Vainstream Rockfest am 04.07.2015 in Münster

“Jubiläum in Münster“

Festivalname: Vainstream Rockfest

Bands: 257ers, Antilopen Gang, Architects, Biohazard, Breakdown Of Sanity, Callejon, Chelsea Grin, Die Kassierer, Donots, Expire, Fear Factory, Feine Sahne Fischfilet, Funeral For A Friend, Madball, Neaera, Off!, Parkway Drive, Red Fang, Rogers, Sick Of It All, Sondaschule, Suicide Silence, Terror, Upon A Burning Body, Vitja

Ort:
Hawerkamp, Münster

Datum: 04.07.2015

Kosten: 60,45 € VVK (ausverkauft)

Genre: Hardcore, Metalcore, Metal, Punk, Rock, Black Metal

Veranstalter: Kingstar Music (http://www.kingstar-music.com/)

Link: http://www.vainstream.com/

Festivalplakat Vainstream 2015

Das Vainstream Rockfest feiert zehnjähriges Jubiläum und ich bin zum ersten Mal dabei. Der Wetterbericht für dieses Mal sieht allerdings schon zu gut aus, es sind nämlich Temperaturen um die 39°C angekündigt. Und das macht sich auch schon bemerkbar als ich morgens um 8:30 Uhr in Münster ankomme. Es hat sich schon eine illustre Schar von Musikfans vor dem Eingang versammelt, aber noch bleibt es überschaubar. Im Laufe des Tages werden sich mehr als 10.000 Fans auf dem Gelände tummeln. Noch ist allerdings die Gelegenheit, einen Rundgang zu starten. Auf der EMP Stage und der Relentless Stage finden Soundchecks statt, ansonsten ist es noch sehr ruhig. Verhungern und verdursten muss niemand, es gibt die üblichen Getränkestände, außerdem mehrere Stände, an denen der Energydrink Relentless, der an diesem Tag zu meinem Hauptnahrungsmittel mutiert, ausgeschenkt wird. Auch beim Essen hat man die freie Wahl, es gibt Laugengebäck, Crêpes, Gyrospfanne, Pommes Frites. Außerdem sind die Falafisten vertreten und sogar vegane Burger werden angeboten. Dankenswerterweise haben die Organisatoren auch für gut zugängliche Wasserentnahmestellen und sogar einige mobile Duschen gesorgt. Die werden im Laufe des Tages auch von mir diverse Male genutzt. Nun aber zum wichtigsten, den Bands und der Musik.

 

Überpünktlich um 9:50 Uhr betritt die erste Band des Tages die EMP Stage und Vitja wissen mit ihrer Mischung aus Metalcore und Djent sofort, wie man die bereits zahlreich erschienenen Fans animiert. Die ganze Band strotzt vor Spielfreude, und Sänger Dave lässt es sich auch nicht nehmen, auf das Absperrgitter zu steigen und mit den Fans auf Tuchfühlung zu gehen. Zum Circle Pit muss er nicht groß auffordern, auch seiner Bitte nach der ersten Wall Of Death des Tages kommt ein Großteil der Anwesenden nur zu gern nach. Leider ist dieser Auftritt nach knapp 30 Minuten schon wieder zu Ende, und fast nahtlos startet auf der nebenan liegenden Relentless Stage die Show von Upon A Burning Body. Ein wenig bemitleide ich die Jungs aus San Antonio, die komplett in Anzüge gehüllt der jetzt schon prallen Sonne, die direkt auf die Bühnen scheint, ausgesetzt sind. Nichtsdestotrotz liefern auch sie eine sehr energiegeladene Show ab, und irgendwann sieht dann auch Sänger Danny ein, dass es mit freiem Oberkörper doch etwas angenehmer ist. Leider war ich da schon wieder aus dem Fotograben raus und auf dem Weg zurück zur EMP Stage. 😉 Hier geht es mit der ersten kleinen Verzögerung weiter mit richtig geilem Deathcore. Die Jungs von Chelsea Grin sind topfit, die Stromanlage allerdings nicht, plötzlich geben die Instrumente keinen Mucks mehr von sich. Hier zeigt Sänger Alex, dass er auch Entertainer-Qualitäten aufzuweisen hat, er überbrückt die Zwangspause mit launigen Ansagen.

   

Um die Pause bis zum Auftritt von Breakdown of Sanity zu überbrücken, bewege ich mich in Richtung Throwdown Stage, vor der sich ebenfalls eine Menschentraube gebildet hat. Hier tritt die Band Feine Sahne Fischfilet auf, aber das ist nicht so ganz meins, also erst einmal zur nächsten Wasserentnahmestelle. Auf Breakdown Of Sanity hatte ich mich sehr gefreut, ihr letztes Album Perception aus dem Jahr 2013 hatte von mir fast Höchstwertung erhalten, aber live habe ich die Jungs aus der Schweiz noch nie gesehen. Und sie enttäuschen nicht. Bei Songs wie The Gift, The Writer oder Infest schnurrt das Schweizer Uhrwerk und die Circle Pits laufen rund. Und auch hier wieder die anscheinend unverzichtbare Wall Of Death. Mittlerweile ist schon Mittagszeit, die Sonne steht hoch am Himmel und brennt gnadenlos auf alle nieder. Das bremst die Münsteraner Band Neaera allerdings in keinster Weise aus. Insbesondere Sänger Benjamin läuft zur Höchstform auf, ist nur unterwegs und fast mehr beim Crowdsurfing als auf der Bühne zu finden. Er bittet die Security auch mehrfach, dem Publikum Abkühlung zu verschaffen, was dann sowohl per Feuerwehrschlauch als auch mit Wasserflaschen geschieht. Hier möchte ich allerdings einschieben, dass die Security vor den beiden Hauptbühnen einen super Job gemacht hat. Den ganzen Tag haben die Jungs und Mädels dort gestanden und dafür gesorgt, dass die Fans und auch wir Fotografen trotz der unbarmherzigen Hitze ihren Spaß hatten und niemand zu Schaden gekommen ist. Danke dafür!

 

Nachdem ja bislang auf den Hauptbühnen nur Metalbands aufgetreten sind, gibt es mit Sondaschule das erste Kontrastprogramm. Aber mit ihrer Mischung aus Punk, Ska und sogar Reggae schaffen es die Jungs aus Mülheim, eine breite Masse zu begeistern und auch ich gönne mir einen großen Teil dieser sehr mitreißenden Show. Wieder voll auf die Glocke gibt es dann von Suicide Silence. Auch wenn ich um mich herum viele Stimmen höre, dass Mitch Lucker immer fehlen wird, gerät die Show der fünf Männer aus Kalifornien doch zur Abrissbirne. Der Kontrast könnte nicht viel größer sein, als die 257ers die komplett in Quietschfarben und wie ein Spielplatz aufgebaute Bühne betreten. Zu diesem sehr gelungenen Crossover aus HipHop, Pop, Schlager und irgendwas Elektronischem habe ich mir nur aufschreiben können „Fanta4 auf Dope“. Hat sehr viel Spaß gemacht, den Jungs aus Essen zuzusehen und zuzuhören.

 

Neben den drei Open Air Bühnen gibt es ja auch noch die Club Stage Bühne in der Sputnikhalle. Dort geht das Programm jetzt um 15:00 Uhr mit der amerikanischen Hardcore-Band Expire los. Ich kannte die Band vorher gar nicht, bin aber kurz davor, die Halle sofort wieder zu verlassen, denn die Luft steht im Innenraum und macht das Atmen schwer. Da ich aber einen guten Platz direkt vorn an der Absperrung ergattern kann, harre ich der Dinge die da kommen. Und als die Jungs von Expire loslegen, bricht ein Unwetter über mich herein. Die Fans, die vorher noch mit einem Meter Abstand hinter mir stehen, legen einen Moshpit hin und stürmen alle nach vorn, dass selbst ich in meiner Ecke nicht mehr sicher bin. Als Sänger Joshua mit dem Mikro von der Bühne runter zur Absperrung kommt, stürmen alle auf ihn zu, um lauthals mitzusingen. So bin ich dann erstmal raus aus diesem Knäuel, aber nach insgesamt drei Songs reicht es mir dann doch, und ich bin froh, als ich nach der unerträglich schwülen Luft in der Sputnikhalle wieder in die trockene Hitze nach draußen komme. Im Innenhof sind auch sehr viele Schattenplätze, die Musik hört man hier natürlich auch noch. Also erst einmal setzen.

 

Auf meinem Weg zurück zu den Hauptbühnen komme ich wieder an der Throwdown Stage vorbei. Hier gibt es HipHop mit sehr intelligenten Texten von der Antilopen Gang, und wir dürfen nach ein paar sehr ernsten Worten eines der Bandmitglieder alle der leider immer mehr wachsenden rechten Szene den Stinkefinger zeigen. Zurück zur Relentless Stage, Madball stehen auf dem Programm. Kenne ich noch nicht, aber die Männer aus New York City liefern mit ihrem Hardcore die nächste Abrissbirne des Tages. Ich weiß nicht, ob Madball später angefangen haben oder überziehen, auf jeden Fall betreten Fear Factory später als geplant die Bühne. Und genau wie beim W.O.A. 2013 sieht Sänger Burton C. Bell leicht angepisst aus, aber das gehört wohl dazu. Songs wie Powershifter oder Damaged werden professionell wie immer dargeboten und dann kündigt Burton C. Bell an, dass im August das neue Album Genexus über Nuclear Blast veröffentlicht wird. Einen ersten Song dürfen wir gleich hören – Soul Hacker heißt das Teil.

   

Da ich bis jetzt fast pausenlos zwischen den Bühnen hin und her gelaufen bin, muss ich mir jetzt aber doch mal eine längere Pause gönnen, die Hitze fordert ihren Tribut. So stehe ich dann bei der Show von Terror mal nicht vor der Bühne sondern höre Songs wie Keepers Of The Faith oder Overcome nur, während ich in der „Fressmeile“ im Außenbereich noch einen Schattenplatz ergattern kann. Auf meinem Weg zurück zur EMP Stage höre ich dann im Vorbeigehen, wie Die Kassierer gerade einen Klassiker zum Besten geben, nämlich Am schlimmsten ist, wenn das Bier alle ist. Diese Punk-Urgesteine aus Wattenscheid werden vom Publikum begeistert abgefeiert.

Eine weitere Band, auf die ich mich sehr gefreut habe, ist Architects. Auch wenn es mittlerweile 18:20 Uhr ist, ist die Lufttemperatur noch nicht wirklich gesunken. Und selbst wenn es schon kühler gewesen wäre, hätten Architects mit ihrer Hammer-Show ganz schnell den Siedepunkt erreicht. Da stimmt alles, und die große Masse vor der Bühne feiert diese sehr gelungene Mischung aus Metalcore und Djent, die Architects hier zelebrieren, mit Circle Pits und Sprechchören begeistert ab. Und damit uns allen auch ja nicht kalt wird, geht es nahtlos mit der Düsseldorfer Band Callejon weiter in schweißtreibende Gefilde. Sichtlich gut gelaunt betreten die Jungs um Frontmann Basti die Bühne. Im Dezember geht man auf Wir sind Angst Wintertour, aber jetzt ist Sommer, und Callejon heizen mit Songs wie Wir sind Angst, Dunkelherz und Ich lehne leidenschaftlich ab noch weiter auf. Bevor es mit Porn From Spain 2 den letzten Song gibt, fordert Basti uns alle auf, beim Ärzte-Song Schrei nach Liebe mitzusingen. Ich liebe es, lauthals „Arschloch“ zu grölen! 😀

   

Auf der benachbarten Bühne geht es dann mit den Donots weiter, aber auch wenn die Männer sicherlich eine klasse Show abliefern, bei der natürlich Stop The Clocks und We’re Not Gonna Take It nicht fehlen dürfen, pilgere ich doch noch einmal zur Sputnikhalle. Hier tritt mit Der Weg Einer Freiheit eine Band auf, die ich ebenfalls noch nicht kenne. Mittlerweile ist die Luft auch hier in der Halle erträglich, und es wabert ein seltsamer Duft in die Nase. Ein Blick auf die Bühne verrät dann auch, woher der kommt. Man hat Räucherstäbchen angezündet, die langsam vor sich hin glimmen. Ich wage es dann, einen der Anwesenden zu fragen, welche Musik es gleich auf die Ohren gibt. Mit einem herablassenden Lächeln erhalte ich die Antwort: Black Metal. Das wäre dann eine Richtung, die ich heute noch nicht gehört habe. Und wirklich geht es nach einem sehr doomigen Intro in die Vollen, und die Jungs aus Würzburg liefern feines Gitarrengeschreddere, das vom Schlagzeug mehr oder weniger akkurat vorwärtsgeprügelt wird. Die Anwesenden feiern die Band begeistert ab, aber nach vier Liedern reicht es mir dann doch. So langsam habe ich dann auch eine Überdosis an Bands intus.

 

Also auf zum Auftritt des Headliners Parkway Drive. Ich habe das Gefühl, sämtliche Besucher des Vainstream sind jetzt vor der EMP Stage versammelt, es dauert also seine Zeit, bis ich vorn am Fotograben ankomme. Aber gerade rechtzeitig, um noch einige Informationen von der Security zu den geplanten Special Effects zu erhalten, die sich noch als sehr wertvoll erweisen sollen. Zum ersten Mal an diesem Tag ist die Bühne verhüllt, nur Gitarrist Jeff Ling kommt vor den Vorhang und spielt den ersten Song des Abends Wild Eyes an. Dann fällt der Vorhang, und man sieht die Bühne, die wie ein Schrottplatz dekoriert ist, dazu an der Bühnenrückwand ein riesiges Banner, das eine Stadt zeigt. Die Männer um Frontmann Winston McCall haben die Meute fest im Griff und auch wenn der Tag schon sehr anstrengend war, gibt auch das Publikum noch einmal alles. Der Konfettiregen aus den riesigen Kanonen pusht die Stimmung genauso, wie die Feuerfontänen, die einer Rammstein-Show würdig wären. Und bei Songs wie Idols And Anchors, Boneyards oder Dead Mans Chest geht jedem Fan das Herz auf. Selbst das auch für mich für Parkway Drive Verhältnisse sehr ruhige Vice Grip funktioniert hier hervorragend, die Sonnyboys aus Australien wissen ganz genau, wie sie die Meute um den kleinen Finger wickeln können. Es gibt Crowdsurfer am laufenden Band, die Security hat noch einmal alle Hände voll zu tun und nach dem letzten Song Home Is For The Heartless kann man in sehr viele erschöpfte aber glückliche Gesichter blicken.

   

Auch wenn es schon recht anstrengend war, von morgens 8:30 Uhr bis abends 23:30 Uhr unterwegs zu sein, war es doch ein geiler Tag. Ein ganz dickes Dankeschön auch noch einmal an die Organisatoren, die wirklich ein tolles Festival auf die Beine gestellt haben. Ebenfalls danke an die vielen Security-Mitarbeiter/innen, die Helfer/innen von den Johannitern, die Sound- und Lichttechniker und die Leute an den Verkaufsständen, die trotz der Hitze immer freundlich und hilfsbereit waren.