Artist: Soulbound
Herkunft: Bielefeld, Deutschland
Album: ObsYdian
Spiellänge: 41:07 Minuten
Genre: Industrial Metal
Release: 26.07.2024
Label: Metalville
Link: www.soulbound.de
Bandmitglieder:
Gesang – Johnny Stecker
Gitarre – Felix Klemisch
Bass – Jonas Langer
Schlagzeug – Mario Krause
Synthesizer – Patrick Winzler
Tracklist:
- obsYdian
- Burn
- Insane
- Forever In The dark
- Saint Sinner
- Lioness
- Isolate
- Heartless
- Paralyzed
- Remain [Part 1]
- Remain [Part 2]
Meine erste Begegnung mit Soulbound war als Vorgruppe von Erdling. Wir hatten keine Ahnung, was die Truppe für Musik macht, und standen dann etwas überrascht und sehr geflasht vor der Bühne. Zum einen waren es natürlich der Sound und die Songs, die uns mitzogen, aber auch die Art der Band, die Spielfreude und die Fannähe. Kurz darauf waren sie auf einem Festival und trotz der Mittagshitze war für uns klar, dass wir das noch mal live sehen müssen. Auch hier war der Auftritt einfach nur gut.
Die Band erklärte sich bei ihrer Autogrammstunde bereit, sich später mit mir zu treffen, um mir die Möglichkeit zu geben, CDs zu kaufen (es gab keinen Merchstand) und sie kamen tatsächlich zum Treffpunkt, und zwar alle gemeinsam und signierten mir meine Käufe. Das fand ich super beeindruckend und habe natürlich sämtliche CDs geshoppt. Seit diesem Tag laufen sie täglich im Auto rauf und runter und manchmal möchte ich es in die Welt schreien: „Hört euch das an! Das muss man einfach erlebt haben!!!“
Und jetzt darf ich das Review zum neuen Album schreiben. Ob ich mich freue? Und ob ich mich freue! Die beiden bereits veröffentlichten Songs Saint Sinner und Insane lassen Gutes erwarten. Und dass die erste Fanbox innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war, gibt der Band und ihrer vielen Social-Media-Arbeit absolut Recht.
Das Cover des neuen Werks ist schlicht gehalten. Was IHR dort seht, ist eine Art dreieckiges Portal, wie man es aus Science-Fiction-Filmen kennt. Es steht inmitten von Wasser auf ein paar Felsen. Was ich sehe, ist ein Dildo auf ein paar Steinen, was zweifellos daran liegt, dass die Band das Cover am ersten April etwas abgewandelt präsentiert hatte und mein Gehirn das immer wieder hervorkramt. Danke Soulbound! 😀
Und jetzt ist Schluss mit den ganzen Lorbeeren und wir starten mit dem ersten Song, welcher auch direkt der Namensgeber ObsYdian ist. Das instrumentale Stück ist okay und baut nach und nach kraftvoll an Spannung auf. Es fühlt sich ein bisschen wie die Einleitung zu einem Kinofilm an, reißt mich jetzt aber nicht von der Couch. Netter 1:44-Minuten-Opener. Kann man machen, brauch ich aber nicht zwingend.
Die ersten 18 Sekunden von Burn spiele ich direkt dreimal ab und diese Einleitung des Songs lässt mich immer wieder verwirrt zurück. Dann aber knallt der Track los und genau das wollte ich hören! Der typische Soulbound-Sound ballert mir entgegen und lässt mich zufrieden zurück. Ich mag die Abwechslung, die sie in ihren Songs geschickt verpacken. Ob volle Power oder totale Entschleunigung, eins greift ins andere über, ergänzt sich, reißt mit und ob Klargesang oder Growl, ob Geschrei oder ruhige Parts: Alles ist ein großes Ganzes und gefällt mir super.
Es folgt das bereits veröffentlichte Insane. Mit dem kraftvollen Song setzen sie ein klares Zeichen für mehr Verständnis für psychische Erkrankungen. Unter dem YouTube-Video findet man dazu auch ein Statement der Band und wieder einmal bin ich positiv von der großen Empathie der Jungs beeindruckt.
Forever In The Dark ist minimal ruhiger, mit mehr elektrischen Einflüssen, vielleicht auch tanzbarer, aber nicht weniger kraftvoll. Ich mag es sehr, wie gut schon in den ersten Songs die große Bandbreite von Sänger Johnnys Stimme zum Ausdruck kommt.
Der zweite bereits veröffentlichte Song ist Saint Sinner und dieser läuft hier seit gut einem Monat ebenfalls rauf und runter. Er ist mega kraftvoll und spiegelt sehr gut das wider, was mir bei Soulbound so gut gefällt. Von düster zu tanzbar, von Wahnsinn zu ruhigen Phasen, von Elektro zu brachialem Metal: geil! Wenn man sich dann noch das wirklich gut produzierte Video anschaut, macht das einfach nur Laune.
Lioness beginnt mit mysteriösen Klängen, so, als würde jetzt gleich eine Geschichte folgen. Und tatsächlich bleibt der Song recht ruhig und der Gesang ist so klar im Vordergrund platziert, dass man jedes Wort gut verstehen kann. Ich finde das an dieser Stelle des Albums einen super Break, um nicht auf einer Schiene festzustecken. Der Song ist keine Ballade, aber vom Stil komplett anders als das bisher Gehörte und mir gefällt, dass sie sich hier nicht auf dem für-gut-befundenen ausruhen, sondern zeigen, was sie noch so im Gepäck haben. Sie bleiben auf rockigem Level, mit kurzen Ausbrüchen, die fast poppig werden.
Isolate beginnt ebenso ruhig und als ich grad denke, das brauch ich jetzt aber auch nicht durchgängig mit der Entschleunigung, da ballert der Song bei Sekunde 20 aus dem Nichts los und reißt mich mit. Es schreit mir entgegen, bauscht sich auf, gipfelt irgendwann und fühlt sich an wie ein Befreiungsschlag. Nach dem abrupten Ende sitze ich erst mal nur da und muss mich sammeln. Ich höre ihn noch mal über Kopfhörer, mit geschlossenen Augen und tauche so tief ein, dass eine Gänsehaut die nächste jagt. Ich liebe es, was Musik möglich macht.
Heartless startet dann wirklich als wunderschöne Ballade, mystisch-pompös, mit klarem, ergreifendem Gesang und ich bin fast etwas entrüstet, als diese wundervolle Stimmung durch einen kraftvolleren Part unterbrochen wird. Im Nachhinein ist es als großes Ganzes dann doch okay und es wäre ja schließlich auch nicht Soulbound, wenn der Song ohne jegliche abwechslungsreiche Ausbrüche durchlaufen würde. Auch das kraftvolle Finale beeindruckt mich.
Paralyzed liefert dann genau das, was man erwartet, wenn man die anderen Alben bereits kennt. Zackig voran mit dem typischen Sound und auch die Gesangsparts haben den liebgewonnenen Wechsel zwischen Growl, Klargesang und rockigem Singsang. Dazu das wütende Shouten und zack, ist das Fangirl glücklich.
Nun bleiben uns nur noch Remain Part I und II. Ich bin gespannt, was uns erwartet. Part I ist ein rockiges Stück, das zum Ende noch etwas an Härte zulegt, aber nicht völlig eskaliert. Part II ist mit knapp sieben Minuten als Rausschmeißer der längste Track auf dem Album. Es ist ein Stück weit balladig, baut sich aber immer weiter auf, wird pompös und kraftvoll. Es ist schön. Es ist nichts zum Tanzen oder Feiern. Eher zum Innehalten und Genießen. Für das Ende des Albums ein schöner Abschluss, der noch mal die vielen Facetten der Jungs aus Bielefeld spiegelt.