Eventname: Ripplefest Cologne 2024
Bands: Plainride, Håndgemeng, Crowley, Haunted, Scorched Oak
Ort: Club Volta, Schanzenstr. 6 – 20, Gebäude 2.10, 51063 Köln
Datum: 30.11.2024
Kosten: 35 € VVK
Genre: Rock, Stoner Rock, Hard Rock, Blues Rock, Psychedelic Rock, Doom Metal
Veranstalter: Max Rebel, Ripplemusic
Link: https://ripplefest.de/cologne.html
Das Ripplefest Cologne wird fünf! Gemeinsam mit dem kalifornischen Undergroundlabel Ripple Music findet das diesjährige Event am 30. November im Club Volta statt. Auch dieses Jahr sind wieder einige musikalische Perlen dabei. Plainride aus Köln, Håndgemeng aus Dänemark, Crowley aus England, Haunted aus Italien und Scorched Oak aus Dortmund werden den Tag heute musikalisch bestreiten.
Wir von Time For Metal freuen uns auf das kleine Jubiläum des mittlerweile schon legendären Ripplefest Cologne. Veranstalter Max Rebel / Ripple Music freut sich, uns auch in diesem Jahr Bands aus Stoner, Doom, Psychedelic und Heavy Rock präsentieren zu können. Früh genug angekommen, werden wir am Eingang bereits von Max Rebel begrüßt, der wie immer in guter Stimmung ist. Er hat als Organisator natürlich viel zu tun. Heute ist er auch mal wieder mit seiner Band Plainride am Start.
Beginn soll um 16:00 Uhr sein, allerdings fangen wir etwas später an. Max tritt ans Mikrofon, begrüßt die Gäste und die Band hinter ihm. Das sind die Italiener Haunted, die heute die Domstadt Köln gleich einmal zu Doomstadt machen werden. Das Quartett aus Catania (Sizilien) ist hier wohl nur wenigen bekannt, zieht mit seinen düsteren Klängen aber gleich die Fans in ihren Bann. Die Fans gebärden sich nach den ersten Tönen wie heimgesucht. Die Rhythmusfraktion um Luca Strano und Frank Tudisco passt auf, dass das Tempo schön schleppend, lähmend und nebelig bleibt, damit die Stimmung dem Bandnamen Haunted gerecht wird. Vorne links (vom Publikum aus gesehen) steht fast regungslos und ernst dreinblickend Kim Crowley, die ein Sabbath-Riff nach dem anderen cool raushaut. Keine Ahnung, ob Crowley ihr richtiger Nachname ist, aber der passt! Oder gehört sie doch zur nachfolgenden Band? (Dazu gleich mehr.) Den i-Punkt setzt dem Ganzen Christina Chimirri auf. Diese scheint doch echt Haunted und besessen zu sein und „röhrt“ düster ihre Vocals zu den Songs. Aber auch ihre Bewegungen lassen vermuten, dass sie von einem Dämon heimgesucht ist. Brauchen wir etwa in der Domstadt einen Exorzismus? Nein, die Band soll doch einfach weiter Haunted bleiben, das ist so genial geil, was Haunted hier treiben, davon wollen wir mehr.
Stare At Nothing nennt sich ihr letztes Werk aus diesem Jahr, welches bei Ripple Music erschienen ist. Von dem hören wir natürlich Songs wie Catamorph oder Malevolent. Allerdings sind auch Songs vom selbst benannten Debüt Haunted wie Slowthorn dabei. Boah, was war denn das für ein Beginn hier in Kölle? Die Domstadt wird zur Doomstadt. Am Merchstand wird das aktuelle Album Stare At Nothing, welches sie auf Vinyl dabeihaben, sofort verhaftet. Mit den sympathischen Sizilianern unterhalte ich mich noch eine Weile.
Die Umbauphase läuft routiniert, man kann sich mit den anderen Fans über das eben Gesehene unterhalten. Max steht bereits wieder auf der Bühne, um die nun folgende Band anzukündigen. „Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt sagen darf, aber die nun folgende Band habe ich das erste Mal auf TikTok gesehen“, gesteht er grinsend.
Die nächste Band sind Crowley. Vielen dürften wohl Crowley aus Japan bekannt sein. Diese Crowley hier sind allerdings aus Newcastle, UK. Die erst 2022 gegründete Band besteht aus Sängerin Lidya Balaban, den Gitarristinnen Eliza Lee und Ruth Cranston, Bassistin Kim Fellows und Schlagzeuger Sav Montore. Das Quintett bringt eine gewaltige Nummer aus (okkultem) Retrorock auf die Bühne. Das ist fast Hexerei, was die vier Hexen und ihr Magier am Schlagzeug vollbringen. Hier geht quasi die okkulte Post ab. Die Fans sind direkt verzaubert. Auf der Bühne geht es heiß her und ebenso bei den Fans vor der Bühne. Eine absolut scharfe Nummer, die hier abgeht. Sängerin Lidya Balaban hat eine magische und verzaubernde Stimme, sie ist ein paar Mal singend auf dem Boden kniend oder liegend zu finden. Ihre Bandpartnerinnen heben mit ihren Saiteninstrumenten wie auf Hexenbesen ab. Die blonde Eliza Lee fällt mit einigen starken Soli auf. Unverschämterweise streckt mir Kim Fellows die Zunge raus 😀 Die Damen, bei denen Kim Crowley von Haunted trotz ihres Namens übrigens nicht mitspielt, machen hier eine riesen Action/Show mit Songs wie Hell Hath No Fury, Hecate oder The Witching Hour. Das war nun wirklich eine Witching Our hier im Dom, ach wir sind doch im Club Volta! Ich denke mal, dass wir Crowley nicht nur in UK demnächst noch öfter auf Festivals sehen werden. Absolute Begeisterung überall.
Nun kommt mit Scorched Oak die erste deutsche Band, wieder sympathisch von Max angekündigt. Scorched Oak, die Stoner Band aus Dortmund, hat ihre Wurzeln in die Stoner Szene geschlagen. Auch Scorched Oak waren lange unter meinem Radar geblieben. Aufmerksam bin ich auf die Band geworden, nachdem ich ein Review für ihr zweites Album Perception im März dieses Jahres machen durfte. Scorched Oak sind in den lokalen Gefilden bereits seit 2016 unterwegs. Nach einer EP (2018) kam das Albumdebüt mit dem Titel Withering Earth mitten in der Pandemie 2020 heraus. Das Trio Linda (Bass, Gesang), Ben (Gitarre, Gesang) und Freed (Schlagzeug) hat sich von Crowley eben nicht verzaubern lassen, sondern bringt nun ihr eigenes Ding hier auf die Bühne. Und das Ding ist echt knüppeldick. Es gibt beeindruckenden Doppelgesang, bei dem sich Linda und Ben in nichts nachstehen. Da gibt es ja auch noch die Dortmunder Daily Thompson, die ähnlich aufgestellt sind und denen Scorched Oak in nichts nachstehen, wie ich finde. Schweren Heavy Stoner Rock serviert uns das Trio quasi mit einer Leichtigkeit. Das macht hier so richtig Bock. Linda bekommt ihr Lächeln nicht mehr aus ihrem Gesicht, ihr scheint es absolut Spaß zu machen und sie ist für jeden Schabernack bereit! Ben bleibt da, wie selbstverständlich auch Schlagzeuger Freed, wesentlich cooler. Die beiden Jungs überlassen Linda die Show/Unterhaltung. Sie nutzt die ganze Bühne, wir sehen sie auch Bass spielend auf dem Boden auf dem Rücken liegend. Scorched Oak beeindrucken mit vielfältigen Songs, tief verwurzelt im Stoner Rock mit eigenen Nuancen. Sie lassen es mal ruhig angehen, können es aber auch richtig krachen lassen.
Mit dem sympathischen Trio habe ich mich schon vor dem Gig unterhalten. Dass sie auf dem letzten Album schon gut waren, wusste ich ja bereits. Live würde ich sie dann als eine Wucht bezeichnen und ich muss ihnen nach dem Gig ein Kompliment machen und natürlich die Vinyls mitnehmen.
Max kündigt die nächste Band an, bei der es nun richtig fies wird. Kommt es nun zu einem Handgemenge? Håndgemeng kommen aus dem hohen Norwegen und wollen hier im Club Volta einfach nur die Bude abreißen, was ihnen im Handumdrehen auch gelingt. Die Jungs gehen ab, wie ein Zäpfchen auf Speed. Das Quintett hat sich 2017 zusammengetan und sich wohl zum Ziel gesetzt, richtig heftige Musik unter die Leute zu bringen. Ihre Show hier ist wie ein Ultraritual, so jedenfalls der Titel ihres Debütalbums aus dem letzten Jahr. Das haben sie auch am Merchstand auf Vinyl liegen. Ich sage ihnen noch, dass ich es nach dem Gig mitnehmen möchte. Nach dem Gig sagen die mir allerdings: „sold out.“ Ich könnte sie jetzt noch in den Allerwertesten treten. Beim Thema Allerwertesten sind wir allerdings richtig, denn ihre Mucke ist richtige Kick-Ass Mucke. Eine Mischung aus Stoner und Sludge. Manche Fans sagen auch Stonercore dazu, andere Fans High-Octane Doom ’n‘ Roll. Egal wie, alles einfach nur strenght ahaid und voll in die Fresse. Bei der Mucke wirbelt es nur so im Publikum. Sänger Mark Wennberg hält es irgendwann auf der Bühne nicht mehr aus. Also schnappt er sich Mikro und Ständer und platziert sich im Publikum. Um ihn herum entsteht dann ein Moshpit. Wenn man denkt, hier ist schon alles gelaufen, dann kommt immer noch was hinzu.
Zu guter Letzt dann noch Plainride. Max Rebel steht wieder auf der Bühne. Allerdings nicht zum Ankündigen einer Band, sondern um mit seiner Band Plainride zu spielen. Wer Plainride kennt, weiß natürlich, dass Plainride ihr ganz eigenes Ding machen und Konventionen einfach außen vor lassen. Bei Plainride sind Fire In The Sky. Ein Song, der bezeichnend für Plainride ist. Die Band hat bereits im letzten Jahr ihr drittes, selbst benanntes, Album herausgebracht. Bei Plainride gibt es Rock mit einer Schnittmenge aus Funk, Soul, Prog, Metal, Blues und Ska. Gitarrist Bob Vogston, dessen Vater heute unter den Fans ist, darf das eine oder andere geniale Solo heraushauen. Die Musiker/innen der vorangegangenen Bands befinden sich alle im Publikum und applaudieren der Band, die heute in großer Besetzung (fünf Musiker) spielt. Ich habe Plainride auch schon nur zu dritt (Max, Bob und Florian), also ohne Bassisten gesehen. Damals sagte ich es noch mit den Worten des französischen Duos Inspector Cluso: Fuck The Bassplayer! Den scheinen sie mittlerweile gefunden zu haben und sogar noch einen Keyboarder dazu. Die Band zeigt sich hier sehr spielfreudig und zieht alle Register.
Da bleibt mir nur noch zu sagen: Hello Operator, das wird in Kölle zum Ritual. Oder besser noch: Hallo Max, das war ganz geil heute mit dir, deiner Band Plainride und dem genialen Ripplefest. Wir freuen uns jetzt schon auf das Ripplefest 2025.
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