Eine gute Horror-Story oder ein düsteres Drama muss nicht immer nebelverhangen und bewusst flüsternd in seinem Erzählstil sein. Die Atmosphäre soll zwar die Spannung und Tragik wiedergeben, doch Dramatik und sogar Action dürfen sich ebenfalls in die Handlung Zutritt verschaffen. Shakespeares Hamlet trug sich im dänischen Helsingør zu, was im englischen Sprachgebrauch als Elsinore wiedergegeben wird. Der italienische Szene-Veteran Giorgio Trombino widmet sich diesem Stoff mit zwei Songs – The Vengeful Ghost und Tombstone Hex – mit blutigen Fingernägeln in tiefschwarzes Vinyl gekratzt.
In etwas über sechs Minuten reitet der Metal-Narrateur durch die beiden stimmungsvollen Dichtungen aus seiner Feder. In einer Mischung aus klassischem Heavy Metal à la Iron Maiden und frühzeitlichem Black Metal made in Switzerland wird der belesene Metal-Fan all die Ingredienzien finden, die ihm eine Gänsehaut auf den Rücken zaubern.
Shakespeare war ein Headbanger
Zu den typischen Maiden-Riffs gesellen sich schleppende bis rasende Rhythmen dumpfer Tonart sowie eine gequälte kehlige Reibeisenstimme. Die beiden Kompositionen weisen in ihrer Gesamtheit eine gewisse Nähe zu den schwedischen Dark Speedstern Witchery auf. Elsinores Weisen unterscheiden nur in ihrem glanzlosen, staubtrockenen Vortrag, der durch eben diese Attribute seinen morbiden Charme entfalten.
Mit einer in der Sprache der Dichter und Denker vorgetragenen Einleitung steigert sich das musikalische Ambiente von The Vengeful Ghost schnell in wahnwitzige Raserei, welche sich im Maiden’schen Phantom der Oper ihren Ausweg findet und in suizidaler Melancholie endet. Kapitel 2 Tombstone Hex gibt sich ganz dem Rausch paranoider Wahnvorstellungen hin, was in einem Ende mit Schrecken zu einem abrupten endgültigen Hinscheiden kommt. Dabei ist beiden Musikstücken die finster-holprige Klangfarbe gemein.
Hier geht es lang für weitere Informationen zu Elsinore – The Vengeful Ghost / Tombstone Hex in unserem Time For Metal Release-Kalender.



