Heavy Psych Sounds Fest vom 06.12. – 07.12.2019 in Berlin

Das Stoner Kultfestival erstmalig in Deutschland und direkt ein voller Erfolg

Eventname: Heavy Psych Sounds Fest

Bands: Planet Of Zeus, Black Rainbows, Dead Witches, Gorilla, Wedge, Tons, Monolord, Giöbia, Alunah, 1782, Sonic Dawn

Orte: Zukunft am Ostkreuz, Laskerstraße 5, 10245 Berlin; Bi Nuu, U-Bahnhof Schlesisches Tor, 10997 Berlin

Datum: 06.12. – 07.12.2019

Kosten: 2-Tages-Ticket 38,50 €, Tagesticket Freitag 21,50 €, Tagesticket Samstag 27,50 €

Genres: Stoner Rock, Acid Rock, Psychedelic, Doom, Heavy Rock, Rock

Link: https://www.facebook.com/events/328145071206018/

Das Heavy Psych Sounds Fest des italienischen Labels Heavy Psych Sounds findet in diesem Jahr erstmalig in Deutschland statt.
Am 06. und 07.12.2019 werden sich in Berlin die Vertreter des Heavy Psych Rock, Acid Rock, Doom, Stoner und 70s Rock an zwei Tagen die Ehre geben, um das Publikum wohltuend zu beschallen. Neben vielversprechenden, aufstrebenden Bands werden solche Bands wie Monolord und Planet Of Zeus als Headliner fungieren.
In Berlin wird die Veranstaltung an den beiden Tagen in unterschiedlichen Venues stattfinden. Am Freitag im Zukunft am Ostkreuz und am Samstag im Bi Nuu.

Erst 2007 gegründet, gilt das Label Heavy Psych Sounds heute als eines der führenden in diesem Genre mit unzähligen namhaften Bands und Solokünstlern unter Vertrag.
Die Veranstaltungsreihe der Heavy Psych Sounds Feste fand zunächst in Italien statt. Mittlerweile gibt es Ausgaben in den USA, Großbritannien, Belgien und den Niederlanden.

Bei der Erstausgabe in diesem Jahr in Deutschland gibt es sogar noch ein Special, denn neben dem Heavy Psych Sounds Fest in Berlin findet parallel das Heavy Psych Sounds Fest in Dresden in der Chemiefabrik (Chemo) statt. Die Bands des Freitags in Berlin spielen also Samstag in Dresden auf und umgekehrt.

Freitag

Heike und ich sind für Time For Metal dabei, um die Erstausgabe unter die Lupe zu nehmen. Das ist uns die 670 km Anreise wert. Berlin als Veranstaltungsort ist uns ans Herz gewachsen. Wir waren bereits im Mai zum Desertfest anwesend.
Am Freitag in aller Frühe aufgemacht und ins Auto. Wir kommen ohne größere Staus durch und können früh genug unsere Zimmer in der Jugendherberg am Ostkreuz beziehen. Der ideale Übernachtungsort, da das Zukunft am Ostkreuz nur einen knappen Kilometer Fußweg und das Bi Nuu nur 2 S-Bahn Stationen entfernt liegt.
Noch was ausruhen, bevor wir dann gemütlich ins nahe gelegene Zukunft am Ostkreuz gehen. Wir sind sogar noch rechtzeitig vor Einlass da und unterhalten uns mit einigen wartenden Fans. Beim Einlass ist alles geregelt und wir kommen schnell durch. Zunächst einmal die Venue betrachten. An der Theke treffe ich bereits die Jungs von Wedge, die am heutigen Abend als zweite Band spielen. Das letzte Mal habe ich sie vor ein paar Jahren als Support von den Blues Pills in Frankfurt live gesehen. Wir unterhalten uns über den damaligen Gig.

Die Running Order für heute Freitag, 06.12.2019 sieht folgend aus:

19:30-19:55 Tons
20:15-20:40 Wedge
21:00-21:30 Gorilla
21:50-22:35 Dead Witches
22:45-23:25 Black Rainbows
23:45-00:30 Planet of Zeus

Das Heavy Psych Sounds ist ein italienisches Label. Den Opener des gleichnamigen Festivals heute macht dann auch eine italienische Band. Das sind Tons aus Turin. Das Quartett geht gleich in die Vollen. Riffgewaltiger Sludge/Doom ist angesagt. Leider hat die Band nur knappe 25 Minuten Zeit. Diese Zeit nutzt sie jedoch, um den Fans eine volle, riffgewaltige Dröhnung zu geben. Der Sound ist richtig gut hier heute Abend und die Mucke der vier Italiener ist ein würdevoller Auftakt dieses zweitägigen Festivals. Weed Mason setzt mit seinem typischen Sludge Gesang zu den schweren Riffs zusätzliche Akzente. Waren Tons mir vorher unbekannt, überzeugen sie mich heute Abend direkt. Man merkt den Jungs, die bereits seit ca. zehn Jahren unterwegs sind, ihre Bühnenerfahrung an. Auch wenn ich sie bisher noch nicht so recht auf dem Schirm hatte, sind sie in der Szene keine Unbekannten. Schließlich haben sie bei unzähligen Gigs bereits mit solchen Bands wie Bongzilla, Weedeater, Church Of Misery, Unsane, Napalm Death, Karma To Burn, Big Business, Kylesa, Lesbian, Pentagram, Naam, Fatso Jetson, Yawning Man auf der Bühne gestanden. Großer Respekt für Tons als Opener am heutigen Abend.

Nach der kurzen Umbauphase stehen die Berliner Wedge oben auf der Bühne. Wie bereits weiter oben erwähnt, habe ich Wedge heute Abend bereits an der Theke getroffen und vor ein paar Jahren in Frankfurt in der Batschkapp bereits live gesehen. Das Trio um Kiryk Drewinski (Gitarre und Gesang), Holger „The Holg“ Grosser (Schlagzeug und Gesang) und David Götz (Bass und Orgel) spielt einen High Energy Fuzz‘n’Roll. Frontmann Kiryk entwirft zusätzlich noch Poster, Flyer und Plattenmotive, nicht nur für die eigene Band. Dem Sound von Wedge kann man sich kaum entziehen. Fuzziger Seventies Rock mit High Energy. Das kommt vom Trio sogar sehr leidenschaftlich rüber und man verspürt die Lust, die die drei Mann da oben haben, regelrecht. Kiryk geht dabei ab wie ein HB-Männchen. David ist an Bass und Orgel auch kaum zu halten. Einzig Holger muss hinter seiner Bretterbude verweilen und sie vermöbeln. Wie erwartet, ein ganz toller Gig von den Lokalmatadoren.

In der folgenden Pause geht es für mich an den sehr gut ausgestatteten Merchstand und ich decke mich mit Vinyl von Tons und Wedge ein. Das letzte Album von Wedge war bisher noch nicht in meinem Besitz. Dabei erzählen die Jungs mir, dass bereits ein neues Album in Arbeit sei.

Als Nächstes folgt das Trio Gorilla. Gorilla aus UK könnte man als so etwas wie die Letzten der ersten Stoner Welle aus den Neunzigern bezeichnen. Zwanzig Jahre hat die Band auf dem Buckel. Zwanzig Jahre, die man dieser Band in keiner Weise anmerkt. Johnny Gorilla (Gitarre und Gesang), Sarah Jane (Bass) und Ryan Matthews (Schlagzeug) veranstalten ein wahres Feuerwerk hier auf der Bühne. Dreckiger Kick Ass Rock ’n‘ Roll. Schweiß auf der Bühne und bei dem Publikum pur. Sarah Jane glänzt nicht nur mit klasse Bassläufen, die Dame ist wie die gesamte Band gelebter Rock ’n‘ Roll pur. Sie setzt Maßstäbe für ihre männlichen Bandmitglieder, die das Ganze zu einem Powertrio werden lassen. Hier verschmelzen Einflüsse von Sabbath, The Who, Blue Cheer, Budgie, Grand Funk, Motörhead und werden zu einem kochenden Gemisch. Das ist ja jetzt richtig geil, was hier abgeht.
Nach diesem Gig muss man zunächst einmal verschnaufen und sich an der Bar was Kühles zum Trinken holen, denn das war nun sehr heiß.

Heiß wird es bleiben, aber doch anders. Dead Witches, ebenfalls aus good old UK, kommen direkt aus der Hölle und werden uns einen diabolischen Doom kredenzen.
Auf der Bühne entsteht eine okkulte, doomgeschwängerte Atmosphäre. Ganz im Vordergrund Sängerin Soozi Chameleone, die sich heute in der Performance zu einer Hohepriesterin des Dooms verwandeln wird. Dead Witches ist die Band von Mark Greening. Dieser dürfte noch allen Fans aus seiner Zeit als Schlagzeuger bei Electic Wizzard bekannt sein. Dead Witches ist neben Ramesses sein derzeitiges Baby! Beim Einspielen des Schlagzeugsets (welches alle Bands heute benutzen) zeigt er sich verärgert, da ein Fell eine tiefe Einkerbung hat. Zweimal tritt er gegen dieses Teil, welches dann umfällt. Ein Ersatz ist wohl nicht zu bekommen. Der ewig grimmig dreinschauende Mark Greening und seine nicht weniger grimmig dreinschauenden Bandkollegen reißen heute Abend eine grandiose Show hier ab. Tiefer, bösartiger und okkulter Doom, der durch Mark (Greening / kleiner Scherz am Rande) und Bein geht. Einfach nur geil! Soozi Chameleone windet sich vorne am Mikro passend zu den Klängen, als ob sie von ihr herauf beschwört würden. Wie ihr aktuelles Album The Final Exorcism ist ihre Bühnenshow eine Reise in das Okkulte, gespickt mit unzähligen Dämonen, Hexen, Königinnen der Nacht und sonstigen finsteren Gestalten, deren Teil sie selbst sind. Die 45-minütige Show umfasst fünf lange Songs, von denen vier Songs vom aktuellen Album sind, beginnend mit The Last Exorcism und endend mit Fear The Priest!

In der Pause dann zur Band und ihnen mitgeteilt, dass ich ein Review zur aktuellen Platte gemacht habe und es für mich eins der Alben des Jahres ist. Die freuen sich sehr und signieren mir gerne die mitgebrachte Vinyl. Das Review haben sie bereits gelesen und kennen es. Nebenan stehen die Bandmitglieder von Gorilla. Mit denen unterhalte ich mich auch noch und nehme natürlich etwas mit nach ihrer fulminanten Show.

Nun sind Black Rainbows dran. Die doomige Atmosphäre von vorhin verschwindet nun langsam zugunsten eines Heavy Psychedelic 70’s Stoner Fuzz Space Rock. Close your eyes und blow your mind könnte man sagen, dann nimmst du auch die Black Rainbows wahr. Auch das römische Trio kann am heutigen Abend überzeugen, wobei ich selbst, und das muss ich eingestehen, immer noch von Dead Witches geflasht bin. Ich muss jetzt zuerst einmal selbst runterkommen, um den Black Rainbows folgen zu können. Ihre Musik beschreiben sie selbst folgendermaßen: „It sound like Hawkwind, MC-5 and Nebula crashing cars in the middle of the Mojave desert“. Genauso ist es! Im Anschluss treffe ich das Trio noch backstage. Dort wirken die drei Bandmitglieder Gabrielle Fiori, Alberto Groce und Giuseppe Guglielmino genauso. Eine tolle, lustige Truppe, die einfach Spaß an dem hat, was sie macht.

Headliner des heutigen Abends (eigentlich gibt es keinen Headliner, denn dafür sind alle Band einfach zu gut) sind Planet Of Zeus. Die Griechen aus Athen sind neben Dead Witches die zweite Band des heutigen Abends, deren neues Album ich rezensiert habe. Faith In Physics ist gerade mal zwei Monate alt. Da ich die Jungs vorhin schon gesehen habe, habe ich mir die Vinyl schon von ihnen signieren lassen. Faith In Physics ist zwar schon ihr fünftes Album, aber ihr erstes Album beim Heavy Psych Sounds Label. Bei einer griechischen Band, die sich nach dem Gottvater Zeus, dem Herrn des Donners und der Blitze benennt, muss es schon mächtig donnern. Und es donnert gewaltig bei Planet Of Zeus, denn ihr Planet ist mächtiger Stoner/Heavy Rock. Für mich persönlich kommt ein ähnlicher Groove wie bei den bekannteren Clutch rüber. Das macht echt Spaß, den Griechen hier zuzuhören. Vergleiche braucht man eigentlich nicht anzustellen, denn Planet Of Zeus haben mit fast zwanzigjähriger Bandgeschichte ihren Platz auf dem Planeten gefunden und gehören selbst zu den großen Heavy Rockern.

Glänzender Abschluss des heutigen Tages. Die Bude richtig voll, ein erstklassiger erster Festivaltag. Ich verabschiede mich noch bei einigen Leuten. Am Ausgang treffe ich nochmals Mark Greening und Oliver Irongiant von Dead Witches und tausche noch ein paar Sätze mit ihnen, bevor wir die Location verlassen und zur Jugendherberge zurückgehen.

Samstag

Den Tag über mit Weihnachtseinkäufen am Alex verbracht und am späten Nachmittag mit Kumpel Andreas getroffen, der mir ein paar Sachen von Kadavar vorbeibringt.
Pünktlich geht es am Abend rüber zum Bi Nuu, denn das ist die heutige Venue! Beim Umsteigen am Warschauer Tor bekommen wir die Beschallung des Freikonzertes von Fünf Sterne Deluxe mit. Kurz auf dem Zwischenweg noch etwas Hip Hop also. Mehr als ein paar Akkorde müssen wirklich nicht sein. Pünktlich mit Beginn sind wir im Bi Nuu, welches schon recht gut gefüllt ist.

Die Running Order für heute Samstag, 07.12.2019 sieht folgend aus:

18:00-18:40 1782
19:00-19:40 Alunah
20:00-20:40 The Sonic Dawn
21:00-21:45 Giöbia
22:05-23:05 Monolord

Angekommen und 1782 haben gerade mit ihrem Gig begonnen. Die Sarden sind keine Geschwindigkeitsfanatiker, ganz im Gegenteil. Die Band hat sich erst 2018 zusammengefunden. Ihr erstes gleichnamiges Album ist im Mai dieses Jahres erschienen. Hatte ich es schon erwähnt!? 1782 sind natürlich Doomer und sehen ihr Heil in der Geschwindigkeitsreduktion, was ihnen meiner Meinung nach richtig gut gelingt. Für mich auf jeden Fall heute ein sehr guter Opener. Wem die Ziffern 1782 noch nichts sagen, wird natürlich aufhorchen, dass das Jahr das Jahr der letzten Hexenverbrennung in Europa ist! So sind die Themen der Songs ganz den Hexen und dem Dämonischen gewidmet. Sie bringen eine ganz dreckige und schleppende Variante des Dooms auf die Bühne, die sehr stoisch und behäbig wirkt und durch den nölenden Gesang von Marco Nieddu unterstützt wird. Zeitlupenartig, wie die Vertonung eines guten Horrorfilms laufen die Songs von 1782 ab. Auf ihrem Album noch ein Duo, Marco Nieddu hat dort sowohl Gitarre, als auch Bass eingespielt, präsentieren sie am heutigen Abend neben Schlagzeuger Gabriele Fancellu noch einen dritten Musiker. Ob er nur als Livebesetzung, oder als Vollmitglied geführt wird, entzieht sich meiner Kenntnis!

In der Umbauphase unterhalte ich mich mit den drei Musikern von 1782, die unheimlich freundlich und gut drauf sind. Vor allem Gabriele Fancellu hat eine Menge Spaß. Mit ihm stoße ich am heutigen Abend mehrmals auf das gute Gelingen an.

Es folgen Alunah aus Birmingham. Die habe ich vor ca. drei Jahren in einem kleinen Club in Düsseldorf bereits gesehen. Dort haben sie mir außerordentlich gut gefallen. Seitdem hat sich bei Alunah einiges getan. Das Ehepaar Sophie und David Day ist mittlerweile ausgeschieden und wurde durch Dean Ashton (Gitarre) und Siân Greenaway (Gesang) ersetzt. Von der Düsseldorfer Besetzung sind noch Jake Mason (einzig verbliebenes Gründungsmitglied) am Schlagzeug und Dan Burchmore am Bass verblieben. Alunah spielen eine Symbiose aus Doom Metal, Okkult Rock und Stoner Metal. Noch keine zwei Monate ist es her, dass sie ihr neues und erstes Album Violet Hour beim Heavy Psych Sounds Label herausgebracht haben. Damit ist Alunah die dritte Band auf dem Festival, von deren letztem Album ich ein Review gemacht habe. Mit der neuen Sängerin Siân Greenaway am Mikro schlägt die Band einen etwas anderen Weg als in der Vergangenheit ein. Der Weg des Okkult Rocks mit Doom-Einschlag, dem man in der Vergangenheit auch nie ganz abgeneigt war, wird mittlerweile verstärkt begangen. Von daher ist es für mich am heutigen Abend schon eine etwas andere Band, als vor drei Jahren. Sowohl die Musik, als auch die Besetzung haben sich geändert. Irgendwie bin ich hin und her gerissen. Ich selbst muss zunächst noch verstehen, dass Alunah sich im Wandel befinden. Sechs der acht Songs vom aktuellen Album Violet Hour stehen auf der Setlist, die damit ausschließlich Songs vom neuen Album enthält!

In der Umbauphase rüber zum Merchstand, schließlich habe ich den Auftrag für Kumpel Udo, der damals auch mit auf dem Konzert in Düsseldorf war, die neue Scheibe auf CD für ihn signiert mitzubringen. Das gelingt dann auch recht schnell. Siân Greenaway ist bereits am Stand und kurze Zeit später gesellt sich Dan Burchmore dazu, der mir von hinten auf die Schulter tippt, weil er mich sofort erkannt hat. Die anderen beiden Musiker kommen ebenfalls nach einer Weile hinzu. Auch Jake Mason erkennt mich. Ich unterhalte mich noch einige Zeit mit Dan über den Wechsel bei den Musikern und der Musik von Alunah. Er meint, dass dies wirklich ein kleiner Imagewechsel sei und mit den beiden Musiker eine etwas andere Handschrift hineingekommen sei. Die Songs seien jetzt doch mehr auf Siân Greenaway fixiert, da Sophie ja mittlerweile die Band verlassen habe. Ich sage ihm, dass ich sie auf jeden Fall wiedersehen werde, wenn sie nächstes Jahr in meiner Nähe sind!

Nach den zwei vorausgegangenen Doomer Acts verschiedener Couleur folgt mit The Sonic Dawn ein wirklich außergewöhnlicher Psychedelic Rock Act. Das Trio um die Jugendfreunde Emil Bureau (Gitarre und Gesang), Jonas Waaben (Schlagzeug und Gesang) und Niels „Bird“ Fuglede (Bass) kann von der ersten Minuten an überzeugen. Sehr locker, flockig auf der Bühne, haben sie mit ihren Songs die anwesenden Fans (es ist richtig voll mittlerweile hier im Bi Nuu) auf ihrer Seite. Diese drei Musiker haben ein feines Gespür für Melodien, die sich im Kopf festsetzen und die Hüften kreiseln lassen. Ganz tolle Nummern sind dabei. Die Fans hier im Bi Nuu sind begeistert. Sehr schöner Psychedelic Rock. Hier will ich nun doch einmal einen kleinen Vergleich wagen zu Bands in dieser Manier, die ich in letzter Zeit gesehen und gehört habe: De Wolff und auch My Baby. Gut bei The Sonic Dawn fehlt halt das Mädel, was gerade My Baby ausmacht. Mal kommen The Sonic Dawn etwas rockiger auch an Jini Hendrix dran, um dafür ein anderes Mal wesentlich psychedelischer zu sein. Ok, auch manchmal träumerisch verspielt und leicht poppig, wie im Song Emily Lemon. Es geht quer durch ihre bisher drei erschienenen Alben (zwei davon sind bei Heavy Psych Sounds erschienen). Das Allermeiste natürlich von dem im Februar diesen Jahres erschienenen Album Eclipse. Die Kombination von allem macht The Sonic Dawn aus Kopenhagen (Dänemark) aus. Toller Gig heute Abend auf jeden Fall! Und ich sehe sie nächste Woche auf dem XMAS Freak Valley in Siegen wieder. Darauf freue ich mich ganz besonders. Das sage ich ihnen auch anschließend am Merchstand. Sie freuen sich genauso.

Die Italiener Giöbia sind nun an der Reihe. Giöbia bringen eine Mucke auf die Bühne, die wir nun innerhalb der beiden Tagen das erste und einzige Mal erleben. Das Quartett oben auf der Bühne ist alles am Einpegeln. Die Dame da oben an der Orgel nennt sich Saffo und ist sehr geschäftig mit ihrem Instrument zugange. An Gitarre und sonstigen Saiteninstrumenten, dazu gehört auch eine Bouzouki, finden wir Bazu vor. Für die Rhythmusfraktion sind die beiden Herren Detrji am Bass und am Schlagzeug Betta zuständig.
Das Bi Nuu hebt förmlich ab, denn es gibt eine volle Dröhnung Acid Rock. Der Gig von Giöra ist ein Trip, ohne dass man etwas genommen haben muss. Ihr aktuelles Werk nennt sich Magnifier und ist bereit von 2017. Im Februar wird mit Plasmatic Idol ein neues Album folgen. Dann sind sie auch in Siegen. Da muss ich mal schauen, ob ich es mir dort mitnehmen kann. Mit Siegen haben Giöra auch eine besondere Verbindung, denn dort wurde beim Freak Valley Festival 2016 ein Livealbum aufgenommen, welches ich mir im Anschluss am Merchstand der sehr sympathischen Band mitnehme.
Förmlich in die Weiten des Weltraums, zumindest in die Weiten des Berliner Abends rockt die Band hier im Bi Nuu. Giöbia spielen schweren psychedelischen Space Rock, der keine Kompromisse eingeht. Es gibt eine Fahrt durch komplexe Soundlandschaften. Keyboarderin Saffo legt einen dicken, wabernden Teppich an Effekten über das rockige Geschehen. Gitarrist Bazzu experimentiert im Vordergrund mit seinen Saiteninstrumenten, während die anderen beiden Mitspieler den langen Songs die Richtung geben. Ganz großes Kino hier am heutigen Abend. Giöbia bewegen sich überwiegend in einem schleppenden Midtempo, welchem sie hin und wieder einem flotteren Kick geben. Auf jeden Fall schießt diese Mucke die anwesenden Hörer in die Umlaufbahn. In den einzelnen Songs gibt es Sprachsamples (wenn ich richtig liege, dann habe ich diese schon einmal in Orson Welles The War Of The Worlds vernommen). Diese sorgen natürlich noch einmal für eine besondere Stimmung. Der Gesang, der von Saitenspieler Bazzu oder Organistin Saffo beigesteuert wird, klingt, als wenn er aus einem anderen Ende eines Tunnels käme, irgendwie surreal. Der Trip von/mit Giöbia ist nach 45 Minuten zu Ende und hinterlässt die Fans in einer Art Trance, die sich nur langsam auflöst. Spätestens mit der letzten Band werden die Fans wieder aus der Trance gerissen.

Denn zum Abschluss des heutigen, letzten Tages dieses tollen Festivals stehen hier im Bi Nuu die allmächtigen Monolord an. Geiler, starker riffbetonter Stoner Doom der drei Schweden oben auf der Bühne. Mittlerweile mehrmals gesehen, unter anderem beim DesertFest in Berlin letzten Jahres und in diesem Jahr bei Freak Valley in Siegen. Sich Monolord anzusehen, da kann man einfach nichts falsch machen. Immer wieder spannend sie live zu sehen und zu hören, auch heute wieder. Als Die Hard Fan von Monolord besitze ich natürlich das bekannte typische Shirt mit der Katze mit Vampirzähnen und umgekehrtem Kreuz auf gelben Grund mit Monolord Schriftzug. Kumpel Alex sollte es mir vor einiger Zeit aus Saarbrücken nach einem Monolord Konzert mitbringen. Hat er aber nicht, da er es für sich behalten hat und keins mehr in meiner Größe da war. Kurz nach dem Freak Valley hat er es mir dann doch gegeben, aber das ist eine lange Geschichte. Das trage ich heute Abend zwar nicht, denn man trägt ja schließlich nicht das Shirt der Band, die gerade oben spielt. Trotzdem sehe ich es einige Male bei den Fans im (ich würde sagen fast ausverkauften) Bi Nuu. Es ist schon beeindruckend, was die in ihrer erst sechsjährigen Bandgeschichte zusammengebracht haben, unter anderem vier Alben und unzählige Liveauftritte. Bassist Mika Häkki ist heute recht unauffällig gekleidet. Beim Freak Valley Festival in Netphen im Sommer trug er noch so eine Art (indianischen) Kittel. Auf den verzichtet er heute und trägt Jeans, Shirt und Kappe.
Die Jungs, die ansonsten sehr fannah sind, treffe ich heute leider nicht. Weder vor, noch nach dem Gig. Nach dem Gig besteht auch kaum Gelegenheit, denn jemand von der Security bittet uns zwar höflich, jedoch fordernd den Saal baldigst zu verlassen, denn dort wird kurz danach eine weitere Veranstaltung stattfinden. Wie gesagt, dies geschieht alles sehr höflich und nett. Also tun wir ihm den Gefallen und verlassen auch recht bald die Location. Wir wären eventuell noch etwas länger geblieben, aber was soll´s, wir haben ja bereits zwei ganz tolle Tage Heavy Psych Sounds Fest hinter uns! Verabschiedungen bei Leuten, die wir die letzten beiden Tagen kennengelernt haben und ab geht es mit der S-Bahn Richtung Jugendherberge!

Am nächsten Tag Frühstück, mittags ins Auto und sieben Stunden Heimfahrt. Wir sind von dem Heavy Psych Sounds Fest noch ganz berauscht.

Fazit

Das erste Heavy Psych Sounds Fest in Berlin war als Doppelveranstaltung mit dem gleichzeitig stattfindenden Festival in Dresden ein voller Erfolg. Zumindest was Berlin angeht. Zu Dresden kann ich ja leider nichts sagen, da ich nicht persönlich dort war. Die Rückmeldung von den Bands am zweiten Tag in Berlin war jedenfalls entsprechend.

Das Heavy Psych Sounds Fest gestaltete sich wie ein kleines, labeleigenes Desertfest. Neben dem Merch der anwesenden Bands an deren Ständen persönlich, konnten die Fans auch physische Tonträger der nicht anwesenden Labelbands kaufen.

Damit hat Berlin neben dem jeweils im Mai stattfindenden Desertfest mit dem Heavy Psych Sounds Fest ein weiteres erstklassiges Stoner Festival erhalten. Wir hoffen, dass dieser erfolgreiche Start dazu führt, dass sich dieses Festival auch in den Folgejahren hier etabliert. Zwei verschiedene Venues zu nehmen war vollkommen in Ordnung. Zwei Abende im Zukunft am Ostkreuz oder im Bi Nuu wären aber auch denkbar.

Time For Metal wird bei einer weiteren Ausgabe des Heavy Psych Sounds Fest in Berlin gerne wieder dabei sein!