Wir leben in einer Zeit, in der jeder das Bedürfnis hat, sich selbst darzustellen, auf unregulierten Social-Media-Portalen, als Plastik-Influencer oder als Sensations-Musik in einer Top-Band. Da sind Bands wie Phantom Corporation eine Wohltat mit ihrem No-Bullshit-Ansatz. Wie schon auf ihrem Debütalbum Fallout bietet der Nachfolger Time And Tide Thrash Metal ohne vordergründigen Schnickschnack oder ablenkenden Firlefanz.
Runaway Train als krachendes Thrash-Metal-Szenario
Die elf neuen Tracks haben alles, was ein guter Thrasher braucht, aber auch nicht mehr. Phantom Corporation sind weiterhin schnell, sogar sehr schnell unterwegs, fügen kurze Soli ein, auch mal einen Midtempo-Part, Crew-Shouts mehr als vorher und einen galoppierenden D-Beat, wenn er dem Song dient. Für lange Instrumental-Passagen, nervige Breaks, unmotivierte Bridges und Gitarren-Gedudel hat der Fünfer keine Zeit. Eine Abrissbirne macht auch keine Pausen oder gar auf schön. Hauptsache, Glas und Beton splittern.
Trotz Highspeed sind die Stücke um zeitgemäße Harmonien erweitert worden. Das wird nicht jedem Fan gefallen, stört aber auch nicht besonders. Die 42 Minuten von Time And Tide erledigen allesamt ihren Job – sie explodieren, metzeln, wüten. Besonders das simple, aber energiegeladene Drumming treibt die Songs unnachgiebig nach vorne. Selbst um Blastbeats ist die Combo nicht verlegen. Dazu kommt noch das unprätentiös wütende Gebell von Shouter Leif Jensen, das den Aggro-Faktor weit über den Durchschnitt katapultiert.
Thrash Metal ist der Herr im Land – kein Scheiß!
Die kompromisslose Geradlinigkeit dürfte auch Hardcore-Fans in ihren Bann ziehen. Von Crossover zu sprechen, wäre definitiv zu weit gegriffen, denn Tracks wie To The Hilt, Crushed oder der Time And Tide sind lupenreiner Thrash Metal, aber mit einer ordentlichen Hardcore-Kante und Intermezzi modernen Crusts, wie er in Skandinavien eiskalt serviert wird. Die Doublebass-Einlagen werden zudem noch eine Menge Todesmetaller zum Brutalo-Reigen einladen. Insofern sollte für jeden Gefahrensucher etwas dabei sein, um seine Aggressionen kanalisieren zu können.
Hier geht es lang für weitere Informationen zu Phantom Corporation – Time And Tide in unserem Time For Metal Release-Kalender.
Anspieltipps: To The Hilt und For All The Wrong Reasons