Event: Alarm! Revival Pt. 2 | 40 Years Of Thrashing Madness
Band: Messiah
Vorbands: Total Annihilation, Boundless Chaos
Ort: Club Seilerstraße Zwickau, Seilerstraße 1B, 09056 Zwickau
Datum: 16.11.2024
Zuschauer: ca. 250
Genre: Death Metal, Thrash Metal
Links:
https://www.messiah-thrashingmadness.ch/
http://www.facebook.com/Total.Annihilation.thrash
https://www.facebook.com/BoundlessChaos/
https://www.club-seilerstrasse.com/
Nachdem im letzten Jahr das erste Alarm!-Revival ein schöner Erfolg war, folgt heut eine zweite Auflage der Veranstaltung, um der lokalen berühmten Venue Tribut zu zollen. Wie auch schon im Vorjahr wird auch heute Metalgeschichte gefeiert, denn Bogo von Roland Ritter Kulturproduktionen schickt die Deaththrash-Legende Messiah ins Rennen, die derzeit auf ihrer 40 Years Of Thrashing Madness-Tour unterwegs ist. Heute mit an Bord: Die gleichfalls aus der Schweiz stammenden Thrashheads Total Annihilation, welche die ursprünglich geplanten, aber leider krankheitsbedingt ausgefallenen Deather Requiem kurzfristig ersetzen. Als zusätzliches Anheizkommando fungieren die Vogtländer Boundless Chaos.
Wie schon im letzten Jahr begrüßt mich über dem Eingang das alte Schild des Club-Alarm und dieses Signet verursacht zusätzlich zur akuten Vorfreude auf die Shows wieder ein gewisses Quäntchen Gänsehaut. Heute ist es nicht so kalt wie 2023 zum Revivalevent und die Zeit bis Open Doors vergeht wie im Flug. Pünktlich öffnet uns Bogo persönlich die Tür und begrüßt die wartenden Gäste. Die Stunde bis zum Startschuss vertreibe ich mir wie immer bei einem ersten Kaltgetränk und dem Inspizieren der Merchtische sowie Gesprächen mit alten Bekannten, die heute doch in größerer Zahl erschienen sind.
21:00 Uhr. Stagetime für das Reichenbacher Quintett Boundless Chaos. Leider kenne ich von den Jungs bislang noch kein einziges Riff, obwohl bereits zwei Splits, ein Minialbum und erst im Januar dieses Jahres eine Studio-LP auf die Bangerschaft losgelassen wurde. Um es mal vorwegzunehmen: Die Schwarzscheibe steht nach diesem Abend definitiv auf meiner Wunschliste. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber sicherlich eine Dreiviertelstunde lang geben Erik Morawetz, der mir bereits von Slaughtered Existence bekannt ist, und seine Kollegen richtig Gas. Das ist eine fucking Oldschool-Show und ich bin immer wieder glücklich und dankbar, dass vergleichsweise junge Metalheads diesen alten Spirit immer noch zelebrieren und in eine neue Zeit weitertragen. Jungmetaller und Graubärte feiern die Band gleichermaßen stark ab, es ist nur manchmal etwas schade, dass viele sich nicht so recht trauen, gleich von Anfang an Plätze direkt vor der Bühne zu beziehen. Leute, von hinten nach vorn auffüllen hat auf einem Konzert keine Gültigkeit. Ich hoffe sehr, dass ich Boundless Chaos bald mal wieder sehen kann, hier darf man noch Großes erwarten!
Von den Eidgenossen Total Annihilation habe ich leider nur die letzte Platte im Regal, aber ganz offensichtlich sind die Schweizer absolut in der Lage, die Qualität ihrer Alben auch auf die Bühne zu transportieren. Vielleicht sogar noch eine Klasse geiler! Egal, ob Hochgeschwindigkeitsnummern wie Falling Fast oder beinahe doomlastige Parts in manchen Titeln, ich kann permanent positive Parallelen zur Platte ziehen, entdecke natürlich auch eine Menge gutes, dass definitiv für den Livegenuss spricht. Ich sehe eine Menge Oldschool-Thrasher, die heute genau wie ich selbst ihre helle Freude an dem Dargebotenen haben. Köpfe werden zu dutzenden geschüttelt, auch genügend ohne üppiges Haupthaar. Hier zählt ganz klar der Spirit. Zu pfeilschnellen Gitarrenläufen und aggressivem Drumming entsteht sogar auch einige Male ein feiner Moshpit. Da die Schweiz zumindest in Teilen deutschsprachig ist, läuft hier klar eine grandiose Teutonenthrashparty alter Schule. Ich könnte kaum glücklicher sein.
Da sich alle Bands das Drumset von Messiah teilen, fällt dieser Part beim Check schon mal weg und für die Umbaupause kann so mehr Zeit für die individuellen Instrumentenjustierungen aufgewendet werden. Das Intro vom Band macht zwar erst ein paar Sperenzchen, doch als auch das endlich klappt, fährt die Bühnenbeleuchtung in den Konzertmodus, alte Kirchengesänge ertönen und Marcus Seebach schwingt seinen mächtigen aus stählerner Kette geschweißten Mikrofonständer, während er dem Publikum bedrohliche Songfragmemte entgegenfeuert. Dazu rifft das gelockte Ur-Monster Brögi wie ein junger Gitarrengott, als gäbe es kein Morgen mehr. Bass und Schlagzeug fahren eine Attacke nach der nächsten, wie auf schweren Panzerketten. Wer hätte gedacht, dass man nach all den Jahren noch so dermaßen steil gehen kann? Am meisten weint mein inneres Ich vor Freude über diese göttliche Setlistzusammenstellung. Hier sind von den Klassikern der Hymns To Abramelin bis hin zu den feinsten Titeln des neuesten Opus Christus Hypercubus echt nur die Diamanten sämtlicher Messiah’schen Schaffensphasen vertreten. Besonders geil finde ich, dass es Centipede Bite, mein absoluter Liebling der neuesten Langrille, in die Titelauswahl des heutigen Abends geschafft hat. Jedes Stück wird dermaßen tight gezockt, dass einem die Ohren klingeln – im positiven Sinne. Zudem ist im Vergleich zum Auftritt der Schweizer auf dem Chronical Moshers Open Air 2023 in meinen Ohren dieser Gig absolut grandios abgemischt und selbst mit dem Licht zieht man gut vom Leder und weiß starke Akzente zu setzen. Nach einem äußerst großzügig bemessenen Zugabenteil endet dann dieser extrem denkwürdige Abend und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass jeder, der heute geschwänzt hat, etwas verpasst hat. Bitte beißt euch jetzt selbst in den Arsch!
Vielen Dank an alle drei Bands, das gesamte Clubteam und den lokalen sowie den Tourveranstalter – es war mir ein inneres Blumenpflücken. Wir sehen uns wieder!