18. Hörnerfest vom 26.06. bis 28.06.2025 in Brande-Hörnerkirchen – Tag zwei

Die kleine Schwester des Headbangers Open Air wird volljährig

Event: 18. Hörnerfest

Bands: Trold, Katerfahrt, Groggy Dogs, Hamradun, Das Niveau, Mr. Hurley Und Die Pulveraffen, Aephanemer, Blodiga Skald, Folkrim, Cultus Ferox, Nini, Ragnaröek, Manky Melters, Korpiklaani, Eihwar, Belore, Corvidae, Nathanael, Suidakra, Sagenbringer, Reliquiae, Cesair, Jolly Jackers, Eisregen, Cruachan, Rahel Katahrina, Jona Und Band, Taurus Ferus

Datum: 26.06.2025 – 28.06.2025

Genres: Pagan Metal, Folk Metal, Black Metal, Power Metal, Melodic Death Metal, Mittelalter Rock, Folk, Viking Metal, Irish Folk, Freibeuter Folk, Pirate Folk

Besucher: ca. 2400

Ort: Brande-Hörnerkirchen

Veranstalter: Thomas Tegelhütter

Kosten: VVK 80 €, Tagesticket 45 €

Link: Hörnerfest

Für Time For Metal vor Ort: Jürgen F. und Kay L.

Der zweite Tag beginnt zunächst regnerisch, sodass entsprechende Utensilien bei den Fans zum Vorschein kommen. Im Laufe des Tages wird es aber trockener und maximal ein gelegentlicher Schauer huscht über das Festivalgelände. Musikalisch geht es heute bereits um 12 Uhr weiter. Die erste Band kommt aus Italien und nennt sich Blodiga Skald.

Blodiga Skald – Hörnerfest 2025

Wie am Vortag geht es mit Folk Metal in den Festivaltag. Blodiga Skald kommen aus Rom und existieren seit mehr als zehn Jahren. Mit Ruhn und The Undrunken Curse haben die Römer bisher zwei Scheiben auf den Markt gebracht, die beim heutigen Gig im Mittelpunkt stehen. Verschiedene Stimmfarben, mittelalterliches Outfit, Geige und Dudelsack: alles, was beim Hörnerfest auf positive Resonanz stößt, liefern die Italiener, sodass der Einstieg in den zweiten Festivaltag mehr als gelungen rüberkommt und die Fans bereits zur frühen Stunde in Feierlaune sind.

Auch Folkrim aus Finnland zählen zum Folk Metal, mischen aber das Repertoire kunterbunt. Humpa Metal der Marke Korpiklaani, Folk Metal der Marke Týr und Sauflieder im Mittelalter-Style. Obendrauf wird das eine oder andere bekannte Liedgut als Cover verhunzt. Es gibt in Finnland viele Bands, die eine Art versteckte Perle darstellen und anderen Genrevertretern technisch wie auch kompositorisch überlegen sind. Auf Folkrim trifft das nicht zu. Vielmehr fühlt sich der Auftritt wie ein „Quer durch den Gemüsegarten des Folk Metal“ pflügen an, dem der rote Faden fehlt. Entsprechend leert sich das Infield während der Show.

Cultus Ferox – Hörnerfest 2025

Alte Bekannte sind Cultus Ferox aus Berlin, die sich auch selbst als Spreepiraten bezeichnen. Der Spielmannshaufen gehört fast zum Inventar des Hörnerfestes. Das wievielte Mal steht die Truppe heute auf der Bühne? So genau weiß es niemand, aber gefühlt ist es ein Nachhausekommen und ein Treffen mit alten Freunden. Nach zwei eher metallischen Bands geht es zum Folk- und Mittelalter. Dudelsäcke und Pfeifen bestimmen die Szenerie und die drei Fronter drehen zum Einstieg erst mal eine Runde durch das Publikum. Das Thema Auflösung bzw. Inaktivität schneidet El Böslinger „Booseidon“ kurz an und beendet die Unsicherheit, dass sich Cultus Ferox nur versteckt hätten und nun wieder da sind. Neues Liedgut gibt es nicht, es geht um das Material, das Cultus Ferox bis 2015 veröffentlicht haben. Nette Jungs ist das aktuelle Werk und die Veröffentlichung circa zehn Jahre vergangen. Mit Liedgut rund um das Piratendasein, wo über Spielmann, Reise! und Seelentanz fabuliert wird, unterhalten die Spielleute ihr Publikum. Dabei stehen die mittelalterlichen Instrumente wie Dudelsack, Schalmeien, Flöten und Hörner im Vordergrund. Wenn eine Band perfekt auf ein Festival für Mittelalter passt, dann sind das Cultus Ferox.

Nini – Hörnerfest 2025

Völlig andere Töne gibt es mit Nini aus Taiwan, die traditionelle Folk-Instrumente nutzen und diese mit modernen Stilmitteln des Rock und Metal verbinden. Es gibt Ansätze von Metalcore auf dem Hörnerfest. Genauso aber auch Ausflüge in den asiatischen Folk. Die Bandbreite von Nini und ihren Mitstreitern ist beeindruckend, wobei gutturaler Gesang genauso dazugehört, wie instrumentale Passagen. Ein außergewöhnlicher Auftritt, der an Uuhai aus der Mongolei vor einigen Jahren erinnert.

Wechsel der Szenerie. Es geht mit Feuer und Ragnarök weiter. Ragnarök sind auch Mittelalter, aber genauso auch Neue Deutsche Härte. Wer die Show der Band kennt, weiß, dass es reichlich Ketten und Feuer zu erleben gibt. Der Schmied ist dabei der Feuerspucker und immer wieder brennt irgendwas auf der Bühne. Schwerter werden mit Feuer aufgeheizt und der Schmied geht seinem Handwerk nach, während mittelalterliche Musik auf Dudelsäcken und anderen Blasinstrumenten gespielt wird, die sich mit hämmernden Bässen vermischen. Die Show steht im Vordergrund. Eine Dame beglückt die männlichen Musiker auf der Bühne und sorgt für ein schauspielerisches Element. Wie immer gehen die Geschmäcker bei derartigen Showelementen auseinander. Während ein Teil der Fans Ragnarök abfeiern, ist ein anderer Teil verschwunden und wartet auf den späteren Headliner aus Finnland.

Manky Melters – Hörnerfest 2025

Der Slot vor dem Headliner hat sich am Vortag schon als sehr publikumsintensiv erwiesen. Aus Frankreich kommen die The Manky Melters und liefern Folk Punk der Marke tanzbar und eingängig. Die Franzosen klingen irischer als so manche Band von der grünen Insel und zetteln eine entsprechende Party an, die in der Manky-Melters-Polonäse ihren Höhepunkt findet. Den ersten Preis für Originalität gewinnt die Truppe bestimmt nicht, aber als einer der Party-Combos gehen die Folk-Punker um Sängerin Giada Pasini in die Festivalgeschichte ein. Der Run auf die anschließende Autogrammstunde überrascht selbst die Band, deren Artikel sich wie die berühmte warme Semmel verkaufen. Es geht auch 2025 – mit einem beherzten Auftritt lässt sich noch immer abräumen und neue Fans gewinnen.

 

Korpiklaani – Hörnerfest 2025

Was tun, wenn die Technik einfach nicht mitspielen will? Ausgerechnet beim Headliner Korpiklaani funktioniert der Change Over nicht wie geplant. Was im Detail klemmt, ist schwierig von außen zu beurteilen. Die Vocals von Jonne Järvelä sind genauso betroffen wie die Gitarre von Kalle „Cane“ Savijärvi. Auch die Geige von Olli Vänskä ist ein Problemkind. Mit 35 Minuten Verzögerung kommen Korpiklaani auf die Bühne und spielen anfänglich ohne die Gitarre. Irgendwann gibt das Instrument von Gründungsmitglied Kalle „Cane“ Savijärvi Töne von sich. Von einem ansprechenden Sound sind Korpiklaani unter diesen Umständen weit entfernt. Die Profis aus Finnland legen den Fokus auf die Show und ändern kurzfristig ihr Set. Rankarumpu, der Titeltrack der aktuellen LP, eröffnet mit Jonne Järvelä an traditionellen Percussions. Dann folgt Man With A Plan, der noch immer den Plan verfolgt, sich bis zum Hals zuzuschütten. Wer das Ding nicht kennt, dem sei das Video dazu empfohlen. Finnisch wird es mit Saunaan, bevor die Party mit Happy Little Boozer und Journey Man richtig Fahrt aufnimmt. Ähnlich wie bei Mr Hurley Und Die Pulveraffen am Vortag lassen die Crowdsurfer nicht lange auf sich warten und trotz der technischen Schwierigkeiten liefern die finnischen Folk-Metaller standesgemäß ab.

Humpa Metal und traditioneller finnischer Folk werden geschickt vermischt. Die Levan Polkka gehört genauso zu einem Korpiklaani-Auftritt wie die in finnischer Sprache gehaltenen Folk-Metaller Kalmisto oder Leväluhta. In Richtung Ende des Sets covern sich Jonne Järvelä und Co. durch die 70er mit Gotta Go Home, bevor eine Runde alkoholische Getränke auf die Bühne gebracht wird. Wooden Pints, Beer Beer und Vodka beenden den Auftritt der Finnen, die unter den geschilderten technischen Schwierigkeiten das Beste aus ihrem Gig herausgeholt haben.

Eihwar – Hörnerfest 2025

Beim Hörnerfest liegt der Fokus auf musikalischem Kontrast. Auf Tanzbein schwingen und ausschweifende Saufieder folgt Pagan Folk oder Viking War Trance. Hinter Eihwar verbergen sich Asrunn für den Gesang und die traditionelle Percussion, sowie Mark am Gesang und den Samples. Überspitzt dargestellt bedeutet das Szenario, dass sich Asrunn auf der Bühne mit einer Wolfsmaske bewegt, während Mark hinter einer Stahlmaske an den Reglern dreht. Asrunn zieht sich aber immer wieder auf ihre Ausgangsposition zurück, um dann wie ein Tier auf der Bühne mit ihrem Instrument zu explodieren. Wer auf Heilung oder ähnliche Bands steht, der sollte Eihwar antesten. Für die Masse der Rock- und Metalfans scheint die Show von Eihwar im Vordergrund zu stehen, als dass das Duo musikalisch mitreißen kann.

Den Deckel auf den zweiten Festivaltag machen Belore. Durch die Verzögerungen bei Korpiklaani ist es spät geworden. Gegen 0:30 Uhr startet der finale Gig des zweiten Tages und es gibt Klänge auf die Ohren, die bisher noch gar nicht auf dem Festival zu hören waren. Atmospheric Black Metal mit Folk-Einflüssen. Klingt auf den ersten Blick kompliziert, entpuppt sich aber als zugänglich, auch für den Nicht-Black-Metal-Fan.

Belore – Hörnerfest 2025

Aus dem Süden Frankreichs kommen Belore und sind primär ein Projekt von Sänger und heutigen Bassist Aleevok und Drummer Charlie Videau, die als Duo die bisherigen drei Alben eingespielt haben. Dazu kommt zum Beispiel Ella Zlotos, die die Flöte auf dem aktuellen Werk Eastern Tales als Gastmusikerin spielt. Live vervollständigen sich Belore und heute steht die Band als Quintett auf der Bühne, inklusive Ella Zlotos an den verschiedenen Flöten. Als Vergleiche bieten sich Bands wie Summoning, Firienholt oder Saor an, wobei Belore einen sehr speziellen, eigenen Touch in ihren Stücken haben.

Der Fokus des heutigen Sets liegt auf dem 2024er-Release Eastern Tales mit Sons Of The Sun, Storm Of An Ancient Age und Battle For Therallas. Insgesamt präsentiert das Quintett nur sieben Stücke in circa einer Stunde Spielzeit. Genretypisch haben die Tracks eine gewisse Komplexität und Überlänge. Partygeister und Nordic-Trance-Fans sind nicht vor der Bühne zu finden. Die späte Stunde gehört den Metalfans, die weit nach Mitternacht nochmals ordentlich die Mähne schütteln dürfen. Insgesamt bockstark, was die Truppe abliefert und ein Tipp für Fans von komplexen Arrangements mit einer gewissen Epic und verschiedenen musikalischen Einflüssen. Der Merchstand von Belore und die anschließende Signing Session sind gut besucht, sodass erst gegen kurz vor zwei Uhr das Licht auf dem Infield ausgeht.

Hier kommt ihr zum Bericht des ersten Tages.