Alan Parsons Live Project am 28.04.2019 im Z7 in Pratteln

Ausgang im Seniorenheim...

Artist: Alan Parsons Live Project

Ort: Konzertfabrik Z7, Kraftwerkstr.7, 4133 Pratteln, Schweiz

Datum: 28.04.2019

Kosten: 66,50 € VVK

Genre: Art Rock, Pop Rock, Progressive Rock, Adult Orientated Rock (AOR)

Besucher: 1600 (Ausverkauft)

Veranstalter: Konzertfabrik Z7 http://www.z-7.ch

Link: https://www.facebook.com/events/507568986399926/

Setlist Alan Parsons Live Project:

Set 1:
01. One Note Symphony
02. Damned If I Do
03. Don`t Answer Me
04. Time
05. Breakdown / The Raven
06. I Wouldn`t Want To Be Like You
07. Miracle
08. Psychobabble
09. Luciferama
10. Don`t Let It Show

Set 2:
11. I Robot
12. Limelight
13. Can`t Take It With You
14. As Lights Fall
15. Standing On Higher Ground
16. I Can`t Get There From Here
17. Prime Time
18. Sirius
19. Eye In The Sky

Encore:
20. (The System Of) Dr. Tarr And Professoe Fether
21. Games People Play

Nach den Konzertabenden mit Septic Flesh und Cradle Of Filth begebe ich mich am heutigen Sonntag bereits zum dritten Mal in dieser Woche über die Schweizer Grenze zur Konzertfabrik Z7 in Pratteln. Heute gibt es jedoch ausnahmsweise mal keinen harten Metal auf die Ohren, sondern mit Alan Parsons Live Project das totale Kontrastprogramm, quasi um die Woche etwas ruhiger ausklingen zu lassen. Eigentlich lebe ich eher nach J.B.O.s Ich Don`t Like Metal – I Love It, aber ab und an schaue ich auch mal ganz gerne über den Tellerrand hinaus. Fanden die anderen beiden Konzerte am Mittwoch und Freitag aufgrund niedriger Vorverkäufe nur im Mini-Z7 statt, so wird heute die gesamte Location genutzt, denn das Konzert ist seit Ewigkeiten restlos ausverkauft. Jedoch bietet sich heute ein ganz anderes Bild, als ich in der Kraftwerkstraße ankomme, denn schon recht früh sind Menschenmengen unterwegs, als wäre in der Schweiz heute Volkswandertag. Und auch der Einlass wird heute nicht von kuttentragenden und biersaufenden Horden bevölkert, sondern es macht eher den Eindruck, als hätten heute sämtliche Seniorenheime der Schweiz Ausgang erhalten, denn der Altersdurchschnitt der Besucher liegt ganz klar bei weit über Fünfzig.

Pünktlich um 18:30 Uhr öffnen sich die Türen des Z7 und nun zeigt sich, die Schweizer Rentner sind durchaus noch rüstig, denn plötzlich hat es jeder eilig hineinzukommen und es wird nicht viel weniger gedrängelt und geschubst, wie bei den langhaarigen Barbaren auch. Drinnen ist die Bühne dann auch schon für den Altmeister Alan Parsons gerichtet, denn solch eine Ikone der modernen Rockmusik braucht keinen Supportact, der für ihn das Publikum anheizt. So etwas erledigt der Mann natürlich selbst.

Was soll ich zu Alan Parsons noch großartig sagen? Über den mittlerweile 71-Jährigen ist im Laufe seiner langen Karriere alles geschrieben worden. Er lernte Tontechniker in den berühmten Abbey Road Studios im Londoner Westminster, wo er u.a. an den letzten Werken der The Beatles hinter dem Mischpult saß. Er arbeitete mit den Wings, mit Cockney Rebel, mit Pilot, mit Steve Harley und mit Al Stewart und war in den 70ern auch an den Klassikern Atom Heart Mother und The Dark Side Of The Moon von Pink Floyd als Toningenieur und Produzent beteiligt. Auch John Miles profitierte von Parsons Produzententalent, denn mit Music landete er einen Welthit. Musikalisch trat Alan Parsons erstmals gemeinsam mit Barclay James Harvest in Erscheinung, denn in deren Song Lady Loves vom Once Again Album spielte Alan Parsons die Maultrommel. Schon als Kind lernte er Klavier, Gitarre und Flöte zu spielen. Gemeinsam mit Eric Woolfson (02.12.2009 verstorben), damals Manager von Carl Douglas und Songschreiber für den The Rolling Stones Produzenten Andrew Oldham und vielen Gastmusikern gründete Alan Parsons dann im Jahr 1975 das Alan Parsons Project, mit dem die beiden dann bis zur Auflösung im Jahr 1987 Musikgeschichte schrieben. Zeitweise wurde Sänger John Miles mit ins Boot geholt und die komplette Band Pilot mit David Paton, Stuart Tosh, Ian Bairnson und Bill Lyall wurde als Begleitmusiker verpflichtet. Mit Andrew Powell verpflichtete man einen Dirigenten und Komponisten, der für die Orchesterarrangements zuständig war. Insgesamt veröffentlichte man zwischen 1975 und 1987 zehn Alben und konnte unzählige Gold- und Platinauszeichnungen einfahren. Ihr Album Eye In The Sky von 1982 war das erste Album weltweit, das komplett mit digitaler Technik aufgenommen wurde und der Titelsong daraus wurde der erste Top 10 Hit des Projektes. Deutschen Fernsehzuschauern ist das Alan Parsons Project vor allen durch den Song Lucifer vom Album Eve bekannt, denn dieser ist seit 1990 die Erkennungsmelodie der WDR-Sendung Monitor. Der aber wohl bekannteste Hit Don`t Answer Me stammt von dem 1984er-Album Ammonia Avenue. Während der aktiven Zeit war das Alan Parsons Project eine reine Studioband, erst nach dem Ausstieg von Eric Woolfson wurde der Zusatz Project gestrichen und Alan Parsons begann vermehrt live aufzutreten. In der letzten Zeit ist es jedoch eher ruhig geworden um den gebürtigen Londoner.

Obwohl Alans Parsons erst vor zwei Tagen sein neues Album The Secret (Release 26.04.2019) veröffentlicht hat, geht es heute um die Musik aus den Jahren 1975 bis 1987, was dann auch das eher gehobene Alter des Publikums erklärt. Zu einem kurzen Intro betreten die Musiker die Bühne und eröffnen ihr Programm dann mit dem Song One Note Symphony. Aktuell besteht das Alan Parsons Live Project aus Alan Parsons (Acoustic Guitar, Keyboards, Vocals), P.J. Olsson (Vocals), Tom Brooks (Keyboards), Guy Erez (Bass), Jeff Kollmann (Guitar, Vocals), Danny Thompson (Drums), Todd Cooper (Saxophone, Percussion, Vocals), Dan Tracey (Guitar, Vocals) und Tyson Montgomery (Violin). Es herrscht also ordentlich Betrieb auf der Z7-Bühne und es grenzt manches Mal schon an ein Wunder, dass sich die einzelnen Musiker dabei nicht ins Gehege kommen. Alan Parsons selbst hält sich zunächst weitgehend aus dem Gewusel heraus und nimmt mit seiner Gitarre im Hintergrund der Bühne auf einem Hocker Platz. Im Anschluss reiht sich ein bekannter Song an den nächsten: Damned If I Do, Don`t Answer Me, Time, Breakdown / The Raven und am Mikro ist fliegender Wechsel angesagt. Bei fast jedem Song übernimmt ein anderer, mal darf Todd einen Song intonieren, dann wieder P.J. oder Jeff. Doch auch der Altmeister lässt es sich nicht nehmen und übernimmt bei Don`t Answer Me zum ersten Mal den Gesang. So ist eine große Stimmenvielfalt geboten und es kommt garantiert keine Langeweile auf. Wer im Vorfeld geglaubt hat, in der Konzertfabrik wird es währenddessen zugehen wie beim Seniorentanz, der soll nun schnell eines Besseren belehrt werden. Die Stimmung ist großartig, es wird getanzt, soweit das die Zuschauermasse zulässt, geschunkelt und gesungen. Zwischen den Songs wird ebenso laut gejubelt und applaudiert wie bei Hardrock- und Metalkonzerten hier sonst auch, mit dem Vorteil, dass man heute auch in Ruhe das Konzert genießen kann, ohne dass ein paar alkoholisierte Teenies über die Stränge schlagen. Natürlich werden hier auf der Bühne keine artistischen Höchstleistungen oder eine aufwendige Bühnenshow geboten, aber das hat hier heute wohl auch niemand erwartet. Stattdessen begeistern die Musiker mit Routine und Spielfreude und reißen so das Publikum mit. Es folgen noch I Wouldn`t Want To Be Like You, Miracle, Psychobabble, Luciferama und Don`t Let It Show, mit denen das erste Set zu Ende geht.

Die Pause wird von vielen natürlich zur Zigarettenpause genutzt, oder man versucht an einer der beiden Theken etwas Flüssiges zu bekommen, doch nahezu 1600 Besucher kann man in der Zeit natürlich nicht abfertigen. Das zweite Set beginnt mit I Robot und natürlich reiht sich auch im zweiten Teil mit Limelight, Can`t Take It With You, As Lights Fall, Standing On Higher Ground, I Can`t Get There From Here, Prime Time, Sirius und dem Megahit Eye In The Sky ein Highlight an das Nächste. Die Songs decken die gesamte Bandgeschichte ab und letztendlich können nicht einmal alle großen Hits in der Setlist untergebracht werden. Der kreative Kopf hält sich weiterhin meist im Hintergrund und glänzt an Gitarre und Keyboard, doch zu As Lights Fall, Prime Time und Eye In The Sky greift auch er noch einmal zum Mikro. Glänzen, ja, so muss man das alles wohl nennen, denn die Songs sind bestens arrangiert und auch der Sound ist super abgemischt. Das Publikum ist hochzufrieden und feiert jeden einzelnen Song und schwelgt wahrscheinlich in ganz eigenen Erinnerungen, die wohl jeder Einzelne irgendwie mit den Songs vom Alan Parsons Project verbinden kann. Nach gut 130 Minuten verabschiedet und bedankt man sich, doch der Abend ist noch nicht ganz zu Ende. Der Zugabenblock in Form von (The System Of) Dr. Tarr And Professor Fether und Games People Play hat es dann noch einmal richtig in sich. Beim abschließenden Games Peoples Play teilt sich Alan Parsons mit P.J. Olsson das Mikro, was noch einmal extra laut bejubelt wird. Nach zweieinhalb Stunden perfektem Konzerterlebnis werden die Besucher dann rundum zufrieden in die Nacht entlassen.