Event: Unleash The Kraken Festival 2024
Bands: Stillbirth, Hiraes, Rise Of Kronos, Torturized, Aeon Of Disease, Celebrate The Bloodshed
Ort: Juki 42, An der Reitbahn 2, 22926 Ahrensburg bei Hamburg
Datum: 19.10.2024
Kosten: VVK circa 27 €, AK 30 €
Zuschauer: ca. 300
Genre: Death Metal, Melodic Death Metal, Brutal Death Metal, Extreme Metal
Links: https://riseofkronos.de
Seit einigen Jahren hat sich das Unleash The Kraken Festival im Hamburger Festivalkalender verankert. Rise Of Kronos laden diverse Bands in das Juki 42 in Ahrensburg ein. Das kleine Underground-Festival hat sich wie die veranstaltende Band dem Death Metal verschrieben. Primär kommen Kapellen zu dem Event, mit denen die Bandmitglieder von Rise Of Kronos bereits gemeinsam musiziert haben. Der Blick über den Genre-Tellerrand ist ebenfalls erlaubt.
Ab 14:30 Uhr öffnen sich die Türen zum Juki 42. Das Jugendzentrum ist wenige Gehminuten von der Regionalbahnstation Ahrensburg entfernt. Wer mit dem PKW anreist, findet ausreichend Parkmöglichkeiten am Juki 42 beziehungsweise dem angrenzenden Sportplatz. Das Juki 42 steht für Toleranz und ein offenes Miteinander. Entsprechend finden sich hier keine blaubraunen Spinner ein. Viele der Menschen auf dem Festival kennen sich, sodass eine sehr familiäre Atmosphäre im und um das Juki 42 herrscht.
Eröffnet wird das Festival von einem Rottcast. Drei Menschen unterhalten sich über metallische Aspekte. Das ist als Intro am Nachmittag keine schlechte Idee. Ob es allerdings gleich 45 Minuten sein müssen, steht auf einem anderen Programm. Viele Menschen verlassen den Saal im Laufe des Talks und genießen die frische Luft oder stöbern beim Merch.
Die erste Band startet einige Minuten nach 16 Uhr. Celebrate The Bloodshed kommen aus Kellinghusen und spielen laut eigenen Angaben Blackend Deathcore. Das Corpsepaint lässt jedoch eine andere Vermutung zu. In dem Soundmix der Herren befinden sich schwarzmetallische Ansätze. Der kreischende Gesang erinnert an zum Beispiel Cradle Of Filth. Die für Core typischen Breakdowns sind dafür nicht enthalten. Zusammengefasst dürfte der Mix mit Extreme Metal bestens umschrieben sein. Die Körper sind mit roter und weißer Farbe eingeschmiert und die Show steht im Vordergrund. Bezüglich ihrer zukünftigen musikalischen Ausrichtung ist sich die Band anscheinend noch nicht sicher, aber Dani Filth dürfte auf jeden Fall ein Vorbild für den Gesang sein.
Die zweite Band des Tages kommt aus Vechta und nennt sich Aeon Of Disease. Die Truppe feiert kommendes Jahr ihr zehnjähriges Bestehen und hat bisher einen Longplayer (Veil Of Oblivion) und eine EP (Edge Of Purgatory) auf den Markt geworfen. Aeon Of Disease sind klar im Death Metal beheimatet, der aber nicht nur auf die Zwölf haut, sondern auch melodisch um die Ecke kommt. Die Einflüsse dürften eher in Europa als in den USA liegen. Manko des Gigs ist der Gesang von Stephan. Der kommt etwas dünn rüber und schlägt nicht wirklich in die Magengrube. Trotzdem eine klare Steigerung in Sachen Death Metal zur Vorgängerband.
Der aufmerksame Time For Metal-Leserschaft wird der Bandname Torturized bereits das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen sein. An den Saiten arbeitet ein Kollege aus der schreibenden Zunft. Der schreibt heute nicht, sondern schrubbt ordentlich sein Instrument. Torturized aus Magdeburg gehen langsam auf ihren 25. Bandgeburtstag zu. Die Band ist bei Apostasy Records, was bereits vor dem Gig klarmacht, dass qualitativ ein anderer Ansatz gefahren wird als bisher. Aggressiver Death Metal steht auf dem Speiseplan.
Bis Bewegung in die Crowd kommt, gilt es die technischen Hürden zu überspringen. Was im Detail nicht funktioniert, lässt sich nicht genau sagen. Mit circa 30 Minuten Verspätung geht es los, als die Anlage endlich Töne ausspuckt. Der Sound passt leider anfänglich gar nicht und Torturized benötigen zwei weitere Nummern, bis sich das Ganze eingepegelt hat. Da nicht der gesamte Zeitplan um eine halbe Stunde nach hinten rutschen soll, kürzt das Quintett sein Set. Schade, wie das Quintett mit den speziellen Saiteninstrumenten nach einem funktionierenden Line-Check und einem guten Sound klingt, lässt sich heute nicht in Erfahrung bringen. Nach dem Gig von Torturized gibt es einen medizinischen Notfall, der aber nicht an der Musik der Herren liegt. Manche Menschen lernen einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol nie.
Der Veranstalter ist bereits recht früh auf der Bühne. Gemessen am Andrang obliegt der geheime Headliner-Status Rise Of Kronos. Neben dem eigenen Festival steht die Präsentation von Imperium, der brandneuen Scheibe, auf der To-Do-Liste. Etwas Verzögerung haben Tom und Co, dann stehen die fünf Herren mit dreckigen Gesichtern auf der Bühne und Children Of Leprosy sowie Arrival Of Delusion eröffnen den Abend.
Natürlich zwei Nummern vom neuen Album, natürlich mit dem neuen Gitarristen Hendrik Schmidt. Separate The Sheep From Goats, The Offering und Legio Titanum gibt es ebenfalls auf die Ohren. Da das neue Album im Scope steht, wird bei den Klassikern eingespart. Leider schafft es Your The One I Hate nicht ins Set. Der Song gehört eigentlich auf das Unleash The Kraken Festival inklusive Tom und Gitarre in die Mitte des Publikums. Dafür gibt es Olympus Has Fallen und natürlich den Namensgeber Rise Of Kronos.
Ein großer Tränentropfen fällt aber in die euphorische Stimmung. Tim, Bassist und die zweite Rise Of Kronos-Stimme, verabschiedet sich von der Band. Sagenbringer, Rise Of Kronos und Job sind am Ende etwas zu viel. Die Band wird ab Februar 2025 wieder als Quartett unterwegs sein. Den Bass schnappt sich Tom, die zweite Gitarre ist bereits mit dem neuen Gitarristen Hendrik heute vor Ort. Übrigens werden Rise Of Kronos kommendes Jahr 15 Jahre alt. Wenn das nicht ein Grund für ein spezielles Set auf dem Unleash The Kraken 2025 ist.
Von Griechenland an den Strand. Oder an den griechischen Strand? Es ist Zeit für Surf-Death-Metal. Eigentlich spielen Stillbirth einen Mix zwischen Deathcore, Death Grind und Brutal Death Metal. Zum Surf Death Metal wird es durch die Show. In Strandbekleidung sind die Herren auf der Bühne unterwegs, dazu stehen auch schon Surfbretter bereit. Es gibt ein ordentliches Gemetzel auf der Bühne und viele Menschen auf dem kleinen Undergroundfestival sind anscheinend wegen der Truppe aus Hagen hier. Der Circle Pit dreht sich schnell und der Grunz-Gesang, der auch durchaus etwas verlangsamt wird – gelegentlich – sorgt für eine tobende Meute vor der Bühne. Death Metal ist ungleich Death Metal und die Geschmäcker sind unterschiedlich. Menschen mit einer Vorliebe für den Elchtod überlassen die Bühne der jungen Generation, die die Herren aus Hagen kräftig abfeiern.
Mittlerweile haben sich die Bands und die Veranstalter in den Zeitplan zurückgekämpft. Den Deckel macht Hiraes drauf. Die Band ist die ehemalige Osnabrücker Combo Dawn Of Disease mit der Frontfrau von Cripper, die es ebenfalls nicht mehr gibt. Das Projekt startet mit vielen Vorschlusslorbeeren und mit einem Vertrag bei Napalm Records in der Tasche. Auf Solitary folgt Dormant als zweiter Longplayer und Hiraes sind im Melodic Death Metal beheimatet.
Um es vorwegzunehmen: Der melodische Todesblei von Hiraes ist nicht bei At The Gates zu finden. Vielmehr sind es die neuen Bands, die den schwedischen Melodic Death Metal mit verschiedenen Elementen anfüttern, zu denen sich Hiraes gesellt. Frontfrau Britta ist nebenbei Gesangslehrerin und bindet das Publikum bei verschiedenen Songs immer wieder mit ein. Der Gipfel in Form eines Rollcontainers erklimmt die Dame mit einer weiteren Dame aus dem Publikum und gemeinsam schmettern die Damen Undercurrent. Ob vorher abgesprochen oder nicht – starker Showpunkt. Britta stürmt zurück in Richtung Bühne und – sehr passend – mit Running Out Of Time endet gegen 23:30 Uhr der musikalische Teil im Juki 42, zumindest was die Live-Performance angeht. Britta lädt aber alle anwesenden Fans zur Geburtstagsfeier ein. Circa 30 Minuten nach der Show feiert die Frontfrau am Merch mit Fans und Freunden ihren Geburtstag. Wir gratulieren und heben das Wasserglas, da ein PKW nur mit 0,0 Promille gelenkt wird.
Das familiäre Undergroundfestival ist zu Ende und Rise Of Kronos haben vor, auch kommendes Jahr im Juki 42 wieder ein Unleash The Kraken zu veranstalten. Time For Metal wird euch über das Festival entsprechend informieren. Tipp: Im Festival Guide befinden sich auch Informationen zu kleinen Undergroundfestivals.