Wacken Open Air 2014 vom 31.07. – 02.08.2014

“25. Wacken Open Air 2014 vom 31.07.2014 – 02.08.2014“

 

Festivalname: Wacken Open Air 2014

Bands: 5th Avenue, A Pale Horse Named Death, Amon Amarth, Anstratus, Apocalyptica & Orchestra, Arch Enemy, Arthemis, asrock, August Burns Red, Avantasia,Ax´nSex, Bülent Ceylan, Behemoth, Bembers, Blechblosn, Bring Me The Horizon, C.O.P. UK, Carcass, Children Of Bodom, Chthonic, Collibus,Convivium, Crematory, Death Angel, Decapitated, Degradead, Demonic Resurrection, Der W, Devin Townsend Project, Dismorial, Dordeduh,Dunkelschön, Earth Divide, Emperor, Endstille, Eric Fish and Friends, Excrementory Grindfuckers, Faun, Fiddler´s Green, Firkin, Five Finger Death Punch, Fleshgod Apocalypse, For The Imperium, Fork, Godsized, Hammerfall, Hatebreed, Hämatom, Heaven Shall Burn, Hell, Hellyeah, Iced Earth, ICS Vortex, In Mute, J.B.O., John Diva and the Rockets of Love, Kin Beneath Chorus, King Diamond, Knorkator, Kreator, Lacrimas Profundere,Letz-Zep, Los Vagabundos, Mambo Kurt, Masterplan, Megadeth, Motörhead, Mr. Hurley und die Pulveraffen, Nachtgeschrei, Nailed To Obscurity, Neopera, Nightmare, Omnia,Onkel Tom, Pampatut, Prong, Red Hot Chilli Pipers, Roadwolf, Russkaja, Sacred Season, Saltatio Mortis, Santiano, Saor Patrol, Saxon, Schandmaul,Skid Row, Skyline, Slayer, Sodom, Starchild, Steel Panther, The Badpiper, The Ocean, The Vintage Caravan, Timewaves, Torment, Van Canto & Special Guests, Victims of Madness, Vogelfrey, Vreid + Guests Sognametal 20 Years, W.A.S.P., W:O:A Firefighters

Ort: Wacken, Gribbohm und Holstenniendorf (Nähe Itzehoe), Schleswig-Holstein, Deutschland

Link:http://www.wacken.com/de/woa2014/

Datum: 31.07.2014 – 02.08.2014

Einlass: Anreise ab Montag möglich (Frühanreisezuschlag am Dienstag: 20,-€ /p.P.) 24/7, Großteil der Stände ab Mittwoch 10:00 Uhr geöffnet bis spät in die Nacht (teilweise 04:00 Uhr) offen / Konzertbeginn: größtenteils ab 11:00 Uhr bis 03:00 Uhr nachts

Ticketkosten: 160 € VVK zzgl. Versandkosten

Veranstalter: ICS Festival Service GmbH (http://www.ics-int.de/)

Besucher: 84.500 Personen, davon 75.000 zahlende Besucher sowie 9.500 weitere Teilnehmer (VIP/Artists/Crew/Presse/etc.)

Größe des Geländes: 220 Hektar (Infield: 42.000 qm)

Bühnen: Zehn Stück: Black Stage, True Metal Stage, Party Stage, W.E.T Stage (im Bullhead City Circus), Headbanger Stage (im Bullhead City Circus), Wackinger Stage, Wasteland Stage (beide im Wackinger Village), Beergarden Stage, Bühne im Metal Markt-Zelt und Presse Bühne (im Pressezelt)

Sanitätsdienst: 200 Sanitäter und 4 Notärzte täglich im Einsatz

Feuerwehr: 200 Kameraden täglich im Einsatz

Polizei: 200 Mann täglich im Einsatz

Sanitäranlagen: 448 Duscheinheiten, 420 Waschplätze, 800 Mobiltoiletten, 310 wassergespülte Toiletten, 250 Urinalplätze, 150 Miet WCs, 40 Trinkwasserstationen

Wasserverbrauch: 3.500 m3 Abwasser

Stromverbrauch: 12 Megawatt (Bedarf einer Kreisstadt mit ca. 70.000 Einwohnern) – hierfür wurden 4 km Leistungskabel verlegt und weitere 40 Dieselaggregate benötigt

Stände: 300 Non-Food-Stände und 100 Food-/Gastronomiestände

Logistik Aufbau und Abbau:
1.500 LKW-Ladungen Material
65 Sattelzüge (~ 1.000 Tonnen) Bühnenmaterial
8 Sattelzüge Tontechnik
27 Sattelzüge Lichttechnik
Bühnenaufbau: 7 Tage
Bühnenabbau: 4 Tage
5 Kilometer mobile Schwerlaststraße

Geschätzte Kosten des Festivals: ca. 10 Millionen Euro

Umsatz durch den Ticketverkauf: 12 Millionen Euro

Wacken Open Air 2014 - Sold Out Poster
Wacken Open Air 2014 – Sold Out Poster

 

Index:

Tag 1: Dienstag, der 29.07.

Tag 2: Mittwoch, der 30.07.2014

Tag 3: Donnerstag, der 31.07.2014

Tag 4: Freitag, der 01.08.2014

Tag 5: Samstag, der 02.08.2014

Tag 6: Sonntag, der 03.08.2014

 

Vorwort

Ein Jahr vergeht manchmal doch recht schnell und so ist es wieder so weit, dass das diesjährige Wacken Open Air vor der Tür steht. Naja, nicht ganz vor der Tür, da man doch noch ein Stückchen anreisen muss, wenn man denn nicht direkt in Wacken bzw. im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein selbst wohnt. Und dieses Jahr kommt es zu einem Jubiläum, denn das beliebte Festival gibt es nun tatsächlich schon ein Vierteljahrhundert. In diesen Jahren ist viel geschehen, denn während das W:O:A in seinem ersten Jahr noch in der Wackener Kiesgrube („Kuhle“) stattfand und gerade einmal auf 800 Besucher und 6 Bands kam, dehnt sich das Event nach fünfundzwanzig Jahren schon auf einer Fläche von 220 Hektar aus und hat weit über 80.000 Besucher. Das ist Anlass für einen kleinen Rückblick auf die Highlights des Wacken Open Air in den letzten 25 Jahren:

1990: 1. Wacken Open Air mit 800 Besuchern und 6 Bands
1993: Doro und Fates Warning treten auf – danach ist der Veranstalter pleite
1994: Neustart mit Bauer Trede und bereits 4.500 Besuchern
1998: Einsatz einer zweiten Hauptbühne
2000: Erstmals Livebands schon am Donnerstag
2003: Einsatz von Leinwänden zur Liveübertragung
2005: Erstes Metal Battle beim W:O:A
2006: Entstehung der Doku Full Metal Village by Sung-Hyung Cho und Start des Podcasts mit Metal Harry
2012: Einweihung des Bullhead City Circus-Zelts
2014: 25-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung von Tim Eckhorst im W:O:A Kunstzelt im Wacken Foundation Camp, Veröffentlichung des Fotobuchs „We The People of Wacken“ des Fotografen Pep Bonet, Veröffentlichung des Buches Cartoons of Wacken mit Bildern des norddeutschen Comiczeichners Kim Schmidt

Wacken 2014 - Blick auf die beiden Hauptbühnen
Wacken 2014 – Blick auf die beiden Hauptbühnen

Bei einer so unglaublichen Entwicklung und großen Anzahl von Menschen ist klar, dass hier mehr als nur eine Handvoll Bands spielen wird – insgesamt sind 131 Künstler (Bands, Comedians, etc.) angekündigt und auch das Rahmenprogramm, mit dem die Massen bei Laune gehalten werden, kann sich sehen lassen. Man könnte fast sagen, dass in Wacken jedes Jahr ein kleiner Freizeitpark für Metalheads entsteht, denn hier gibt es alles, was das Fanherz begehrt: Vom Metal Markt über das Wackinger Village, W:O:A Soccer Cup, Metal Battle, Metal-Karaoke oder einfach nur das Freibad. Da das einen enormen logistischen Aufwand erfordert, sind mehrere Tausend Leute beschäftigt, um für das Wohl der Besucher zu sorgen.

Wacken 2014 - Impressionen - Infield
Wacken 2014 – Impressionen – Infield

Um euch auch in diesem Jahr einen authentischen und guten Überblick des Festivals und des ganzen Drumherums zu bieten, berichten wir – wie bereits in den Vorjahren – erneut direkt aus dem Geschehen. Unverblümt und ehrlich, so wie wir es als Metalfreunde empfunden haben.

Tag 1 / Dienstag, der 29.07.2014

Die Anreise

Wie schon in den letzten Jahren entschließen wir uns in Kolonne am Dienstag anzureisen. Einige mögen das zwar unheimlich spät finden, doch wir sind damit immer ganz gut zurechtgekommen und konnten so dem garstigen “Shitwood Forest” auf Campground C entgehen. Ab einem gewissen Alter braucht man nachts ja doch ein wenig Ruhe und legt (zumindest ein wenig) mehr Wert auf Ordnung und Sauberkeit. Die dienstäglichen Abreisepunkte liegen grob verstreut in Nähe der Städte Düsseldorf, Mainz und Aalborg (Dänemark), sodass der erste Treffpunkt in Elmshorn gefunden ist und es nach kurzem Halt bei der Burgerkette unseres Vertrauens in Richtung Wacken geht. Die Anreise auf den vorgegebenen Wegen dauert schätzungsweise 30 – 45 Minuten und schnell wird klar, wie unser neues Heim für die nächsten paar Tage heißen wird: Campground V. Das ist zwar doch etwas weit ab vom Schuss, aber dafür hat man ja Beine. Die erste Überraschung folgt, als die netten Herrschaften vom Stuff-Team kommen und die übliche Frühbucher-Pauschale einfordern wollen: Hat es im letzten Jahr noch 10 € pro Person gekostet am Dienstag anzureisen, werden nun saftige 20 € pro Person verlangt. Aber was soll man machen? Wieder abreisen?

Wacken 2014 - Impressionen - Campground
Wacken 2014 – Impressionen – Campground

Wohl kaum, daher ist in Windeseile alles gezahlt und routiniert aufgebaut: Zuerst die Autos in Position gebracht, das Pavillon als Herzstück des Zeltlagers errichtet und sodann die Zelte drumherum drapiert. Auch an die Nachzügler, die erst am Mittwoch anreisen werden, haben wir gedacht und zumindest schon einmal ihr Zelt (was wir vorher per Post bekommen haben) aufgebaut. Schnell wird alles eingerichtet, sodass am späten Nachmittag/frühen Abend nichts mehr gesucht werden muss. Zeit also für ein Bierchen und den Gang zur Bändchenausgabe.

Die Bändchenausgabe

Gut versorgt geht es für uns in Richtung Süden zum Wacken Plaza, denn dort findet die alljährliche Bändchenausgabe statt, an der sich auch 2014 nichts wirklich geändert hat. Wie schon zum 20-jährigen Jubiläum des Festivals sollen die Wristbands auch in diesem Jahr in Gold sein. Für mich ist das zwar eindeutig ein helles Gelb, aber das liegt wohl auch im Auge des Betrachters. Lediglich die Plombe ist eindeutig goldfarben. Auch im gleichzeitig zu den Bändchen ausgegebenen Full Metal Bag hat sich nicht viel geändert, nachfolgend daher eine kurze Aufstellung des Inhalts.

Wacken 2014 - Chris und Britta vom Verkauf der Programmhefte
Wacken 2014 – Chris und Britta vom Verkauf der Programmhefte

Inhalt Full Metal Bag 2014:

  1. Postkarte – als Grußkarte direkt vom Festival verschickbar.
  2. Patch – Aufnäher mit aktuellem W:O:A Logo.
  3. Sticker – Aufkleber mit aktuellem W:O:A Logo.
  4. History Pass Laminate – Laminierte Passkarte mit aktuellem W:O:A Poster.
  5. Magnet – z.B. für Kühlschränke mit aktuellem W:O:A Logo.
  6. Rain Poncho – Regenschutz
  7. Ear Plugs – Gehörschutz
  8. W:O:A Kondom
  9. Kugelschreiber
  10. Faltbare Wasserflasche (Neu!) – (nicht nur) für den Bühnenbereich!
  11. FMB Backpack – Beinhaltet die FMB Items und kann während des Festival als Transportmittel genutzt werden.

Das Dorf Wacken

Eines der berühmtesten norddeutschen Dörfer zeigt sich auch 2014 wieder von seiner besten Seite. Die altbekannte Hauptstraße ist zwar auch in diesem Jahr wieder von vielen Absperrungen begrenzt, lässt jedoch viel Möglichkeit, um Kontakt zu einigen echten Wackener “Ureinwohnern” aufzunehmen. Klar, schließlich stellt das Festival auch in diesem Jahr wieder eine lukrative Nebeneinnahmequelle für einige dar. So gibt es neben vielen Ständen, die vor allem Alkohol (Bier) und Fleisch verkaufen, auch den schon bekannten Aufbau des OBI-Marktes, Biergärten, Eis und diverse andere Angebote. Im eigentlich bereits geschlossenen Edeka-Markt kann man auch 2014 wieder die wichtigsten Dinge für ein gelungendes Festival einkaufen, der örtliche Juwelier bietet einige Sonderartikel sowie “Sonderpreise” und auch die Kinder sind wieder fleißig unterwegs mit ihren Go-Karts, um die Einkäufe der Metalheads sowie die Freunde der guten Musik selbst zum Festivalground zu bringen. Wer allerdings auf ruhigere Aktivitäten aus ist, kann auch mit Oma Helga in ihrem Vorgarten eine Tasse Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen. Auch die Duschen der Wackener sind zum Teil gegen einen kleinen Obolus nutzbar. Aber man sieht auch andere Seiten – z.B. diejenigen Wackener, die ihr Grundstück komplett abgeriegelt haben und in ihrem Vorgarten sitzen und skeptisch das Treiben auf der Straße verfolgen. Das ist auch verständlich, wenn sich tausende Metalfans, die zum Teil ein wenig gruselig für den Otto Normal Bürger aussehen, durch den eigenen Vorgarten schieben, auf den Rasen urinieren oder sich dort gar übergeben. Zum Glück trifft die Beschreibung der Metalheads und der skeptischen Wackener nur auf einen kleinen Teil zu – der Großteil ist gesellig und “freundschaftlich-zutraulich”. Während die Anreise am Dienstag noch relativ leicht über die Wackener Hauptstraße funktionierte, ist sie an den kommenden Tagen irgendwann einfach nur noch anstrengend. So manövrieren die armen Autofahrer zwischen auf den zu engen Bürgersteigen torkelnden Betrunkenen, ohne-zu-gucken-über-die-Straße-Läufern und den Witzbolden, die es lustig finden, vor ein fahrendes Auto zu springen und irgendetwas vermeintlich Urkomisches zu tun. Das mag vielleicht die ersten zehn Male ganz amüsant sein, wird jedoch irgendwann nur noch anstrengend und nervig, vor allem, wenn man schon mehrere Stunden für einen kurzen Streckenabschnitt gebraucht hat und dann auch noch als “Spielverderber” abgestempelt wird. Welch ein Glück, dass wir das alles nicht am eigenen Leibe erleben mussten und uns einfach nur dem Charme des kleinen Örtchens hingeben können.

Infrastruktur 1 – Der Campground

Wie ihr bereits erahnt, mit hellseherischen Kräften vorausgesagt oder einfach gelesen habt, sind wir auf Campground V gelandet. Das ist bei der Möglichkeit, auf einen Platz von A bis Y zu kommen, doch recht weit hinten, aber an sich ein gemütlicher Platz im Norden des Gesamtcampgrounds. Wie in jedem Jahr wird klassisch nach dem “Auffüll-Prinzip” vorgegangen. Wer zuerst kommt, mahlt also zuerst und kommt auf die vorderen Plätze. Je später man da ist, desto weiter hinten ist man oder man muss tatsächlich schauen, dass man sich in noch vorhandene Lücken quetscht.

Wacken 2014 - Impressionen - Campground
Wacken 2014 – Impressionen – Campground

Von Campground V aus läuft man ca. eine halbe Stunde, um vorne bei den Bühnen anzukommen. Das ist natürlich eine ganze Strecke, jedoch machbar. Wie bereits im letzten Jahr wird auch 2014 wieder dafür gesorgt, dass auch auf dem unkoordiniertesten Campground noch Rettungswege frei sind und so wird nach dem Schema “Weg, Fahrzeugreihe, Zelte, Fahrzeugreihe, Weg” gebaut. Alle, die darüberhinaus bauen, werden entweder freundlich dazu aufgefordert, ihre Bauten zu verschieben oder das Hinderniss wird aus dem Weg geräumt. Sicherheit hat hier erneut Vorrang. Diejenigen, die schnell ärztliche oder feuerwehrtechnische Hilfe benötigen, werden es euch danken.

Wacken 2014 - Impressionen - Campground 2
Wacken 2014 – Impressionen – Campground 2

Infrastruktur 2 – Sanitäre Anlagen

Auf dem Wacken gibt es – wie bereits in der Vergangenheit – fünf Duschcamps. Das ist leider viel zu wenig und so kommt es vor allem morgens und mittags zu unendlich langen Schlangen. Sei es für die wassergespülten Toiletten oder die Duschen. Während im letzten Jahr meine Worte noch waren “Frauen sind in dem Vorteil, dass sie in der Minderheit sind und so weniger lange an der Toilettenwarteschlange anstehen müssen…” sieht es jetzt schon wieder anders aus und da der Frauenanteil stetig steigt und sich für die Damen die Ökotoilette am Wegesrand nur bei Dunkelheit oder maßlosem Alkoholkonsum eignet, kann das schon mal zu unangenehmen Nieren- und Blasenschmerzen oder sogar zu Schlimmerem führen. Zwar muss ich der Sauberheit der Dixi-Toiletten in unserer Nähe in diesem Jahr ein wahres Lob aussprechen, doch vermute ich, dass diese so lange nutzbar sind, da wir doch ziemlich weit weg vom Rest der Gemeinschaft sind und nur ein paar Leute von V und S diese versteckten Örtchen aufsuchen.

Wacken 2014 - Impressionen - Center Area
Wacken 2014 – Impressionen – Center Area

Dennoch sind die Veranstalter offensichtlich um eine Verbesserung der sanitären Situation bemüht. Bereits früh wird gemunkelt, dass die Frauen nun separate Duschen haben, was sich als wahr herausstellen soll. Jedoch wirft das auch wieder einige Probleme auf. Während man früher in die Gemeinschaftsduschen gestiefelt ist und auf den vielen Bänken seine Klamotten ablegen konnte, hat man nun eine einzige Bierbank unter freiem (!) Himmel zur Verfügung, um seinen Kram abzustellen und sich zum An- und Ausziehen hinzusetzen. Das ist natürlich ungünstig, vor allem wenn man bedenkt, dass man seine Klamotten kaum in die Einzelduschkabinen mitnehmen kann. Dort befindet sich zwar ein Haken, doch wird alles, was man dort aufhängt, im Duschwasser ertränkt. Meine Lösung ist daher: Ausziehen, rein in den Duschwagen, Klamotten in eine Tasche und vor die Duschkabine gestellt. Ich habe auch Glück, dass niemand meine Naivität ausnutzt und mir einfach meinen Beutel klaut – mitbekommen hätte ich das nämlich nicht. Ansonsten sind die Einzelduschen in Ordnung. Zwar steht man recht schnell in seinem eigenen Dreckwasser, aber immerhin gibt es überhaupt die Möglichkeit sich einigermaßen zu säubern. Für die Männer besonders toll: Sie haben nun das komplette Zelt mit den Gemeinschaftsduschen, was sich beide Geschlechter im letzten Jahr noch teilen mussten, für sich allein. Aber so schön die Einzelduschen für einige auch gewesen sein mögen: Am Freitag ist Schluss mit lustig und die Einzelduschen sind aus unbekanntem Grund geschlossen. So kommt es dann abends tatsächlich zum Einlassstau bei den Frauenduschen, da nun wieder das halbe Zelt an Gemeinschaftsduschen freigeräumt wurde. Ich persönlich fand die Gemeinschaftsduschen eh besser, aber gut.

Wacken 2014 -  Impressionen - Sanitäranlagen/ Wasserstellen
Wacken 2014 – Impressionen – Sanitäranlagen/ Wasserstellen

Was mir noch aufgefallen ist: Am Toilettenausgang findet man nun ein Gerät zur Handdesinfektion, welches einen Sprühstoß Desinfektionsmittel abgibt, das man sich auf den Händen verreiben kann. Super Idee in Zeiten von vielen ansteckenden Krankheiten, die allein durch häufigeres Händereinigen bekämpft werden könnten.

Nachstehend ein paar Zahlen, um wesentliche Infrastrukturänderungen im Vergleich zu den beiden Vorjahren zu verdeutlichen:

  • Chemietoilettenstationen: 2012: 41 Stück; 2013: 39 Stück; 2014: 40 Stück
  • Shower Camps: 2012: 5 Stück; 2013: 5 Stück; 2014: 5 Stück
  • Breakfast-Zelte: 2012: 19 Stück; 2013: 13 Stück; 2014: 16 Stück
  • Supermarkets: 2012: 8 Stück; 2013: 9 Stück; 2014: 9 Stück
  • Garbage Base (Müllrückgabe und Ausgabe von Müllsäcken): 2012:6 Stück; 2013: 6 Stück; 2014: 6 Stück
  • Cold Wacken Beer & Met-Stände: 2012: 8 Stück; 2013: 8 Stück; 2014: 8 Stück
  • W-Lan Hot Spots: 2012: 15 Stück; 2013: 15 Stück; 2014: 3 Stück

Infrastruktur 3 – Wacken Center oder auch “The Holy Wacken Land”

2014 kommt es erstmals zu „gravierenden“ Neuerungen im Holy Wacken Land. Während das Wacken Center, das Wacken Plaza und das Infield bisher immer separiert waren, verschmelzen diese drei Areale nun zu einer Einheit. Durch eine Neupositionierung der Einlasskontrolle soll der Wechsel zwischen Bullhead City, Biergarten, Wackinger Village, Metalmarkt und Infield erleichtert werden.

Wacken 2014 - Impressionen - Bullhead City Circus
Wacken 2014 – Impressionen – Bullhead City Circus

Die Einlasskontrollen mit dazugehörigem Sicherheitscheck wurden vorgezogen und finden nun beim Eingang zum Wackinger Village/Bullhead City Circus bzw. neben dem Metalmarkt statt. Die Ein- und Ausgänge zum Infield bleiben zwar, schrumpfen jedoch auf eine einfache Bandkontrolle, sodass nun auch vom Biergarten aus ein freier Blick auf die Bühnen garantiert wird. So wurde das Problem der letzten Jahre, dass ein Einlass zum Infield bei gewissen Main Acts schlichtweg nicht mehr möglich war, geschickt umgangen. Die Menschen können durch die Verbindung der drei einzelnen Teile und die Wegnahme der Sichtblockade Einlasskontrolle Infield nun von fast überall aus ihre Idole bewundern. Auch die Tribüne für die Rollstuhlfahrer wurde (nicht nur aus Sichtgründen) umgelegt. Statt einer Tribüne gibt es nun zwei direkt im Infield: Eine vor den Hauptbühnen und eine vor der Partystage. Auch der Eingang zum VIP/Presse-Bereich wurde vorgezogen und befindet sich in diesem Jahr links vor dem Einlass zum Infield. Das Pressecampen, was früher direkt an den Pressebereich angeschlossen war, ist nun ein wenig außerhalb und wird von einem Shuttle angefahren.

Tag 2 / Mittwoch, der 30.07.2014

Wackener Freibad und Fahrt mit dem Shuttlebus

Am Mittwoch ist ja für gewöhnlich noch nicht so viel los und das bietet für uns die Möglichkeit, zum Wackener Schwimmbad zu fahren. Da das Wetter nicht so grandios sonnig ist, erhoffen wir uns dieses Jahr etwas mehr Freiraum und so wandern wir munter zum Wacken Open Air Bus Shuttle. Dort heißt es, dass der Bus in ca. 10 – 15 Minuten kommen soll. Da wir in der Zeit noch nicht einmal die halbe Strecke laufen könnten, entscheiden wir uns zu warten…. und zu warten… fünfzehn Minuten können doch recht lang sein. Jedenfalls ist unser Glück, dass die Schlange zum Pool Shuttle sehr kurz bzw. bis zu unserer Ankunft nicht existent ist. Nun gut, kurz bevor wir uns dann dazu entschließen, ein Taxi zu nehmen, kommt tatsächlich der Bus und wir starten mit einem Euro Einsatz die Fahrt. Alles läuft geordnet und mit deutscher Manier und Höflichkeit. Grund für uns erstmal ein paar Gesänge zu starten. Wir sind ja schließlich in Wacken und nicht auf dem Weg zur nächsten Kaffeefahrt. Am Freibad angekommen, bemerken wir erneut eine Preissteigerung: Während 2013 der Eintritt noch 2,50 € gekostet hat, wurde dieser nun auf 3,00 € angehoben. Für ein Schwimmbad dieser Größe ein schon deftiger Preis. Aber mal sehen, vielleicht hat sich hier ja auch etwas an der Infrastruktur oder dem Angebot geändert. Ich nehme es vorweg: Es hat sich nichts geändert, was diese Preissteigerung rechtfertigen würde. Nun gut, bezahlt ist bezahlt und wir machen uns nun bereit, das kühle Nass einzuweihen. Im Nichtschwimmerbecken geht es bereits heiß her und der für mich einzige sichtbare Riesenwasserball (ca. 1,80 m Durchmesser) wird hin- und hergespielt. Wir schließen uns dem Spektakel an und versuchen die Meute zwischendurch zu einem Circle Pit und einer Wall of Death zu motivieren. Während Ersteres noch einigermaßen funktioniert, ist Zweiteres eher weniger erfolgreich. Irgendwie sind zu wenig Leute da. Nun gut. Stattdessen bauen die akrobatischen Schwimmbadbesucher schöne Personenpyramiden und vergnügen sich weiter mit dem monströsen Wasserball. Kaum raus aus dem Wasser ist der Durst nach etwas nicht Chlorhaltigem groß – an den Ständen (2 Stück) gibt es Bier und Softdrinks. Schade, im letzten Jahr gab es auch Longdrinks wie Captain Morgan Cola, etc.. Aber ein Bier tut’s auch. Wie wir da so auf unserer Wiese sitzen fällt uns doch auf, dass irgendetwas fehlt. Na klar… wo sind eigentlich die Niederländer von Blaas Of Glory? Die nette Truppe war doch bisher jedes Jahr im Schwimmbad zu Besuch? Vielleicht liegt es daran, dass wir Mittwoch und noch nicht Donnerstag haben, aber heute gibt es keine Blasmusik zur Unterhaltung der Schwimm- und Planschwütigen.

Wie schon erwähnt, ist die Preiserhöhung am Einlass nicht gerechtfertigt, denn es gibt weder mehr Duschen noch mehr Toiletten (obwohl die Toilettenanzahl durchaus als ausreichend zu bezeichnen ist). Aber vor allem die Duschsituation ist garstig. Eine offene Dusche für alle Frauen im Schwimmbad? Viel zu wenig. So quetscht man sich dann notgedrungen zu zweit unter die Dusche, die nur noch kaltes Wasser bietet. Brrr…

Kaum damit fertig, geht es zum Ausgang. Leider ist der Bus soeben abgefahren, weshalb wir uns entscheiden, die Strecke per pedes (zu Fuß) zu bewältigen. Ein kurzer Halt bei Netto (mit Hund) und das kostenlose Probieren von Zimtschnaps (nicht mein Fall), verkürzen den Marsch ungemein.

Infrastruktur 4 – Wackinger Village

Das Wackinger Village ist ja seit einigen Jahren nicht mehr nur der Mittelalter- und Wikinger-Treffpunkt auf dem Wacken Open Air, sondern auch Platz für die Bühne der Wackinger Stage, das Open Air Schlachtfeld (für Turniere, Gaukler und das bekannte Bruchenball Spiel), die MittelaltermarktStände (mit Axtwerfen, Hau-Den-Lukas, Armbrustschießen) und die obligatorischen Fressbuden, die alles beherbergen, was ein Wackinger benötigt.

Wacken 2014 - Impressionen - Wackinger Village
Wacken 2014 – Impressionen – Wackinger Village

Auf der Wackinger Stage ist alles zu Hause, was Folk Rock und mittelalterlich angehaucht zu sein scheint. So spielen die Piraten Rocker von Mr. Hurley & Die Pulveraffen genauso wie die Red Hot Chilli Piper, Faun und Vogelfrey (um nur einige zu nennen) gleich täglich auf dieser Bühne und sorgen somit dafür, dass man auf dem Gelände des Wackinger Villages nicht nur durch ein Horn voller Met und den leckeren Hanf-Taschen in mittelalterliche Stimmung verfällt. Da man aber auch super zwischen dem Campground und dem Infield über das Wackinger Village laufen kann, kommt es vor allem im Wackinger Dorf immer häufiger zu Staus und Überfüllung auf den Zuwegen.

Infield/Einlass/Futterstände

Eines steht fest: Das Wacken Open Air wird immer größer. Klar, die Mengen wollen Platz, so ist es nicht verwunderlich, dass das Infield nunmehr dort beginnt, wo man vor Jahren noch entspannt auf den vorderen Zeltplätzen campen konnte. Auf der einen Seite gut, die Veranstalter haben auf Platzkritiken reagiert, auf der anderen Seite schlecht, da sich nun der Weg zur Bühne noch länger zieht, da dass Infield bereits am Wackinger Village beginnnt. Die Menge kann sich demnach besser verteilen, was ich bei der immer noch herrschenden Enge als positiv empfinde.

Wacken 2014 - Impressionen - Centerfield
Wacken 2014 – Impressionen – Centerfield

Das Infield ist, wie gesagt, riesig und bietet der Meute Platz, sich vor drei Bühnen auszutoben. Der Blick auf die Bühnen ist endlich auch nicht mehr durch irgendwelche bescheuerten Stände verbaut, im Gegenteil, prima Sicht und riesige Videoleinwände sorgen für Durchblick. Ebenfalls schön säuberlich getrennt sind Metalmarkt-Buden und Fresstände. Zu wenig vorhanden sind die kostenlosen Frischwasserstände, vor denen sich bei Bullenhitze die Metalfans aufstauen, hier muss nachgebessert werden. Ebenfalls sehr nervig ist die Rennerei in den VIP- Bereich, hierzu muss man nämlich aus dem “richtigen” Infield rauslatschen. Wo es vor drei Jahren noch möglich war direkt links der Bühnen in den VIP-Bereich zu latschen, was angenehm kurz war, muss man sich nun durch entgegenbrandende Menschentrauben seinen Weg zum VIP-Eingang bahnen. Im Bühnenbereich steht statt des VIP-Bereichs links der Stages ein fetter Monster-Sponsor-Stand, ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Wacken 2014 - Impressionen - Breakfast Bude (Campground D)
Wacken 2014 – Impressionen – Breakfast Bude (Campground D)

Generell kann man sagen, dass bei den Einlässen sauber gearbeitet wird, zu keiner Zeit erlebt man unfreundliche Securities. Ärgerlich ist es aber sicherlich, wenn vor vier riesigen Eingängen genau einer besetzt ist und vier Sicherheitsleute gefühlte 20.000 Leute auf einmal kontrollieren sollen. Dies sorgt für riesige Menschentrauben in der Affenhitze (Kreislaufkollapsgefahr), des Weiteren für großen Unmut der Fans, die sehr viel Spielzeit ihrer Lieblingsband verpassen oder mal locker eine halbe Stunde früher da sein müssen. Warum man nicht mindestens zwei Eingänge aufmacht, ist mir rätselhaft, die Wegekapazität ist meines Erachtens nach gegeben.

Wacken 2014 - Impressionen - Bunny
Wacken 2014 – Impressionen – Bunny

Wacken ist super teuer, da muss man sich keine Illusionen machen. Mit teuer meine ich noch nicht einmal das Ticket, denn die Menge an Bands rechtfertigt den Preis, aber das Drumherum und die Versorgung gehen richtig ins Geld. Man kann locker am Tag 50 Euro an Getränken und Futter im Infield lassen, ganz einfach aufgrund der Tatsache, dass der Kram richtig viel kostet und bei sommerlicher Hitze der Bierdurst sehr groß ist. Mit einem Bierpreis von 3,50 Euro plus einen Euro Pfand für 0,3 Liter bewegt man sich sehr hart an der Schmerzgrenze, zumal es vor zwei Jahren noch 0,5 Liter waren. Bierstände gibt es, genau wie die Fressstände, en masse und vom Burger bis Pizza über Pommes zum Döner gibt es auf der Fressmeile alles zu finden. Wer es etwas gesünder haben möchte, der sollte zum Wackinger Village gehen, denn dort findet man leckere Hanfttaschen, Falaffel mit Salat und andere “gesündere” Sachen, dennoch zu richtigen saftigen Preisen ab 5 – 7 Euro aufwärts. Möchte man also mindestens zweimal den hungrigen Metalmagen am Tag beglücken, kann man mit 15 Euro aufwärts locker rechnen. Dazu noch sieben Biere auf den Tag verteilt und man liegt preislich bei 39,50 Euro ohne Pfand. Es sollte demnach jedem bewußt sein, dass man auf den Ticketpreis nochmal 150 Euro für Getränke und Nahrung draufpacken kann. Am besten ist, es sich bereits am Zeltplatz den Magen vollzuschlagen, so dass man nicht auf die Idee kommt, die überzogenen Preise bezahlen zu wollen. Auch ein Wegbier spart 3,50 Euro, die Flasche aus dem Full Metal Bag mit Bier ebenfalls.

Das Wasteland im Wackinger Village

Wie auch schon im letzten Jahr, ist auch dieses Jahr wieder das Wasteland im Wackinger Village aufgebaut. Im Wasteland (auf Deutsch „Abfall-Land“) entführt das Wacken Open Air seine Gäste in ein Paralleluniversum.

Wacken 2014 - Impressionen - Wasteland
Wacken 2014 – Impressionen – Wasteland

Zwischen Metallaufbauten, dem legendären und alten Wacken Bullhead und einer Szenerie, die an Mad Max oder Boarderlands erinnern dürfte, tummeln sich allerhand Wasteland Warriors und Prototypen aus der Schmiede der Redgear Prototyping GbR. Neu ist, dass man dieses Jahr auch eine eigene Bühne in der Mitte der Metal(l)skulpturen und Rostlauben aufgebaut hat. Hier wird so wie auf keiner anderen Bühne mit Pyrotechnik gespielt und ebenso ist auch hier die einzige Bühne, auf der jeden Tag nur zwei verschiedene Bands (mehrfach) auftreten. Mal spielen die Post-Apokalyptischen Elektro Hard Rocker von Megabosch und mal dürfen Rabbit At War mit ihrem Electro-Gothic Wave dem Publikum einheizen. Mit Einheizen meine ich nicht nur die nur knapp bekleideten Damen, die sich in den Käfigen zur Musik bewegen, sondern vor allem die Feuershow von Sir Henry, die wir auch schon in den letzten Jahren aus dem Wasteland im Wackener Wackinger Village kennen. Vom Platz wirkt das Wasteland ein wenig größer als noch 2013, jedoch kann das auch täuschen, denn da man den Zugang über Zeltplatz C (mittig) nur noch als Ausgang nutzen darf, ist alles einfach weniger überlaufen als noch im vergangenen Jahr.

Wacken 2014 - Impressionen - Wasteland 2
Wacken 2014 – Impressionen – Wasteland 2

Blind Channel 18:40 – 19:00 – W.E.T. Stage

Wer sind Blind Channel? Ja, so ging es mir auch, als der liebe Lennarth L. mir sagte, dass wir uns die unbedingt anschauen müssten. In den letzten Jahren (und ich bin nun das achte Jahr in Folge auf dem Wacken Open Air) habe ich die Gewinner des Metal Battles immer eher als Lückenfüller genutzt und nicht, um mein Running Order Tool mit roten Zeilen zu füllen.

Naja gut, da der Geschmack von Lennarth L. und mir in relativ vielen Metal-Subgenres identisch ist, ist eine Empfehlung seinerseits selten ein Griff ins Klo gewesen und somit fällt es mir heute nach unserem Besuch im Wackener Schwimmbad nicht schwer, einen Abstecher in das Bullhead City Circus-Zelt zu machen, um die Truppe Blind Channel ein wenig unter die Lupe zu nehmen.

Ohne zu wissen, auf welcher der beiden Bühnen innerhalb des Bullhead City Circus-Zelts die Finnischen Metal Battle-Gewinner spielen werden, betreten wir nun also das Achtmaster-Zelt. Aufgrund der sich gebildeten Traube und dem überschaubaren Publikum ist klar, dass es wohl Sinn macht, sich auch vor der W.E.T. Stage zu tummeln.

In den zwanzig Minuten hauen die fünf Jungs von Blind Channel alles raus, was machbar ist, jedoch scheint man die Bühne nicht für ein „kleineres“ Publikum abgemischt zu haben, denn auch in der 15. Reihe fühlt sich der Bass zu laut und unangenehm an. Ich bin zwar nicht von den Socken gehauen, jedoch merkt man, dass die Finnen versuchen alles aus dem Publikum herauszukitzeln. Da wo die Tatsache, dass man zwei Sänger hat, von Vorteil ist, wird leider immer wieder klar, dass es der noch sehr jungen Truppe an technischer Finesse fehlt. Es ist eben „Violent Pop“ und kein Metalcore – So gehen die zwanzig Minuten für mich eher schleppend um und als einziges Highlight bleibt der Schluss des Songs Until I’m The Only One in meinem Kopf, der wirklich zum Mitbangen gesorgt hatte.

Tag 3 / Donnerstag, der 31.07.2014

Evocation 13:55 Uhr – 14:15 Uhr: Headbangers Stage

Die chinesischen Metal Battle-Gewinner sollen ein ziemliches Brett abliefern, so wurde es mir jedenfalls geflüstert. In der Hoffnung, dass sie an den ersten Chthonic-Auftritt auf der W.E.T. Stage 2012 rankommen, sehen wir uns das Spektakel also an. 20 Minuten Death Metal gibt es auf die Ohren, der westlicher klingt, als erwartet. Die brachialien Süd-Ost-Asiaten geben ordentlich Gas, lassen sich dabei aber nicht die Chance nehmen, auch ein wenig mit dem Publikum zu kommunizieren und dieses anzufeuern. Ein recht anständiger Auftritt lässt den Namen Evocation aus China hoffentlich ein wenig lauter erklingen, denn es gibt noch andere Bands mit diesem Namen, die guten Death Metal spielen.

Wacken 2014 - Evocation
Wacken 2014 – Evocation

 

Skyline 15:45 Uhr – 16:30 Uhr: Black Stage

Was man aus Nostalgiegründen nicht so alles tut. Die Black Stage wird heute von der Band Skyline eröffnet. Das sagt euch nichts?

Wacken 2014 - Skyline - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Skyline – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Mir bisher auch nicht, jedoch handelt es sich hier um die Band des Wackenmitbegründers Thomas Jensen, die sich dem Covern von bekannten Metalsongs verschrieben hatte und hat. Demzufolge erwarten uns heute eine ganze Reihe Cover – von Manowars Warriors Of The World über Iron Maidens Fear Of The Dark bis hin zu Rammsteins Engel. Leider muss ich sagen, dass ich froh bin, dass sich Thomas Jensen irgendwann mehr mit dem Wacken Open Air befasst hat als mit seiner Band. Instrumental zumindest meistens halbwegs in Ordnung, ist der Gesang für mich einfach nur anstrengend. Aber schön so einen „nostalgischen“ Auftritt zum 25. Jubiläum dieses Festivals zu sehen.

Wacken 2014 - Skyline - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Skyline – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Bülent Ceylan 17:00 Uhr – 17:45 Uhr: True Metal Stage

Der wohl bekannteste “Türk” Deutschlands besucht zum zweiten Mal das Wacken Open Air und auch dieses Mal ist sein Kurzauftritt gut besucht. Der süddeutsche Comedian, der vor allem durch seinen Dialekt und seine facettenreichen Auftritte bekannt geworden ist, gibt auch heute wieder seine eigene sowie die Persönlichkeiten von “Hassan” und “Mompfred” zum Besten. Dazu kommt noch ein eigens entwickelter Headbang-Stil, den er liebevoll “Angela Merkel-Style” getauft hat und fordert das Publikum auf, diesen bei jeder auswärtigen Band vorzuführen.

Wacken 2014 - Bülent Ceylan
Wacken 2014 – Bülent Ceylan

Neben dem Thema “Mann und Frau” kommt es auch zu zwei Gesangseinlagen und einer Runde Crowdsurfen. Zusätzlich hat eine Frau in den vorderen Reihen quasi blank gezogen, sehr zur Freude von Bülent und Publikum. Alles in allem also eine rundum geglückte Show, die ein Wiederkommen des Badener “Türks” nicht ausschließt.

Hammerfall 18:00 Uhr – 19:15 Uhr: Black Stage

Als ich 2013 auf der Leinwand gesehen hatte, dass dieses Jahr Hammerfall einer der Headliner des Wacken Open Airs sein sollten, stand für mich fest, dass ich als Fan der Band keine andere Wahl habe, als mir für die 2014er Ausgabe des Festivals ein Ticket zu ergattern. Da ich die Schweden bereits zweimal auf dem Holy Wacken Land sehen durfte, war mir klar, dass für ein Wiedersehen im Jubiläumsjahr etwas Besonderes geboten werden würde. Zum 25-jährigen Jubiläum des norddeutschen Festivals entschied man sich, für eine Glory To The Brave-Specialshow. Wem Glory To The Brave nichts sagt, der kennt Hammerfall entweder nicht wirklich oder ist nur hier, weil er fälschlicherweise gehört hat, dass die Schweden gerne Bier trinken.

Wacken 2014 - Hammerfall - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Hammerfall – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Ich für meinen Teil freue mich, dass wir nun nach Skyline und Bülent Ceylan hier vor der Black Stage einen ordentlichen Platz gefunden haben, von dem aus selbst ich als 175cm kleiner Zwerg etwas zu sehen vermag. Der W:O:A–Vorhang fällt und als erstes fällt im Bühnenhintergrund das Coverbild des 1997 erschienenen Debütalbums Glory To The Brave ins Auge. Die davor aufgebauten Mauern aus Marshall-Verstärkern (sicher nur Imitate) erzeugen ebenso eine Art Old School Charakter.

Wacken 2014 - Hammerfall - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Hammerfall – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

In der Setlist hat man sich 100%ig bei dem ersten Hammerfall-Konzert bedient, welches auswärts von Schweden (1997 hier auf dem heiligen Acker) stattgefunden hat. So schmücken Songs wie The Metal Age, The Dragon Lies Bleeding, I Believe, Glory To The Brave aber auch Steel Meets Steel die Setlist des heutigen Abends. Highlight ist eindeutig, dass man sich mit Stefan Elmgren, Patrik Räfling und Jesper Strömblad ehemalige Mitglieder der Band als Mitstreiter für je einen Song an diesem Abend gebucht hat.

Wacken 2014 - Hammerfall - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Hammerfall – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Mit ordentlich Pyrotechnik, die leider wegen der noch nicht untergegangenen Sonne nur wenig ins Auge fällt und neun Songs verlassen die Jungs also die Bühne und schließen somit den Glory To The Brave-Part des Abends um mit dem 2009 veröffentlichten Lied Any Means Necessary zurück auf die Bretter zu kommen. Hier beginnt selbst jeder, der die alten Platten von Hammerfall nicht mag, ordentlich mit dem Kopf zu wackeln und der ein oder andere Crowdsurfer bahnt sich seinen Weg nach vorne. Zum Abschluss bringt das Quintett aus Schweden noch eine Liveprämiere des Songs Bushido (2014 auf dem Markt erschienen) und Hearts On Fire darf dafür sorgen, dass bei mir nur noch wenig Energie für die noch folgenden Steel Panther und Saxon übrig bleibt. Zusammengefasst haben Hammerfall somit genau die Show gebracht, die ich erhofft habe: Viele alte Songs, ein wenig Ruhe mit der genialen Ballade Glory To The Brave, eine gut gelaunte Band, viele alte Gesichter, ein mitsingwilliges Publikum und eine unvergleichlich gute Atmosphäre.

Wacken 2014 - Hammerfall
Wacken 2014 – Hammerfall

Steel Panther 19:30 Uhr – 20:45 Uhr: True Metal Stage

Nach dem epischen Auftritt von Hammerfall folgt nun etwas ganz krass Anderes. Die US-Amerikaner von Steel Panther sind mit schrägen Outfits und Glam Rock am Start auf der True Metal Stage. Der Auftritt ist eine Mischung aus Homoerotik, Sexismus, Quatsch und irgendwie doch recht humorvoller und eingängiger Musik, was mich gerade nach dem eben Geschriebenen doch ein wenig irritiert. Wenn man das Publikum von Hammerfall mit dem von Steel Panther vergleicht, frage ich mich, wo so schnell so viele Personen mit Glitzer, Pink, Leggins, Stirnbändern und Leoprints herkommen konnten. Oder hatten die Hammerfall-Fans die Klamotten unter ihren sonst eher schwarzen Kleidungsstücken? Naja, man passt sich eben seinen Idolen an. Während die vier Jungs von Steel Panther aussehen wie hässliche Mädchen aus den 80ern, ist das, was aus ihren Mündern kommt, gar nicht so feminin. Es geht hier vor allem um Titten, Muschis, Sex, Schwänze. Und natürlich können sie genau diese Wörter auch auf Deutsch. Wen überrascht das jetzt noch? Achja, „Fuck“ oder „Fucking“ ist bei den Jungs anscheinend sowohl ein beschreibendes als auch ein Füllwort. Bereits nach knapp zehn Minuten geht es vier Minuten lang nur um Titten und ich bin verblüfft, wie viele Frauen und Mädchen blank ziehen und wie schnell die Kameras sind, um dies live auf die Leinwände zu übertragen. Vielleicht doch lohnenswert, sich diesen Auftritt anzusehen. 😉 Zumal ich sagen muss, dass ich die Musik gar nicht mal so schlecht finde wie erwartet.

Wacken 2014 - Impressionen
Wacken 2014 – Impressionen

Ich habe mit schlechter Technik, schlechtem Gesang und möchtegern ernsthaften Texten gerechnet. Was ich höre ist jedoch eine durchgängig eingängige Musik von guter Qualität. Auch der Gesang stimmt. Die Texte sind zum Glück passend zu den Outfits und nicht ernst zu nehmen, was das Gesamtkonzept dieser Band dann doch stimmig macht. Besonders gefallen mir im Laufe des Abends die Songs Asian Hooker wegen seinem Abwechslungsreichtum und Community Property, der zuerst ankommt wie ein komischer Lovesong, sich jedoch als super witzig entpuppt („… my heart belongs to you, but my cock is community property.“). Wer denkt, dass die Amis damit schon den Vogel abgeschossen hätten, liegt falsch. Eine Viertelstunde vor Ende werden noch einmal schwere Geschütze aufgefahren, indem zuerst eine der „Tittenfrauen“ auf die Bühne geholt wird. Ihr folgen ca. weitere 30. Alle natürlich bereit mit jedem Mitglied der Band zu knutschen, ihre Brüste rauszupacken und beim abschließenden Song Party All Day (Fuck All Night) zu tanzen. Wer möchte da schon vorschnell abhauen?

Saxon 21:00 – 22:15: Black Stage

Über die New Wave Of British Heavy Metal-Institution muss man gar nicht viele Worte verlieren. Gewohnt lässig brettert Biff mit dem Mopped auf die Bühne, danach steigt die Band ein und Motorcycle Man ballert von der Black Stage auf die Meute. Danach kommt vom 2013er Album die Nummer Sacrifice,die gefolgt vom klassischen Heavy Metal Thunder für gute Stimmung sorgt. Generell passen Saxon prima in den heutigen Power Metal-Tag hinein, sind aber routiniert unaufgeregt im Vergleich zu den Spackos von Steel Panther zuvor auf der True Metal Stage, die sich bei jedem freigelegten Mops am Mikro reiben. Zurück zu Saxon, Wheels Of Steel und 747 dürfen natürlich nicht fehlen, bevor ein klein wenig auf der Bühne umdekoriert wird. Saxon kommen mit orchestraler Verstärkung zurück, hinter ihnen thront eine bescheidene Burg, die perfekt zum epischen Crusader passt und die bereits dunkle Nacht strahlend hell erscheinen lässt. Fänchöre der Marke “Crusader, Crusader…” sorgen für Gänsehautmomente, die ergänzt werden duch das wunderbare Battalions Of Steel. Einen leuchtenden Adler hat man natürlich auch im Gepäck, der bei The Eagle Has Landed und den darauffolgenden Songs wie beispielsweise Princess Of The Night und dem abschließenden Denim & Leather zum Einsatz kommt.

Wacken 2014 - Impressionen - Metal Heart Stand
Wacken 2014 – Impressionen – Metal Heart Stand

Summa summarum ein ganz starker Gig. Saxon kommen ohne Starallüren aus, wirken bescheiden sympathisch und haben bärenstarke Songs im Gepäck, die jedes Publikum zum Schütteln der Rübe bewegen können. Auch wenn man jenseits der jungen Jahre ist, sind die Männer um Biff immer noch hungrig und wollen sich in Bestform präsentieren, schließlich gibt es Leute wie mich, die sie noch nie live gesehen haben und nur von CD kennen.

Accept 22:30 Uhr – 00:00 Uhr: True Metal Stage

Accept gehören wohl zu den Heavy Metal-Urgesteinen, die nun schon seit über 40 Jahren ihre Fans begeistern. Zwar nicht mehr in eigentlicher Urbesetzung, aber dennoch immer noch gut.

Wacken 2014 - Accept - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Accept – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

So ist es auch kein Wunder, dass Accept um diese später Uhrzeit noch eine wahnsinnige Menge Leute vor die Bühne ziehen. Auch alle, die jetzt normalerweise schon im Bett liegen würden, drehen noch einmal voll auf. Bei Granaten wie Restless And Wild, Balls To The Wall, Metal Heart und Stalingrad wird mitgesungen, gejubelt und gefeiert. Bei einem derart starken und dynamischen Auftritt ist das aber auch das Mindeste. Die Band, bei der (mit Ausnahme von Schlagzeuger Stefan Schwarzmann) alle Mitglieder Mitte/Ende 50 sind, zeigt allen Jungspunden mit schnippischer Leichtigkeit wie es geht, eine geniale Show zu feiern, das Publikum mitzureißen und noch nicht mal annähernd erschöpft zu wirken. Meiner Meinung nach, könnte sich hier ein Lemmy von Motörhead noch eine große Scheibe abschneiden, denn Accept sind für mich die wahren Vorreiter des Hard Rock/Heavy Metal-Genres. Aber warten wir erstmal den morgigen Auftritt der Briten ab, in der Hoffnung, dass er dieses Jahr länger als nur 20 Minuten andauert.

Wacken 2014 - Accept - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Accept – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Masterplan 23:00 Uhr – 23:45 Uhr: W.E.T. Stage

Jeder Power Metal-Fan kennt die Band Masterplan, die Ende 2001 von Gitarrengott Roland Grapow gegründet wurde. Grund genug also, in das Bullhead City Circus-Zelt zu wandern und dort auf der W.E.T. Stage den Auftritt des Quintetts zu begutachten. Für mich ist es das erste Mal, dass ich die Jungs mit Rick Altzi als Sänger sehe. Er hat Jorn Lande, der von 2002 – 2012 bei Masterplan gesungen hat, ersetzt. Aber nicht nur Rick Altzi (bekannt von At Vance) ist für mich neu in der Truppe, auch Jari Kainulainen (ehemals Bassist bei Stratovarius) und Drummer Martin Marthus Skaroupka (ebenfalls Drummer bei Cradle of Filth) kenne ich in diesem Zusammenspiel noch nicht. Man merkt allein bei Nennung der Namen, dass sich hier einige geniale Musiker zum Projekt Masterplan zusammengeschlossen haben. Im Laufe des fünfundvierzigminütigen Auftritts werden vor allem Tracks des ersten Albums Masterplan zum Besten gegeben, was die Fans natürlich sehr freut. Vom 2013er Album Novum Initium haben sich mit Black Night Of Magic und Keep Your Dream Alive nur zwei Stücke in die Setlist verirrt, das 2007er Album MK II wurde sogar komplett „vernachlässigt“. Aber mich macht es schon glücklich mit Crimson Rider eines meiner Lieblings-Masterplan-Stücke zu hören, da ist auch der etwas kratzige Sound im Zelt akzeptabel. Ich finde, dass Masterplan eigentlich zumindest auf der Party Stage hätten spielen müssen. Genug Fans haben sie nämlich auf jeden Fall. Auch wenn ich mich noch an Rick Altzi als Sänger gewöhnen muss, bringt er an diesem Abend eine ganz solide Leistung, die auf einer größeren Bühne aber bestimmt noch besser rübergekommen wäre.

Tag 4 / Freitag, der 01.08.2014

Chthonic 11:00 Uhr – 11:45 Uhr: Black Stage

Es gibt Exoten, die müssen erst ein wenig heranreifen, damit ein Markt sie annimmt. So war es wohl auch bei der taiwanesischen Band Chthonic. Wo wir sie 2012 noch auf der W.E.T. Stage im Bullhead City Circus–Zelt sehen konnten, ist die fünfköpfige Truppe in der Zwischenzeit so bekannt geworden, dass man sie heute (gerade mal zwei Jahre später) mit Unterstützung eines kleinen Orchesters (dem theChai Found Oriental Orchestra) auf der Black Stage bewundern kann.

Wacken 2014 - Impressionen - Chthonic
Wacken 2014 – Impressionen – Chthonic

Zwar muss man diesmal im Vergleich einige Stunden früher vor der Bühne stehen, jedoch scheint es das auch wert zu sein, denn dafür ist heute der Sound (fast) perfekt. Wo man 2012 die typischen Instrumente wie die Erhu nur erahnen konnte, bekommt man heute eine sehr differenzierte Abmischung geboten, die dafür sorgt dass alle Instrumente harmonisch miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.

Bei Liedern wie Supreme Pain For The Tyrant, Rage Of My Sword oder Sail Into The Sunset’s Fire darf das Publikum wie bei einem Lyricvideo den Text von der riesigen LED-Leinwand, die im Hintergrund der Bühne aufgebaut wurde, ablesen. Das senkt nicht nur die Hemmschwelle um mitzusingen, sondern sorgt auch dafür, dass die Message hinter den Songs ein wenig besser verständlich ist.

Die schätzungsweise 15.000 Leute vor der Bühne scheinen trotz der sengenden Mittagssonne begeistert zu sein und nicht nur die Singles Broken Jade und Defenders Of Bu-Tik Palace sorgen dafür, dass so einige Crowdsurfer zu sehen sind. Mit dem Hit Takao beenden die Taiwanesen ihre Show und an der Stimme des Sängers Freddy ist klar zu hören, dass nicht nur wir von der Show begeistert gewesen sind.

Russkaja 11:00 Uhr – 11:45 Uhr: Party Stage

Nachdem die Österreicher von Russkaja gestern bereits die W.E.T. Stage im Bullhead City Circus unsicher machen durften, haben sie heute die Ehre mit ihrer Mischung aus Ska, Crossover und Polkabeats die Party Stage zu eröffnen. Da zeitgleich die taiwanesische Band Chthonic auf der Black Stage spielt, war zu vermuten, dass hier heute wenig Publikum vor der Bühne stehen wird, jedoch habe ich da die Russland-Rocker unterschätzt. Mit Energia, Change und More weiß die Wiener Truppe, wie man ein Publikum zum Tanzen bewegt. Der Sound vor der Bühne ist gewohnt gut und nach ein wenig Frühsport zur Coverversion des Liedes Wake Me Up (das Original ist von Avicii) oder mit Gop-Stop sind Russkaja zwar ganz eindeutig keine typische Metal-Band, die ich auf einem Heavy Metal Festival erwartet habe, jedoch macht es einfach Spaß der tanzbaren Musik ein Ohr, Bein, Arm und den Körper zu schenken. Nach sieben Liedern verlassen Russkaja die Bühne und ich brauche erstmal eine kühle Erfrischung.

Nailed To Obscurity 11:40 Uhr – 12:15 Uhr: Headbangers Stage

Ganz besonders wird den ostfriesischen Neulingen Nailed To Obscurity im Bullhead City Circus-Zelt auf die Finger geschaut, schließlich sind die Norddeutschen gerade mit ihrem geilen Album Opaque dabei, in die Fußstapfen alter Opeth, Katatonia oder auch Amorphis zu steigen. Vorschußlorbeeren en masse, doch die Erwartungen an die Band werden meiner Meinung nach zu hundert Prozent erfüllt. Zwar könnte der Rest der Band noch etwas agiler das Publikum animieren, aber immerhin schafft es Sänger Raimund Ennenga die Meute in Stimmung zu bringen. Die kleine Songauswahl spricht für sich und Perlen wie iNnerMe, In Vain, Opaque, Murder Of Crows und Mythomania vom Opaque Album verstehen es, das Publikum zum Mitbangen anzuregen. Nailed To Obscurity können ihr Glück kaum fassen und sind sichtlich begeistert angesichts soviel Zuspruchs. Als Andenken wird nach einer viel zu kurzen, aber sehr souveränen halben Stunde noch eine Erinnerungsfoto für Facebook geschossen, um seinen ersten Wacken-Gig standesgemäß bejubeln zu lassen. Richtig so Jungs, meiner Meinung nach werdet ihr noch ganz viel reißen, ich drücke euch ganz fest die Daumen.

Knorkator 13:05 Uhr – 14:05 Uhr: True Metal Stage

Wie bereits vor drei Jahren sind Knorkator wieder auf der Party Stage des Wacken Open Airs am Start. Und wie damals auch, ist es restlos überfüllt. Zum Glück gab es die Auflockerung des Infields, denn ohne diese hätte ich nicht gewusst wohin mit den ganzen Menschenmassen. Als die Band in eigentlich gewohnten Outfits die Bühne betritt, bin ich ein wenig irritiert: Sänger Stumpen trägt einen spacigen Einteiler, der irgendwie merkwürdig ist. Zum Zeitschinden wird tatsächlich Atemlos von Helene Fischer angestimmt und ich bin mehr als schockiert, dass das Publikum diesen Song mitsingen kann. Schon schlimm genug, dass wir diese Schlagerhöllenqual nachts auf unserem Campground mithören mussten. Wenigstens wird nicht das ganze Lied durchgezogen und Stumpen geht auch zurück zu bekannten Outfits, indem er seinen Overall unter lauten „Ausziehen“-Rufen auszieht und ins Publikum wirft. Und was trägt er untenrum so? Der Ultimative Mann trägt in dieser Saison natürlich pinkfarbene Latexshorts. Sexy wie eh und je, auch wenn er im Vergleich zu vor drei Jahren deutlich schlanker geworden ist.

Wacken 2014 - Impressionen - Bühnenbanner
Wacken 2014 – Impressionen – Bühnenbanner

Auch wenn die Musik von Knorkator bestimmt nicht jedermanns Geschmack ist, ist die Bühnenshow und Interaktion mit dem Publikum doch stets grandios. Bei dem zweiten Stück (Du Bist Schuld) des mit 14 Songs bestückten Sets hüpft Stumpen wie wild durch die Gegend und schließlich über den Pressegraben zum Publikum um eine junge Dame nach ihrem Namen zu fragen. Bärbel, wie die Gute heißt, ist nun an allem schuld. Arme Bärbel, aber es muss schließlich immer einen Schuldigen geben. Nicht nur zwischen den Stücken, nein, auch in den Songs selbst finden Knorkator immer Gelegenheit das Publikum einzubeziehen und für Stimmung zu sorgen. Bei Fragen wie „Wer wohnt bitte in Wacken?“, „Wer wohnt nicht in Wacken?“ oder „Wer will heute noch ficken?“ ist die Resonanz groß. Auch Schlagersongs wie Ti Amo können von echten Knorkator-Fans ohne Probleme mitgesungen werden. Nach Alter Mann gibt es eine Überraschung: Tim Tom wird auf die Bühne geholt, um den Song Arschgesicht im Alleingang zu singen. Obwohl es anfangs zu einer Verzögerung kommt, da es Probleme mit dem Bass gibt, entfacht das Stück und Tim Toms Gesang doch noch großartige Stimmung. Es folgen Lieblingsstücke wie Du Nicht, Der Ultimative Mann oder auch Konrad vom aktuellen Album. Beim vorletzten Song Wir Werden Alle Sterben müssen die Fans wieder mitanpacken: Der erste Refrain wird von einem Mann und einer Frau aus dem Publikum gesungen. Das Boney M.-Cover Ma Baker bildet den Abschluss und als wäre das alles bisher keine Anstrengung gewesen, spielen Alf und Stumpen auf der Bühne währenddessen Badminton. Leider ist der Auftritt der Berliner viel zu schnell vorbei und so ist der Happy Birthday-Gesang für Alf, der heute Geburtstag hat, die letzte Interaktion mit dem Publikum.

Five Finger Death Punch 14:15 Uhr – 15:15 Uhr: True Metal Stage

Es bleiben zehn Minuten, um von der Party Stage zur True Metal Stage zu gelangen, denn dort spielen heute Five Finger Death Punch.

Wacken 2014 - Five Finger Death Punch - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Five Finger Death Punch – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Das Quintett aus den USA ist eines meiner persönlichen Highlights und ich freue mich, sie endlich auch einmal live sehen zu können. Und ich nehme es schon mal vorweg: Das Set ist grandios! Jeder Song ist ein Knaller und kann vom Publikum mitgesungen werden. Seien es Under And Over It, Hard To See, Lift Me Up, Bad Company, Remember Everything (Akustik) oder The Bleeding – für mich einfach nur ein Grund zum Abfeiern. Jedem, der Five Finger Death Punch noch nicht gesehen hat, lege ich nahe, sich die Jungs einmal live anzusehen. Sie sind live noch besser als auf Platte und Sänger Ivan Moody hat wirklich diese unglaubliche Gänsehaut-Stimme. Wieso vergeht eine Stunde Spaß nur so schnell?

Wacken 2014 - Five Finger Death Punch - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Five Finger Death Punch – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Heaven Shall Burn 16:45 Uhr – 17:45 Uhr: True Metal Stage

Darauf habe ich gewartet: Heaven Shall Burn erneut live zu sehen. Ich hatte die Thüringer zwar erst Anfang Juli auf dem Vainstream in Münster gesehen, doch die „Sehnsucht“ ist schon wieder groß. Kaum ertönt das Intro, ist das Publikum in Lauerstellung. Trotz staubverseuchter Luft sehe ich diverse Circle und Mosh Pits und als Sänger Marcus Bischoff so ganz indirekt zu noch Größerem auffordert, kommen die Fans diesem Wunsch nach. Und ich traue meinen Augen kaum: Das ist definitiv einer der größten Circle Pits, die ich bisher gesehen habe – er erstreckt sich von vor der Bühne um das FOH und zum Teil um den weiter hinten liegenden Cocktailstand. Wer bei Songs wie Voice Of The Voiceless und Hunters Will Be Hunted noch nicht warm geworden ist, kommt spätestens jetzt in absolute Partystimmung. Die Thüringer stimmen das Edge Of Sanity-Cover Black Tears an, das bisher noch keinen Metalfan bewegungslos stehen lassen hat. Aber was ist das? Nach kurzer Spielzeit betritt ein weiterer Mann die Bühne. Dem Gesang und der ersten Nahaufnahme nach erkenne ich hier Dan Swanö, den Sänger der bereits aufgelösten Band Edge Of Sanity, der Marcus Bischoff tatkräftig beim Gesang des ursprünglich aus seiner Feder stammenden Songs unterstützt. Zwar gibt es anfängliche Probleme bei seinem Mikrofon, doch den Fans dürfte dies relativ egal sein. Das Set wird vom Klassiker Endzeit komplettiert, der mit einer gigantischen Wall of Death abgefeiert wird. Als Sahnehäubchen obendrauf spielen die Jungs von Heaven Shall Burn ein weiteres Cover: Blind Guardians Valhalla. Der Song ist ebenfalls ein Klassiker und gehört quasi in die Grunderziehung eines jeden Metalheads, so verwundert es auch niemanden, dass die Masse problemlos mitsingen kann.

Children Of Bodom 18:00 Uhr – 19:15 Uhr: Black Stage

Kaum sind die Thüringer von Heaven Shall Burn von der Bühne, geht es auf der Black Stage mit den Finnen von Children Of Bodom weiter. Das Quintett rund um Gitarrengott Alexi Laiho ist bekannt für seine geniale Livequalität, doch ich muss sagen, dass mir das vierzehn Song starte Set heute nicht so ganz zusagt, zwar sind mit Hate Crew Deathroll, Are You Dead Yet?, Hate Me!, Bodom After Midnight und In Your Face einige Publikumslieblinge dabei, aber so richtig zu zünden scheint es nur bei verhältnismäßig wenigen. Vielleicht sind die Leute nach dem bisher schon sehr aktiven Tag einfach nur erschöpft, aber im Vergleich zu Heaven Shall Burn ist die Meute jetzt doch recht bewegungsfaul und es scheinen sich größere Lücken im Publikum gebildet zu haben. Aber zum Glück bringt das bei den Profis von Children Of Bodom niemanden aus dem Konzept, sie zocken ihre Songs runter als wäre nichts gewesen. Aber ich glaube, wenn ich das nächste Mal bei einem Konzert der Finnen bin, werde ich mit dem „Fuck-Trinkspiel“ beginnen. Alexi Laiho sagt so unverhältnismäßig oft „Fuck“, dass das dann ein lustiger Abend werden könnte.

Apocalyptica 19:30 Uhr – 20:45 Uhr: True Metal Stage

Die Cello-Banger Apocalyptica bilden mit ihren erhabenen Klängen einen wunderbaren Kontrastpunkt zum gitarrenbetonten Metal des Tages. Viele Leute schauen sich die klassisch ausgebildeten Musiker gerne an, das Time For Metal-Team verweilt bei einer immer noch herrschenden Affenhitze während der Show im Videobereich des Festivals, in dem die Klänge der Band glasklar und in großer Dimension von nebenan direkt übertragen werden, wobei die Videoleinwand einen Ticken schneller als der Schall ist.

Wacken 2014 - Apocalyptica - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Apocalyptica – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Die Metallica-Cover dürfen natürlich nicht fehlen, schließlich wurde die Band damit berühmt. Verständlich, dass Fight Fire With Fire und das wunderbare Nothing Else Matters sowie Inquisition Symphony von Sepultura, tierisch abgefeiert werden. Auch die Eigentkompositionen von Apocalyptica haben es in sich, hier sticht besonders Burn, Bitterweet und Quutamo hervor, Herzschmerz pur und wunderschön melancholisch. Positiv ist, dass alle Alben des Trios Beachtung finden und eine wunderbare Setlist bilden, seien es Worlds Collide oder oder das 2005er Werk Apocalyptica mit dem bereits erwähnten Bitterweet und anderen Songs.

Wacken 2014 - Apocalyptica - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Apocalyptica – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Apocalyptica verstehen es, die Zeit wie im Flug verstreichen zu lassen und diejenigen, die sonst mit Klassik nichts am Hut haben, verzaubert zurückzulassen. Als Bonusbombe obendrauf darf Hall Of The Mountain King nicht fehlen, mit dem die Band einen wirklich gelungnen Gig auf dem diesjähirgen Wacken rundmacht. Die Band ist sichtlich begeistert von soviel Zuspruch und man gewinnt den Eindruck, dass Apocalyptica selber nicht mit solchen Fanchören gerechnet haben.

Wacken 2014 - Apocalyptica - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Apocalyptica – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Motörhead 21:00 Uhr – 22:15 Uhr: Black Stage

Motörhead werden auch jenseits der 60 Jahre nicht müde, Heavy Metal zu spielen. Musste man letztes Jahr den Gig leider nach 20 Minuten aufgrund gesundheitlicher Probleme von Frontwarze Lemmy abbrechen, versucht man dieses Jahr wieder Boden gut zu machen. Lemmy rupft zwar solide seinen Bass, wirkt aber zwischenzeitlich etwas müde. Aber hey, der Mann ist 69 Jahre alt und hat sein Leben lang gesoffen und Speed genommen, ein Wunder, dass er überhaupt noch Granaten wie Damage Case, Metropolis oder The Chase Is Better Than The Catch in der ersten Hälft fehlerfrei präsentieren kann, das zuvor durch Philip Campbell aka Wizzö mit Solo eingeleitet wird. Schlagzeuger Mikkey Dee darf natürlich auch nicht zu kurz kommen, der bei Doctor Rock amtlich sein Felle verhauen darf. Die Meute ist bei gefühlten 50 Grad Celsius im Pit auf ordentlich Temperatur und wartet auf den Triple Killed By Death (bei der Doro auf die Bühne kommt), Ace Of Spades und die Zugabe Overkill. Motörhead machen also alles richtig und hinterlassen eine ausgepowerte Meute, gleichzeitig sagen Fanstimmen, dass der letztjährige Aussetzter damit ebenfalls verschmerzt ist. Hoffentlich machen die Jungs um Lemmy Killmister noch einige Jährchen länger, denn wer diese Band einmal gesehen hat, muss den knarzigen Rock der Altmeister einfach lieben. Da dem Wacken 2014 ein richtiger Headliner fehlt, kann man sich die Headliner unter den großen Bands aussuchen. Für mich persönlich sind das klar Motörhead, da sie tight und souverän ihren Gig auf die Bühne ballern und damit riesige Fantrauben vor der Black Stage versammeln können.

Carcass 21:00 Uhr – 22:15 Uhr: Party Stage

Kein leichter Stand für die Grinder von Carcass an diesem Freitagabend. Zeitgleich mit ihrem Auftritt auf der Party Stage legen Motörhead auf der Black Stage los. Zum Glück sind die Geschmäcker der Metalheads verschieden und so verzichten einige darauf, sich den Auftritt von Lemmy und Co. anzusehen und entscheiden sich da lieber für andere Engländer, nämlich die 1985 gegründeten Carcass. Auch wenn einige kleine Moshpits entstehen, begeistert mich ihr Auftritt so gar nicht. Die Songauswahl lässt die Leistung der Männer schlechter wirken als sie ist, denn irgendwie klingt heute jedes Stück wie das davor. Vielleicht wäre ich doch mal lieber so Motörhead gegangen?

Slayer 22:30 Uhr – 23:45 Uhr: True Metal Stage

Es wird spät auf Wacken. Um 22:30 Uhr, als die Sonne schon eine gute Stunde untergegangen ist, ist der Bereich vor der True Metal Stage mehr als überfüllt. Klar, denn gleich spielt eine Legende: Slayer, eine Band der Big Four des Thrash Metals. Nach dem unerwarteten Tod von Gitarrist Jeff Hanneman im letzten Jahr und dem Rauswurf von Schlagzeuger Dave Lombardo, steht das Quartett heute nur noch in halber Gründungsbesetzung auf der Bühne.

Wacken 2014 - Slayer - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Slayer – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Trotz der Schicksalsschläge muss es aber weitergehen und so wurden Paul Bostaph und Gary Holt in die Band geholt und für 2015 ein neues Album angekündigt. Noch bevor die ersten Töne erklingen, kann man förmlich die Anspannung in der Luft spüren, doch schnell verschwinden mögliche Sorgen. Der 53-jährige Tom Araya ist zwar relativ wortkarg, rockt aber wie ein Mitzwanziger. Seine Stimme ist stark und bestimmt und technisch sind die älteren Herren auch nach dreiunddreißigjährigem Bandbestehen erste Sahne.

Wacken 2014 - Slayer - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Slayer – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

So wird ein 16 Song starkes Set abgefackelt, dessen Highlights vor allem die Songs Hate Worldwirde, War Ensemble, Raining Blood, South of Heaven und Angel of Death sind. Die Dunkelheit und der durch diverse Moshpits (und ich meine, dass ich auch die eine oder andere Wall of Death sehe) aufgewirbelte Staub geben dem ganzen Spektakel ein ganz besonderes Flair – es wirkt, als hätte sich auf der True Metal Stage das Tor zur Hölle eröffnet. Gänsehautstimmung!

Wacken 2014 - Slayer - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Slayer – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Tag 5 / Samstag, der 02.08.2014

Arch Enemy 12:00 Uhr – 13:00 Uhr: Black Stage

Arch Enemy einen solch frühen Gig zu geben, grenzt entweder an maßloser Unterschätzung der Band oder die Macher haben schlichtweg keine Ahnung davon, welchen Status sich Arch Enemy über die Jahre mit ihrem Female Fronted Metal erarbeitet haben. Apropos female: Angela Gossow hat sich ja bekannterweise ins Management der Band zurückgezogen und mit der neuen Alissa White-Gluz einen durchaus würdigen Ersatz gefunden.

Wacken 2014 - Arch Enemy - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Arch Enemy – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Dass das “Küken” eine Wacken-Premiere feiert, ist eigentlich nicht zu merken, souverän röhrt, keift und schreit Alissa Riesenhits der Band aus der Kehle, wie z.B. Yesterday Is Dead and Gone, das neue War Eternal, Ravenous und My Apocalypse. Klassiker wie Dead Eyes See No Future, We Will Rise oder auch Nemesis lassen zur frühen Stunde amtliche Moshpits entstehen, über die sich ganz besonders Alissa zu freuen scheint, die keine Sekunde Nervosität oder Lampenfieber zeigt.

Wacken 2014 - Arch Enemy - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Arch Enemy – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Die Fans haben sie ziemlich fix akzeptiert, was sich an den frenetischen Reaktionen der Anwesenden bemerkbar macht. Ich denke, dass die Band sich für kommende Festivals defintiv empfohlen hat und einen späteren Festival-Slot bekommen wird, denn was um diese Zeit vor der Bühne los ist, entspricht einem mittleren Headliner, Punkt!

Wacken 2014 - Arch Enemy - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Arch Enemy – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Sodom 13:15 Uhr – 14:15 Uhr: True Metal Stage

Es gibt wenig Bands, die den deutschen Musikmarkt so stark mitgeformt haben wie die Gelsenkirchener Thrash Metal-Kapelle Sodom. Nach ihrem hochgelobten Album Epitome Of Torture im Jahr 2013 war es ja quasi an der Zeit, dass die Jungs aus dem Ruhrpott mal wieder die Bühnen des Wacken Open Airs beschallen.

Da Onkel Tom (Thomas Such) schon gefühlt zum lebenden Inventar des norddeutschen Festivals gehört, hatte ich mich kaum gewundert, dass die Running Order zum heutigen Auftritt auf der True Metal Stage auch Termine für ein Wettsaufen mit dem Frontmann der Gelsenkirchener Runde im Wackener Metalmarkt gelistet hat.

Warum soll es heute anders sein, als gestern, die Sonne brennt einem die letzten Haare vom Kopf und die Menge, die sich vor der Bühne versammelt hat ist für Wacken-Verhältnisse zwar noch ein wenig klein, jedoch hätten die gefühlten 15.000 Zuschauer bei einem „normal“ großen Festival gerade mal den Headliner mit einer solchen Anwesenheit beehrt. Das ist super für die Stimmung und auch für die Band selbst. Denn erstens spielen Sodom als heutiger Opener auf der True Metal Stage und zweitens ist ein reger Zuschauerzuwachs von der Schwesterbühne bemerkbar, wo Arch Enemy gerade fertig geworden sind.

Mit Agent Orange, quasi einem Sodom-Klassiker,geht die Show der Gelsenkirchener Thrash Metal-Titanen nun also los. Stimmungstechnisch ist im Publikum eine „ruhige Hölle“ los. Wo die einen noch entspannt der Musik lauschen, zeugen vereinzelte Staubschwaden davon, dass mittig vor der Bühne gerade ein Circle Pit stattfinden muss. Es folgen mit Surfing Bird, Sodomy And Lust und mit I Am The War ein Nackenbrecher nach dem anderen, was das Publikum mit einer Wall Of Death und einigen Circle Pits auch zu danken weiß. Zum Abschluss gibt es mit Ausgebombt noch einen weiteren Klassiker vom 1989 veröffentlichen Album Agent Orange.

Devin Townsend Project 16:00 – 17:15 Uhr: True Metal Stage

Einen unfassbar grandiosen Gig legt Devin Townsend mit seinen Mitstreitern auf die Bretter. Das Mastermind mit seinen zig Projekten hat zwar aufgehört zu kiffen, dennoch wirken seine Ansagen manchmal etwas schräg, erzählt er doch den Zuhörern von einer zwei Pfund Bretzel, die er vor dem Gig auf den tollen Toiletten des Wacken geknödelt hat. Nun ja, zuviel Informationen, die seltsamen Ansagen schmälern nicht die Leistung des Genies.

Wacken 2014 - Devin Townsend Project - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Devin Townsend Project – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

So beginnt er seinen Gig mit dem atmosphärischen Seventh Wave vom Ocean Machine-Album, wechselt dann zum schrägen War vom The Retinal Circus-Album, um dann By Your Command von Ziltoid The Omniscient anzustimmen. Danach haut der Meister den besten Pro Song ever auf die Bühne, die Rede ist von Deadhead, der sicherlich nicht nur bei mir für Gänsehaut am ganzen Körper inklusive harter Nippel sorgt, unfassbar welche Energie in diesem Song pulsiert.

Wacken 2014 - Devin Townsend Project - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Devin Townsend Project – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Sehr schräg ist der Song Planet Of The Apes, etwas klarer hingegen Numbered und Kingdom, bevor mit dem Triple Juular, Grace und Bad Devil der Sack zugemacht wird. Zusammenfassend kann man hier von einem richtig geilen Gig sprechen, mir persönlich geht es aber doch sehr auf die Nerven, dass ich angesichts der zahlreichen Projekte von Devin Townsend total den Überblick verloren habe, was wann herauskam und welche Stücke auf welchem Album zu finden sind. Nun ja, dieses Chaos passt irgendwie zum Prog-Genie Devin Townsend. Sollte er irgendwo wieder auftreten, ist der Besuch absolute Pflicht.

Wacken 2014 - Devin Townsend Project - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Devin Townsend Project – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Emperor 17:30 Uhr – 18:45 Uhr: Black Stage

Um wenige Bands gab es im Voraus zum diesjährigen Wacken Open Air so viel PR, wie zur Black Metal-Legende Emperor. So hatten wir ja bereits im Jahr 2013 das Vergnügen von Fronter Ihsahn bei einer Pressekonferenz im Wackener Press Tent zu erfahren, dass die Band dieses Jahr eine so genannte „Live-Reunion“ planen würde. Das bedeutet so viel, dass man sich für ein paar ausgewählte Live-Gigs (wie auf dem diesjährigen Wacken Open Air) zusammen tun wollte. Das klingt ja eigentlich nach nichts besonderen, jedoch hatten sich Ihsahn, Samoth und Faust ja schon im Jahr 2001 das erste Mal getrennt und das als eine Art Fundament der norwegischen Black Metal-Bewegung. Mit der Information, dass Emperor eine spezielle Jubiläums-Show spielen wollen (schließlich ist nicht nur das Wacken Open Air Nummer 25, sondern ist auch die Band selbst 20 Jahre alt geworden), ist nach Devin Townsend Project nun also Zeit für ein wenig norwegischen Extreme Metal und Black Metal.

Wacken 2014 - Emperor - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Emperor – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Als Ihsahn und Co. die Bühne betreten, ist gerade dem Frontmann die Freude anzusehen, heute hier spielen zu dürfen. Mit Feuerstößen und dem Song Into The Infinity Of Thoughts bekommt das Publikum vor der Black Stage zwar einiges geboten, jedoch scheint es so, als hätte der Mann am Tonpult den ersten Song benötigt, um vor allem den Gesang und das Keyboard an die Gitarren anzupassen.

Wacken 2014 - Emperor - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Emperor – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Man merkt zwar, dass die Norweger hier einige Fans haben, jedoch ist die Meute, die sich vor der Bühne versammelt hat, keinesfalls vergleichbar mit zum Beispiel Five Finger Death Punch (Freitag um 14:15 Uhr auf der True Metal Stage) oder den Genrekollegen von Behemoth, die ebenfalls auf der Black Stage gespielt haben.

Wacken 2014 - Emperor - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Emperor – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

 

Der Song Inno A Satana schließt die Setliste und die Lieder Acient Queen, Wrath Of The Tyrant und A Fine Day To Die (Coversong von Bathory) schließen als eine Art Zugabe die Setliste für die Jubiläums-Show ab. Da man heute das 20. Band-Jubiläum gefeiert hat, finde ich zwar angebracht, dass man auf recht viel Feuersäulen und Pyrotechnik zurückgreift, jedoch hätte ich mir nach einer so großen PR-Runde echt mehr von der Emperor-Live-Reunion versprochen.

Amon Amarth 19:00 Uhr – 20:15 Uhr: True Metal Stage

Die Schweden aus der Nähe Stockholms sind nunmehr zum fünften Mal auf dem härtesten Acker Deutschlands. Die Erwartungen an Amon Amarth sind hoch, besonders nach dem gelungenen Gig 2012, der ebenfalls auf der True Metal Stage statt fand. Nur bei wenigen anderen Bands ist der Platz so gefüllt wie bei den wohl bekanntesten Viking Metalern. Die Setlist ist ebenfalls sehr gelungen und differenziert sich dabei wesentlich von der vor zwei Jahren gespielten. Mit Nebelmaschinen versehene Drachen sind das diesjährige Bühnenbild, die gelegentlich von Sänger Johan Hegg und seiner Crew erklommen werden. Father Of The Wolf dient als Opener, bevor mit Deceiver Of The Gods das Publikum richtig warm wird. Spätestens mit Guardians Of Asgaard, dem sechsten Song des Programms, sind die Zuschauer am Kochen, doch es geht noch mehr! Asator, War Of The Gods und Victorious March wird von den meisten der geschätzt 35-40.000 Zuschauer gefeiert und durch Gesang und Headbangen tatkräftig unterstützt. Als zwölften und letzten Song gibt es mit The Pursuit Of The Vikings das Highlight des Auftrittes: Frontmann Hegg beordert die Zuschauer laut bei dem Worte ODIN mit zu rufen, was zu einigen bombastischen Einlagen mit Gänsehautfaktor führt. Lediglich der Übergang von der Publikumseinlage zur Fortsetzung des eigentlichen Songs wirkt sehr abrupt und unflüssig. Das ist allerdings der einzige zu bemängelnde Punkt des Konzertes, was es zu einem der Highlights des Festivals macht.

Megadeth 20:30 Uhr – 21:45 Uhr: Black Stage

Megadeth überzeugen an diesem Abend in keinster Weise. Bereits zu Beginn der Show scheint es Unstimmigkeiten darüber zu geben, wann die Show beginnen soll. Demnach lässt man die Meute nach dem gespielten Intro Prince Of Darkness locker 5 Minuten warten, bevor die Band auf die Bühne gerannt kommt. Doof nur, dass der Soundmann dies wohl nicht gesehen hat oder dies nicht abgesprochen war, jedenfalls hört man bei Hangar 18 erst mal nur den leisen Bühnensound der Musiker, bevor dann die Technik die richtige Einstellung findet und das Infield beschallt. Etwas peinlich, aber Schwamm drüber. Megadeth hauen eigentlich geile Songs wie Sweating Bullets, Tornado Souls, Trust, Kingmaker und natürlich Symphony Of Destruction raus, dummerweise kämpft die Band mit einem unterirdischen Sound auf der Wacken-Anlage. Der Wind schlägt der Band ebenfalls ein Schnippchen, denn Soundverwehungen des ohnehin schon miserablen Sounds führen dazu, dass der nicht gesanglich gesegnete Dave Mustaine kaum bis gar nicht bei seinen Ansagen zu verstehen ist, geschweige denn souverän in den Songs singt, die er mehr in einer Art Sprechgesang runterreißt. Grausam. Zum Abschluss gibt es dann Peace Sells und Holy Wars…The Punishment Due sowie Silent Scorn und My Way. Für micht steht fest, dass mir Megadeth auf Platte zehnmal mehr gefallen als live, was sicherlich an den schwachen Gesangkünsten eines Dave Mustaine liegt, die im Studio glattgebügelt und ins rechte Licht gerückt werden. Schade eigentlich, denn trotz seiner Starallüren mag ich Dave Mustaine doch irgendwie sehr gerne.

J.B.O. 20:30 Uhr – 21:45 Uhr: Party Stage

 

Wacken 2014 - J.B.O. - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – J.B.O. – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Was ist die wohl pinkeste Band im Spaß Metal-Bereich? Nein, nicht Steel Panther, es sind die Deutschen von J.B.O.. Obwohl das James Blast Orchester 1989 als reines Spaßprojekt gegründet wurde, feiern sie genau wie das Wacken in diesem Jahr schon ihr 25-jähriges Jubiläum. Zweideutigkeit, geklaute Melodien und absoluter Blödsinn sind quasi Markenzeichen der Erlangener und so klingt der erste Song Jetzt Isser Drin zwar obszön, doch hier geht es tatsächlich um den vierten deutschen Fußball-Weltmeisterschaftstitel, der durch das Tor von Mario Götze ermöglicht wurde.

Wacken 2014 - J.B.O. - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – J.B.O. – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

In den 75 Minuten Spielzeit spielen J.B.O. bekannte Songs wie I Don’t Like Metal, Wir Ham Ne Party, Bolle, Ein Guter Tag Zum Sterben (den das Publikum anfangs übrigens fast in Eigenregie übernimmt – Gänsehaut!) und Verteidiger des Blödsinns. Die Menge tobt, man sieht Crowdsurfer überall und in den ersten Reihen wird anscheinend auch ordentlich gemosht. Das Publikum hat nach Knorkator und den Excrementory Grindfuckers am Vortag ganz offensichtlich noch nicht genug Quatsch Metal gehört und da sind J.B.O. eine gelungene Abrundung.

Wacken 2014 - J.B.O. - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – J.B.O. – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Avantasia 22:00 Uhr – 00:00 Uhr: True Metal Stage

Es steht das Highlight des Abends an, also die quasi-Headliner des Festivals, da doch einige große Namen da sind. Dies ist jedoch der einzige deutsche Festival-Auftritt des Star-Ensembles rund um Musiker-Genie Tobias Sammet. Bei diesem zweistündigen Gig hat er sich auch einige bekannte Gäste ins Boot geholt, namentlich Michael Kiske (Ex-Helloween, Unisonic), Eric Martin (Mr. Big), Bob Catley (Magnum), Ronnie Atkins (Pretty Maids), Amanda Somerville und Thomas Rettke am Mikrofon sowie Felix Bohnke am Schlagzeug, Oliver Hartmann an der Gitarre, Sascha Paeth (Ex-Heaven’s Gate)an der Leadgitarre und Michael Rodenberg am Keyboard. Was dem ganzen Spektakel die Krone aufsetzt, ist wohl die Live-Übertragung des Konzertes in 52 Ländern, was den Zuschauern noch mehr Leben einhaucht und sich bei jedem Song bemerkbar macht.

Wacken 2014 - Avantasia - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Avantasia – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Was die Setlist angeht, ist von jedem Album etwas dabei, was eine gesunde Mischung ausmacht. Mit Spectres und Feuerwerk geht es los, bevor mit Invoke The Machine das Tempo erhöht wird. Darauf folgt das, mal von den Ansagen abgesehen, längste Spektakel des Auftrittes: The Scarecrow, das im Original über elf Minuten geht. Zu der mächtigen Sangeskunst kommt allerdings auch noch eine hervorragende Lichtshow, bei der sich der brennende Wacken-Schädel entgegen Sammets Einverständnis auch kurz einmischt. Das wohl Beste am Konzert sind jedoch die ständigen Gesangsduelle und -duette, die sich vor allem Sammet und Kiske geben und dabei die komplette Bühne einnehmen. Aber auch Martin und Atkins machen Spaß beim Zuhören. Lediglich Bob Catley übertreibt es ein wenig und singt im Verhältnis zu den anderen eher schlecht als recht, was ihm bei seinem Alter von 66 Jahren wohl verziehen sei. Promised Land ist der einzige Song vom Angel Of Babylon-Album, sticht aber als eines meiner persönlichen Highlights heraus, bei dem Sammet und Martin eine richtig gute Show abliefern.

Wacken 2014 - Avantasia - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Avantasia – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Während sich die zweistündige Show dann dem Ende nähert, bekommt Tobias die glorreiche Idee, die komplette Band vorzustellen und beiläufig die an der Nebenbühne wartenden Kreator-Fans aufs Korn zu nehmen. Dazu sei gesagt, dass beide Fangruppen und Genres, also Power und Thrash Metal dabei durch den Kakao gezogen werden. Spaß bei Seite, sei jedoch jedem der Applaus gegönnt, denn es war und ist ein fantastisches Konzert. Abschließend gibt es noch ein Medley bestehend aus Sign Of The Cross und The Seven Angels, was dem ganzen Konzert eine schöne Abrundung verpasst, die sich feiern lässt, bevor das Projekt sich (vielleicht) für immer von der Bühne verabschiedet.

Wacken 2014 - Avantasia - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Avantasia – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Van Canto 00:00 Uhr – 01:30 Uhr: Party Stage

Als wir uns gegen Mitternacht auf den Weg zur Party Stage machen, ist so mancher Stellplatz auf dem Campground bereits leer gefegt und das einzige, was noch davon zeugt, dass bis heute hier jemand ganz hart gefeiert hat, sind die Müllsäcke und leeren Bierdosen, die auf den nicht mehr verwendeten Flächen wie eine Art Kunstwerk herumliegen.

Auf dem Infield angekommen ist aber noch alles voll im Gange und dass Van Canto gleich auf der Party Stage auftreten werden, ist zum einen an den Fanshirts und zum anderen daran zu erkennen, dass ab und zu mal ein verlegener „Rakka-Takka – Motherfucker“-Ruf durch das Publikum schallt. Als die Jungs (und das Mädel) von Van Canto die Bühne betreten und mit ihrem Song To Sing That Metal Song und der darauf folgenden Single Badaboom anfangen, ist so gut wie niemand mehr im Publikum, der nicht mitsingt.

Es folgen Steel Breaker und die erste Überraschung des Auftritts – Andre Matos (Angra) unterstützt die A Capella-Truppe bei ihrem Angra-Cover Carry On und Rage Fronter Victor Smolski leistet Support beim Song One To Ten. Als wäre das noch nicht genug, huscht Ex-Nightwish-Sängerin und Solokünstlerin Tarja Turunen zwischen den Rakka-Takka-Musikanten auf die Bühne, um To The Mountains, den Nightwish-Klassiker Wishmaster und ihren eigenen Song Anteroom Of Death in der Van Canto-Version zu untermalen. Als die Band nach Metallicas Master Of Puppets und Iron Maidens Fear Of The Dark die Bühne verlässt, hat sicher keiner der Bandmitglieder geglaubt, wie textsicher die Wacken-Besucher doch sind – ich zumindest bin immer wieder überrascht wie Gänsehaut-bringend ein Fear Of The Dark doch sein kann.

Kreator 00:15 Uhr – 01:30 Uhr: Black Stage

Geisterstunde auf dem Wacken Open Air! Kurz nachdem Avantasia ihre Show beendet haben und der Rest unseres Teams schon grüßend an uns vorbei zu Van Canto auf der Party Stage gelaufen ist, geht es um 00:15 Uhr auf der Black Stage weiter.

Wacken 2014 - Kreator - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Kreator – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Die Haudegen von Kreator wollen zu ihrem 30-jährigen Bühnenjubiläum noch einmal beweisen, dass ihr Thrash Metal niemals alt wird. In der verstaubten Luft wirkt die roterleuchtete Bühne wirklich höllisch und auch die Show die Kreator hier abliefern, scheint den Höllenfürst nur hinauf zu beschwören. Während in den ersten Reihen zu Knallern wie Endless Pain, Pleasure To Kill oder Hordes Of Chaos abgemosht wird, bewegt sich in den hinteren Reihen kaum jemand.

Wacken 2014 - Kreator - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Kreator – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Die Leute sind eindeutig von diesem enorm schlauchenden Festival-Wochenende geplättet, aber ein echter Fan gibt deswegen nicht auf und schafft es auch noch mit letzten Kräften, sich den Auftritt einer Legende anzusehen. Und die „Kreator“-Rufe sind trotz später Stunde und aufgezwungenem englischen Gerede von Mille Petrozza (der ja bekanntlich gebürtiger Essener ist) noch kräftig.

Wacken 2014 - Kreator - Bild by Toni B. Gunner - mondkringel-photography.de
Wacken 2014 – Kreator – Bild by Toni B. Gunner – mondkringel-photography.de

Tag 6 / Sonntag, der 03.08.2014

Abreise

Nachdem sonntags das Zelt ziemlich zügig abgebaut wird, brechen wir gegen 9:00 Uhr nach Neumünster auf, um unseren geschätzten Kollegen Lennart zum Zug zu bringen. Danach geht es von Neumünster in Richtung Heimat, kleinere Staus inbegriffen, die aber nicht länger als 5 Minuten dauern. Im Radio hört man ab 11:00 Uhr zurückliegende Staumeldungen um Wacken herum. Zwei Vorkommnisse gibt es zu erwähnen, der sich übergebende Wacken-Fahrer am Seitenstreifen, dessen Kumpel gerade dem Vordermann draufgekracht ist (Polizei schon vor Ort), des Weiteren sieht man irgendwann auf der Autobahn ein Auto auf dem Parallelstreifen explodieren, glücklicherweise waren die Insassen schon aus dem lichterloh brennenden Auto rausgekommen.

Fazit der Polizei

Wie auch in den letzten Jahren gehört der Pressebericht der Polizeidirektion Itzehoe natürlich mit in unseren Bericht über das weltweit größte Metal-Festival.

Wacken 2014 - Impressionen
Wacken 2014 – Impressionen

Wacken (ots) – Nach Abschluss des weltweit größten Metal-Festivals in Wacken zieht die Polizeidirektion Itzehoe eine durchweg positive Bilanz. Bei bestem Sommerwetter zeigten sich die Besucher gut gelaunt und friedlich, die Zahl der festgestellten Straftaten rund um dieVeranstaltung lag deutlich unterhalb des Niveaus der vergangenen Jahre.

Mit insgesamt 273 Straftaten notierte die Polizei rund 40 weniger als im Jahr 2013. Besonders erfreulich ist die niedrige Zahl der Eigentumsdelikte. Während 2013 noch 253 Taten zu Buche schlugen, waren es in diesem Jahr nur 208. In 173 Fällen waren es Zeltdiebstähle, die die Geschädigten zu beklagen hatten. Die Zahl der Taschendiebstähle tendierte nahezu gen Null – nur 18 Opfer meldeten sich. Wie friedlich 75.000 Fans miteinander umgehen können, drücken die lediglich 13 (2013: 13) notierten Körperverletzungen aus. Bei 52 Personen fanden die Beamten oder Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Drogen, in 13 Fällen führte dies zur Fertigung einer Anzeige. Auch bei der Anzahl der Verkehrsverstöße gab es deutliche Rückgänge. Während die Zahl 2013 noch bei 150 lag, waren es in diesem Jahr 129 registrierte Fälle.

„Dass wir in allen Bereichen eine derart positive Entwicklung haben“, so die vor Ort eingesetzten Polizeiführer Kai Szimmuck und Frank Ritter, „ist das Ergebnis der beispielhaftenKooperation zwischen dem Veranstalter und den beteiligtenBehörden und eines über viele Jahre hinweg fortentwickelten Sicherheits- und Verkehrskonzeptes.“.

So waren es in diesem Jahr sicher nicht zuletzt die vermehrten gemeinsamen Verkehrskontrollen von Polizei und Zoll, die ausländischen Diebesbanden eine unentdeckte Anreise deutlich erschwert haben. Insgesamt kontrollierten die Beamten 1159 Fahrzeuge (2013: 716) und 1315 Personen, die sich auf dem Weg nach Wacken befanden.

Auch für die mehr als 100 Rettungsassistenten der Rettungsdienst-Kooperation verlief die Woche insgesamt ruhig. Seit Montag der 31. Kalenderwoche absolvierten sie 208 Einsätze (gut 30 Prozent weniger als 2013), bei denen die Patienten in die umliegenden Kliniken Itzehoe und Heide transportiert wurden. Eine medizinische Versorgung im Behandlungszelt des DRK nahmen knapp 3.400 Patienten in Anspruch. Sie hatten in der Regel leichte Verletzungen oder Erkrankungen.

Merle Neufeld
Rückfragen bitte an:
Polizeidirektion Itzehoe
Stabsstelle/Öffentlichkeitsarbeit
Große Paaschburg 66, 25524 Itzehoe
Telefon: +49 (0) 4821 602 – 2010
Mobil: +49 (0) 171 337 53 56
E-Mail: pressestelle.itzehoe@polizei.landsh.de

Wacken 2014 - Impressionen - Alles Verboten
Wacken 2014 – Impressionen – Alles Verboten

Unser Fazit zum Wacken Open Air 2014

Bevor wir unser Fazit ziehen, möchten wir den Angehörigen und Freunden des auf dem Wacken Verstorbenen unser herzlichstes Beileid aussprechen.

Das Wacken Open Air 2014 war für uns von vielen Neuerungen gezeichnet. Vom Aufbau hat sich doch so einiges geändert und wir freuen uns zu sehen, dass der Veranstalter ICS tatsächlich auf Anregungen der Festivalbesucher reagiert hat. Klar gibt es immer etwas zu meckern, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und ohne etwas zu probieren, kann man schließlich auch nichts ändern. Ich denke, dass man erst im nächsten Jahr wirklich sehen kann, wie welche Veränderung das Festivalgeschehen beeinflusst.

Wacken 2014 Impressionen - 20
Wacken 2014 – Impressionen

Für das nächste Jahr wäre daher ein paar Vorschläge: Mehr Duschen und wassergespülte Toiletten vor allem im hinteren Bereich des Campgrounds. Und bitte öffnet auch morgens schon mehr als nur einen Zugang zum Wacken Center, damit man nicht so lange bei den Einlasskontrollen anstehen muss und so womöglich noch die Band verpasst, die man gern sehen möchte. Die Ausgänge vom Infield zum Wacken Center sollten auch mittig möglich sein, damit es nicht zu Staus kommt.

Wacken 2014 - Impressionen
Wacken 2014 – Impressionen

Trotz dieser Anregungen darf man nicht außer Acht lassen, dass das Wacken Open Air eines der bestorganisiertesten Festivals ist, das schon einen ungeheuren Luxus bietet. Schließlich bekommt man nicht überall seinen Morgenkaffee (oder Latte Macchiato, Cappuccino, Kakao, etc.), kann sich duschen oder auf eine wassergespülte Toilette gehen, geschweige denn (wenn auch kostenpflichtig) sein Handy aufladen. Und auch wenn man seinen ganzen „Hausstand“ vergessen haben sollte, kann man auf dem Wacken alles kaufen, was man benötigt: Von Luftmatratzen, Feldbetten, Luftpumpen, Feuerzeugen, Hüten und Sonnenbrillen (gegen die gnadenlose Sonne) über Feuerzeuge, Trinkhörner und Kleidung ist alles dabei. Und auch kulinarisch ergeht es einem hier nicht schlecht. Solange man das nötige Kleingeld hierfür besitzt, kann man von Fleisch über Fisch bis hin zu vegetarischem Essen alles verdrücken, was der Magen verkraften kann. Und wer kein Bier mag, kann sich an Longdrinks und sogar Bowle erfreuen.

Wacken 2014 - Impressionen
Wacken 2014 – Impressionen

Was sich aber (zum Glück) wohl nie ändern wird, ist die riesige Auswahl an Bands und dass man auf dem Wacken Open Air stets etwas Neues kennenlernen kann. Neben den ganz Großen der Szene bekommt man nämlich gerade durch die Metal Battle-Gewinner der einzelnen Länder immer wieder „Frischfleisch“ serviert. Aber auch die „Großen“ sind immer wieder für eine Überraschung gut: Seien es Gastauftritte, Reunions oder einfach nur Auftritte, von denen man überzeugt war, das sie niemals so genial sein könnten.

Wacken 2014 - Impressionen
Wacken 2014 – Impressionen

Auf das nächste Vierteljahrhundert in der Geschichte des Wacken Open Airs!

Wacken 2014 - Petra D. und Toni B. Gunner
Wacken 2014 – Petra D. und Toni B. Gunner

Danksagungen und Erwähnungen

Auch in diesem Jahr sind wieder einige Personen besonders in Erscheinung getreten und haben das Wacken Open Air für uns zu etwas ganz Besonderem gemacht. Dafür wollen wir euch ein ganz großes DANKE sagen. Hier eine kurze Liste:

Wacken 2014 - Impressionen - Free Hugs
Wacken 2014 – Impressionen – Free Hugs
  • Chris und Britta, die wir vor der Bändchenausgabe getroffen haben, und die nicht nur Spaß an der Arbeit hatten, sondern zudem auch wirklich super nett waren. Wir hätten nie gedacht, dort so lange stehen zu bleiben, um einfach nur zu quatschen.
  • Toni Gunner (http://mondkringel-photography.de/) – wie schon in den letzten Jahren war Toni für uns ganz vorn dabei und hat – trotz Sehnenscheidenentzündung – grandiose Bilder gemacht.
  • Qonzern (http://www.qorn.de): Danke, dass ihr uns jedes Jahr mit Material versorgt und uns losziehen lasst, um auch dem Letzten, der euch noch nicht kennen sollte, zu zeigen, wie toll und so überhaupt nicht altbacken Qorn und Wodqa sein können.
  • René, der während wir uns auf dem Wacken vergnügt haben, die Stellung bei Time For Metal gehalten hat und eigentlich dafür gesorgt hat, dass wir überhaupt dabei sein konnten.
  • ICS, die sich nicht nur die Wünsche und Anregungen der Fans anhören, sondern diese wirklich ernst nehmen und umsetzen, um so jedem ein tolles Wacken Open Air zu bescheren.
  • Die nette Dame vom Kaffeestand auf Zeltplatz D, die immer da war, wenn wir vorbeigekommen sind und wohl nie Feierabend hatte, ihre Arbeit aber trotzdem ausgezeichnet und mit viel Liebe gemacht hat.
  • Unsere lieben Mitreisenden und ehemaligen Nachbarn aus dem Jahre 2012, die immer Spaß und Hilfe (im Sinne von (pfadfinderischen) Tipps und Tricks oder Werkzeugen, Essen und Trinken) bei sich haben. Danke euch, Patrick, Mario und Jan!
  • Martin Storf (Twilight Magazin), der jetzt auch eine Woche hinter unsere Kulissen schauen durfte.

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