Event: Hell Confession V
Band: Disbelief
Vorbands: Gomorrha, Soulless
Ort: Kulturbahnhof, Reichenhainer Straße 1, 09111 Chemnitz
Datum: 01.11.2024
Zuschauer: ca. 150
Genre: Death Metal, Death Thrash Metal, Melodic Death Metal
Links: http://www.disbelief.de/
https://www.facebook.com/GomorrhaOfficial/
https://www.facebook.com/Soulless.band.666
Bereits vergangenen Herbst hatte ich für Time for Metal das Vergnügen, eine Reihe Break Out-Events zu begleiten. Heute bin ich also erneut im Chemnitzer Kulturbahnhof, um Zeuge einer weiteren Hell Confession zu sein. Im Frühjahr dieses Jahres lag mir das Billing dieses Events zunächst nur in digitaler Form vor, was aber schon Grund genug für ordentlich Vorfreude war. Denn Disbelief als Headliner standen bereits fest; die Truppe um Obersympath Jagger hatte jüngst ihr bockstarkes elftes Studioalbum auf den Markt katapultiert. Heute also geht’s endlich auf nach Chemnitz und einmal mehr habe ich die Ehre, die Venue frühzeitig zu betreten und so die ankommenden Bands begrüßen zu dürfen. Auch das eine oder andere private Gespräch wird so möglich. Und hey, das sind alles keine gehypten Stars, sondern alles ganz normale bodenständige Menschen, so was kann ich gar nicht oft genug betonen. Nachdem Aufbau und Line-Check zügig und sehr professionell abgeschlossen sind, dauert es nicht mehr lang und der todesmetallische Tanztee startet.
Den Auftakt für diesen tollen Abend machen die Senkrechtstarter Soulless aus dem beschaulichen Saalfelder Raum im benachbarten Thüringen. Abseits der Bühne mögen die Jungs manchmal noch etwas schüchtern wirken, aber das ist auf der Bühne wie weggeblasen. Da wird richtig Gas gegeben und wir bekommen richtig derbe eingeschenkt. Von Core-Lastigkeit, wie manche online behauptet haben, kann ich heute Abend keine Spur entdecken. Für mich ist das ziemlich superber Death Metal. Die Bühnenkommunikation ist zum Teil noch ein wenig holprig, aber zum einen sind die fünf Musiker noch extrem jung und die Zahl der bisherigen Auftritte soll bislang auch noch sehr überschaubar gewesen sein. Die mit Zuschauern bereits anständig gefüllte Halle feiert die Jungs richtig ab und zum Ende des Gigs wird die lautstarke Forderung nach einer Zugabe sehr gern erfüllt, auch wenn dafür ein Coversong herhalten muss. Wie ich höre, sind Soulless bereits straff an der Arbeit für ihr Debüt – freu mich drauf und warte mit angehaltenem Atem.
Im Folgenden spielt eine meiner Neuentdeckungen dieses Jahres auf. Gomorrha zocken extrem geilen speedlastigen Death Metal der alten Schule. Das verursacht in mir bereits ab den ersten Riffs pure Glücksgefühle. Ich kenne die Mucke der Rheinland-Pfälzer bereits von ihrem Debütalbum Doomed Mankind, welches letzten Juli herausgekommen war und auch heute noch gelegentlich im CD-Schacht landet. Als Die-Hard-Fan von Motörhead begeistern mich auch im richtig harten Sektor Bassisten, die zusätzlich als Frontröhre fungieren. Peter König, Mitbegründer des pfälzischen Abrisskommandos, füllt diese Rolle genial aus. Scharf bellende Vocals, die dennoch übelst sympathisch rüberkommen und sein trocken knallender Bass runden seine charismatische Bühnenpräsenz mehr als ab. Stefan Heinzelmann – manchen vielleicht noch bekannt durch seine Arbeit bei der Wormser Black Metal-Formation Mystic Circle – reitet seine Axt wie der Teufel, und bildet rein optisch den oldschooligen Counterpart zu Peter. Die anderen Musiker agieren zwar etwas unauffälliger, aber dennoch auf extrem hohem Niveau. Mir macht das extrem viel Spaß und auch in der Menge sehe ich viele, die die Band ungezügelt abfeiern. Zum Schlusstitel stürmt eine Figur mit Totenkopfmaske, satanischer Pickelhaube und einer widderschädelverzierten Stange die Bühne, um damit das Auditorium während des Schlusstitels noch mal so richtig anzuheizen und „Segnungen“ zu verteilen. Was für eine saugeile Show!
Wer in Deutschland in den frühen Neunzigern Fan von deutschem Death Metal geworden ist, dürfte an Disbelief nicht vorbeigekommen sein. Ich habe mich erst über die Jahre über Thrash Metal zum extremen Metal durcharbeiten können und habe dementsprechend die Hessen recht spät entdeckt. Es ist schon wieder über ein Jahr her, dass ich Jagger und seine Mannen im Zwickauer Club Seilerstraße live erleben durfte. Umso erfreuter war ich, als im April dieses Jahres der aktuelle Longplayer Killing Karma das Licht der Welt erblickte und die sympathischen Gundershausener als Headliner der neuen Hell Confession bekannt gegeben werden konnten. Mit leichtem Versatz erschallen nun die ersten Riffs von Karsten Jägers extrem gut gelaunter Krachkapelle. Ich weiß nicht, ob man Disbelief je wieder als feste Formation auf der Bühne erleben oder ob es bei einer Söldnertruppe bleiben wird. In dieser Zusammenstellung legt die Band auf jeden Fall den für mich besten Gig hin, den ich vom großen D in den letzten Jahren erleben durfte. Hier passt wirklich alles, angefangen von der Songauswahl über die gute Laune und Spielfreudigkeit der einzelnen Musiker bis zum geilen Sound, für den nicht zuletzt ein absoluter Vollprofi an den Reglern verantwortlich zeichnet. Bandklassiker wie auch das neue Material bringen die Meute gleichermaßen zum Kochen und so mancher ist sichtlich betrübt, als auch der letzte Song der Zugabe verklingt und die Band im Backstage entschwindet. Ich bin völlig geschafft und blicke auch rund um mich herum in verschwitzte, aber sehr glückliche Gesichter.
Danke an die Bands und das gesamte Team. Hoffentlich auf ein nächstes Mal. Es lebe der verdammte Untergrund!