Toxic Blend Festival XII am 27.04.2019 in der Halle Am Rhein, Köln

Festivalname: Toxic Blend Festival XII

Bands: Show Me Your Universe, All My Pride, Loss Of Charity, Munera, Roaches, Painkiller Party

Ort:
Halle Am Rhein, Köln

Datum: 27.04.2019 (Einlass: 15:00 Uhr, Beginn: 16:00 Uhr)

Kosten: 9,00€ VK

Genres: Metalcore, Modern Metalcore, Deathcore, Modern Metal, Alternative Rock, Partycore, Post Hardcore

Veranstalter: Toxic Blend Festival (https://www.facebook.com/toxicblendfestival/)

Link: https://www.facebook.com/events/328967714471355/

 

Roaches aus Düsseldorf ist heute die einzige Band, die eher auf der Rock-Schiene fährt. Das machen die Männer allerdings richtig gut, denn der Alternative Rock, mit dem das Toxic Blend Festival startet, kann mit vielen Einflüssen aufwarten. Da blitzt dann streckenweise sogar ein ordentlicher Schlag Blues Rock durch. Abgesehen davon ist Sänger Alan ein richtig guter und wird von Gitarrist Kai nicht weniger gut unterstützt. Ihre mit fünf Songs bestückte EP Starlight erschien jetzt gerade im März, wobei die ersten musikalischen Gehversuche von Roaches im Frühjahr 2018, damals noch unter dem Namen Germia, stattfanden. Einen Song aus diesen Anfangstagen präsentieren die fünf Männer heute auch, mit Desire schließen Roaches die Show.

Roaches @ Toxic Blend 2019 04 27

Das absolute Kontrastprogramm folgt auf dem Fuße. Zur Show von Painkiller Party fällt mir nach wie vor als erstes nur ein: Moderne Kunst. Eine Melodie oder einen Rhythmus gibt es beim Electrocore der Mindener Band phasenweise tatsächlich auch, überwiegend klingt es aber, als ob sich ein Orchester warm spielt. Nichts scheint zueinander zu passen, alles dissonant und atonal. Irgendwie tun sie mir ja leid, denn bei dieser „Modern Art Show“ leert sich die Halle zunehmend. Für die wenigen, die genauso hart im Nehmen sind wie ich, hat Josefine, die neben den fiesen Growls auch für die Elektronik zuständig ist, dann noch eine ganz besondere Aufgabe, denn statt der üblichen Wall Of Death möchte sie heute eine Wall Of Love sehen. So prallen die Akteure also ein wenig sanfter aufeinander und nehmen sich direkt danach in den Arm, was Josefine ein zufriedenes Grinsen entlockt.

Painkiller Party @ Toxic Blend 2019 04 27

Aus Gelnhausen sind die Jungs von Munera angereist, hessisch gebabbelt wird jetzt aber nicht. Shouter Sebastian, der nicht viele Worte macht, hält es nicht lange auf der Bühne, er erklärt den Raum vor der Bühne zu seinem Revier, in dem er auf und ab tigert. So bleibt für die Saitenfraktion mehr Platz am vorderen Bühnenrand, während Nicolas von hinten seine Double Base-Pfeile verschießt. Mächtig viel Groove bringen Songs wie Rat King und Twisted Tongues mit, da ist exzessives Headbanging angesagt. Irgendwie habe ich vor meinem geistigen Auge eine riesige Bisonherde, die über die weiten Steppen rast, eine dichte Staubwolke hinter sich herzieht und alles niedertrampelt, was sich nicht schnell genug in Sicherheit bringt. Leider hat sich jetzt schon ein Zeitverzug aufgebaut, so dass Munera ihre Setliste kürzen müssen. Aber mit ihrer Show haben sie sich bestimmt nicht nur bei mir nachhaltig empfohlen.

Munera @ Toxic Blend 2019 04 27

All My Pride verlassen sich nicht nur auf die Lichtanlage der Halle am Rhein, sie haben ihre Egoriser mit diversen Spots bestückt, die die Saitenfraktion ins rechte Licht setzen. Auch Nebelsäulen schießen immer mal wieder hoch, das ist schon sehr cool anzuschauen. In dem ganzen Effektgewitter geht Drummer Julio optisch fast unter, aber natürlich macht er sich zumindest akustisch gut bemerkbar. Musikalisch wissen die vier allemal zu überzeugen, und auch, wenn der Bühnenaufbau eher auf Metalcore schließen lassen könnte, gibt es jetzt Alternative Metal, der mit seiner Eigenständigkeit punkten kann. Die EP Genesis stammt aus 2018, und von der findet sich heute neben Regrets, zu dem gerade ein Video veröffentlicht wurde, auch Ashes und Prayer auf der Setliste.

All My Pride @ Toxic Blend 2019 04 27

Loss Of Charity hatten am Vortag eine Show im 300 km entfernten Würzburg, heute ist das Rheinland dran. Ich bin ja schon mal erleichtert, dass Fronter Elfie augenscheinlich wieder fast voll einsatzfähig ist. Ein wenig muss er noch die Handbremse ziehen, das betrifft aber absolut nicht seine Growls, bei denen Basser Nils ihn tatkräftig und lautstark unterstützt. Ihm überlässt Elfie auch gern das Reden, wobei es Nils erstaunlicherweise recht schwer hat, dem Publikum irgendwelche größeren Reaktionen zu entlocken. Schade eigentlich, denn bei Songs wie Drowning oder Nothing Will Change sollte eigentlich das Herz jedes (Melodic) Death Metal-Fans höher schlagen. Aber viele der Anwesenden sind bereits seit Beginn des Festivals dabei, da zeigen sich tatsächlich zum Ende hin auch ein paar Ermüdungserscheinungen.

Loss Of Charity @ Toxic Blend 2019 04 27

Mittlerweile ist ja schon einiges an Verzögerungen aufgelaufen, Show Me Your Universe aus Frankreich packen als letzte Band des Toxic Blend Festivals aber tatsächlich noch was obendrauf. Schon der Umbau zieht sich, als nächstes fällt der Bass aus und ist auch nicht mehr zum Laufen zu kriegen. Die Uhr tickt unerbittlich, dann stellt zwar netterweise Marc von Munera seinen Bass zur Verfügung, der muss aber erst mal umgestimmt werden. Diesen Leerlauf überbrückt Sänger Jérémy mit einem Dank an alle, die dieses Festival möglich gemacht haben und auch an die anderen Bands. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass Show Me Your Universe in Deutschland spielen, im Rahmen der kleinen Frühjahrstour steht noch ein Gig in Hamburg an. Schlussendlich haben die Jungs aber leider nur ungefähr 40 Minuten Zeit, um mit Songs von ihrer EP We’re All Sinners und vom gerade veröffentlichten Album Origins zu glänzen. Dabei dürfen weder Masks noch Hate fehlen, aber nicht nur diese beiden Tracks sind wahre Post Hardcore-Perlen.

Show Me Your Universe @ Toxic Blend 2019 04 27

Mit Blick auf den Anwohnerschutz ist dann auch um kurz nach 22 Uhr die zwölfte Ausgabe des Toxic Blend Festivals zu Ende. Die Nacht ist noch jung, so leert sich die Halle am Rhein auch langsam, es ist immer noch Zeit für das eine oder andere Pläuschchen, ein Kaltgetränk kann man sich auch noch gönnen.