Lord Of The Lost – Thornstar

„Können die Erwartungen an Thornstar gehalten werden?“

Artist: Lord Of The Lost

Herkunft: Hamburg, Deutschland

Album: Thornstar

Spiellänge: 60:13 Minuten

Genre: Dark Metal, Gothik

Release: 03.08.2018

Label: Napalm Records

Link: http://lordofthelost.de/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre, Cello – Chris Harms
Gitarre – Pi
Gitarre, Keyboards, Piano, Synthesizer – Gared Dirge
Bass – Class Grenayde
Schlagzeug – Niklas Kahl

Tracklist:

Disk 1

  1. On This Rock I Will Build My Church
  2. Loreley
  3. Black Halo
  4. In Our Hands
  5. Morgana
  6. Haythor
  7. Naxxar
  8. Cut Me Out
  9. The Mortarian
  10. Under The Sun
  11. In Darkness, In Light
  12. Forevermore
  13. Ruins

Disk 2

  1. Abracadabra (feat. Dero Goi)
  2. Voodoo Doll
  3. The Art Of Love
  4. Lily Of The Vale
  5. Penta
  6. Free Radicals
  7. Live Pray Die Repeat

Chris „The Lord“ Harms und seine Mitstreiter schlagen wieder zu. Das Konzeptalbum Thornstar, das über die untergegangene Hochkultur der Pangaen erzählt, erblickt am 03.08.2018 das Licht der Welt und wird, wie auch die Vorgängeralben, für Begeisterung sorgen. In gewohnter Lord Of The Lost Manier wird auf zwei CDs dem Dark Rock gefrönt. Bei den unnachahmlichen Stücken ist Gared Dirge als Multiinstrumentalist genauso involviert wie Pi an der Gitarre und die beiden Rhythmusboliden Class Grenayde und Niklas Kahl.

Schon der Opener On This Rock I Will Burn My Church geht direkt in den Kopf und malträtiert die Nackenmuskulatur. Fetter Bass, Gared mit passenden Syntheinlagen und die hier noch verhalten gespielte Gitarre von Pi ordnen sich Chris Harms unter, der den Song dominiert und die Stimme gibt. Es schließt sich Loreley an. Nicht ganz so schnell wie der erste Track, aber durch gut gewählten, mehrstimmigen Gesang und einer eingängigen Melodie bleibt der hängen. Etwas getragener gesungen ist das fast schon pathetisch zu nennen. Black Halo weist typische Industrial Elemente auf, die im Lord Of The Lost Spectrum genauso zu finden sind wie die Dark Metal Einflüsse. In diesem Stil geht es weiter. In Our Hands ist ebenfalls ein flotter Industrial Song, der von der tiefen ausdruckstarken Stimme Harms lebt. Auch die gute, eingängige Melodie harmoniert mit den synthlastigen Klangbögen.

Morgana beginnt mit einem Streichereinsatz und treibenden Drums. Dann ein fast schon marschähnlicher Rhythmus, der diesen Song prägt. Da wird die fette Dark Rock Keule rausgeholt und ich sehe Chris Harms schon auf der Bühne, die hier zum Refrain gehörenden Schreie intonieren. Das dürfte geil rüberkommen. Haythor wirkt zunächst befremdlich, da nur ein Klanggefüge den Track einläutet. Dann wird es aber wieder schön darkschaurig. Tupfer von Gareds Keyboardspiel fügen sich in den Song ein. Er wirkt etwas sperriger, ohne aber schlecht zu sein. Etwas anders als die Vorgänger. Auffällig bei dieser Platte bisher: die Abwechslung in den einzelnen Tracks. Es werden unterschiedliche Stile angewendet, welches dem Album gut zu Gesicht steht. Naxxar ist schon fast balladenhaft, fällt aber mehr in eine coole Mid Tempo Nummer. Das ist wie bei einem Steak, das nicht ganz rare sein soll, also medium rare. So auch diese Nummer.

Die nächsten Tracks machen in dem bekannten Stil weiter. Cut Me Out, The Mortarian und Under The Sun führen das fort, was sich in der ersten Hälfte schon abzeichnete. Top Songs, die zwischen Industrial, Dark Rock und Gothik Einflüssen stehen, und den gewillten Zuhörer begeistern dürften. Bei Cut Me Out findet man sich teilweise an Depeche Mode erinnert. Hier schöpfen die LotLs aus dem Vollen und liefern gute Musik ab. In Darkness, In Light lässt das letzte Drittel der ersten CD beginnen. Die Harmsche Stimme hat schon so viel an Kraft und Eigenständigkeit hinzugewonnen, das er auch bei anderen Projekten, wie mit Mono Inc. zusammen, rauszuhören ist. Hier vermischt sich der Streichereinsatz gekonnt mit der Stimmlage und sorgt für eine gewisse Spannung. Am Ende darf dann Gared nochmals auf dem Piano und an den Tasteninstrumenten brillieren. Forevermore dürfte ein Bühnenkracher werden. Typische LotL Weise, die für tanzende Fans sorgen wird, die auch den Refrain lautstark mitsingen dürften. Das letzte Stück der ersten CD, Ruins, macht Lust auf eine Fortsetzung, die dann auf der zweiten CD ja noch kommt. Hier lässt Chris Harms das Tier in sich raus. Schreigesang dominiert und macht das Stück dadurch schnell. Dazwischen ruhigere Passagen, die nicht zu passen scheinen.

Die zweite CD fängt mit dem Kracher Abracadabra an. Tabula rasa in jeglicher Hinsicht, auch das dürfte live für Bewegung im Pit sorgen. Erinnert von der Machart etwas an La Bomba. Die Voodoo Doll zeigt eine etwas andere Seite. Ruhiger, ernster und melancholischer klingt es aus den Boxen. Halbtöne geben dem Track etwas sehr Gefühlvolles. The Art Of Love lässt dann Pi noch stärker zur Geltung kommen. Die Songs von Lord Of The Lost überzeugen nicht durch lange Soli der Einzelnen, sondern durch die Gesamtleistung aller. Aber hier ist Pi mal etwas in den Vordergrund gerutscht. Lily Of The Vale macht weiter und ist wieder ein typischer schneller Lord Of The Lost Titel. Etwas Back To The Roots. Gefällig und gut.

Nun kommt Penta. Der Song entwickelt sich zu einem dramaturgisch ansteigenden Stück. Wieder etwas anders, als das, was vorher war. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Bevor Live Pray Die Repeat den zweiten Silberling beendet, noch Free Radicals. Der hat es schwer, nach dem klasse Song davor zu überzeugen. Der Abschluss ist dann noch mal ein guter Rock Song, der nicht typisch Dark ist.

Thornstar kommt in unterschiedlichen Versionen auf den Markt. Zunächst als Einzel CD, dann die mir hier vorliegende Doppel CD. Die DeLuxe Box gab es nur kurz und ist bereits ausverkauft. Es erscheint noch ein EarBook, welches das schöne Artwork gut zur Geltung bringt. Auch als Doppel Vinyl ist Thornstar erhältlich. Also für jeden Geldbeutel etwas. Weitere Editionen z.B. mit T-Shirt findet ihr auf https://napalmrecords.com.

Tourdaten:

Fazit: Die lang gehegten Erwartungen sind mehr als nur erfüllt. Das sechste Langeisen der Hamburger mit Top Platzierungsambitionen sollte keine Mühen haben, erfolgreich zu werden. Wenn auch nicht alle 20 Songs durchweg die hohe Klasse einzelner Tracks wie Abracadabra, Loreley, Morgana oder Penta halten, ist das Gesamtwerk mit einer glatten 2+ zu bewerten. Damit dürften Lord Of The Lost weitere Anhänger um sich scharen, und beweisen mal wieder, dass sie neben den Monos eine weitere starke, ernst zu nehmende Band dieses Genres im Norden sind. Ich freu mich auf die Liveaktivitäten im Herbst, in dem das eine oder andere Stück live für Furore sorgen wird.

Anspieltipps: Penta, Loreley, Morgana, Forevermore
Kay L.
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