Eskimo Callboy + Support am 23.11.16 im Substage, Karlsruhe

Die Band aus Castrop-Rauxel ist eine Faszination für sich!“

Eventname: Eskimo Callboy European Tour 2016

Headliner: Eskimo Callboy

Vorbands: Annisokay, Palisades, Her Name In Blood

Ort:
Substage, Karlsruhe

Datum: 23.11.2016

Kosten: 25 € VK, 32 € AK

Genre: Trancecore, Post Hardcore, Metalcore

Besucher: ca. 700 Besucher

Veranstalter: Wizard Promotions  (http://wizpro.com/)

Link: http://www.substage.de/programm-information/?aid=B6&page=tickets&from=preview

 

Setliste:

Eskimo Callboy:

  1. Intro + Crystals
  2. My Own Summer
  3. We Are The Mess
  4. Dramaqueen
  5. Party At The Horror House
  6. Monster
  7. Pitch Blease
  8. Muffin Purper Gurk
  9. 2 Fat 2 Furious
  10. Voodoo Circus
  11. Best Day
  12. Paradise in Hell
  13. Walk On The Thin Line

Zugabe:

  1. Baby (T.U.M.H.)
  2. Cinema
  3. Is Anyone Up

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Das Mögen oder auch Nicht-Mögen einer Band ist manchmal ganz einfach: man mag sie, man mag sie nicht oder man liebt sie über alles. Doch häufig findet man auch den Fall, dass man sich bei einer Band nicht wirklich sicher ist, was genau denn nun gut daran sein soll, man aber einfach weiß: Man liebt es, auch wenn es vielleicht gar nicht so gut ist! Aber genau das macht doch eine gute Band aus, oder?

Genau vor dieser Problematik steht die Band Eskimo Callboy, eine der wohl bekanntesten deutschen Trancecore Bands. Oder auch, wie sie es selber gerne beschreiben: Party Metal! Denn genau dafür steht die Band, die sich gerade zusammen mit Annisokay, Palisades und Her Name In Blood auf Tour durch Europa befindet. Doch bevor man zum kontroversen Headliner kommt, gibt es erstmal ein ordentliches Vorprogramm.

Die erste Band kommt von ganz weit her. Her Name In Blood kommen nämlich aus dem fernen Japan und sind in Deutschland bisher eher weniger bekannt. Eine Tatsache, die sich bald ändern könnte(?). Ganz sicher kann man diese Frage nicht beantworten, dauert es doch mehrere Songs, bis das Publikum schließlich etwas warm zu werden scheint. Bühnentechnisch macht die Metalcore-Band alles richtig – harte Riffs, tiefe Growls und stetiges Aufrufen zu Circle Pits und zur allgemeinen Bewegung. Insgesamt merkt man der Band an, wie sehr sie sich freuen, auf der Bühne zu sein, und sie verlassen diese nach ihrem kurzen Set mit einem strahlenden Lächeln. Das Publikum zeigt sich deutlich aktiver in der zweiten Hälfte, womit der Auftritt solide gelungen ist.

Die zweite Band des Abends dagegen braucht keine erste Hälfte, um das Publikum von sich überzeugen zu können – zumindest was die anwesenden Frauen angeht. Kaum hat die amerikanische Band Palisades die Bühne betreten, scheint der Jubelschrei um einige Oktaven höher zu sein, und man muss sich kurz fragen, ob so viele Frauen bzw. Mädels auch eben schon anwesend waren. Palisades scheint bereits eine deutsche Fangemeinde zu haben, da fleißig mitgesungen und auch weiter geschrien wird. Die Band beweist, dass man gefühlvollen Post Hardcore durchaus mit verschiedenen Techno-Elementen gekonnt verknüpfen kann. Ihre Songs berühren, machen Spaß, und die Menge geht von Beginn an mit. Und da die Band aus Amerika kommt, darf natürlich auch das momentan fast stetige „Fuck Trump!“-Statement nicht fehlen. Eine Aussage, die auch beim Publikum Zuspruch findet. Palisades schaffen es, eine sehr starke Nachwirkung zu hinterlassen, und man wird sie wohl nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Als dritte und letzte Vorband betritt Annisokay die Bühne – die deutsche Metalcore-Band war schon des Öfteren mit Eskimo Callboy auf Tour und ist deswegen dem Publikum mehr als nur bekannt. Viele Fans hatten gehofft, die Band würde noch mit ihrem neuem Album Devil May Care (wir berichteten) nun eine eigene Headliner-Show geben. Leider jedoch ist auch das Set innerhalb der Tour mit Eskimo Callboy etwas kurz und lässt ein leicht enttäuschtes Gefühl zurück – nicht weil es nicht gut war, sondern weil es viel länger hätte sein sollen. Annisokay haben mit Devil May Care bewiesen, dass sie einer der besten deutschen Metalcore-Bands sind und durchaus verdient haben, auch vorne mitzuspielen. Der kleine Mix aus alten und neuen Songs kommt beim Publikum mehr als gut an. Selbst nach dem Konzert findet man die Band beim Merch Stand, die mehr als bereitwillig den Kontakt zu den Fans aufnimmt und für Fotos und Autogramme bereitsteht – definitiv eine Band mit Charakter.

Als eine Band mit Charakter kann man wohl auch den Headliner des Abends Eskimo Callboy bezeichnen. Die Band aus Castrop-Rauxel ist eine Faszination für sich. Gestartet im Jahre 2010, hat sie sich inzwischen zu einer der wohl umstrittensten aber auch beliebtesten Bands in der deutschen Metalcore-Szene entwickelt. Ihre Musik ist einzigartig und folgt nur einer Regel: Einfach durchdrehen! Texte von Party, Sex und Alkohol, welche man, laut eigener Aussage der Band, einfach nicht ernst nehmen sollte. Eskimo Callboy ist dafür bekannt, stetig über sich selber Witze zu reißen, so auch am Mittwochabend im Substage. Nach einer recht langen Pause nach Annisokay und einem Intro geht die Show endlich mit Crystals, dem Titellied des letzten Albums, los. Und eine Aufwärmphase benötigt hier keiner. Das komplette Publikum ist von der ersten Zeile an mit dabei, springt, headbangt, mosht und bewegt sich, wie es nur geht. Hemmungen und Stillstehen gibt es nicht bei der Band und auch nicht bei den Fans. Zwischen den Songs wird fleißig getrunken – ein Klischee, welches ebenso zur Band gehört, wie die markanten Kontaktlinsen von Frontmann Sushi. Der Abend im Substage steht aber noch unter einem anderen Aspekt – vor genau zwei Jahren befand sich die Band bereits schon einmal in derselben Location. Grund genug einen bunten Mix aus alten und neuen Liedern zu präsentieren und dabei auch die Hütte abzureißen.

Man kann Eskimo Callboy mögen oder nicht, aber dennoch muss man der Band einräumen, dass sie wissen, wie eine geile Live-Show auszusehen hat. Der Band geht es nicht darum, ernst zu sein oder wichtige Themen anzusprechen, sondern um den Faktor Spaß und einen möglichst wilden Abend. Und so findet man, wenn man sich darauf einlässt, durchaus viele melodische Songs im Set, die zum Mitsingen einladen und die man nicht oft genug anhören kann. Innerhalb der Zugabe teilt die Band dann noch kurz die Bühne zusammen mit Palisades, denen das Singen einzelner Stellen von Baby überlassen wird. Es passiert viel zu selten, dass die Bands, die gemeinsam touren, gemeinsam Songs performen, dabei ist es eine der coolsten und besten Momente an Konzerten. Mit Is Anyone Up geht dann auch die Zugabe zu Ende, nicht jedoch, bevor nicht das obligatorische Foto geschossen wird. Danach verlässt Eskimo Callboy doch recht schnell die Bühne, dies stört aber gar nicht, hat doch die Band mehr als eine gute Show abgeliefert und mal wieder bewiesen, dass sie die Kunst der guten Auftritte mehr als nur solide beherrschen.

Eskimo Callboy zählt zu den Bands, die live auch beim wiederholten Male nicht wirklich langweilig werden. Eine Kunst, die auch nicht jeder beherrscht. Mit Palisades, Annisokay und Her Name in Blood sorgte die Tour für ein abwechslungsreiches Programm, welches durchweg überzeugen konnte und Lust auf mehr macht.  Zum Glück weiß man, dass man nicht lange auf die Jungs warten muss, denn wenn Eskimo Callboy eins liebt und kann, dann ist es: auf Tour gehen! Der nächste erfolgreiche Abend kann also kommen.