Lord Of The Lost, Thornstar Tour 2019 im Kieler Orange Club, am 21.03.2019

Lord Of The Lost lassen den Kieler Orange Club schwarz werden!

Eventname: Thornstar Tour 2019

Headliner: Lord Of The Lost

Vorband: Hell Boulevard

Ort: Orange Club, Kiel

Datum: 21.03.2019

Kosten: 30 € AK, 28 € VVK

Genre: Dark Rock, Gothik Rock

Besucher: 285

Links: http://lordofthelost.de/
http://shop.hellboulevard.com/
https://traumgmbh.de/orange-club/

Setlisten:

  1. As Above So Below
  2. Satan In Wonderland
  3. A Lesson In Pain
  4. Bitch Next Door
  5. In Black We Trust
  6. Britney (Britney Spears Cover)
  7. Zero Fucks Given
  8. Dead Valentine
  9. Love Is Dead
  10. Hangover From Hell
  11. Bttf Outro

  1. Loreley
  2. Full Metal Whore
  3. Morgana
  4. Afterlife
  5. Drag Me To Hell
  6. Black Halo
  7. In Our Hands
  8. Voodoo Doll
  9. Under The Sun
  10. Seven Days Of Anavrin
  11. Haythor
  12. In Darkness In Light
  13. Prison
  14. Six Feet Underground
  15. Sooner Or Later /Ceedo
  16. It’s A Sin (Pet Shop Boys Cover)
  17. Blood For Blood
  18. Doomsday Disco
  19. Die Tomorrow
  20. La Bomba
  21. Lighthouse

Die Schlange vor dem in der Kieler Traumfabrik integrierten Orange Club ist lang. Die zumeist dunkel gekleideten Gestalten warten geduldig, um heute Abend Lord Of The Lost zu erleben. Die beginnen hier und heute den zweiten Teil ihrer Thornstar Tour, die mit abgewandelter Setlist durchgeführt wird. Im Vorprogramm sind diesmal Hell Boulevard dabei, die wir bereits des Öfteren erleben durften. Die relativ kleine Halle fasst bis zu 500 Gäste, ist aber heute nicht ausverkauft. Laut Aussage der Veranstalter dürften so knapp 300 Zuschauer den Weg in den Orange Club gefunden haben. Wir ergattern einen guten Platz neben der Bühne und dadurch können wir die Vorbereitungen der Bands für ihren Auftritt hautnah verfolgen.

Kurz nach 20:00 Uhr kündigt Chris Harms dann die Vorband an. Dieses Ritual macht er immer und bezeugt den Respekt für die, die für Lord Of The Lost eröffnen. Dabei erfahren wir, dass der Schlagzeuger A.Ve bereits mit Chris Harms vor 20 Jahren in einer Band gespielt habn. Auch Sänger vDiva ist mit LotL verbunden, denn der macht die meisten Videos für Lord Of The Lost. As Above So Below eröffnet das Set. Mit Satan In Wonderland geht es weiter. Der Sound gut ist und auch das Licht ist wider Erwarten akzeptabel, was die Bilder beweisen. Von Marengo an der Gitarre und mit Zylinder liefert gute Riffs, und auch Bassist Dee Dammers weiß zu gefallen. So geht es munter weiter. Die meisten Songs stammen vom letzten Album In Black We Trust, das selbstverständlich am gut ausgestatteten Merch Stand zu erwerben ist. A Lesson In Pain ist etwas ruhiger, animiert die Zuschauer aber zum Mitklatschen. Nach Bitch Next Door und dem passenden Titel In Black We Trust, folgt ein Britney Spears Cover. Ja, richtig gelesen, aber diese Interpretation von Hit Me Baby One More Time wird zu einem echten Mitsingsong und scheint den Leuten zu gefallen. So wird der Refrain lautstark durch die kleine Halle getragen. Bei Zero Fucks Given steht Von Marengo mit Leuchtschriftbrille auf der Bühne. Die Animation ist ok, wird aber auch von anderen Bands effektvoller eingesetzt. Letzter Song ist dann noch mal ein schneller Kracher. Mit Hangover From Hell verabschieden sich die Vier und lassen eine gut vorbereitetet Crowd zurück. Der Goth ’n‘ Roll kommt gut an und hat schon mal hervorragend eingeheizt.

Der zügige Umbau ist um 21:00 Uhr erledigt und die fast direkt neben uns stehenden Musiker von LotL scheinen leicht nervös. Heute ist immerhin der Auftakt der anstehenden Deutschlandtour und da muss sich wohl noch Einiges einspielen. Mit einem Ritual stimmen sie sich auf den Auftritt ein und dann geht es los. Garet Dirge und Niklas Kahl betreten unter lautem Beifall als Erstes die Bühne und nehmen ihre Arbeitsplätze ein. Es folgen die in der Front stehenden Musiker, wobei Chris Harms zunächst ebenfalls mit Bass-Gitarre bewaffnet ist. Wie immer sind die Jungs geschminkt und bei Pi fallen die roten Kontaktlinsen auf, die bestimmt nicht für eine Top Sicht sorgen, aber gut aussehen. Anders als beim ersten Teil der Tour im letzten Jahr fangen sie mit Loreley vom aktuellen Album Thornstar an. Druckvoll geht es durch den ersten Song und es ist mal wieder eine Freude Chris Harms zu lauschen und zu sehen. Er ist halt eine Rampensau und das zeigt sich ab der ersten Minute. Ohne Pause geht es mit Full Metal Whore und Morgana weiter. Das Publikum geht gleich mit und in den ersten Reihen bricht Begeisterung aus. Effektvoll steht Chris auch mal wieder in altbewährter Pose auf Pis angewinkeltem Bein. Die Bühne ist nicht so irre groß, aber trotzdem ist alles aufeinander abgestimmt. Sie bewegen sich alle sicher auf den Planken, die die Welt bedeuten, ohne sich in die Quere zu kommen. Rechts steht Class Grenayde am Bass und liefert mit Niklas hinter dem Drum Kit die fette Basis, auf der sich die restlichen Musiker austoben. Garet wird aus einem Sammelsurium von Schlagwerkzeugen, Keyboards und Gitarren eingerahmt, die es ihm erlauben, für die klangliche Ausgewogenheit und Vielfalt zu sorgen.

Nun folgt die erste Ansage an das Kieler Publikum und Chris bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen. Auch erfolgt der Hinweis auf die veränderte Songlist und so darf man gespannt sein, was da noch kommt. Es sollen auch Stücke dabei sein, die noch nicht live gespielt wurden. Bevor es mit Afterlife weitergeht, versucht sich Chris aus der knapp sitzenden Jacke zu schälen. Das geht heute einigermaßen schnell, hat aber wohl schon mal über vier Minuten, also den gesamten Song über gedauert. Lag es an der klebenden Jacke oder den gut ausgeprägten Muskeln? Man weiß es nicht. Jetzt hat sich Garet auch mal eine Gitarre geschnappt und liefert die notwendigen zusätzlichen Riffs, während Pi als Solist von sich reden macht. Der nächste Song sorgt für das erste kollektive Ausrasten der Zuschauer: Drag Me To Hell zieht immer und gehört mit zu einem der besten Songs in den Liveperformances. Hier wird nicht, wie meist in den hintern Reihen, nur mitgewippt, sondern es entsteht viel Bewegung in der Menge und der Refrain ist hier ein Mitsing-Muss. Auch die Protagonisten auf der Bühne sind in stetiger Bewegung, wobei Chris am meisten ackert. So wird auch die recht niedrige Bühnenkonstruktion genutzt und er hängt sich in artistischer Manier an die Verstrebungen. Dabei nutzt er sein gesamtes Gesangspektrum und growlt, schreit, singt mal melodiös und ist der Frontmann, der diese Band nach vorne treibt.

Ab und an braucht das an vielen Stellen etwas verhaltene Publikum mal eine Aufforderung mitzumachen, denn oftmals wird erst nach den Songs mit Beifall der Freude Ausdruck bereitet. Es fehlt das kollektive Ausrasten, das bei vielen LotL Auftritten zu erleben ist. Immerhin bieten viel Songs die Möglichkeit, die Sau rauszulassen. Nach Black Halo, In Our Hands und Voodoo Doll spricht Chris nochmals zu seiner Gemeinde, und fordert uns auf mehr mitzugehen. Das wird im nächsten Block sofort umgesetzt. Bei Krachern wie Seven Days Of Anavarin, Haythor oder dem weiteren Klassiker Six Feet Underground fällt das nicht schwer. Die Norddeutschen brauchen halt etwas. Gerade die älteren Songs scheinen aber besser anzukommen. Das ist allerdings eine subjektive Wahrnehmung. Nun folgt eine atmosphärisch ruhige Nummer. Bis auf Chris, der an dem inzwischen auf die Bühne gebrachten E-Piano sitzt, sind alle von der Bühne verschwunden. Er begleitet sich zu Sooner Or Latert am Piano und zeigt, dass er da eine gute Figur macht. Gerade hier kommt seine kräftige Stimme richtig gut zur Geltung. Im Verlaufe des Songs kommt Gared dann dazu und sie spielen zu zweit. Zum Ende hin bleibt Gared am Piano sitzen, während Chris das Lied stehend beendet. Seht geil gemacht. Der Szenenapplaus ist dementsprechend hoch.

Dann kommt It‘s A Sin. Das Pet Shop Boys Cover geht gut ab und hier wird auch ordentlich mitgesungen. Blood For Blood, mit kollektivem Springen, Doomsday Disco und Die Tomorrow beenden den regulären Teil. Bei diesen Songs wird die große Vielfalt des Lord Of The Lost Universums herausgestellt. Alles ist zwar dem Dark Metal zuzuordnen aber mit vielen bemerkenswerten Nuancen. Wie bereits auf der letzten Tour wird auf das Zugabenprozedere verzichtet und sie bleiben gleich auf der Bühne. La Bomba, der ultimative Gothic-Salsa-Death-Metal-Crossover-Song, ertönt und sorgt mit dem schwingenden Rhythmus für eine ausgelassene Stimmung. Zum Schluss darf Lighthouse nicht fehlen und hier sollen dann alle mit den Handylampen leuchten. Das funktioniert gut und bietet einen würdigen Abschluss. Die Band verspricht gleich noch zu erscheinen, um für Bilder und Autogramme zur Verfügung zu stehen. Dieser Zug kommt gut an, und trotz der separat buchbaren Meet & Greets vor dem Auftritt, halten sie daran fest. Das ist ein geschickter Schachzug, um den Fans, die entweder das Geld nicht haben oder es dafür nicht investieren wollen, trotzdem die Möglichkeit zu geben, ihre Band zu treffen. Darum ist die Halle auch nur halb leer, als die Jungs erscheinen. Chris „The Lord“ Harms wird gleich umlagert, was in Anbetracht seiner charismatischen Ausstrahlung nicht verwunderlich erscheint. Ich finde mit Pi oder Class kann man genau so gut reden und sie sind ebenfalls interessante Persönlichkeiten. Auch Niklas und Gared sind sympathische Zeitgenossen und für ein Schwätzchen zu haben. Alle signieren bereitwillig Setlisten, CDs und was sonst so alles hingehalten wird. Nur langsam leert sich der Orange Club.

Fazit: Gelungener Abend mit Kollegen, Freunden und toller Musik von gern besuchten Bands. Hell Boulevard als willkommene Abwechslung zu Scarlet Dorn und die souverän aufspielenden Lord Of The Lost, die mal wieder in Kiel das Haus gerockt haben. Sie sind immer einen Besuch wert und wissen, wie sie ihre Fans begeistern können. Empfehlung: hingehen!