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Martröð – Draumsýnir Eldsins

12.12.2025 – (Avantgarde) Black Metal – Debemur Morti Productions – 36:40 Minuten

Am 12.12.2025 ist mit Draumsýnir Eldsins das lang erwartete Debütalbum von Martröð über Debemur Morti Productions erschienen und dort erhältlich als CD sowie als farbiges Vinyl. Die Veröffentlichung folgt auf die EP Transmutation Of Wounds aus dem Jahr 2016 und stellt das erste vollwertige Lebenszeichen des Projekts seit beinahe einem Jahrzehnt dar. Die lange Phase der Stille wirkt dabei weniger wie ein Stillstand als vielmehr wie eine konsequente Vorbereitung auf ein Werk, das bewusst keine Kompromisse eingeht.

Die Köpfe hinter Martröð

Getragen wird Martröð von H.V. Lyngdal und A.P., zwei Protagonisten, die in der isländischen Black-Metal-Szene längst keine Unbekannten mehr sind. Ihre Erfahrung und ihr Gespür für extreme Klangarchitekturen prägen Draumsýnir Eldsins in jeder Sekunde. Anstatt bekannte Stilmittel lediglich zu reproduzieren, nutzen sie diese als Ausgangspunkt für eine deutlich radikalere, eigenständige Vision.

Einstieg in den Albtraum

Bereits der Opener konfrontiert den Hörer mit einem fiebrigen Strudel aus schiefen Harmonien, chaotisch verschränkten Riffs und unheilvoll schwebenden Synthesizern. Ein klassischer Aufbau wird bewusst verweigert; das Album existiert von Beginn an im Ausnahmezustand. Die Musik der vier Stücke Sköpunin, Líkaminn, Tíminn und Dauðinn folgt einer alptraumhaften Logik, in der Orientierung immer nur scheinbar möglich ist und sich Dissonanz, Noise und rituelle Elemente zu einer erdrückenden Atmosphäre verdichten.

Komplexität und Dynamik

Die zentrale Stärke von Draumsýnir Eldsins liegt in seiner enormen Vielschichtigkeit. Die Stücke erschließen sich vielleicht für den einen oder anderen Hörer nicht auf Anhieb, sondern verlangen ggf. Geduld und wiederholtes Hören. Gitarren formen kakophone Strukturen, während das Schlagzeug weniger als Fundament dient, sondern als nervöses, treibendes Nervensystem fungiert. Selbst in den ruhigeren Momenten bleibt eine unterschwellige Spannung erhalten, die jede Form von Entlastung verhindert.

Rituale, Stimmen und Auflösung

Chorale Passagen, geflüsterte Vocals und spoken-word-artige Elemente verleihen dem Album eine kosmisch-okkulte Dimension. Diese stehen in bewusstem Kontrast zur religiös aufgeladenen Bildsprache des Covers und verstärken den Eindruck eines rituellen Gesamtwerks. Das Finale mündet schließlich in ein verzerrtes Dark-Ambient-Ausbluten, das weniger Abschluss als Übergang markiert – ein langsames Verschwinden im Feuer. Schließlich bedeutet die Übersetzung von Draumsýnir Eldsins so viel wie „Träume vom Feuer.“

Hier! geht es für weitere Informationen zu Martröð – Draumsýnir Eldsins in unserem Time For Metal Release-Kalender.

Martröð – Draumsýnir Eldsins
Fazit zu Draumsýnir Eldsins
Draumsýnir Eldsins fordert Aufmerksamkeit, Geduld und die Bereitschaft, sich überwältigen zu lassen. Einen Hit sucht man vergeblich, doch genau darin liegt seine Stärke: Martröð präsentieren ein geschlossenes, kompromissloses Werk, das mit jedem Durchlauf wächst und neue Facetten offenbart. Als Debüt ist dieses Album schon richtig beeindruckend: ein düsterer, nachhaltiger kakophonischer Beitrag zur modernen Black-Metal-Avantgarde, den man ernst nehmen sollte. Die üblichen drei Anspieltipps müssen hier konsequent auf vier (alle Songs) erweitert werden!

Anspieltipps: Sköpunin, Líkaminn, Tíminn und Dauðinn
Juergen S.
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