Exit Eden – Rhapsodies In Black

“Vier stimmgewaltige Grazien covern Welthits!“

Artist: Exit Eden

Album: Rhapsodies In Black

Spiellänge: 46:54 Minuten

Genre: Symphonic Metal, Pop, Rock

Release: 04.08.2017

Label: Napalm Records, Starwatch Entertainment

Link: http://www.exit-eden.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Amanda Sommerville
Gesang – Anna Brunner
Gesang – Clémentine Delauney
Gesang -Marina La Torraca

Tracklist:

  1. Question Of Time (Depeche Mode Cover)
  2. Unfaithful (Rihanna Cover)
  3. Incomplete (Backstreet Boys Cover)
  4. Impossible (Shontelle Cover)
  5. Frozen (Madonna Cover)
  6. Heaven (Heart Cover)
  7. Firework (Katy Perry Cover)
  8. Skyfall (Adele Cover)
  9. Total Eclipse Of The Heart (Bonnie Tyler Cover)
  10. Paparazzi (Lady Gaga Cover)
  11. Fade To Grey (Visage Cover)

 

Zunächst konnte ich mir unter Exit Eden nicht viel vorstellen. Erst als ich die Namen der Damen las, wurde mein Interesse geweckt, denn einige sind mir nicht unbekannt. So ist Amanda Sommerville dabei, die mir mehrfach bei Avantasia aufgefallen ist. Da liefert sie die doch sehr angenehme weibliche Stimme als Kontrast zu den männlichen Sängern. Auch Clémentine Delauney ist nicht gänzlich unbekannt, immerhin hat sie bei Visions Of Atlantis und Serenity am Mikro gestanden. Marina La Torraca spielte bei der mir unbekannten Band Phantom Elite mit. Nummer vier, Anna Brunner, scheint noch die Einzige zu sein, die keinerlei Banderfahrung mitbringt. Da die Damen auch erst dieses Jahr in dieser Form in Erscheinung getreten sind, ist der Bekanntheitsgrad trotz einiger You Tube-Veröffentlichungen noch relativ gering. Trotz allem stieg die CD bis auf Platz 15 in den Album Charts auf. Also schauen wir uns das mal etwas genauer an.

Auffällig: Auf der Scheibe befinden sich nur Coverversionen diverser Welthits unterschiedlicher Künstler. Da treffen Lady Gaga, Rihanna, Depeche Mode und Co. aufeinander. Das liest sich fast wie die Rückseite einer Bravo CD. Alle Songs sind aber wesentlich rockiger, düsterer und härter als der Mainstream. Gleich der erste Song Question Of Time, bekannt von Depeche Mode aus den späten Achtzigern, überrascht mit einer interessanten Variante. Gut arrangiert mit gekonntem Streichereinsatz, treibenden Drums und dem abwechslungsreichen Gesang der vier Goldkehlchen. Dadurch gewinnt der inzwischen 31 Jahre alte Song bestimmt neue Freunde. Hier ist aber auch die Begleitband zu erwähnen. Da befinden sich hochkarätige Musiker mit auf der Platte, die zu dem Gelingen maßgeblich mit beitragen. Um nur einige zu nennen: Mark Nissen und Johannes Braun von Kissin‘ Dynamite, Sascha Peth von Avantasia oder Edguy, Evan K. von Mystic Prophecy und weitere.

Next Track ist von Rihanna. Ist hier Apokalyptica Pate? Das deutlich im Vordergrund spielende Cello begleitet den gesamten Song und setzt dadurch spezielle Akzente. Der passende Chorgesang gibt dem Stück ganz neue Impulse. Wem die Rihanna-Songs nicht so bekannt sind, so wie mir, würde das bestimmt nicht zuordnen können und fände das Arrangement gut. Anna Brunner liefert hier eine beeindruckende Leistung und dadurch bekommt diese Version einen höheren Tiefgang als das Original. Das ist eine Glanzleitung. Um einen Eindruck zu bekommen, gibt’s am Ende das dazugehörige Video.

In diesem Stil geht es weiter. Incomplete von den Back Street Boys erkenne ich dann auch wieder. Diese Darbietung der vorliegenden Lieder lässt einen Vergleich aufkommen. Es könnten die weiblichen Pendants zum Dark Tenor sein. Nur dass sie im Gegensatz zu ihm covern – noch. Ich könnte mir vorstellen, dass demnächst auch eigene Songs zu hören sein werden.

Impossible und Madonnas Frozen setzen den Reigen der Neuinterpretationen fort. Gerade Frozen gewinnt an Härte und Düsternis. Sehr gefällig auch das Gitarrensolo. Mit Heart geht es weiter. Deren Song Heaven wird auch hier eigenwillig präsentiert. Durch die unterschiedlichen Stimmen bekommt er mehr Tiefgang, wirk aber auch epischer. Symphonic Metal eben. Auch Katy Perry wird nicht außen vor gelassen. Firework dürfte allen fleißigen Radiohörern bekannt sein. Ich finde das nicht so gelungen. Es hört sich hier eher wie ein normaler Pop Song an. Ohne Zweifel können die Vier singen, teilweise sogar noch mit Unterstützung durch Simone Simons von Epica, aber das Stück ist nicht gelungen. Ebenfalls den Weg auf diese CD gefunden hat die Titelmusik des James Bond Filmes Skyfall, von Adele gesungen. Trotz der optimierten Musik verbinde ich mit Skyfall eben Adele und so fällt es mir schwer, diese Version gut zu finden. Das sind jetzt zwei Stücke hintereinander, die dem Gesamtwerk einen leichten qualitativen Abbruch bescheren. Beim nächsten Titel wird es wieder besser. Total Eclipse Of  The Heart, Bonnie Tylers Paradestück,  ist einfach klasse zu covern. Dadurch, dass Frau Tyler ein schönes Reibeisenorgan hat, liefern die sanfteren Stimmen ein gänzlich neues Gewand. Sehr gelungen.

Die letzten zwei Titel, einmal Lady Gagas Paparazzi und noch Fade To Gray von Visage bieten wieder das, was sich mal mehr mal weniger gut durch die gesamte Platte zieht. Neu arrangierte Hits, die langsam beginnen, dann die Ursprungsmelodie aufgreifen, durch symphonische Elemente angereichert werden und gesanglich auf die vier Damen fokussiert sind. Die Begleitband liefert, gerade auch in der Rhythmus Sektion, einen stabilen Hintergrund, auf dem der oder die Gitarristen einige gute Soli hinlegen – deutlich wird dies auch noch mal in Paparazzi.  Diese Art der Interpretation kann, wenn es zu viele Stücke hintereinander sind, auch ins Gegenteil umschlagen und möglicherweise zu einer Ermüdung führen. Bei Fade To Grey hat Clémentine Delauney einen zu ihrer Muttersprache passenden Einsatz und darf einige Textblöcke in Französisch zum Besten geben. Das gibt dem Song an den Stellen einen leichten Chanson-Anstrich. Aber auch hier bin ich mit dem Original mehr verbunden.

Fazit: Ein recht gelungenes Erstlingswerk von vier großartigen Sängerinnen. Da es sich hierbei ausschließlich um Coverversionen handelt, wäre es schon spannend, ob es zukünftig auch eigene Songs geben wird. Sollte es bei dieser Art der Neuinterpretation bleiben, muss schon vorsichtig agiert werden, damit der ähnliche Aufbau aller Stücke sich nicht zum Bumerang entwickelt. Hört man alle elf Tracks am Stück, kann dies bereits zum Ende der Platte zu Ermüdungserscheinungen führen. Auch ich habe mich dabei ertappt. Nicht dass die Songs schlecht sind, aber die fast immer gleiche Art der Arrangements könnte auf Dauer langweilig werden. Warten wir mal das weitere Geschehen ab. Live durften sie bereits auf den Hamburger Metal Dayz ihren allerersten Auftritt hinlegen und das haben sie bravourös gelöst.

Anspieltipps: Question Of Time, Incomplete, Paparazzi
Kay L.
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