Festivalname: Haste Open Air
Bands: Liederkranz Haste, Klabusterbernd, Monsters Of Liedermaching, Engst, Ferris, Montreal, Tonbandgerät, The Livelines, Jack Pott, Tequila And The Sunrise Gang
Ort: Osnabrück-Haste
Datum: 08.09.2023 – 09.09.2023
Kosten: Einzelticket ab 22,00 Euro, Kombiticket ab 31,00 Euro
Genre: Rock, Punk
Besucher: ca. 1.500 Besucher
Veranstalter: Haste Open Air Christus König Gemeinde
Link: www.hasteopenair.de
Heute dürfen wir auf’s Haste Open Air in Osnabrück fahren und das freut uns wirklich, nachdem wir das kleine, gemütliche Festival im letzten Jahr sehr in unser Herz geschlossen haben. Leider können wir nur über den Freitag berichten, umso mehr feiern wir das heutige Line-Up mit Engst, Ferris, Klabusterbernd und den Monsters Of Liedermaching.
Die Veranstaltung ist in diesem Jahr am Samstag komplett ausverkauft und auch heute ist schon wesentlich mehr auf dem Kirchplatz los, als im vergangenen Jahr um diese Uhrzeit. Die Sonne knallt ordentlich vom Himmel. Ein kurzer Blick in die Runde, vom Aufbau her ist alles beim Alten. Und auch der Männergesangsverein Liederkranz Haste ist wieder als Opener mit am Start. Für 20 Minuten gehört die Bühne ihnen und sie trällern uns Lieder à la Im Wagen Vor Mir um die Ohren.
Dann machen sich schon Klabusterbernd bereit, eine Truppe, die mir bislang noch gar nichts sagte. Umso angenehmer überrascht sind wir, was die Emsbürener da abliefern. Richtig guter deutscher Pop-Punkrock, der mit ordentlich Wucht, aber trotzdem melodisch daherkommt. Das Publikum ist sofort am Start und einige scheinen die vier Jungs bereits zu kennen, denn der eine oder andere ist durchaus textsicher. Die Band existiert seit 2017 und man merkt ihnen an, dass sie richtig Bock haben. Spätestens beim Cover Opa von Terrorgruppe sind wir überzeugt und beschließen, uns auf den Weg zum Merchstand zu machen, um unser Geld in eine CD der Jungs zu investieren. Leider haben sie keine am Start und so bleibt es für heute bei einem Aufkleber.
Es folgt der Umbau für die Monsters Of Liedermaching, die im Gegensatz zum Vorgänger einige Bühnenshows mehr auf dem Buckel haben. Seit 20 Jahren erfreuen Rüdi Bierhorst, Pensen, Fred Timm, Der Flotte Totte, Labörnski und Burger ihre Fans mit Songs wie Der Wellensittich (von Angela Merkel), Sexkranker Expunker oder Herzblatthubschrauber. Nachdem Pensen als Pensen Paletti und mit Das Pack schon etliche Male auf Wacken gespielt hat, hatte er in diesem Jahr auch seine Kollegen mit auf dem Metalfestival. Heute gilt es, das Publikum von dort zu überbieten. Natürlich sind wir geringfügig in der Unterzahl, aber es kommt ja gar nicht auf die Lautstärke, sondern mehr auf die Inbrunst an, mit der das Publikum singt und da liegen wir sicher ganz weit vorn. Los geht es mit Auflaufform, einem meiner Lieblingssongs von Fred, der seit einiger Zeit aufgrund eines irreparabel gebrochenen Fingers auf die Gitarre verzichten muss und stattdessen sein wunderschönes Keyboard vor sich hat. Ob Stress Mich Nicht, Laterne oder Türen, alle Songs werden ordentlich abgefeiert. Allerdings fand ich die Jungs tatsächlich schon mal noch schmissiger, vielleicht werden sie auch einfach langsam etwas ruhiger. Sie flippen heute nicht ganz so wild auf ihren Stühlen herum. Dafür verteilen Labörnski und Totte ein paar Flaschen Bier im Publikum und ein Medley aus Major Tom, Verdamp Lang Her, Bis Zum Bitteren Ende, Eisgekühlter Bommerlunder und Zu Spät bringt das Publikum noch mal richtig in Fahrt. Obendrauf gibt es dann noch Frösche Weinen Nie und Cola Korn. Wir laufen erneut zum Merch, um uns mit dem wundervollen CK – Cola-Korn-Shirt einzukleiden, das reißenden Absatz findet.
Wir werfen jetzt noch einen Blick auf die Preise an den Fressbuden und sind erstaunt. Am Crêpe-Stand bekommt man z. B. die mit Kinderschokolade gefüllten Leckerbissen für nur drei Euro und auch die Mantaplatte ist mit fünf Euro ein absoluter Festival-Preiskracher. Unter 7,50 Euro haben wir die in diesem Jahr noch nirgendwo gesehen. Auch die angeschlagenen 3,50 Euro für ein Bier und 1,50 Euro für ein Wasser sind absolut fair. Ebenso wird auf Pfand verzichtet und stattdessen regelmäßig Leergut aus den bereitstehenden Kisten eingesammelt. Sehr angenehm, weil man nicht dauernd ein leeres Glas in irgendeine Hosentasche stopfen muss. An Getränken gibt es außerdem noch Bowle und Weißwein sowie die üblichen Softgetränke. Und hier muss man noch mal ein großes Lob aussprechen, denn obwohl es nur zwei kleine Getränkestände sind, steht man nie lange an. Die Crew ist super vorbereitet und viele Hände helfen, die durstigen Kehlen zu erfrischen.
Als Nächstes kommen Engst aus Berlin auf die Bühne. Ich bin gespannt, denn ich habe schon einiges Positives gehört. Die Jungs geben auch sofort Vollgas und ziehen das Publikum mit. Die Fancrowd tut ihren Dienst. Die Musiker haben einen sehr engagierten Fanclub im Gepäck, der eifrig Fahnen schwenkt und mit guter Laune seine Kapelle anfeuert. Mit solch einem Support darf sich wohl jede Band glücklich schätzen. Der Volldampf von der Bühne lässt direkt auch die ersten Pogowütigen losspringen und sowohl auf als auch vor der Stage ist ununterbrochen die Hölle los. Die vielen Engst Shirts um uns herum zeigen, dass das hier für viele der Headliner ist. Textsicher feiern sie die Punkrocker aus der Hauptstadt. Lediglich als Sänger Matthias zur Wall Of Love aufruft, wird ihm ein Strich durch die Rechnung gemacht. Denn das feierwütige Volk fällt sich nicht wie geplant in die Arme, sondern pogt gnadenlos einfach weiter. Was soll ich sagen, der Song namens Eskalieren hätte hier heute nicht besser passen können. Ich bin echt begeistert von der ganzen Euphorie und der guten Laune, die sich von der Bühne aufs Publikum überträgt, lediglich die Fotografen tun mir leid, denn die Nebelmaschine haut eine Schwade nach der anderen raus. Bei König ziehen wir uns hinter die Kirche zurück. Hier stehen Bierbänke und Tische für eine Auszeit bereit und während ich noch denke, wie schade es ist, dass man die Bühne gar nicht sehen kann, so schnalle ich doch im nächsten Moment, dass es eigentlich mega klug ist, denn die Kirche nimmt so viel Lautstärke, dass man sich hier bei etwas leiserer Hintergrundmusik entspannt unterhalten kann. Nach einem Kaltgetränk und etwas Erholung für die Füße schauen wir uns die letzten Songs Immer Noch Am Leben und Geschichte Schreiben von ganz hinten an und genießen den Anblick der feiernden Menschen und der tollen Bühnenlichter.
Nun warten wir noch auf Ferris, der hier heute den Rausschmeißer gibt. Ich finde es immer wieder mega interessant, denn die Bandmitglieder und den ehemaligen Deichkind-MC findet man noch in einigen anderen Konstellationen auf den Bühnen dieser Welt. Ob bei Band Ohne Anspruch, Phönix Aus Der Klapse, Hochstarter, Durstig und wie die Projekte alle heißen, es ist immer wieder gut, was die da oben abliefern. Heute also als Ferris und ich hoffe, dass es nicht ein schlichtes Rap-Ding wird. Zwar fordert der bekannte Sänger bei Freizeit Und Kuchen noch das obligatorische Bouncen mit den Armen ein, aber dann wird es deutlich punkiger und das auf einem Level, das richtig Spaß macht. Irgendwie ist das auch wieder so ein Charakterkopf, dem man einfach an den Lippen hängt und ich bin erneut begeistert, wie auch das Publikum voll am Start ist. Spätestens bei den lauten Alerta Alerta Antifascista Rufen hab ich dann wieder meine Gänsehaut am Start. Hass Macht Hässlich, Kein Kompliment oder Alle Hassen Ferris, die Songs knallen von der Bühne und man hat einfach Lust zu feiern. Auf dem Dach der Kirche stehen mittlerweile verdächtig nach Pyro aussehende Boxen und tatsächlich bekommen wir noch ein flammendes Kirchendach zu sehen. Ich bin schon jetzt restlos zufrieden. Wir lassen uns noch von Linksradikaler Schlager (Swiss), Klaus Kinski (Phönix Aus Der Klapse) und Bullenwagen entertainen und dann endet der heutige Tag und ich kann nur ein Resümee ziehen: Was die kleine Kirchengemeinde hier auf die Beine stellt, verdient einfach 10 von 10 Punkten. Die Bands sind immer alle super, der Platz ist gemütlich und die Crew macht alles, damit man sich wohlfühlt. Die Preise inklusive des günstigen Eintritts sind top, das Essen lecker und wir haben sogar einen Parkplatz direkt vor der Tür. Dass der Samstag hier ausverkauft ist, das ist mehr als verdient und die Veranstalter dürfen sich ordentlich selbst auf die Schultern klopfen. Wir sind schon jetzt gespannt, was hier im nächsten Jahr geboten wird.