Serenity – Codex Atlanticus

“Hat meine Erwartungen leider nicht erfüllt“

Artist: Serenity

Herkunft: Österreich, Italien, Deutschland

Album: Codex Atlanticus

Spiellänge: 52:32 Minuten

Genre: Symphonic Metal

Release: 29.01.2016

Label: Napalm Records

Link: https://www.facebook.com/serenityaustria und http://www.serenity-band.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Georg Neuhauser
Gitarre und Backgroundgesang – Cris Hermsdörfer
Bassgitarre und Gesang – Fabio D’Amore
Schlagzeug und Backgroundgesang – Andreas Schipflinger

Tracklist:

  1. Codex Atlanticus
  2. Follow Me
  3. Sprouts Of Terror
  4. Iniquity
  5. Reason
  6. My Final Chapter
  7. Caught In A Myth
  8. Fate Of Light
  9. The Perfect Woman
  10. Spirit In The Flesh
  11. The Order

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Bereits seit dem Jahr 2004 gibt es die Band Serenity, wobei von der Originalbesetzung nur noch Georg Neuhauser und Andreas Schipflinger übriggeblieben sind. Anfang des Jahres 2005 erschien die erste EP Engraved Within, mit der die Österreicher auf sich aufmerksam machten. Danach veröffentlichten Serenity in schöner Regelmäßigkeit vier weitere Alben, auf denen sie sich meiner Meinung nach jedes Mal in ihren musikalischen Leistungen steigern konnten. Auf dem letzten Album War Of Ages aus 2013 hatte man sich dann am Mikrophon mit Clémentine Delauney personell verstärkt und diese als zusätzliches Bandmitglied begrüßt. Diese Zusammenarbeit ist zwar schon wieder beendet, allerdings gibt es auf dem am 29.01.2016 erscheinenden fünften Album Codex Atlanticus auch weibliche Stimmen zu hören. Als Gastsängerinnen konnte man u. a. Amanda Somerville und Natascha Koch gewinnen, wobei ich zugegebenermaßen nicht genau zuordnen kann, wer wann singt. Und auch Fabio D’Amore zupft nicht nur die dicken Saiten, sein Gesangsvermögen wird hier ebenfalls unter Beweis gestellt.

Mächtig bombastisch, symphonisch und an einen Soundtrack erinnernd (mir schießt da gleich 1492 – Conquest Of Paradise ins Hirn) geht es mit dem Titelstück Codex Atlanticus los. Beim folgenden Follow Me, zu dem gerade das Video veröffentlicht wurde, schaffen es Serenity dann, ein sehr gutes Verhältnis zwischen symphonischen und Metal-Elementen herzustellen. Ein klasse Uptempo-Stück, bei dem die Gitarren richtig schön vor sich hin brezeln und Georg Neuhauser gleich mal zeigt, dass er zu den besseren Sängern gehört.

Der dritte Track Sprouts Of Terror hat mich dann gleich mal vom Hocker gehauen. Mit Hochgeschwindigkeit und sehr geilen Riffs startet der Song fast schon trashig, der raue Gesang dürfte von Fabio D’Amore stammen. Sehr schön gesetzte Tempowechsel, die einem auch mal eine Atempause gönnen, und auch hier überwiegend ein richtig gutes Verhältnis zwischen krassen Riffs, einem gnadenlos vorantreibenden Schlagzeugspiel und orchestralen Elementen. Auch die Basssaiten dürften hier mächtig geglüht haben. 😀

An meine Kindheit musste ich zu Beginn von Iniquity denken, der Song wird nämlich durch ein Xylophon eingeleitet, bevor Cris Hermsdörfer dann mit einem sehr schönen Gitarrenspiel einsteigt. Mächtig episch wird es mit dem großen Orchester und Chor. Hier ist dann fast schon Mitschunkeln angesagt, und auch für Songs wie diesen liebe ich Serenity. Der Refrain hat sich jedenfalls mit Widerhaken in den Gehörgängen festgesetzt, und wie dieser zum Schluss des Songs hin vom Chor aufgenommen wird, ist schon eine gelungene Aktion.

Das waren jetzt die drei Songs, die mich richtig begeistern konnten. Ab hier fängt es dann schon leicht an abzufallen. Der Uptempo-Song Reason ist relativ beliebig, es folgt mit My Final Chapter die obligatorische Ballade, die zwar mit einem schönen Solo aufwarten kann, bei der mir aber die symphonischen Elemente etwas zu sehr im Vordergrund stehen. Der Anfang von Caught In A Myth mit dem tackernden Keyboard und den sich steigernden orchestralen Elementen verspricht zwar ziemlich viel, aber der Spannungsbogen fällt dann auch ziemlich schnell in sich zusammen. Ein netter Midtempo-Song, nicht mehr und nicht weniger. Mit Fate Of Light ziehen Serenity das Tempo zwar wieder an, und der Kontrast zwischen symphonischen und metallischen Elementen ist zwar richtig gut gelungen, der Refrain ist mir dann aber definitiv zu poppig. Sehr arg wird es bei The Perfect Woman. Eher balladesk gehalten, wird man hier an die guten alten Zeiten erinnert, als Meat Loaf noch richtig tolle Songs veröffentlicht hat und man seine Alben auch als Musical auf die Bühne hätte bringen können. Der sehr schöne Frauengesang trägt zu diesem Eindruck natürlich auch bei. Ich denke mal, Serenity waren sich bewusst, dass diese Vergleiche kommen würden, aber der Mut, diesen Song trotzdem (oder gerade deswegen) herauszubringen, wird in meinen Ohren nicht belohnt. Zu den beiden letzten Songs Spirit In The Flesh und The Order habe ich dann auf meinem Zettel nicht mehr stehen, als „Mid-/Uptempo“. Auch diesen Liedern habe ich mehrere Hördurchläufe gegönnt, um noch irgendetwas Bemerkenswertes zu finden, das hängen bleibt, aber da gibt es leider nichts. Doch, etwas habe ich gefunden: Bei Spirit In The Flesh klingt es an einigen Stellen so, als ob Tobias Sammet (Edguy, Avantasia) auch seinen Sangesbeitrag leisten durfte. Schon schade, dass das das Einzige ist, was hier noch erwähnenswert ist (wenn es das denn überhaupt ist).

Fazit: Ich habe Serenity im Jahr 2009 mit dem Song Velatum kennengelernt, der für mich immer noch der Über-Song der Band schlechthin ist. Als Support für Kamelot im Jahr 2009 haben die Männer das Publikum und mich schon so begeistert, dass sie als damals in Deutschland noch relativ unbekannte Band schon mit "Zugabe"-Rufen bombardiert wurden und fast nicht von der Bühne gelassen wurden. Insbesondere Georg Neuhauser hat mich damals mächtig beeindruckt, denn er hat auch live eine richtig tolle Stimme, die sich watteweich in die Gehörgänge schmiegt. Die Stimme ist geblieben, aber leider muss ich sagen, dass mich das neue Album doch ziemlich enttäuscht zurückgelassen hat. Die erste Hälfte noch richtig frisch, unverbraucht und mitreißend, aber spätestens ab der Ballade fällt die Qualität dann ab, es wird sehr beliebig, austauschbar und glattpoliert. Meine Anspieltipps sind schon in meine Playliste gewandert, über alles andere breite ich mal den Mantel des Schweigens.

Anspieltipps: Follow Me, Sprouts Of Terror und Iniquity
Heike L.
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