Metal Hammer Paradise am Weissenhäuser Strand vom 02.-03.11.2018

“Festival geht noch immer drinnen!“

Eventname: Metal Hammer Paradise 2018

Bands: Accept, Hammerfall, Axel Rudi Pell, Wintersun, Armored Saint, Die Apokalyptischen Reiter, Nailed To Obscurity, Night Demon, Mr Hurley Und Die Pulveraffen, Deserted Fear, Dead Lord, The Inity, Leaves’ Eyes, Lacuna Coil, The Night Flight Orchestra, Ross The Boss, Rhapsody Of Fire, Kadavar, Tiamat, Skull Fist, Portrait, Bullet, Exa, Elvellon, Monolord, Bloodred Hourglass, Sun Of The Sleepless

Ort: Weissenhäuser Strand, Schleswig Holstein

Datum: 02. – 03.11.2018

Kosten: 169 € bis 269 € pro Person inkl. des Tickets je nach Hotelzimmerkategorie (Ausverkauft)

Tagestickets ab 129 €

Genre: Rock, Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Alternative Metal, Trash Metal, Prog Metal, Mittelalter Rock, Stoner Rock, Psychedelic Rock. Epic Metal. Symphonic Metal

Besucher: 4000

Veranstalter: Metal Hammer, FKP Scorpio

Link: http://www.metal-hammer-paradise.de

Bereits zum siebten Mal wird im November am Weissenhäuser Strand das Metal Hammer Paradise zelebriert. Bequem in Hotelzimmern zu zweit, zu dritt oder mehreren teilt man sich eine ordentliche Unterkunft. Bett statt Luftmatratze, Badezimmer statt Duschcontainer und Dixi Klo, machen dieses Event zu einer bequemen Art des Festival Besuchs. Das ist eher ein Kurzurlaub, der angereichert wird mit geiler Mucke. Dazu gehören natürlich auch weitere Annehmlichkeiten, wie Wellness Angebote, Schwimmbad oder Restaurants. Das musikalische Angebot besteht wieder aus hochkarätigen Bands, wie oben im Line-Up zu sehen ist. Weiterhin gibt es einen kleinen Metal Markt, Workshops, Meet & Greet Veranstaltungen und gepflegte After-Show-Partys. Los geht es für uns am Freitag. Für die früh Angereisten gibt es bereits am Donnerstag eine Warm-Up Party.

Freitag

Maximum Metal Stage

Nach der Eröffnung durch Chefradakteur Thorsten „Zacke“ Zahn, genau wie letztes Jahr erst im Baltic Ballroom dann auf der Maximum Metal Stage, beginnen da auch sofort Mr. Hurley Und Die Pulveraffen ihren Auftritt. Die aus dem karibischen Osnabrück stammenden Piratenmusiker ziehen erstaunlich viele Menschen in das Rund. Anzutreffen sind die Pulveraffen oftmals auf Mittelalterfesten oder auch in Wacken auf der Wackinger Bühne. Sie sind eher dem Rum als dem Bier zugetan und so passt der Song Blau Wie Das Meer hier am Strand genau richtig. Sie treffen auf ein textsicheres Publikum. Schunkeln und Rocken gehen hier gut zusammen und so kann der Auftakt hier im Zelt als gelungen abgehakt werden.

Baltic Ballroom

Im Baltic Ballroom haben bereits Dead Lord um 17:00 Uhr angefangen. Die schwedischen Hard Rock/Classic Rock Vertreter präsentieren einen frisch wirkenden Mix aus eben diesen Stilen. Dazu eine feine Show und fertig ist der Garant für ordentlichen Los-Geh-Rock. Don‘t Give A Damn eröffnet und da ist der Titel Programm. Gib nichts darauf, was andere sagen. Das spiegelt sich in der Musik wieder. So liefern sie hier als erste Band im Ballroom eine klasse Leistung, die allerdings mehr Gäste verdient hätte. Dann eine Kuriosität. Wir haben es gerade noch zeitig geschafft, um in den ersten Minuten zu fotografieren. Da heißt es aber, die Band will das nicht. Verwunderlich aber ok. Als ich die Band dann später bei der Autogrammstunde frage, sagt die, dass es ein Missverständnis war. Klar wollten die Bilder. Aber da hat wohl jemand was in den falschen Hals bekommen. Ärgerlich.

Riff Alm

Nun bin ich gespannt auf Skull Fist. Diese noch junge Truppe darf in der Riff Alm auftreten, schon weit vor Beginn hat sich eine lange Schlange vor dem Eingang gebildet. Ich schaffe es noch an der Seite vorbei, damit ein Platz vor der Bühne zum Fotografieren bleibt. Noch ahne ich nicht, dass es mein einziger Ausflug zu dieser kleinen Bühne bleibt. So fangen Skull Fist pünktlich an, obwohl draußen noch einige stehen. Da hätte der größere Ballroom wohl besser gepasst. Die Jungs liefern dann auch ordentlich ab. Old School Heavy Metal mit starken Speed Einflüssen lassen die Nackenmuskeln stöhnen. Aber so muss das sein. Ride The Beast und Ride On sind zwei der Tracks, die abgehen. Aber das war es für mich auch schon, denn zeitgleich haben Lacuna Coil angefangen. Um da zumindest noch etwas zu hören, verlasse ich die Riff Alm.

Baltic Ballroom

Italiens Düster Rocker Lacuna Coil mit weiblicher Frontstimme spielen einen alternativen Gothik Metal und fangen ihr Set mit Our Truth an. Erst bei Kill The Light schaffe ich es noch in den Graben, um zumindest ein paar Bilder zu bekommen. Frontfrau Christina Scabbia in rotem Kleid und Andrea Ferro liefern sich Gesangsduelle, die durch die Alt Stimme von Christina besonders wirken. Gitarrist Diego Cavalotti, Drummer Ryan Blake Folden und Bassist Marco Coti Zelati ziehen die Blicke auf sich, da sie hier die schön geschminkten Gesichter der Delirium CD zur Show tragen. Gelungener Auftritt, der zumindest während der ersten Songs gefällt. Leider geht es zügig weiter, da hier die Beginnzeiten doch sehr knapp bemessen sind. Natürlich darf auch Enjoy The Silence nicht fehlen – das Depeche Mode Cover polarisiert, aber es ist schon gut gemacht.

Maximum Metal Stage

Nun galoppieren als Nächstes Die Apokalyptischen Reiter auf die Maximum Metal Stage. Das Rund ist bereits sehr gut gefüllt, als Daniel „Fuchs“ Täumel und seine Mitstreiter auf die Bühne kommen. Wir Sind Zurück eröffnet und das Publikum ist gleich auf der Mitsingspur. Weiter geht es mit Es Wird Schlimmer und Der Adler. Das hat sich bewährt und so bleibt es auch. Mark „Dr. Pest“ Szakul, wie immer mit Maske hinter seinen Keyboards, Gitarrist  Adrian „Ady“ Voge, Bassist Volkmar „Volk-Man“ Weber und Drummer Georg „Sir G.“ Lenhardt setzen auf neue und ältere Stücke, und können das Publikum klar auf ihre Seite ziehen. Mal wieder ein Erfolg auf ganzer Linie für die Männer aus Weimar.

Baltic Ballroom

Viel Zeit bleibt bei den Reitern nicht, denn ich bin gespannt auf das Night Flight Orchestra, das jetzt auf der kleineren Bühne dran ist. Schon bei der Autogrammstunde gab es nicht wenige, die Platten von Soilwork dabeihatten, damit Sänger Björn Strid da seine Unterschrift drauf verewigt. Mit dem Night Flight Orchestra wird ja ein gänzlich anderer Stil intoniert. Das kann aber nicht pauschal so gewertet werden, denn auch progressive Einflüsse oder auch poppige Elemente haben in der Musik ihren Platz gefunden. So steht Björn dann auch im magentafarbenen Anzug mit Kapitänsmütze auf der Bühne, während Bassist Sharlee D‘ Angelo in weiß mit Sonnenbrille agiert. Im Hintergrund stehen die beiden in Stewardessenuniformen gekleideten Background Sängerinnen Anna Brygård und Anna-Mia Bonde und zumindest einer ist die Uniform sehr auf den Körper geschnitten. Musikalisch gefällt mir nicht alles, doch der Zuspruch durch das Publikum ist hoch. Das Set beginnt mit Sometimes The World Ain’t Enough und geht weiter mit Living For The Nighttime und Speedwagon. Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen, denn wenn ich den Beginn von Wintersun auf der

Maximum Metal Stage

erleben möchte, muss ich los. Die Truppe hatte ich dieses Jahr bereits in Wacken gesehen und da gefiel sie mir ausgesprochen gut. Mal sehen, wie sich das hier anhört. Die finnischen Epic Metaller haben auf Four Seasons einen zur Jahreszeit passenden Titel dabei, fangen aber mit Awaken From The Dark Slumber (Spring) an. Jari Mäenpää hat diese Truppe nach seinem Austritt bei Ensiferum gegründet und bereits vorher einige der Songs des Debütalbums Wintersun geschrieben. Stilistisch geht er andere Wege. Er verzichte auf den Folk Anteil von Ensiferum, greift aber auf Elemente des Black-, Death- oder Power Metal zurück. Heraus kommen atmosphärische Stücke, die nicht selten von Tod, den Sternen oder ähnlichen Gedanken handeln. Da dieses nicht alles immer klar einzuordnen ist, könnte das auch schon an einigen Stellen in den progressiven Bereich driften, andere sagen, es ist Melodic Black Metal. Hier und heute können sie am Anfang überzeugen. Das Bühnenlicht gestaltet sich für den Fotografen oftmals schwierig, da durch das Blau oder Grün der LEDs zwar stimmungsvolle Beleuchtung auf der Bühne ist, aber die Kamera das nicht so toll findet. Mir haben sie in Wacken einen Tick besser gefallen, was aber auch am Sound liegen mag.

Riff Alm

Hier habe ich heute nichts mehr sehen können, da immer zeitgleich im Baltic Ballroom eine andere Band anfängt. Da muss dann eine Priorität gesetzt werden, und so habe ich auf weitere Auftritte hier verzichtet. Das soll sich morgen so fortsetzen. Dazu ist mir das zu hetzig.

Baltic Ballroom

Letzte Band hier ist Ross The Boss. Die haben zunächst mit einer schlecht funktionierenden PA zu kämpfen. Gitarrist Ross „The Boss“ Friedman bekommt in den ersten Minuten seine Gitarre nicht in den richtigen Klangrahmen. Auch Sänger Patrick Fuchs hat damit zunächst zu tun, aber bereits beim zweiten Song Death Tone ist das behoben. So gibt’s dann eine volle Kelle Ex-Manowar und Ross The Boss Tracks. Sign Of The Hammer und auch Blood For My Enemies sowie auch aktuelle Songs von By Blood Sworn fehlen auf der Setlist nicht. Die Lautstärke ist immens und so verschwinden wir bereits nach Song drei, um zeitig zu Accept vor Ort zu sein. Hier ist jetzt etwas mehr Zeit zwischen, da sich die Slots verlängert haben und so machen wir noch einen Abstecher in die örtliche Gastronomie.

Maximum Metal Stage

Headliner des Tages und letzte Band ist dann die Wolf Hoffmann Truppe Accept. Das Bühnenbild entspricht dem der letzten Tour und so beginnen sie auch mit Die By The Sword. Danach gleich Stalingrad und Restless And Wild. Die Maschinerie läuft wie geschmiert und Marc Tornillo beweist mal wieder seine Klasse als Sänger. Auch die anderen Mitstreiter wissen, dass sie auf dem teutonischen Metal Thron sitzen, und knallen die Songs in die Menge. Dabei hat scheinbar der Tonmischer einen schlechten Tag erwischt, denn an vielen Stellen leidet der Sound. Das macht aber den Tausenden nichts aus. Sie feiern Accept und werden mit Metal Heart, Stampede oder auch Fast As A Shark belohnt. Spielfreude pur. Kurz vor Ende der Show machen wir uns auf den Weg, da ja noch die Heimfahrt ansteht.

Rahmenprogramm

Heute gab es bereits schon diverse Autogrammstunden, die von vielen Fans dankbar angenommen wurden. So fanden sich neben Accept, Die Apokalyptischen Reiter, Ross The Boss das Night Flight Orchestra, Bullet und Dead Lord auch Skull Fist und Lacuna Coil ein. Bereitwillig wurden Autogramme gegeben, und auch Bilder waren an der einen oder anderen Stelle möglich. Leider hält das immer sehr auf, da bei oftmals fünf Musikern und den Selfies sehr viel Zeit verloren geht. Da sollte ggf., wie bei Accept, wenn sehr viele Fans anstehen, unterbunden werden. Der Metal Market hatte diesmal immerhin zwei CD-Stände anzubieten und auch einen mit Klamotten und Schmuck. Das kulinarische Angebot war unterschiedlichster Art. Was sich allerdings als absolut störend erwies, ist, dass in der einen Bar mit Außenplätzen das Rauchverbot nicht eingehalten wird. Da zogen die Schwaden durch die Passage. Da sollte konsequenter drauf geachtet werden. Rauchen ist ja draußen kein Problem.

Den Rest des Abends kann der gewillte Metaller noch bei DJ Eisenhauer im Witthüs verbringen und zu metallischen Klängen abhotten.

Samstag

Doors open ist heute um 14:00 Uhr. Wir sind fast pünktlich da und schauen beim Viking Workshop von Leaves‘ Eyes vorbei. Da der aber verzögert anfängt, geht es schnell zur

Maximum Metal Stage

auf der heute Desearted Fear den Opener machen. Die Eisenberger sind heute nicht zum ersten Mal Gast beim Metal Hammer Paradise und erneut kann sich das noch überschaubare Innenleben des Zeltes von Death Metal beschallen lassen. Songs von Dead Shore Rising und Kingdom Of Worms kommen zum Zuge. Ich nehme das zur Kenntnis und verlasse das Geschehen schnell wieder. Death kann mich nicht so wirklich packen.

Baltic Ballroom

Hier kommen heute The Unity zum Zuge. Die bereits beachtliche Schlange vor dem Einlass zeugt von der Beliebtheit der Band um Ex-Gamma Ray Henjo Richter und Michael Ehré. Melodischer Metal mit Hardrock Elementen wird von dem Sextett dargeboten und das überzeugt. So ist der Baltic Ballroom gut gefüllt, als Songs wie Last Betrayal, No Hero oder No More Lies von Sänger Gianba Manetti angestimmt werden. Haare schütteln, Fäuste zur Hallendecke – so geht es durch den frühen Nachmittag.

Maximum Metal Stage

Nach der amüsanten Autogrammstunde mit Armored Saint, immerhin seit Anfang der Achtziger im Geschäft, sind Night Demon im großen Zelt. Die derzeit omnipräsenten Kalifornier setzen ihren Weg konsequent fort. Sie bespielen alles, was geht und sind derzeit auf jedem Festival zu finden. Auch als Vorband von Accept waren sie dieses Jahr unterwegs und bringen den guten alten Metal im Sinne der frühen Priest, Maiden oder Metallica unter die Leute. Da machen drei Mann glatt ´ne Fünferkombo wett. Welcome To The Night und Full Speed Ahead sind die ersten Songs des Sets, die von Leatherby, Squires und Anthony dargeboten werden.

Nun wird es etwas stressig. Ich will unbedingt von Rhapsody Of Fire und auch Kadavar ein Autogramm erhaschen und dann auch die für die verhinderten Cyhra eingesprungenen Nailed To Obscurity sehen. Die Änderung hatten wir bereits im Vorfeld gelesen und auf der Herfahrt lief als Einstimmung mal die letzte CD der Jungs. So haben wir schon mal in die Songs der Ostfriesen aus Esens reingehört und was soll ich sagen, das hört sich doch sehr gut an.
Die Schlange bei Rhapsody Of Fire ist kürzer als erwartet, sodass ich noch rechtzeitig in den

Baltic Ballroom

komme, um die Anfänge von Leaves‘ Eyes mitzuverfolgen. Das machen sie auch mit der gesamten Wikinger Mannschaft des vorherigen Vortrages. So stehen rechts und links sechs voll ausgestattete Wikinger und schauen düster aus der Wäsche. Ob das an der Musik liegen mag? Das symphonische Metal um Sängerin Elina Siirala und Bandoberhaupt Alexander Krull wird von vielen immer noch in Verbindung mit Liv Christine gebracht, obwohl mit Elina eine würdige Nachfolgerin auf der Bühne steht. Gerade deshalb sollen die Songs der aktuellen CD Sign Of The Dragonhead alle überzeugen. Das klappt über weite Strecken und so kann auch hier der Auftritt als erfolgreich gewertet werden.

Schnell zurück, da die Schlange vor dem Meet & Greet Stand bei Kadavar sehr lang ist. Ich schaffe es aber und bin dann zum Auftritt von Nailed To Obscurity im Graben vor der

Maximum Metal Stage.

Mit King Delusion geht es los. Der melodische Death-Doom Metal schlägt sofort ein. Die Bühne, das Licht und die Musiker passen gut zusammen. Und so entwickelt sich ein gelungener Auftritt. Raimund Ennenga, voller Inbrunst, zieht die Zuschauer in seinen Bann. Nach Protean kommt Black Frost, ein neuer Track von der im Januar 2019 neu erscheinenden gleichnamigen CD. Für mich überwiegen die doomigen Ansätze, weshalb mir das, was da auf der Bühne gemacht wird, ausgesprochen gut gefällt.

Ältere Sachen wie Sealed oder Mythomania gefallen auch gut, obwohl da die Death Einflüsse noch etwas deutlicher zutage treten. Das war mehr als nur ein guter Ersatz. Schade, dass die Jungs nicht auch die Autogrammstunde übernehmen konnten. Die hätte ich gern mal persönlich getroffen.

Baltic Ballroom

Nun aber zu Rhapsody Of Fire. Bereits im Frühjahr habe ich Rhapsody mit der Farewell Show in Hamburg gesehen. Nun also, nach den ganzen Namensquerelen, Rhapsody Of Fire mit Giacomo Voli am Mikro, Alex Staropoli an den Tasten, Manu Lotter an den Drums, Alessandro Sala am Bass und Roby De Micheli an der Gitarre. Es fetzt gleich los mit Distant Sky und Dargor, Shadowlord Of The Black Mountain. Gut bei Stimme, spielfreudig und voller Elan geht es weiter. Da hat sich das Metal Hammer Paradise eine gute Epic Symphonic Band geholt, die alle zufriedenstellt. Natürlich fehlt Emeral Sword und auch When Demons Awake nicht.

Maximum Metal Stage

Hier sind jetzt die Amerikaner von Armored Saint dran. Wer kennt die Alben March Of The Saint oder Symbol Of Salvation nicht. Sie waren die Aushängeschilder des amerikanischen Metals der frühen Achtziger und Neunziger. Immerhin sind von der Urbesetzung immer noch die Gründungsmitglieder Joey Vera und John Bush sowie die Brüder Gonzo und Phil E Sandoval dabei. Also stehen hier über 30 Jahre Musikgeschichte auf der Bühne und das, obwohl es eine Auflösung von guten acht Jahren gab. Das letzte Album liegt drei Jahre zurück und daraus gibt es nur ein Stück zu hören. Mit March Of The Saint geht es aber los und ich fühle mich um Jahre zurückversetzt. Da wird es gleich etwas sentimental. Es wird nur ein Stück der letzten CD Win Hands Down gespielt, ansonsten sind es vor allem Sachen von Symbol Of Salvation, March Of The Saint und Delirious Nomad. Nostalgie pur. Nun kommt die Moderne. Ab in den

Baltic Ballroom,

in dem die Berliner Dreierkombo von Kadavar beim Soundcheck schon mal andeuted, was gleich kommt. Vorher habe ich noch vom guten Axel Rudi Pell meine letzte CD signieren lassen. Damit ist meine Autogrammjagd für heute beendet.

Kadavar erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Das mag an der Retrowelle liegen, die hier hervorragend dargeboten wird. Drummer Tiger wird wie immer von hinten mit zwei Ventilatoren gekühlt. Dadurch wehen natürlich seine Haare effektvoll nach vorn. Dem kraftvollen Sound macht das aber nichts aus. Bassist Simon „Dragon” Bouteloup liefert auf den Punkt knallharte Saitentöne und Gitarrist Lupus Lindemann holt aus seiner Gitarre die wildesten Töne raus. Psychedelisch, doomig, rockig – alles, was da in den siebziger Jahren so vorkam, wird hier implementiert und das in einem modernen Gewand. Skeleton Blues legt los und zeigt an, was hier über eine Stunde auf die Zuhörer niederprasseln wird. Verzerrte Gitarre, Rückkoppelungen, kraftvoll hämmernder Bass und ebenso fette Drums. Weitere Songs sind Vampires, Doomsday Machine oder The Old Man. Vieles stammt von der aktuellen CD Rough Times und wurde auch im Vorprogramm der Ozzy Show in Oberhausen gebracht. Hier wirkt es mehr, denn durch den kleineren Raum entlädt sich die Musik besser. Absoluter Hingucker ist Tiger, der so richtig abgeht hinter seinem Kit.

Nach diesem Gewitter darf Axel Rudi Pell für gemäßigtere Songs auf der

Maximum Metal Stage

sorgen. Das, was da jetzt kommt, durften wir bereits das eine oder andere Mal bewundern. Ein immer gleich aussehender, weißblonder Gitarrist, der schon bei The Medievil Overture und The Wild And The Young auf seiner Gitarre wunderbare Soli abliefert. Dazu eine Begleitband, bei der Keyboarder Ferdy Doernberg mit seinem seitlich wegkippenden Tasteninstrument immer mal wieder für Einlagen sorgt und auch stimmlich unterstützt. Dann Drummer Bobby Rondenelli, der fast gänzlich hinter der Schießbude verschwindet und Bassist Volker Krawczak, der mit Axel zusammen für gute Posen sorgt. Nicht zu vergessen Sänger Johnny Gioeli, der die typische Axel Rudi Pell Stücke Stimme hat. Nun kann man sagen, was man will, dem einen ist das alles zu langweilig, weil eigentlich immer alles gleich ist, dem anderen, und das ist die Masse, gefällt der melodische Hardrock gut. Immerhin hat die Band bereits 17 Studioalben und einige Livescheiben abgeliefert. Auch die fünf Balladen-CDs erfreuen sich, oftmals bei den Damen, großer Beliebtheit. So ist dann bereits der fünfte Song Oceans Of Time eben eine solche Ballade. Da auch heute die Slots der Hauptacts länger werden, bleibt mehr Zeit zum Verweilen und um die Bühnen zu wechseln.

Baltic Ballroom

Jetzt treten die von mir mit Spannung erwarteten Tiamat auf. Johan Edlund und seine Schweden standen recht weit oben auf meiner Liste, der noch zu sehenden Bands. Schon zu Wildhoney, The Astral Sleep oder A Deeper Kind Of Slumber Zeiten war ich von den Songs begeistert. In den Neunzigern hat mir diese Art schon sehr gefallen. Ich glaube, da kommt auch die Begeisterung für Doom Metal her. Das hat sich dann geändert, als es eine stilistische Weiterentwicklung gab. Aber nun heute darf ich sie sehen. In A Dream von Clouds fängt an. Edlund mit Hut und Pink Floyd T-Shirt lässt hier noch die mehr Black Metal-lastigen Klänge raus. Auch Clouds geht in die gleiche Richtung. Begleitet wird Johan Edlund von Bassmann Anders Iwers, Gitarristen Roger Öjersson, der den typischen Sound produziert, und Schlagzeuger Lars Sköld. Natürlich kommen auch die Wildhoney Songs zum Zuge. So dürfen sich die Anhänger über Whatever That Hurts, Gaia oder auch The Ar freuen. Schade, dass ich nicht bis zum Ende bleiben kann, aber Hammerfall ist der Headliner des Abends auf der

Maximum Metal Stage

Und da muss ich ja noch hin. Die legen heute ihren 106. Auftritt der aktuellen Tour hin. Das ist schon eine Menge, aber von Abnutzungserscheinungen keine Spur. Hector‘s Hymn eröffnet den bunten Reigen. Es geht gleich weiter mit Riders Of The Storm und Renegade. Das Zelt ist entsprechend voll und die Stimmung gut. Da wird der Auftritt voll abgefeiert und somit ist das ein mehr als nur würdiger Abschluss. Das weiß auch Joacim Cans, der das Metal Hammer Paradise auffordert, zu klatschen oder auch zu singen. Oscar Dronjak und Pontos Norgren liefern sich geile Duelle an der Gitarre und der Rest der Band liefert das fette Gerüst. Die Klänge von Deathrone And Defy, Blood Bound und Any Means Necessary begleiten uns dann zum Parkplatz. Leider ist es schon so spät und ich darf morgen früh um acht arbeiten. Die Rückfahrt ist bei Dunkelheit immer nicht so schnell, da hier in Schleswig-Holstein die Rehlein gern mal mit den Autos liebäugeln. Das wollen wir verhindern. Außerdem ist es kalt und leichter Reif könnte die Straßen glatt machen.

Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass nur eine Band von der Riff Alm Bühne im Bericht auftaucht. Immerhin haben da die Metal Hammer Contest Gewinner Exa, dann Elvellon, Monolord, Bloodred Hourglass, Sun Of The Sleepless, Portrait und Bullet gespielt. Aber aus zeittechnischen Gründen hat das nicht gepasst. Das ist schade, denn auch die hätten es verdient. Aber irgendwo müssen Abstriche gemacht werden. Dafür ist der Zeitplan einfach zu knapp bemessen.

Rahmenprogramm

Zwischenzeitlich findet dann noch der Schlagzeug Workshop mit Michel Ehré statt und auch die Lesung von Till Burgwächter ist gut besucht. Wir haben aus dem angrenzenden Restaurant davon einen guten Eindruck gewonnen, ohne selbst direkt dabei gewesen zu sein. Auch heute gab es wieder diverse Autogrammstunden. Unter anderem dabei: Armored Saint, Primal Fear, Rhapsody Of Fire, Kadavar oder auch Axel Rudi Pell.

Fazit

Für uns das zweite Metal Hammer Paradise. Dieses schon fast familiäre, kleine Festival bietet gute Bands, eine gute Location und eine recht friedliche Atmosphäre. Auch dieses Jahr hätte das Rahmenprogramm etwas anders ausfallen können. Nicht die Workshops oder die Bowling Runde, sondern der Anteil an Verkaufsständen. Vielleicht wie beim Plage Noire mit einem zusätzlichen Zelt? Der zeitliche Rahmen ist eng getaktet und ab und an wünsche ich mir etwas mehr Spielraum. Die Riff Alm wird dadurch schon arg vernachlässigt. Auch die Nähe zur Ostsee, der Badespaß und die Appartements machen dieses Festival attraktiv. Die Menge und Klasse der Bands ist ausgewogen. Verbessert hat sich die Warterei vor dem Baltic Ballroom, das ist abgestellt worden, sodass rechtzeitig der Zugang ermöglicht wird.

Die Autogrammstunden sind klasse und erfreuen in diesem Fall nicht nur mich, sondern den Fan. Lobend sei die Security zu erwähnen, die für die Sicherheit aller da waren. Aber auch hier gab es keinen Stress, sodass sie einen ruhigen Job hatten. Auch der Presse wurden keine Steine in den Weg gelegt, sodass wir unsere Arbeit machen konnten. Vielleicht kann über den Zugang zum VIP-Bereich nachgedacht werden, da hier auch gute Fotomöglichkeiten wären. Über einen Pressebereich könnte nachgedacht werden, denn es gab nichts, um mal in Ruhe zu schreiben oder Bilder zu sichten. Da kann sich der Metal Hammer noch an anderen Festivals etwas abschauen. Die Raucherei im Innenbereich sollte dringendst unterbunden werden, da auch viele Kinder auf dem Festival anzutreffen sind.

Musikalische Highlights: Nailed To Obscurity, Tiamat, Night Flight Orchestra, Hammerfall, Skull Fist.