Hans Ziller – Rock ’n‘ Roll Survivor – Mein bipolares Leben mit Bonfire

Eine umfassende Abrechnung mit sich selbst, alten Bandmitgliedern und einer zerstörerischen Krankheit

Buchtitel: Hans Ziller Rock ’n‘ Roll Survivor – Mein bipolares Leben mit Bonfire

Sprache: Deutsch

Seitenanzahl: 468 Seiten

Genre: Hardrock, Heavy Metal

Release: Deutsche Erstausgabe 20. Mai 2024

Autor: Hans Ziller

Herausgeber: Hans Ziller

Buchform: Hartcover, 21 x 14 x 3 cm

Preis: 24,99 €

ISBN-13: 978-3000777493

Bonfire, kaum eine Hardrock/Heavy Metal Band aus Deutschland hat eine solch bewegte Geschichte. 1972 von Johann, genannt Hans Ziller, als Cacumen in Ingolstadt gegründet, bekam die Band erst 1986 ihren bis heute währenden Namen. Die Band durchlebte eine wechselvolle Geschichte wie kaum eine andere, wechselte die Bandmitglieder reihenweise aus. Gründer Hans Ziller selbst stieg 1989 aus, kaufte aber ein Jahr nach der Auflösung der Band 1995 zusammen mit Sänger Claus Lessmann die Namensrechte zurück. In der aktuellen Bonfire-Besetzung ist Hans Ziller das einzige Bandmitglied, das die wechselvolle Geschichte komplett erlebt hat. Gitarrist Frank Pane sowie Bassist Ronnie Parkes sind immerhin schon seit 2014 dabei, Sänger Dyan und Schlagzeuger Fabio Alessandrini sind erst seit 2022 dabei.

Die Biografie von Hans Ziller ist bereits die zweite eines Bonfire-Mitglieds. 2008 erschienen von Jörg Deisinger, der von 1986 bis 1994 bei Bonfire war, seine Memoiren Fire And Fame.

2018 Bonfire Hamburg; Foto: Norbert Czybulka

Meine persönliche Geschichte um Bonfire begann 1989, als sich mein Kumpel die gerade erschienene dritte Bonfire-LP Point Blank zum Geburtstag wünschte. Nach der Frühschicht los in den Plattenladen, die Vinyl sowie ’ne Kassette gekauft und ab nach Hause. Erst mal aufnehmen, wie man das damals so gemacht hat. Ich war jedoch von dem Album dermaßen angetan, dass ich direkt in den Laden zurückgegangen bin, um sie mir selbst zu holen. Dass dieses Album eine besondere Geschichte hat, habe ich erst jetzt gelernt, denn bei den Aufnahmen zu diesem Album wurde Hans Ziller von seinen damaligen Kollegen aus seiner eigenen Band geworfen.

Aber ich schweif schon wieder ab, denn schließlich geht es hier um das Buch. Ein Buch, das mich ein wenig angefixt hat, denn ich wusste nichts über die wechselvolle Geschichte, die diese Band über die ganzen Jahre mitgemacht hat.

Mastermind und Bandgründer Hans Ziller ist wohl auch der Einzige, der die gesamte Geschichte der Band nachzeichnen kann. In dem nun vorliegenden Buch zeichnet er seinen persönlichen Lebensweg sowie den der Band schonungslos nach. Höhen und Tiefen der Band, die Touren mit anderen Rockgrößen und auch seinen Zusammenbruch mit Krankenhausaufenthalten und psychischen Problemen beschreibt er schonungslos und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Begleitend sind Aufnahmen in den Text eingearbeitet, die für einen Fan ruhig größer hätten ausfallen dürfen. Stilistisch fällt schon beim ersten Durchblättern der Wechsel der Schrifttypen auf. Hiermit wird deutlich gemacht, dass es sich um eine abgeschlossene Ära wie zum Beispiel sein Krankenhaustagebuch handelt.

Immer wieder erstaunen mich kleine Details in der Erzählung. Zillers Ausflug aus der Psychiatrie zu einem Foreigner-Konzert zum Beispiel. Von der Klinik direkt auf die Bühne auf der Burg Abenberg 2009, um dort mit der Band als Special Guest aufzutreten und ein herausragendes Konzert abzuliefern. Kann man als verrückter Musiker mal so machen …

Die letztendlich diagnostizierte bipolare Störung fließt natürlich in das Geschehen mit ein. Man lernt viel über diese Krankheit, auch wenn viele erlebte Einzelheiten einen nicht wirklich interessieren. Dies verursacht zeitweilige Längen beim Lesen der Lektüre. Um die Geschichte zu verstehen, muss man allerdings auch die Hintergründe der Krankheit kennen. Offen spricht Hans Ziller über Suizidgedanken, Fehlverhalten und seine zahlreichen verordneten Medikamente zum Umgang mit der Krankheit.

Jetzt, wo ich die Story kenne, werde ich mich mehr mit der Musik der Band beschäftigen. Außer der LP Point Blank und einem Konzert 2018 in der Markthalle Hamburg steht noch nicht viel auf meinem musikalischen Bonfire-Zettel. Das hole ich jetzt nach, bevor im Januar 2025 ein neues Album der Band erscheint.

Das Buch ist im Digitaldruck hergestellt und kann am besten direkt über die Bonfire-Homepage, aber auch über andere große Distributoren bestellt werden. Das Werk ist ebenfalls als Hörbuch entstanden und wurde vom Autor Hans Ziller selbst eingesprochen. Bewerten kann ich es nicht, es liegt mir nicht vor. Durch die Bebilderung des Buches kann es sein, dass da ein Stück „Bildung“ fehlt.

Hans Ziller – Rock ’n‘ Roll Survivor – Mein bipolares Leben mit Bonfire
Fazit
Ich habe schon einige Rockbiografien (Bruce Springsteen, Ozzy, Campino, Flake, Lemmy, Donots, Clash, etc.) gelesen, aber keine hat mich so fassungslos zurückgelassen. Ich brauchte einige Tage, um zu verarbeiten, was Hans Zimmer in Eigenleistung und Digitaldruck da als Werk geschaffen hat. Aufstieg, Fall, Krankheit, Stress, Streit - kein Faktor, den ein Rockmusiker haben kann, wird ausgelassen. Das Leben hat Hans Ziller schon eine Menge abverlangt. Hut ab, das dann so zu Papier zu bringen. Es heißt auch, neben dem notwendigen Fingerspitzengefühl seinen Kollegen gegenüber ebenso absolut ehrlich zu sich selbst zu sein, was er auch macht.
Eine weitere bemerkenswerte Leistung ist der Umstand, dass das Buch ohne Verlag herausgegeben ist. Bei einem Tonträger ist es schon schwierig genug, bei einem Buch für mich nahezu unmöglich. Auch das zeugt für die Leidenschaft zur Musik Bonfires!
Ein Wermutstropfen im Gesamtbild ist die zum Teil harsche Kritik an seinen ehemaligen Bandkollegen, ohne deren gleichzeitige Leistung für die Band anzuerkennen. Klar, Claus Lessmanns rechte Aussagen zum Holocaust disqualifizieren ihn. Trotzdem hat er einen riesigen Anteil am Erfolg und Wiederaufstieg der Band bis zu diesem Zeitpunkt. Das kommt nicht nur bei der Würdigung dessen Lesung zu kurz, auch die Leistung anderer Bandmitglieder zum Erfolg der Band fehlt (zum Teil) ganz.
Norbert C.
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