Event: The Hunting Party Tour 2024
Bands: Marco Glühmann & Band, Blind Ego
Datum: 20.11.2024
Genres: Rock, Prog Rock, Neo Prog, Prog Metal
Besucher: ca. 150
Ort: Logo, Hamburg
Kosten: VVK 28, 82, €, AK 30,00 €
Setlisten:
- Hear Our Voice
- Never Say Goodbye
- Reach Out
- Faceless
- Look At Me
- Our Last Hope
- Running Out Of Time
- My Eyes Are Wide Open
- The Hunting Party
- The Stranger
- Spiders
- Boiling Point
- In A Blink Of An Eye
- Breathless
- When The Party Is Over
- Never Escape The Storm
- Massive
- Three
- Burning Alive
- What If
- Blackened (mit Marco Glühmann)
Zugabe:
- Obsession
- In Exile
Und wieder treibt es uns nach Hamburg ins Logo, um diesmal Kalle Wallner mit seiner Band Blind Ego zu sehen. Anlass ist die Veröffentlichung der The Hunting Party (Review hier), seiner neuesten Platte. Der heutige Abend ist der Tourauftakt zu den noch im November anstehenden vier Konzerten von Blind Ego. Wir haben mal wieder Glück und finden in der Grindelallee, kurz vor dem Logo, einen Parkplatz, und bevor es in die Halle geht, nutzen wir die Gelegenheit in einem guten vietnamesischen Imbiss einzukehren. Die Nudeln mit Hähnchen sind wie immer lecker und günstig.
Der Eintritt ist wie immer problemlos und so haben wir Gelegenheit, kurz das Merch zu checken und uns passende Plätze zu besorgen. Im Vorprogramm ist Marco Glühmann & Band dabei, der die Anwesenden auf das Konzert einstimmen soll. Der Frontmann der Hamburger Gruppe Sylvan hat eine große Fanbase, die sich hier auch eingefunden hat. Aber nicht nur er, sondern auch Sebastian Harnack, Bassist von Sylvan, ist in der kleinen Halle unterwegs. Beide pflegen ihre freundschaftlichen Kontakte und begrüßen viele der Gäste. Das Durchschnittsalter ist recht hoch und wird eigentlich nur durch die Musiker und die Angestellten gedrückt. Ok, es sind auch ein paar Kids dabei, die, so stellt es sich später heraus, Marco Glühmanns Sprösslinge sind.
Pünktlich um 20:00 Uhr fängt der dann auch an. Marco hat sein erstes Soloalbum A Fragile Present (Review hier) im Gepäck, das hier vorgestellt wird. Die auf der Bühne stehenden Mitmusiker entpuppen sich als die Blind Ego Truppe, die hier die Songs von Marco musikalisch unterstützen. Auf der Setlist stehen acht der zwölf auf der Platte befindlichen Songs. Mit Hear Our Voice geht es los. Es ist zwar gut abgemischt, aber bereits ab Song zwei, Never Say Goodbye, ist der Gesang etwas schräg. Gerade in den Höhen scheinen entweder Marco oder der Mischer nicht auf der richtigen Spur zu sein. Das setzt sich auch im dritten Song fort. Schade eigentlich, denn auf dem Tonträger hört sich das alles stimmig und passend an. Klar, es ist live, und auch mit anderen Musikern als auf dem Tonträger, außer Kalle, der Gitarre und Bass auf der Platte spielt. Trotzdem scheint es zu gefallen und jeder Song wird ausgiebig beklatscht. Heimspiel halt. Zwischen den Songs ergreift Marco das Wort und bedankt sich für das Ermöglichen der Auftritte auch in dieser Konstellation. Die Begleitmusiker haben sich die Songs angeeignet und spielen diese dann auch im Sinne des Künstlers. Natürlich ist Kalle Wallner das eine oder andere Mal gefragt und liefert die glasklaren Soli. Auch der Rest der Truppe ist gut gelaunt und liefert ab. Insgesamt solide und sicherlich noch steigerungsfähig, aber für den ersten Auftritt ist das ok. Drummer Michael kämpft derweil mit seinem Kit. Ständig muss er die Bassdrum zurechtrücken, die sich beim Spiel verselbstständigt. Nach gut 50 Minuten ist der Auftritt dann vorbei.
Ein Umbau ist nicht nötig, da ja alle Instrumente und das Equipment eins zu eins wieder übernommen werden. So kommt Glühmann nach dem Auftritt fast sofort nach vorn und mischt sich unter die Gäste. Pünktlich um 21:00 Uhr kommen dann Blind Ego auf die Bühne. Es ist die gleiche Konstellation, auch wenn der Beginn des Konzertes gleich um einiges härter ausfällt. The Hunting Party, Titeltrack und Tournamensgeber eröffnet das Set. Nach den ersten Tönen kommt der neue Sänger Kevin Kearns herausgestürmt. Der bringt Bewegung auf die Bühne. Scott Balaban, bisheriger Sänger von Blind Ego, war ja auch schon agiler auf der Bühne als die restlichen Musiker, aber Kevin setzt da noch einen drauf. Die Bühne im Logo ist ja nun eher nicht groß, aber Kevin nutzt die freien Räume, um umherzuspringen und, man staunt, zu bangen. Wenn da mal nicht ein noch anderer musikalischer Background verantwortlich ist. Es geht munter weiter mit den Songs der erst vor vier Wochen erschienenen Platte. Hier zeigt sich, dass die bereits auf dem Tonträger härtere Gangart live noch mal an Fahrt gewinnt. Die Stammbesetzung von Kalle Wallner, Kevin Kearns und Drummer Michael Christoph wird ergänzt durch Sebastian Harnack und als zweiten Gitarristen Julian Kellner. Verzichtet wird, wie auch schon bei Marco Glühmann, auf die Tasteninstrumente, die ansonsten von Yogi Lang eingespielt wurden. Diese Konstellation führt zu einem rockigen und an einigen Stellen fast heavymäßigem Agieren.
Somit wird es hier eine ordentliche Rockshow. The Stranger, Spiders und vor allem Breathless, mit ausgiebigem Solo, bei dem beide Gitarristen gemeinsam, aber auch unabhängig voneinander hervorragend performen. Hut ab vor dem Chef im Ring, der sich da auch problemlos unterordnet und nur songdienlich agiert. Kevin macht seine Sangesrolle gut und lässt Scott Balaban nicht fehlen. Texte sind noch nicht gänzlich verinnerlicht, aber dafür gibt es ja glücklicherweise Hilfsmittel. Nach gut 45 Minuten ist dann die gesamte Platte durchgespielt. Highlights sind auf jeden Fall Breathless und auch The Party Is Over. Danach geht es mit älteren Songs weiter. Kalle ergreift kurz das Wort und berichtet von der Idee, mit einer Band zwei unterschiedliche Platten live zu performen. Das ist schon eine Herausforderung, denn da müssen zwei komplett unterschiedliche Sets einstudiert werden. Aber es hat wohl allen Spaß gemacht und das Ergebnis kann sich ja nun hören lassen. In munterer Reihenfolge gibt es jetzt Songs von Liquid, Preaching To The Choir und auch Mirror wird bedacht. Während der Pandemie hat Kalle Wallner ein Soloalbum herausgebracht (Review hier), das er Voices benannt hat. Das gesamte Album, bis auf einen Song, Three, ist instrumental und eben dieses Three ist mit Gesang. Dann sollte eigentlich schon Ende sein. Aber vor der eigentlichen Zugabe spielen die Jungs munter weiter. Zum dann letzten Song, Blackened, kommt Marco Glühmann mit auf die Bühne und beide Sänger performen den Track. Da aber keiner der anwesenden Gäste die Band so gehen lassen will, gibt diese noch mit Obsession und Exile zwei weitere Songs zum Besten. Dann ist endgültig Schluss und die Band verabschiedet sich.
Nach kurzer Zeit erscheinen die Musiker dann und geben bereitwillig Autogramme oder stehen im Plausch mit den Fans zusammen. So erfahren wir dann auch, dass sich Michael Christoph gegen seinen eigenen Teppich unter seinen Drums entschieden hat. Auf der Bühne ist einer verlegt, und, so dachte er, das reicht aus. Da es sich aber um einen Filzteppich handelt, ist der von Haus aus schon glatt. Und so kam es dazu, dass sein Bassdrum immer verrutschte, was dazu führte, dass er nicht nur spielen, sondern auch ständig alles zurechtrücken musste. Also, nie wieder ohne eigenen Teppich …. Dann haben wir noch kurz mit Kevin gequatscht, der merklich angeschlagen, mit Tee und Schal ausgestattet, in der Nähe steht. Dabei erfahren wir, dass er einen Kollegen von uns, Flo W., gut kennt und dazu auch noch in einer Metalcore Band singt. Da kommen also die Bewegung und das Bangen her, es war fast zu vermuten.
Wir machen uns vom Acker, um eine signierte Platte reicher, und auf der Rückfahrt wird gleich recherchiert, wo der gute Kevin noch singt. Das gestaltet sich nicht ganz so einfach, denn es gibt diverse Ergebnisse. Wie es aussieht, ist er zum einen bei The Legion:Ghost (die haben wir tatsächlich schon mal in der Markthalle gesehen und für gut befunden) und dann auch noch bei Cyant. Schon interessant, wie sich manchmal Konstellationen ergeben. Es war insgesamt ein gelungener Abend.