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Blood Command und Takomaha am 06.12.2025 im Indra Club, Hamburg

Der Nachwuchs tanzt wild und ausgelassen im Kreis

Event: Three Stripes Live 2025

Bands: Blood Command, Takomaha

Ort: Indra Club, Hamburg

Datum: 06.12.2025

Genre: Modern Hardcore, Pop Punk, Modern Pop, Post Punk, Post Hardcore

Samstagabend, dort, wo The Beatles einst ihre Karriere starteten, im legendären Indra Club in Hamburgs Große Freiheit: Das heißeste Eisen im norwegischen Hardcore, Blood Command, spielt zum Tanz auf. Zum Aufwärmen sind die Newcomer Takomaha aus Oslo verpflichtet worden. Beide Bands sind Gründe, dass der Club nahezu bis zum Bersten gefüllt ist. Es sind Turbojugend-Kutten zu sehen, Metalcore-Merch, Punk- und Metal-Shirts und viele normale Ausgehklamotten, die das überraschend junge Publikum widerspiegelt. Seit den ersten Auftritten Blood Commands in der Hansestadt, hat sich das Alter der Fans wesentlich verjüngt, kaum alte Kader sind an diesem Abend vor Ort. Heißt das, dass Hardcore bzw. Punkrock im Mainstream angekommen ist?

Takomaha am 06.12.2025 im Indra Club, Hamburg

Ihrer Aufgabe, die Anwesenden aufzuheizen, kommen Takomaha durchaus nach. Doch anders als erwartet, denn ihr Post Punk oder auch Post Hardcore hat eine leicht schwermütige Facette. Auf jeden Fall sind die Songs mit den langen Instrumentalpassagen im gewissen Maß ergreifend. Besonders die Leidenschaft, die hinter der Performance steht, weiß mitzureißen. So auch an die vielen im Takt nickenden Köpfen und dem immer intensiver werdenden Applaus nach den Songs. Wenn die Songs dann mal aufbrausen, was an der kraftvollen Schlagzeugarbeit und den drei Gitarren liegt, werden die ersten Tanzbeine für den Haupt-Act Blood Command in Stimmung gebracht. Das Sextett Takomaha ist live energischer als auf Konserve und so ein guter Anheizer.

Erste schüchterne Tanzversuche bis zur Eruption der Circle-Pits

Nach einer unendlich erscheinenden Umbaupause, in der wie mit 15 km/h in einer 30-Zone gearbeitet wird, entern, wie zum Image gehörend, in trendiger Hip-Hop-Klamotte der Marke Run DMC, auch unter Adidas bekannt, Blood Command endlich die Bühne. An den Saiten mutet das Outfit ein wenig wie Harz-4-TV an. Das Volk wartet unruhig. Nikki Brumen betritt die Bühne. Sofort sprühen die Funken. Blitzstart von 0 auf 200 Touren in nur wenigen Takten. Kaum sind die ersten Saiten angeschlagen und die ersten Vocals vom Energiebündel Nikki zu vernehmen, kommt die Menge vor der Bühne in Bewegung. Kein Eis muss schmelzen oder ein vorsichtiges Annähern überbrückt werden. Die große Blood-Command-Party kann steigen. Und genau das tut sie auch, satte eineinhalb Stunden lang.

Blood Command am 06.12.2025 im Indra Club, Hamburg

Wer den Vierer aus Bergen schon einmal live gesehen hat, weiß, dass die kaum 1,60 Meter große Powerfrau Nikki Brumen mit ihrer lasziv-rotzigen Starkstrom-Attitüde der absolute Mittelpunkt der Live-Performance ist. Ob Stagediven, Crowdsurfen, auf Schultern getragen werden oder am Mikro, Nikki ist in ihrem Element, bei Krachern wie Ctrl + Art + Delete und dem Titeltrack vom Cult-Drugs-Album oder beim wilden The Plague On Both Your Houses. Sie tanzt, springt, turnt, flirtet aggressiv, singt mädchenhaft, schreit polemisch und kreischt wutentbrannt und bedankt sich überschwänglich nach jedem der insgesamt 18 Songs. Dieser Frau sind Pausen oder Durchatmen ein Fremdwort.

Nikki Brumen im Tiefflug und ganz freizügig

Die eigenwillige Mischung aus zuckersüßem Pop Punk und wütendem Modern Hardcore scheint aus ihrer Nische den Weg ins Licht gefunden zu haben, so ausgelassen und wild wird in den ersten zehn Reihen getanzt, gepogt und geslamt. Ein Crowdsurfer nach dem anderen wird auf Händen getragen, darunter auch Basser Snorre Kilvær – spielenderweise. Die zum Ende des Sets vollkommen aufgedrehte Frontfrau lässt sich die Möglichkeit, von Dutzenden Händen begrabbelt zu werden, nicht entgehen. Sie zieht sogar obenherum blank, während Bandleader und Gitarrist Yngve Andersen die Meisterschaft der coolen Posen gewinnt.

Blood Command am 06.12.2025 im Indra Club, Hamburg

Im Konzertraum ist der Indra Club ein einziges wildes Durcheinander. Es wird gedrängelt, geschubst, aufgeholfen, getobt und intensiv Körperkontakt gesucht. Der Gute-Laune-Musik mit süffisant-sarkastischen Texten ist nur schwer zu widerstehen. Daher sind Konzerte des norwegischen Death-Pop-Vierers immer ein intensives Erlebnis, das es nicht in der Cloud gibt, sondern nur in den Live-Clubs. Mit dem wehmütigen Popsong Decades findet ein wirklich gelungener Samstagabend sein verdientes Ende.

Über die Jahre hat sich das Publikum auf einem Blood-Command-Konzert in der Alters- und Zielgruppe mächtig geändert, doch der Spaß, loszulassen und durchzudrehen, ist derselbe geblieben. Mit ihrer dritten Frontfrau hat sich die Band ordentlich weiterentwickelt, ist durch die Tür gegangen, die ihre großartigen Releases und Live-Performances seit 2009 geöffnet haben, und bei Arising Empire gelandet. Bleibt zu hoffen, dass die Band sich selber treu bleibt.

Mehr Informationen zu Blood Command findet ihr hier.
Mehr Informationen zu Takomaha findet ihr hier.