die Reise dann ins Jahr 1975 und zu Wish You Were Here werden passend auf der Leinwand Fotos der großen Originale präsentiert. Jedoch ist auch der 2006 verstorbene Syd Barrett dabei, der zu Wish You Were Here Zeiten schon gar nicht mehr zur Band gehörte. Doch das ist meckern auf hohem Niveau, wichtiger ist die Musik und die bringt man völlig überzeugend rüber. Mit den nächsten vier Songs, The Great Gig In The Sky, Money, Brain Damage und Eclipse, geht es dann ins Jahr 1973 und in die Ära von The Dark Side Of The Moon. Danach ist das erste Set beendet und es geht in die Pause. Ich weiß nicht, wer sich diesen Quatsch hat einfallen lassen, aber da man keine Getränke mit in die Halle nehmen darf, macht es halt Sinn.

Passend zum zweiten Set, welches mit Part I – V von Shine On Your Crazy Diamonds startet, sitzt jeder wieder auf seinem Platz. Außerhalb der Pausen läuft kaum jemand draußen herum, was natürlich für die hochprofessionelle und spannende Show spricht. Selbst das umstrittene und oft als belanglos eingestufte Learning To Fly wird vom Freiburger Publikum abgefeiert und laut bejubelt. Nun wird noch mehr mit Licht und Lasern gearbeitet wie im ersten Set und man ist perfektionistisch nah am Original. Teilweise weiß man gar nicht, ob man zuallererst auf die Musiker achten soll, oder doch lieber auf die Leinwand, oder die spektakuläre Lichtshow. Es gibt durchweg die Rundumvollbedienung. Zu Pigs und der Botschaft Don`t vote Pigs werden Fotos von rechtextremen Politikern à la Trump, Le Pen, Wilders, Johnson und anderen Brandstiftern gezeigt. Auch werden Schweineköpfe auf der Leinwand gezeichnet und der Hinweis Pig Brother is watching you leuchtet auf. Vermissen tue ich allerdings das große, überdimensionale Schwein mit den leuchtenden roten Augen. Ich kenne es zwar nur von Fotos, aber ich hätte es bei Pigs halt logischerweise erwartet. Schade! Bisher haben es durchweg nur die großen Hits auf die Setlist geschafft, doch mit Cymbaline, aus dem More Soundtrack von 1969, wird nun ein unbekannteres Stück gespielt. Der Song erhebt sich aus seichtem Sixtiespop heraus in schwindelerregende Psychedelicsphären und ist ein echtes Highlight des Abends. Jedoch erntet der Song nicht den verdienten Applaus, wahrscheinlich ist er vielen ganz einfach nicht bekannt und in Deutschland gilt ja immer noch das Motto „Kenn ich nicht, fress ich nicht!“ Mit Careful With That Axes, Eugene vom 1969er-Ummagumma Album verhält es sich ähnlich. Doch dann ist diese Phase auch schon vorbei und man greift wieder auf die ganz großen Hits der Band zurück, bei Time ist das Publikum wieder mit im Boot und tosender Applaus ist der Band sicher. Logisch, dass hier nun Uhren und zeitliche Abläufe die Leinwand beherrschen. One Of These Days bietet neben der genialen Lightshow dann auch wieder etwas fürs Auge, denn während des Songs hopst das Markenzeichen der Aussie rocker, ein vom Pink Floyd Schwein abgeleitetes rosafarbenes Känguru, auf der Bühne herum. Mit Run Like Hell geht dann auch das zweite Set zu Ende und nun taucht plötzlich links der Bühne aus einem Vorhang heraus das bereits erwähnte große Schwein mit den rot beleuchteten Augen auf und zieht das Interesse des Publikums auf sich. Erstmals im Laufe des Abends steht nun auch die Halle Kopf, d.h. das Publikum erhebt sich und bereitet der Band einen würdigen Abgang. Diese verabschiedet sich dann auch und verschwindet von der Bühne, doch da das Licht nicht angeht, kann man wohl mit einer Zugabe rechnen und so verlässt niemand die Halle. Die Australier lassen auch nicht lange auf sich warten und legen mit Comfortably Numb noch einmal nach. Von der Bühnedecke wird nun eine große Spiegel-Diskokugel heruntergelassen und von verschiedensten Scheinwerfern und Lasern angestrahlt, welche geniale Lichteffekte erzeugen. Zu einer weiteren Zugabe lässt man sich aber nicht mehr bewegen, doch das liegt wohl mehr an dem genauen Zeitplan hier, der genaustens eingehalten werden muss.

Fazit: Der Auftritt war ein echtes Erlebnis für alle Sinne, ein zweistündiges Sahnestück für Augen und Ohren. Selbst wer kein Freund von Tributebands ist, sollte die The Australian Pink Floyd Show einmal besucht haben. Die Band wird ihrem Ruf, die beste Tributeband der Welt zu sein, jederzeit gerecht. Die Setlist lässt nicht viele Wünsche offen und Licht- und Showeinlagen sind mega. Gewünscht hätte ich mir allerdings mehr Bewegung auf der Bühne, mehr Interaktion unter den Musikern und mit dem Publikum. Auch eine kurze Begrüßung des Publikums am Anfang der Show wäre ganz nett gewesen, doch Steve Mac bekommt neben dem Gesang während des ganzen Gigs keinen Ton heraus. Alles in allem sind The Australian Pink Floyd Show den amtlichen Ticketpreis von 68,- € wert und nur zu empfehlen.

Wer nun noch nicht genug von Pink Floyd hat, dem sei der Auftritt von Nick Mason`s Saucerful Of Secrets am 5. Juli 2019 in der einzigartigen Atmosphäre der Augusta Raurica in Basel ans Herz gelegt, denn da steht immerhin einer der Mitbegründer Pink Floyds auf der Bühne.