Eventname: Die Erste Tour – Herbst 2024
Bands: Grell, Antifuchs
Ort: MAX Nachttheater, Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland
Datum: 02.11.2024
Kosten: VVK ab 25,- € zzgl. Geb., AK 30,- €
Genre: Alternative Rock, Rap-Rock
Zuschauer: ca. 450
Links: https://www.grellmusik.de
https://www.facebook.com/grellmusik
Setliste:
- Die Plage
- Labyrinth
- Flutlicht
- Sommernacht
- Rock Den Punk
- Konsum
- Zurück In Den Fuchsbau
- Feminem
- Waldweg
- Flying Fuck
- Back To The Roots
- Randale & Heckmeck
- Ein Joint
- Detox
- Tupac & Biggias
- Denkmich
- Spring
- Nicht Verlieben
- Hills
- Uns Zwei
- Wimpernschlag
- Askaban
- Aversion
- Jung & Dumm
- Jugendlicher Wahnsinn
Zugabe: - Vergessen
- Verlass Mich Nicht
- Mittelfinger In Die Luft
Die erste Tour der preisgekrönten Newcomerband Grell geht heute zu Ende. Weit gekommen sind die jungen Neumünsteraner nicht. Vier Stationen in Schleswig-Holstein (Flensburg, Wacken, Lübeck und Kiel) sowie Hamburg bringen sie von der Base nicht weiter als 70 Kilometer weg. Zur Unterstützung haben sie sich die 35-jährige Deutschrapperin Antifuchs, ehemals Mia Fox, bürgerlich Emilia Reichert dazugeholt. In der kasachischen SSR geboren, in Flensburg aufgewachsen, lebt sie mittlerweile in Berlin.
Der Einlass sollte um 18 Uhr beginnen. Das funktioniert schon mal nicht. Egal, es ist noch nicht viel los vor dem Eingang des Kieler MAX Nachttheaters. Vor sieben Tagen beim ausverkauften Konzert von Kärbholz an gleicher Stelle war die Schlange zu diesem Zeitpunkt schon einhundert Meter lang. Wie voll wird es heute, wenn eine junge, dynamische, aufstrebende Band einen über tausend Personen fassenden Club bucht? Eine Band, die noch nicht einmal ein Album am Start hat?
Man ist das ja so gewohnt. Pünktlicher Einlass, eine Stunde später der Support und dann die Hauptband. Nicht jedoch bei den jungen Alternative Rockern. Sie lassen sich Zeit. Erst 20:10 Uhr geht das Licht aus. Nun ist der Saal mit etwa 450 Personen gefüllt, eine Kamerakrake schwingt über die Köpfe hinweg und die „Vorband“ ist in das Programm integriert. Allein die Gästeliste ist über 250 Namen lang. Mark Smith, Kieler Produzent mit einem Hamburger Studio, begrüßt die anwesenden Fans persönlich und leitet in das stattfindende Event.
Anders als erwartet, ist der Akt von Antifuchs in das Konzert von Grell integriert, teilweise performen sie gemeinsam. Zur Punk Rapperin schweige ich lieber. Ich mag einerseits ihre Musik nicht, andererseits auch keine Personen, die sich hinter irgendwelchen Masken verstecken. Wenn man schon meint, öffentlich pöbeln und den Mittelfinger in die Luft strecken zu müssen, kann man auch ehrlich sein Gesicht zeigen.
Die ersten fünf, sechs Songs gehören den Gastgebern. „Nichts als Liebe“ ist das Motto der fünf Musiker. Sie spielen einen anspruchsvollen, kraftvollen Alternative Rock.
Gepaart mit fast poetischen Texten, Breakdowns, melodischen Rap-Einlagen und Refrains, die hartnäckig im Ohr bleiben, reißen sie das nahezu komplett junge Publikum sofort mit. Einen Bühnengraben gibt es heute nicht, so stehen wir also mittendrin im Geschehen. Den acht Songs dauernden Block, der nur mit einem DJ auf der Bühne agierenden ehemaligen Flensburgerin sparen wir uns. Da wir einen Platz direkt vor einer Box haben, erholen wir unsere Ohren bei einem Kaltgetränk.
Die Neumünsteraner überraschen mit ihrer Setliste, denn im Gegensatz zu ihrem Konzert vor zwei Wochen in ihrer Heimatstadt spielen sie auch einen brandneuen Song. Aversion passt sich aber perfekt in die vorhandene Struktur ein. Nach ziemlich genau zwei Stunden ist der Gig nahezu Geschichte. Natürlich werden Zugaben gefordert und auch gegeben. Der erst 20-jährige Sänger Fabian Köster, Künstlername Fabian Köstlich, sitzt allein am Klavier und beginnt den Song Vergessen allein, bevor seine Mitstreiter wieder auf die Bühne kommen. Der Schlusspunkt des Abends ist dann der Track Mittelfinger In Die Luft von Antifuchs, den sie gemeinsam performen.
Eine moderne Rockshow von rund 135 Minuten und ein feierwütiges Publikum, das zwar den Namen Moshpit oder Wall of Death noch nie gehört hat, aber fleißig mitmacht und Spaß darin findet, liefern die Basis des Abends. Die Erkenntnis daraus lässt hoffen, denn die Rockmusik ist nicht tot. Sie muss sich scheinbar nur der Moderne anpassen. Dass eine Band ohne Album es schafft, einen Club zu füllen, ist schon erstaunlich. Die Frage ist nur, wie das Ganze finanziert worden ist. 150 bis 200 zahlende Gäste tragen die Kosten bei weitem nicht.
Hoffentlich hat es die Jungs nicht aus der Bahn geworfen und es geht weiter. Ein Debütalbum ist angekündigt und die Aufnahmen des Konzerts gibt es hoffentlich auch bald irgendwo zu sehen. Meine E-Mail habt ihr, Jungs!