Lord Of The Lost, Thornstar Tour 2018, am 27.10.2018 in der Hamburger Markthalle.

“Umjubeltes Heimspiel der Hamburger Dark Rocker von Lord Of The Lost!”

Eventname: Thornstar Tour 2018

Headliner: Lord Of The Lost

Vorbands: Scarlet Dorn, Superloader

Ort: Markthalle, Hamburg

Datum: 27.10.2018

Kosten:  34 € AK, 32 € VVK

Genre: Dark Rock, Gothik Rock, Pop, Rock, Elektro, Independant

Besucher: ca.1000

Veranstalter: FKP Scorpio, Markthalle

Links: http://lordofthelost.de/
http://scarletdorn.de/
https://www.facebook.com/superloader.dk/
https://www.fkpscorpio.com/

Setlisten:

  1. City Light
  2. Caroline
  3. My Pain
  4. A Restless Soul
  5. Travel
  6. Out In The Country
  7. Warter
  8. Life

  1. Hold On To Me
  2. Heavy Beauty
  3. I’m Armageddon
  4. Dream On
  5. Hell Hath No Fury Like A Woman Scorned
  6. Snow Black
  7. I Don’t Know, I Don’t Care
  8. Rain
  9. Cinderella

  1. On This Rock I Will Build My Church
  2. Loreley
  3. Morgana
  4. Full Metal Whore
  5. Sex On Legs
  6. Naxxar
  7. Black Halo
  8. Drag Me To Hell
  9. Prison
  10. Under The Sun
  11. Haythor
  12. Ruins
  13. Dry The Rain
  14. Six Feet Underground
  15. Cut Me Out (Akustik)
  16. Go To Hell
  17. Bad Romance
  18. Blood For Blood
  19. Doomsday Disco
  20. Die Tomorrow

Encore: (nicht wirklich, da die Band gleich auf der Bühne bleibt)

  1. La Bomba
  2. Forevermore
  3. Lighthouse

Lang ist die Schlange vor der Markthalle, als es für uns zum Konzert von Lord Of The Lost geht. Glücklicherweise haben wir im Vorfeld einen Interviewtermin mit Pi und Class, und so können wir an allen vorbeimarschieren. Das Interview lest ihr an dann hier. So viel vorweg, es war sehr gut, ausführlich und wir haben entspannte Musiker getroffen, die sich Zeit für uns nahmen.

Nun aber zum Konzert. Zunächst stehen Superloader auf der Bühne. Die Dänen spielen Rock und das recht eingängig und fetzig. Die Halle ist noch nicht richtig voll, aber die besten Plätze an der Bühne sind bereits besetzt. Na klar, keiner will es sich nehmen lassen bei LotL in der ersten Reihe zu stehen. Und bei den Jungs sind das vor allem viele weibliche Fans. Aber nun wieder zu den Dänen. Sie kommen aus Kopenhagen und liefern zu den rockigen Klängen auch einige Punk Einflüsse. Sänger und Gitarrist Björn Poulsen ist auch gut drauf und zeigt sich höchst erfreut ob der Chance, hier eröffnen zu dürfen. Im Laufe des Auftritts kommt eine Doppelhals-Gitarre zum Einsatz und ein neuer Song, von Chris Harms produziert, wird präsentiert. Der hat die Band auch entdeckt und gleich mit denen gearbeitet. Da das Programm straff ist, geht das Set auch schon zwanzig vor acht los. Natürlich übernimmt Chris Harms die Anmoderation und lässt dann die Jungs die Sau rauslassen. Bei Out In The Country klappt auch die Animation und so tauen die Hamburger auf. Es wird ordentlich mitgeklatscht und auch der Versuch, den Refrain zu brüllen ist nicht ganz umsonst. Dann gibt’s noch eine jamähnliche Einlage und alle drei Gitarren liefern ein gewaltiges Riffgewitter, das auch gut in die ausufernden Sessions von 70er-Jahre Bands gepasst hätte. Die Fünf sind seit 2014 zusammen, liefern eine Menge Spaß und tolle Songs ab. Eingängige Tracks werden mit viel Biss und Herzblut gespielt. Leider, oder je nach Sichtweise, ist nach einer halben Stunde Schluss.

Nach dem Umbau kommen Scarlet Dorn auf die Bühne. Sie spielen Songs der ersten CD Lack Of Light, die natürlich von Chris Harms produziert wurde. Eine weitere Besonderheit, die auch die Verbundenheit mit LotL zeigt, ist, dass Gared Dirge am Piano sitzt und Bengt Jeschke Crewmitglied ist. So haben beide an diesem Abend zwei Jobs. Aber das scheint ihnen offensichtlich nichts auszumachen. Die Musik ist aber schon sehr speziell und nach Superloader doch ein Kontrastprogramm. Sehr ruhig, wenn nicht sogar zu ruhig. Sängerin und Namensgeberin Scarlet Dorn hat eine gute Stimme und setzt diese gekonnt ein. Mit viel Piano und Gitarre geht es durch die Songs der ersten CD. Drummer Henrik Petschull ist der Agilste auf der Bühne. Die anderen Akteure brauchen nicht so eine große Show. Zum einen ist die Bühne klein und zum anderen sind auch nicht so rasante Songs dabei. Für mich ist das etwas zu langweilig. Erst als Dream On kommt, wird es rockiger. Bei Rain On Me werden brav die Hände von links nach rechts geschwenkt. So kommt zumindest etwas Bewegung ins Spiel. Der letzte Song Cinderella ist der Schnellste und schon gefällt das, was sie machen. Da nimmt das alles Fahrt auf, und sie können überzeugen. Das ist richtig gut, und so geht in Zukunft bestimmt noch einiges. Ohne Zweifel können die Musiker was, aber die Songs sind etwas für romantische Stunden. Emotional haben sie das gut rübergebracht, und so erreichen sie viele Zuschauer, die Scarlet Dorn dann auch feiern.

Und dann sind sie endlich da. 21:35 Uhr. Gewaltig geht es mit On this Rock I Will Build My Church los. Der erste Song der aktuellen CD Thornstar bläst alles weg. Mächtig kräftig rocken die Jungs um Chris Harms auf der Bühne. Pi an der Gitarre mit dem leuchtenden Omega Zeichen, Class am Bass, Gared, der Multiinstrumentalist an den Keys, und Niklas Kahl an den Drums lassen keine Zweifel aufkommen, dass der Abend voll auf die Zwölf gehen wird. Viele tolle Songs der neuen CD werden hier genauso kommen wie alte Klassiker, und das alles mit der so typischen Lord Of The Lost Performance. Auch Chris hat eine Gitarre umhängen, die er trotz des lädierten kleinen Fingers gut bespielen kann. Die Hand ist zwar noch bandagiert, aber es geht. Das Publikum ist gleich voll bei der Sache, die Stimmung ist bombastisch und der neue Song wird sofort angenommen. Gerade die erste Reihe mit den vielen Mädels lässt keinen Zweifel aufkommen, für wen da geschwärmt wird. Der Mittelpunkt der Truppe macht seine Sache entsprechend professionell und weiter geht es gleich mit Loreley. Eine zunächst noch kurze Ansage, und dann wird weiter gerockt. Auch Morgana, der dritte Song, ist von Thornstar. Erst jetzt kommt mit Full Metal Whore ein älterer Song, naja, älter ist wohl nicht ganz richtig. Er ist vom 2015er-gleichnamigen Album. Wir Fotografen sind bereits aus dem Graben raus. Die gut geölte Lord Of The Lost Maschinerie läuft bereits auf Hochtouren und das merkt man. Pi und Class liefern beeindruckende Gitarrenarbeit, Gared steht inmitten seiner Klänge produzierenden eigenen Welt und liefert von der schräg, Richtung Publikum aufgestellten Tastatur, Soundteppiche ins Rund. Niklas bearbeitet die Felle mit einer brachialen Energie, und schnell sind seine Haare nass vom Schweiß. Chris steht oftmals auf dem kleinen Podest vor ihm, effektvoll durch das von unten scheinende Licht in Szene gesetzt und singt nicht nur, nein – er zelebriert die Songs geradezu. Dazwischen immer wieder die Aufforderung ans Publikum zu klatschen, die Arme von links nach rechts zu schwenken oder einfach nur in die Höhe zu strecken. Das machen alle bereitwillig und voller Enthusiasmus mit. Chris Harms hat alle voll im Griff. Ich glaube, so etwas kann auch als charismatisch bezeichnet werden.

Auch die rechts und links stehenden Boxentürme werden zu seiner Plattform, die er nutzt, um dem Hamburger Publikum das zu geben, was es will. Hier schwappen ihm alle Sympathien entgegen und er genießt das in vollen Zügen. Dass es ein Heimspiel ist, beweist die heute ausverkaufte Markthalle. Naxxar und Black Halo sind dann wieder vom aktuellen Album. Auch diese neuen Songs passen gut in die Setlist, obwohl nun ein älterer Kracher kommt. Drag Me To Hell tönt es aus den Boxen. Der Sound ist klasse ausgesteuert und die Lichttechnikerin zaubert perfektes Licht. Das stellt Chris Harms dann auch lobend fest. Nazar liefert einfach das beste Licht. Selbst am Anfang gab es recht gutes Licht für die Fotografen. Und jetzt geht es weiter zurück in dem umfangreichen Back Katalog. Prison von Antagony ist dran. Lautstark wird What Is Heaven For, What Is Life Meant To Be mitgesungen und übertönt fast die Musiker. Danach wieder vom aktuellen Album Under The Sun, Haythor und Ruins. Auch hier fällt auf, dass die Zuschauer das Album bereits voll verinnerlicht haben und die neuen Tracks werden ebenso enthusiastisch gefeiert wie Dry The Rain von Fears oder Six Feet Underground. Bei Letzterem kommt dann auch die Leuchtgitarre zum Einsatz. Deren Lichter tanzen über die Bühne und über die Hallendecke. Zur Freude der ersten Reihen werden Plektren ins Publikum geworfen. Diese sind, so Chris Harms, jetzt in Weiß, damit sie auf dem Boden später besser gefunden werden können. Leider fliegen die nicht so weit und deshalb sinniert er drüber nach, dass vielleicht zukünftig 4 kg schwere Metallplektren zum Einsatz kommen sollten, damit die bis ans andere Ende der Halle geworfen werden können.

Die Temperaturen steigen und nicht wenige haben mit der Wärme zu kämpfen. Dieser Erschöpfung wird geschuldet und so lassen Lord Of The Lost Wasserflaschen verteilen, die dankend angenommen werden. Das ist mal eine fürsorgliche Aktion und lässt die Musiker im Ansehen noch weiter steigen. Auch die Akteure merken die Hitze und so geht hauptsächlich Wasser auf der Bühne. Einzig Niklas gönnt sich ein kühles Blondes. Nach all den Krachern wird es dann ruhig. Chris Harms sitzt allein auf der Bühne mit einer akustischen Gitarre und spielt allein, trotz lädiertem Finger, Cut Me Out in einer akustischen, emotionalen Version. Das kommt so magisch rüber, dass viele Taschenlampen aufleuchten. Chris Stimme ist nicht nur für die tiefen lauten Töne gemacht, sondern auch für solche gefühlvollen Momente. Nach dieser eindrucksvollen Darbietung kommt Go To Hell. Chris behält die Akustische, aber der Rest legt ordentlich nach. Das Lady Gaga Cover Bad Romance kommt in der Lord Of The Lost Fassung bestens zur Geltung. Da macht der Song Spaß. Nach Blood For Blood, erinnert fast etwas an Scooter, aber nur fast, kommt Doomsday Disco. Scarlet Dorn mit Glitzerkleid, wird von diversen Taschenlampen angeleuchtet und tanzt im Hintergrund zu den Weisen. Und hier sieht man, wie vielseitig LotL sind und nicht nur dem Dark Rock frönen.

Dann wird plötzlich auf der Bühne gelacht. Die Crew hat am letzten Abend Chris Harms scheinbar etwas auf die In Ear Kopfhörer gespielt, dass dieser lauthals loslachen muss. Das lässt der aber dann noch mal über die Pa abspielen, damit auch die zunächst verwirrten Zuschauer das mitbekommen. Dann ist der reguläre Teil vorbei. Aber seit dieser Tour wird die erwartetete Zugabe gleich direkt im Anschluss gespielt. Warum sollen wir von der Bühne gehen, um dann gleich wieder zurück zu sein, fragt Chris und so wird sofort mit La Bomba weitergemacht. Da kommt nochmals Bewegung in die Menge. Viele tanzen zu den Rhythmen, die ja nun auch direkt ins Bein gehen. Forevermore ist der vorletzte Song. Nochmals große Posen und so steht Chris in typischer Manier mit einem Bein auf dem gebeugten Knie von Pi. Dann kommt noch Lighthouse und Chris fordert alle auf, mit Handys, Feuerzeugen oder sonst irgendwelchen Leuchtmitteln die Halle zu illuminieren. Das klappt auch wunderbar und so wogt ein Lichtermeer durch die Markthalle. Nach über zwei Stunden ist dann letztendlich doch Schluss. Klar wird noch das zehnjährige Jubiläum in 2019 erwähnt, für das zwei fast ausverkauften Shows, einmal rockig einmal klassisch in Hamburg anstehen.

Natürlich darf das Selfie nicht fehlen und dann verlassen alle durchgeschwitzt und glücklich die Bühne. Vorher wurde noch angekündigt, dass sie in ca. zwanzig Minuten vorne sein werden, um allen, die den Wunsch haben, noch Autogramme zu geben: Und so ist es auch. Nach knapp zwanzig Minuten wird eine professionelle Autogrammstunde abgehalten und ein jeder bekommt noch ein nettes Wort mit auf den Weg. So geht es also auch.

Fazit: Überaus gelungener Abend mit einem Newcomer, einer auf dem Weg nach oben gehenden Band und einer, die innerhalb von fast zehn Jahren so agil, spielfreudig und professionell geworden ist, dass es immer wieder Spaß macht, sie zu sehen. Es ist eine Truppe, die auf solchen Konzerten besser aufgehoben ist, als auf großen Festivals. Hier können sie mit ihren Fans in einer Symbiose agieren, wie es für viele andere auch wünschenswert wäre.