Ultima Ratio Fest mit Moonspell, Insomnium, Borknagar, Wolfheart und Hinayana am 13.10.2022 im Kesselhaus in Berlin

Lehrbuchhaftes Beispiel für ein großartiges Line-Up

Event: Ultima Ratio Fest 2022

Bands: Hinayana, Wolfheart, Borknagar, Insomnium, Moonspell

Ort: Kesselhaus Berlin

Datum: 13.10.2022

Kosten: 45 € (Abendkasse)

Genre: Melodic Death, Melodic Black, Progressive, Doom

Wolfheart

Ich weiß – es ist nicht immer leicht, als Booker ein perfektes Line-Up für eine große Tour zurechtzubasteln, vor allem in den aktuellen Zeiten. Doch was die Veranstalter der Ultima Ratio Fest Tour hier auf die Beine gestellt haben, ist weit mehr als „nur“ perfekt. Moonspell, Insomnium, Borknagar, Wolfheart und Hinayana scheinen wie füreinander gemacht. Ich war anfangs ein wenig traurig, da statt Insomnium eigentlich My Dying Bride auf dem Plan standen und diese schon zum Dark Easter Metal Meeting im April absagen mussten. Im Nachhinein muss ich aber gestehen, dass diese Line-Up-Änderung dem Ganzen wohl besser tat. Die Bandfolge schafft eine wunderbare Dramaturgie und baut die Stimmung nach und nach auf. Das ist schon ein Kunstwerk, bei insgesamt fünf Bands. Doch fangen wir von vorne an. Es ist Donnerstag Abend und ich bin auf dem Weg in eine der schönsten Locations Berlins – die Kulturbrauerei.

Schon zu Beginn des Abends ist das Kesselhaus gut gefüllt. Man muss aber sagen, dass die Location auch nicht sehr groß ist. Ein wenig verwundert bin ich schon, denn bei diesem Line-Up hätte ich mehr Besucher erwartet. Ausverkauft ist dieser Abend leider auch wieder nicht. Hinayana stehen dennoch pünktlich auf der Bühne und spielen Melodic Death Metal mit ein wenig doomigen Einflüssen. Knappe 30 Minuten heizen die US-Amerikaner dem Publikum ein. Die Band ist hierzulande noch recht unbekannt und nutzt die Ultima Ratio Tour, um sich vorzustellen.

Weiter geht es auch schon mit Wolfheart aus Finnland. Eine meiner Favoriten heute Abend. Ein bisschen Melodic Death, ein wenig Black Metal und hier und da etwas Doom ist eine wunderbare Kombination, die die Besucher weiter in Wallung bringt. Tuomas Saukkonen und seine Kollegen geben ordentlich Gas und spielen einen Mix aus älteren und auch ganz frischen Songs aus dem aktuellen Album King Of The North. Publikumsmagnet ist auch der ehemalige Rotting Christ Gitarrist Vageliss Karzis, der bei Wolfheart ebenfalls ab und zu die Vocals übernimmt. Spielfreude nach längerer Liveabstinenz haben hier heute alle.

Borknagar

Die Nächsten im Line-Up des heutigen Abends sind Borknagar. Feinster Black Metal mit Folkeinflüssen und viel Atmosphäre – dafür sind die Norweger bekannt. Dass sie auch live überzeugen, daran hat hier keiner Zweifel. Die Menschenmasse vor der Bühne hat sich sogar noch etwas mehr gefüllt. Mein Konzerthighlight ist hier der Titel Voices, der von Sänger und Keyboarder Lars „Lazare“ Nedland dargeboten, für einen unfassbaren Gänsehautmoment sorgt. Dieser und auch weitere Songs aus dem letzten Album True North spielen Borknagar heute in Berlin. Nach knapp 50 Minuten ist der Auftritt der Norweger auch schon vorbei und der erste Headliner steht in den Startlöchern.

Insomium

Insomnium lassen sich auch nicht lange bitten und stehen nach einer kurzen Umbaupause auf der Bühne. Das Publikum begrüßt sie mit viel Applaus und Vorfreude. Die stimmungsvolle Atmosphäre, die Borknagar hinterlassen haben, können die Melodic Death Metaller locker beibehalten und auch noch toppen. Auch hier zeigt sich wieder die wunderbare Dramaturgie des heutigen Line-Ups. Auf das deutsche Publikum haben sich die Finnen heute auch eingerichtet, sogar ein wenig die Sprache gelernt und so bedankt sich Sänger Niilo Sevänen immer wieder einmal mit den Worten „Danke, Bitte, Berlin“. Die Setlist besteht heute aus einem wunderbaren Mix von alten und neuen Klassikern und Publikumslieblingssongs. So spielen Insomnium unter anderen Down With The Sun, Primeval Dark und natürlich auch While We Sleep. Mit Heart Like A Grave wird die Show im Berliner Kesselhaus abgerundet und nach circa 60 Minuten verlassen die Finnen von Insomnium unter Jubel und Applaus die Bühne.

Nach vier großartigen Bands folgt nun der letzte Headliner des Ultima Ratio Fest in Berlin. Moonspell habe ich das letzte Mal vor Corona ebenfalls in Berlin sehen können. Damals waren sie mit Rotting Christ auf Tour. Wie bereits mehrmals erwähnt, ist diese Bandzusammensetzung heute aber etwas runder und wird Moonspell meiner Meinung nach besser gerecht. Nicht weil Rotting Christ keine gleichrangig gute Liveband sind, im Gegenteil. Die Griechen sind ein Livemonster und aus meiner Sicht eher für einen alleinigen Headliner geeignet. Heute ist das zum Glück etwas anders und so sind Moonspell die Krönung des heutigen Abends. Die Portugiesen fesseln nach einer kleinen Verzögerung aufgrund technischer Probleme ihr Berliner Publikum von der ersten Sekunde an. Black Metal und Gothic Rock können Moonspell bekanntlich wunderbar kombinieren und so tobt das Kesselhaus zur letzten Band des Abends. Ausgelassen wird geheadbangt, mitgesungen und gefeiert. Auch auf der Bühne haben alle sichtlich Spaß und Sänger Fernando Ribeiro ist kaum mit der Kamera einzufangen. Das musikalische Duracell-Häschen wirbelt auf der Bühne und sorgt für ordentlich Stimmung. Spätestens beim Klassiker Alma Mater ist kein Halten mehr. Das Ultima Ratio Fest endet mit einem Konzertknaller. Ein gelungener Abend geht zu Ende!