Event: Knock Out Festival 2024
Bands: Blind Guardian, Kissin‘ Dynamite, Gamma Ray, H.E.A.T, Dynazty, Axxis
Datum: 14.12.2024
Genres:, Power Metal, Hard Rock, Heavy Metal
Besucher: 4.500, Ausverkauft!
Ort: Schwarzwaldhalle, Karlsruhe
Veranstalter: Bottom Row – The Music Agency
Kosten: Sitzplätze 109,00 €, Stehplatz 79,00 €, VIP-Upgrade ab 79,00 €
Setlisten:
- Little Look Back
- Coming Home
- Moonlight Bay
- Tales Of Glory Island
- Touch The Rainbow
- Heaven In Black
- Living In A World
- Kingdom Of The Night
- Little Look Back (Reprise)
- Fortune Favours The Brave
- Game Of Faces
- Natural Born Killer
- Waterfalls
- Devilry Or Extasy
- Presence Of Mind
- Human Paradox
- Heartless Madness
- Back To The Rythm
- Rock Your Body
- Hollywood
- Downtown
- One By One
- Beg, Beg, Beg
- Living On The Run
- Land Of The Free
- Last Before The Storm
- Empathy
- Masters Of Confusion
- One With The World
- Induction – Dethrone Tyranny
- Rebellion In Dreamland
- Somewhere Out In Space
- Heaven Can Wait
- Back With A Bang
- DNA
- No One Dies A Virgin
- I’ve Got The Fire
- My Monster
- I Will Be King
- Only The Dead
- The Devil Is A Woman
- Six Feed Under
- Not The End Of The Road
- You’re Not Alone
- Raise your Glass
- Imaginations From The Other Side
- Blood Of The Elves
- Nightfall
- Banished From Sanctuary
- Violent Shadows
- Time Stands Still (At The Iron Hill)
- Bright Eyes
- Into The Storm
- The Bards Song – In The Forest
- Majesty
- Lord Of The Rings
- Valhalla
- Mirror, Mirror
Bericht: Alexandra W. und Oliver W., Fotos Alexandra W.
Der Samstag vor dem 3. Advent ist seit inzwischen nahezu 20 Jahren (mit Pausen) der Tag im Jahr, an welchem Hunderte und Tausende von Metalheads nach Karlsruhe pilgern. Sie folgen einem hellen Stern am Metalhimmel, der ihnen einen herrlichen Jahresabschluss verspricht – das Knock Out Festival. Bereits im Jahr 2005 riefen die Veranstalter des K.O.-Festivals erstmals die Fans zu sich und diese folgten willig dem Rufe. Damals stand der Headliner Saga noch deutlicher über dem Namen des Festivals. In den Jahren 2008 und 2009 folgten Neuauflagen des Erstlings bereits unter dem bis heute bekannten Banner. Seit 2011 gibt es nun jedes Jahr eine neue Edition des hauptsächlich Power- und Speedmetal lastigen Festivals. Auch wir erhören dieses Jahr den Ruf, wurden doch mit Blind Guardian, Kissin‘ Dynamite, Gamma Ray, Dynazty, H.E.A.T und Axxis einige uns wohlbekannte und doch teilweise lange nicht mehr gesehene Bands engagiert.
Rechtzeitig um 15:15 Uhr erreichen wir die Schwarzwaldhalle. Vor dem Eingang hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Der Einlass ist geplant um 15:30 Uhr. Es ist winterlich kalt, als wir darauf warten, dass die Halle die Türen hoch und die Tore weit macht. Mit ca. 10 Minuten Verspätung ist es dann so weit, die Location empfängt die willigen Besucher. Vor dem Beginn der ersten Band machen wir einen „kleinen“ Rundgang durch das Kongresszentrum und sind überwältigt von der Größe dieser Veranstaltung. Neben der Konzerthalle, die um die 5.000 Besucher fasst, gibt es eine weitere Halle, in der für die Verpflegung und den außerkonzertlichen Spaß der Festivalgänger gesorgt ist. Hier finden sich ca. zehn Foodtrucks unterschiedlichster Couleur, von veganen Bowls, über Softeis und Tacos bzw. Enchiladas bis hin zu Burger und Wurst. Hier muss niemand hungrig vom Platz. Es sei denn, die recht gesalzenen Preise verderben ihm den Appetit.
Des Weiteren gibt es verschiedene Infostände, zum Beispiel von Radio Bob! oder auch unseren Freunden von Metality. Auch eine Karaoke-Bühne findet sich hier, die selbstverständlich fleißig von den Besuchern genutzt wird, natürlich vornehmlich mit Rock- und Metalstücken, wie es sich für eine solche Veranstaltung gehört. In einer Ecke der Halle befindet sich auch der große Merch-Stand, bei dem es sowohl die offiziellen Souvenirs des K.O.-Festivals als auch die Unterstützungsartikel der aufspielenden Bands zu erwerben gibt.
Pünktlich um 17:00 Uhr eröffnen Axxis den musikalischen Part des Festivals. Die Halle ist bereits jetzt sehr gut gefüllt. Sänger und letztes verbliebenes Gründungsmitglied Bernhard Weiß ist hervorragend aufgelegt und hat immer einen lockeren Scherz auf den Lippen. Diese lockere Art kommt beim Publikum gut an und stimmt auf einen spaßigen Abend ein. Die bereits 1980 als Anvil gegründete Truppe, welche sich 1988 in Axxis umbenannte, versteht es, die Menge mit ihrer Musik von den ersten Tönen an in Ekstase zu versetzen. Die Setlist umfasst neben Klassikern wie Heaven In Black und Touch The Rainbow, bei welchem die Zuhörer erfahren, dass Keyboarder Harry Oellers nach 34 Jahren heute leider das letzte Mal auf der Bühne steht, natürlich auch Songs aus ihrem aktuellen Longplayer Coming Home. Ein sehr gelungener Auftakt für den weiteren Abend.
Nach einer ca. 30-minütigen Umbaupause geht es weiter mit der Band eines der stärksten Sänger des heutigen Abends, Dynazty aus Schweden betreten die Bühne. Sie eröffnen ihren Auftritt direkt mit Fortune Favours The Brave und Game Of Faces, zwei neuen Stücken ihres am 14.02.2025 erscheinenden Albums Game Of Faces. Diese Songs machen schon mal Bock auf die neue Scheibe. Das herausragende Merkmal der Truppe aus Stockholm ist die Stimme von Nils Molin. Seine Power und Klarheit im Gesang suchen ihresgleichen. Die fünf Jungs nutzen ihr acht Stücke umfassendes Set direkt, um drei Songs des neuen Albums vorzustellen, garniert mit weiteren bekannten Stücken aus ihrer inzwischen 14-jährigen Bandgeschichte. Gefühlt ist die Halle jedoch leider weniger gefüllt als zuvor bei Axxis. Zumindest an unserem Standort kommt uns das so vor. Ihren starken Auftritt beenden die Stockholmer Jungs mit Heartless Madness, bei dem der Mitsingpart unserer Meinung nach etwas zu lang ausfällt. Hier hätte locker noch ein weiterer Track in die Setliste gepasst.
Das schwedische Metalgewitter geht weiter mit H.E.A.T. Wir kommen tatsächlich das erste Mal in den Genuss, die Hard-Rocker aus Upplands Väsby live erleben zu können. Die Bühne ist einer zwielichtigen Gasse in einer amerikanischen Großstadt nachempfunden. Bunte Leuchtreklamen säumen das Bild, am Boden liegt ein Polizeiabsperrband. Zu Glen Freys, The Heat Is On stürmen H.E.A.T mit zehn Minuten Verspätung das Podium, während das Publikum lauthals mitsingt. Die fünf Schweden wissen, wie man die Besucher in Bewegung versetzt. Frontmann Kenny Leckremo springt wie ein wilder Flummi über die Bühne und stachelt die Zuhörer immer wieder zum Mitsingen und Bangen an. Die Stimmung ist fantastisch und man merkt, dass sowohl Band als auch die Menge vor der Bühne einen Haufen Spaß mit dem von den 80ern inspirierten Hard Rock haben. Dem einen oder anderen Zuschauer dürfte auch aufgefallen sein, dass Dave Dalone durch Love Magnusson an der Gitarre ersetzt wurde. Sänger Kenny bedankt sich für das kurzfristige Einspringen des Dynazty-Gitarristen und gemeinsam stimmen sie ihren Hit One By One an. Durch die 10-minütige Verspätung zu Beginn ihres Sets ist es leider nur ein sehr kurzer, aber intensiver Auftritt.
Bei uns kickt jetzt langsam der Hunger und so machen wir uns auf den Weg, etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Wir entscheiden uns für sehr leckere Enchiladas. Als wir nach ca. 25 Minuten Schlangestehen endlich mit unserem Mahl zurück in die Halle kommen, empfangen uns schon Gamma Ray mit ihrem Opener Land Of The Free. Auf die Powermetal-Urgesteine freuen wir uns besonders, ist es doch inzwischen über 20 Jahre her, dass wir die Truppe um Kai Hansen auf ihrer No World Order-Tour 2001 für sage und schreibe 30 DM das letzte Mal live gesehen haben. Seitdem hat sich viel getan. Inzwischen ist mit Frank Beck ein zweiter Sänger mit an Bord, die sich daraus ergebende Zweistimmigkeit finden wir grandios. Auch am Schlagzeug wurde Dan Zimmermann vor mittlerweile 12 Jahren durch Michael Ehré ersetzt. An der Gitarre wird der im Frühjahr verletzte Henjo Richter von Beast In Black-Saitenvirtuose Kasperi Heikkinen vertreten. Der Sound ist leider ziemlich verwaschen, das trübt aber unsere Laune nicht, und so feiern wir zu Klassikern wie Last Before The Storm, Rebellion In Dreamland und Heaven Can Wait.
Nach diesem Tribut an die Vergangenheit ist es Zeit für die nächste Generation von Metalkünstlern. Kissin‘ Dynamite liefern die mit Abstand beste, wenn auch bis ins kleinste Detail durchgeplanteste Show des Abends. Auf der Bühne wird etwas, das an eine Showtreppe einer klassischen Samstagabend-Show erinnert, aufgebaut. Für die Jungs aus Baden-Württemberg ist es heute das vorletzte Konzert des Jahres. Sie starten ihren Auftritt mit dem Titeltrack ihres aktuellen Nummer-Eins-Albums Back With A Bang. Der Titel ist Programm. Sänger Hannes Braun fordert beim nächsten Song DNA die gesamte Halle heraus: „Karlsruhe, ich will euch springen sehen!“ und tatsächlich nahezu jeder in der Halle beginnt im Takt zu springen, das schaffen nicht viele Bands. Das Bühnenbild verändert sich recht häufig während des gesamten Auftritts. So fällt beispielsweise während My Monster das Backdrop und ein leuchtendes LED-Bandlogo steigt hinter der Showtreppe auf, während zu I Will Be King ein silberner Thron auf der Bühne positioniert wird, auf welchem Hannes dann im roten Königsmantel mit schwingendem Zepter den Song intoniert.
Zu Only The Dead lobt der Frontmann nochmals das Publikum des Knock Out Festivals, dass die Feierlaune der Besucher des Ur-Festivals die zuvor stattgefundenen Ableger Rock Out und Pott Out Festival in den Schatten stellen würde. Doch auch bei einer durchgestylten Show läuft nicht immer alles nach Plan. So will sich eines der Banner nicht ordnungsgemäß während The Devil Is A Woman entrollen, aber das und auch der Umgang der Band mit dem Patzer erhöht eher den Charme des Auftritts, als dass es störend wirkt. Ihren positiv geladenen Aufmunterungssong Not The End Of The Road feiern wir und unsere Gruppe enthusiastisch. Hat dieser Song doch einigen unserer Freunde in schweren Zeiten einen starken Rückhalt geboten! Danke Kissin‘ Dynamite für dieses emotionale Meisterwerk! Gegen Ende ihres zwölf-Stücke-Sets lässt sich der Sänger noch in einem Schlauchboot zu You’re Not Alone durch die Menge tragen und mit Raise Your Glass wird der phänomenale Auftritt dann beendet. Definitiv ein Highlight des heutigen Abends.
Nach dieser grandiosen Show haben es Blind Guardian nicht gerade einfach, dieses Niveau zu halten. Die Metal-Urgesteine schaffen dies, zwar nicht durch ihre Show, die wie gewohnt steif ist, sondern allein durch ihre Songs, welche kein großes Brimborium benötigen, um das Publikum zum Mitmachen zu animieren. Nahezu jeder kennt die Lieder, die Hansi Kürsch anstimmt und so ist der Auftritt eigentlich ein riesiges Sing a Long-Happening. Das Bühnenbild ist mit einer recht einfachen Lichtorgel im Hintergrund schlicht gehalten. Die Band legt ihren Fokus somit voll auf die Musiker und die Beherrschung ihrer Instrumente. Während Blood Of The Elves beginnt der Frontmann schon mal, den letzten Rest an Energie aus dem Publikum herauszukitzeln, und stachelt die Menge zum Bangen an. Nach dem epischen Nightfall, das aus tausenden Kehlen intoniert wird, ziehen Blind Guardian das Tempo gekonnt wieder an: „Karlsruhe, ihr wollt es doch hart und schnell, episch könnt ihr ja schon!“, und zack, ab geht die Luzi mit Banished From Sanctuary. Während Hansi zu Bright Eyes ein erstes positives Resümee zur Songauswahl des heutigen Abends zieht, kündigt er im Nachgang an, dass jetzt die wahren Hits aus ihrer mittlerweile 40-jährigen Bandgeschichte folgen werden. Nach dem schnellen Into The Storm meint der sympathische Fronter, er hätte sich nun eine Pause verdient. Jeder, der bereits auf einem Guardian Konzert war, weiß, was das bedeutet. Zum Klang der ersten Töne der akustischen Gitarre beginnt die ganze Halle den Bards Song lauthals zu singen, ein Highlight jedes Konzerts der Krefelder. Ein besonderes Schmankerl haben sich die Mannen vom Niederrhein für den Schluss aufgehoben, denn zu Valhalla unterstützt sie niemand Geringeres als Mastermind Kai Hansen an der Gitarre und am Gesang – ein wahrlich fantastischer Moment. Doch was ist ein Blind Guardian Auftritt ohne den retrospektiven Blick in den Spiegel? Mit Mirror, Mirror beenden die Power-Metal-Legenden ihren Auftritt und somit auch das diesjährige Knock Out Festival. Wir waren das erste Mal dabei, aber ganz sicher nicht das letzte Mal. Wir freuen uns schon auf den dritten Advent 2025, wenn das K.O.-Festival wieder die Massen zu sich ruft und das Jahr wieder metallisch ausklingen lässt.