Event: Blaudonnerstagkonzert
Band: Mr. Hurley & Die Pulveraffen
Vorband: Die Romane
Nachband: John Kanaka & The Jack Tars
Ort: Rosenhof Osnabrück
Datum: 06.04.2023
Zuschauer: 850 (ausverkauft)
Genre: Piratenrock
Link: www.pulveraffen.de
Logbucheintrag 06.04.2023: Wir steuern in Richtung karibisches Osnabrück, dem Heimathafen der Piratenband Mr. Hurley Und Die Pulveraffen. Schon auf dem Weg begegnen wir vielen Seeräubern und anderen zwielichtigen Gestalten. Sie alle strömen zum ausverkauften Rosenhof. Nachdem wir unser Auto wie immer im Salzmarktparkhaus abgestellt haben, machen auch wir uns auf den kurzen Fußmarsch. Sehr zu unserer Freude wurde der Einlass vorgezogen und so können wir direkt durchlaufen. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt ist es auffällig gut besucht. Wir arbeiten uns zu meinem Lieblingsplatz links von der Bühne vor und warten geduldig auf den Start des diesjährigen Blaudonnerstagskonzerts. Bereits kurze Zeit später erweist sich dies als gelungener Schachzug, denn es wird von Minute zu Minute voller. 850 Gäste werden sich hier heute Abend entertainen lassen und da sich einige auf der Empore positionieren, verteilt es sich so gut, dass man noch angenehm stehen kann. Raus kommt man auch noch, aber niemals wieder rein!
Pünktlich um 20 Uhr sagt Mr. Hurley über die Lautsprecher die Vorgruppe an.
Die Romane sind eine Keyboardgruppe aus Osnabrück. Ihre selbsterklärten Regeln heißen: 1. Niemals proben, 2. Jeder ist ersetzbar. Somit sind zwei der heutigen Akteure zum ersten Mal in dieser Formation auf einer Bühne. Alle nehmen ihre Plätze vor den Instrumenten, die tatsächlich nur aus Keyboards bestehen, ein und dann starten sie mit Blitzkrieg Bop. Im ersten Moment denke ich, das könnte echt lustig werden, doch schon nach Rockaway Beach und Sheena Is A Punkrocker reicht es mir eigentlich mit dem doch recht schrägen Quartett. Dem einen fallen die Notenzettel weg, dann fehlt ihm der passende Ton, zwischendurch alles noch mal von vorne, weil es zu langsam war. Ich glaube, manches Mal stehe ich echt mit offenem Mund da und bin fassungslos, was dort auf der Bühne passiert. Ich mag ja Chaos, aber das ist selbst mir irgendwann zu langweilig und als dann zum 95. Mal erwähnt wird, dass wirklich jeder in die Band eintreten darf, Hauptsache er habe ein Keyboard und einen Notenständer, bin ich irgendwie froh, als es gegen 20:30 Uhr schon wieder zu Ende ist. Während des Bühnenumbaus drehen wir uns einfach um 180 Grad und stehen vor der Theke, wohlwissend, dass jedes Kaltgetränk, das wir heute in uns reinschütten, direkt ausgeschwitzt werden muss, da für Pinkelpausen nun wirklich kein Durchkommen mehr ist.
Als um 21 Uhr dann endlich Mr. Hurley mit seiner Pulveraffenbande die Bühne entert, ist das Publikum sofort am Start. Frenetisch wird die beliebte Osnabrücker Piratenkapelle begrüßt und spätestens bei Knüppel Auf’m Kopp brüllen alle mit. Es folgt Kaboom und irgendwann liegt Pegleg Peggy mit ihrem Bass wie ein Käfer auf dem Rücken. Ob das nun ein Teil der Inszenierung ist oder sie tatsächlich stürzte, bekommen wir nicht heraus, was vermuten lässt, dass ihr zumindest nichts Schlimmeres passiert ist.
Bei Hol Uns Der Teufel findet sich ein Großteil des Publikums auf dem Boden ein und beginnt ein wildes Rudergelage. Für mich eine gute Gelegenheit, mir die Leutchen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich bin fasziniert, wie viele sich tatsächlich mit Hüten und anderen Piratenaccessoires oder auch ganzen Kostümen ausstaffiert haben. Ich mag verkleiden ja schon an Karneval für mich nicht, aber dies hier ist irgendwie authentisch. Die Fans leben diesen Piratenquatsch mit einem Augenzwinkern und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen.
Den Song Wellerman kann ich seit der JedermussjetztunbedingtseineVersiondesGassenhauersaufdenMarktbringen-Episode eigentlich nicht mehr leiden, aber ganz ehrlich: Wenn überhaupt jemand das Recht hat, solch ein Lied zum Besten zu geben, dann ja wohl gestandene Seeleute und in der Hurley-Version wippe dann sogar ich versöhnt im Takt mit. Auf Zu Neuen Ufern darf natürlich nicht fehlen und auch Santa Sangria und Die Legende Von Daisy Jones gehören zu einem Best-of-Abend einfach dazu.
Schließlich erobern zu Komm Zur Marine auch die Ladys vom Merchstand als Flaggenschwenker die Bühne und werden standesgemäß vom Offizier mit Marschtrommel begleitet. Nach Mit’n Hut wird ein Podium errichtet. Der Song Ach Ja!? wird heute nicht performt, aber zumindest das Pöbelsolo von Buckteeth Bannock dürfen wir uns in all seiner Herrlichkeit zu Ohren kommen lassen. Irgendwie erinnert er ein wenig an den Weihnachtsmann mit dem goldenen Buch, wie er da so im Scheinwerferlicht erstrahlt. Der Inhalt der Rede ist allerdings wenig erfreulich: Wir trinken zu wenig und trinken zu wenig. Ach ja, und wir trinken natürlich auch zu wenig! Wenn der wüsste, wie steinig der Weg zu den Toiletten ist, hätte er vielleicht Nachsicht mit uns … Es folgen Grogstar, Schrumpfkopf Im Rumtopf und Tortuga. Anschließend gibt es eine kurze Modenschau zum Thema „Neues Merch zum kommenden Leuchtturm-Album“, das Anfang September erscheint.
Nun nähern wir uns mit großen Schritten dem Ende dieses abwechslungsreichen und schweißtreibenden Konzerts. Aber natürlich nicht ohne Unser Untergang und Mann Über Bord. Als dann gegen 22:30 Uhr das Medley mit Blau Wie Das Meer als Abschluss ertönt, ist wohl jeder im Publikum zufriedengestellt. Für die Band gibt es noch ein ausgiebiges Bad im Applaus. Dann machen sie Platz für John Kanaka And The Jack Tars, die mit ihren Folk-a cappella und Shantys den Gute-Laune-Rausschmeißerjob übernehmen.
Alles in allem war dies mal wieder ein superlustiger Abend, der etwas chaotisch-holprig begann, sich dann aber zu einem wahren Piratenfest entwickelte.
Bleibt noch zu sagen, dass niemand Geringerer als Mr. Hurley Und Die Pulveraffen am 12.5.2023 die Maiwoche Osnabrück am Herrenteichswall eröffnen. Umsonst und draußen! Hin da!